Akute Mittelohrentzündungen (Otitis media acuta)

Grundlagen

Vor allem kleine Kinder quengeln oft, ohne dass man feststellen kann, was wirklich fehlt. Dann weinen sie, hängen ständig am Rockzipfel und wollen ständig Aufmerksamkeit. Die Ursachen für so ein Verhalten sind sehr vielfältig. Von Hunger und schlechter Laune über Bauchschmerzen, Fieber oder Zahnschmerzen ist alles möglich. Früher oder später erkranken auch die meisten Kinder an einer akuten Mittelohrentzündung, Otitis media acuta im Fachbegriff.

Doch es ist gar nicht so einfach festzustellen, ob es wirklich die Ohren sind, oder ob einfach nur schlechte Laune den Tag vermiest. Deswegen muss man schon auf kleinste Krankheitszeichen Acht geben. So kann ein vermehrtes Spielen mit dem Ohr oder auch eine Rötung der Ohrmuschel darauf hinweisen, dass die Ohren schmerzen. Auch eine Einschränkung des Hörvermögens, oder ein betontes Liegen auf einem Ohr können auf eine Otitis media hinweisen.

Ursachen

Das Mittelohr ist ein Hohlraum zwischen Trommelfell und Innenohr, der mit Luft angefüllt ist. Es dient dazu um über die Gehörknöchelchen Schall vom Trommelfell in das Innenohr zu übertragen, wo sich das eigentliche Hörorgan befindet. Um eine ausreichende Belüftung zu garantieren, gibt es eine Verbindung in den Nasen-Rachen-Raum - die Eustachische Röhre. Über diese können auch im Mittelohr gebildete Flüssigkeiten abrinnen.

Eustachische Röhre als Erreger-Transporteur

Die Verbindung zwischen Ohr und Mund ist zwar wichtig, aber hat auch einen entscheidenden Nachteil. So können Keime aus dem Nasen-Rachen-Raum in das Mittelohr gelangen und dort eine Entzündung auslösen. Besonders gefährdet ist das Mittelohr natürlich beim Vorhandensein von viralen oder bakteriellen Infekten der oberen Luftwege, also bei typischen Erkältungen mit Schnupfen, Halsweh und Husten.

Begünstigende Faktoren

Einige Kinder erleiden besonders häufig eine akute Mittelohrentzündung. Neben anatomischen Abweichungen im Aufbau von Mittelohr und den Strukturen rundherum gibt es auch noch weitere begünstigende Faktoren. So können vergrößerte Rachenmandeln die Entstehung einer Mittelohrentzündung unterstützen, weil sie die Nasenatmung und damit auch die Belüftung des Mittelohres verschlechtern. Dadurch kommt es zur Ansammlung von Feuchtigkeit und Keime fühlen sich an warmen feuchten Orten besonders wohl.

Entzündung von außen

In seltenen Fällen können die Erreger auch von der Ohrmuschel aus, über ein nicht mehr intaktes Trommelfell in das Mittelohr gelangen. Dann spielt vor allem verschmutztes Badewasser oder eine mangelnde körperliche Hygiene eine Rolle bei der Entstehung der Otitis media acuta.

Symptome

Im Mittelohr kommt es durch die Entzündung zu einer Schwellung. Diese löst Schmerzen und ein Druckgefühl aus. Zudem wird die Weiterleitung des Schalls über die Gehörknöchelchen verhindert, was zu einer Schwerhörigkeit führt.

Plötzlicher Beginn und starke Schmerzen

Die Otitis media acuta setzt ganz plötzlich mit starken Ohrenschmerzen ein. Diese sind entweder nur auf einem Ohr, oder aber auf auch beiden Ohren in unterschiedlicher Intensität zu spüren. Begleitend tritt oft Fieber und manchmal auch ein pulsierendes Ohrgeräusch auf.

Schwerhörigkeit ist ein guter Hinweis

Eltern erkennen die akute Mittelohrentzündung vor allem dadurch, dass eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Schwerhörigkeit auftritt. Denn diese ist nahezu in allen Fällen nachweisbar und oft auch eindeutig wahrnehmbar.

Wenn die akute Mittelohrentzündung voranschreitet kann es auch zu einer Verletzung des Trommelfells kommen. Dadurch kommt es dann zum eitrigen Ausfluss aus dem Ohr, wonach Fieber und Schmerzen meistens innerhalb kürzester Zeit wieder zurück gehen.

