Akutes Nierenversagen (Akute Niereninsuffizienz)

Grundlagen

Die Nieren gehören wohl zu den Organen, an die wir am wenigsten denken. Wir nehmen allerlei Nahrung und Giftstoffe zu uns, und denken überhaupt nicht daran, dass unsere Nieren einen Großteil der potentiell schädlichen Substanzen wieder ausscheiden müssen. Nebenbei regulieren die Nieren auch den Wasser- und Elektrolythaushalt und halten den Blutdruck stabil.

Erst bei einem akuten Nierenversagen oder bei einer chronischen Niereninsuffizienz fällt einem selbst auf, wie wichtig diese kleinen Organe sind. Bei der akuten Niereninsuffizient versagen die Nieren innerhalb weniger Stunden oder Tage komplett. Die gute Nachricht dabei ist, dass dies meist so gut behandelt werden kann, dass die Niere danach wieder einwandfrei funktioniert.

Ursachen

Die Ursachen der akuten Niereninsuffizienz können prinzipiell in drei Gruppen geteilt werden. Dazu gehören die prärenalen Ursachen, die außerhalb der Niere bestehen und sich auf deren Durchblutung auswirken, die renalen Ursachen, die direkt auf Erkrankungen der Niere zurückzuführen sind und die postrenalen Ursachen, die auf Störungen im Abflusssystem aus der Niere beruhen.

Prärenale Ursachen

Wenn die Niere nicht gut durchblutet ist, kann sie natürlich auch nicht funktionieren. So kann ein hoher Flüssigkeitsverlust durch Blutungen, Erbrechen, Durchfall oder großflächige Verbrennungen zu einer schlechten Nierendurchblutung und damit zum akuten Nierenversagen führen.

Aber auch ein zu niedriger Blutdruck, der Verschluss von Nierengefäßen oder bestimmte Medikamente, die auf die Wandspannung in den Nierengefäßen wirken, können eine akute Niereninsuffizienz auslösen.

Renale Ursachen

Hier kommt vor allem eine Entzündung der Niere in Frage, welche die Funktionsfähigkeit des Organs herabsetzt. Aber auch Medikamente oder Giftstoffe können die Niere zerstören, vor allem wenn sie in zu großen Mengen aufgenommen werden.

Bei Kindern liegt hinter der akuten Niereninsuffizienz meist das Gasser-Syndrom (hämolytisch-urämisches Syndrom). Hierbei kommt es nach einer Infektion zur Bildung von kleinen Blutpfropfen, die dann die Nierengefäße verstopfen und damit deren Funktion beeinträchtigen.

Postrenale Ursachen

Im Bereich der ableitenden Harnwege spielen vor allem Steine, Tumoren oder die Prostatavergrößerung eine große Rolle. All diese Ursachen engen den Harnleiter ein, wodurch der Urin in die Niere zurück gestaut wird.

Symptome

Bei der akuten Niereninsuffizienz hängt die Symptomatik sehr stark von der auslösenden Ursache ab. Mit geeigneten Testverfahren können jedoch trotzdem gewisse Parameter erhoben werden, die auf ein Nierenversagen hinweisen.

Symptome der Frühphase

In der so genannten Frühphase kommt es vor allem zu einer Verminderung der Urinausscheidung oder zu einer fehlenden Urinausscheidung. Da kein gesunder Mensch ein Protokoll über den eigenen Toilettengang führt, bleibt dies aber lange unentdeckt.