Diagnose

Die Diagnose der Otitis media acuta erfolgt vor allem über die Anamnese und die Untersuchung des Ohrs mit einem Otoskop. Hier zeigt sich vor allem zu Beginn eine Rötung des Trommelfells. Im Verlauf werden dann die Gefäße immer besser sichtbar und es kommt zu einer Verdickung des Trommelfells.

Die Schwerhörigkeit quantifizieren

Zudem können manchmal noch weitere Tests gemacht werden, die vor allem feststellen wollen, ob eine Schwerhörigkeit vorhanden ist, und wie diese quantifiziert werden kann. Diese können dann auch frühzeitig eine Schädigung der Innenohr-Strukturen ausschließen, welche als Frühkomplikation auftreten kann.

Abstrich von sezernierten Gewebe

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, dass man einen Abstrich macht, wenn Eiter aus dem Ohr ausläuft, um festzustellen welcher Erreger die Mittelohrentzündung ausgelöst hat und wie dieser am besten bekämpft werden kann. Dies spielt vor allem dann eine Rolle, wenn die Mittelohrentzündung länger als eine Woche bestehen bleibt.

Therapie

Die Therapie der Otitis media hängt vor allem vom jeweiligen Stadium der Erkrankung ab. Oft erfolgt eine spontane Abheilung der Mittelohrentzündung.

Eustachische Röhre offen halten

Um die Ausbreitung des Keimes zu unterbinden und damit eine Mittelohrentzündung zu verhindern, kann man schon sehr frühzeitig abschwellende Nasentropfen verabreichen und eventuell auch mit Inhalation von Kamillendampf unterstützen.

Und auch wenn die Otitis media acuta schon aufgetreten ist, sollte man alles tun, um die Verbindung wieder zu öffnen, damit das Entzündungssekret abfließen kann und die Entzündung ausheilen kann. Zudem sollten natürlich auch die Schmerzen bekämpft werden.

Antibiotika-Gabe bei hartnäckiger Entzündung

Wenn innerhalb der ersten 36 bis 48 Stunden keine Besserung der Ohrenschmerzen eintritt, ist es sinnvoll ein Antibiotikum zu verabreichen. Dieses sollte für mindestens sieben bis zehn Tage eingenommen werden, damit die Abtötung der auslösenden Keime erreicht werden kann.

Paukenröhrchen bei wiederholten Mittelohrentzündungen

Kinder haben häufig wiederholt eine akute Mittelohrentzündung, die aber innerhalb weniger Tage wieder vorbei ist. Wenn diese aber mehrmals jährlich und über mehrere Jahre hinweg auftritt, oder immer besonders starke Entzündungen vorliegen, kann ein so genanntes Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt werden. Dieses ermöglicht dann die Belüftung des Mittelohrs und lässt die Flüssigkeit nach außen abrinnen.

Keine Ohrentropfen verabreichen

Die früher so beliebte Verabreichung von Ohrentropfen ist heute obsolet, wird also nicht mehr durchgeführt. Wie der Name schon sagt, findet die Entzündung im Mittelohr, also hinter dem Trommelfell statt. Meistens ist das Trommelfell noch intakt, weswegen die mit den Tropfen verabreichten Wirkstoffe überhaupt nicht an den Ort des Geschehens gelangen. Nur wenn es bereits zum eitrigen Ausfluss kommt, kann es sinnvoll sein, Ohrentropfen zu geben.

Prognose

Die Prognose ist sehr gut. Auch ohne großartige medikamentöse Therapie heilt die akute Mittelohrentzündung innerhalb weniger Tage ab, ohne dass Folgeschäden entstehen. Da diese aber trotzdem möglich sind, und vor allem bei längerer Dauer der Entzündung gehäuft vorkommen, ist eine ärztliche Abklärung auf jeden Fall sinnvoll.

Zudem können häufige Mittelohrentzündungen zu einer dauerhaften Verminderung des Hörvermögens führen. Deswegen sollten schon kleine Erkältungen gut behandelt werden, damit es überhaupt nicht zu den unangenehmen Ohrenschmerzen kommt.

Danilo Glisic

Danilo Glisic

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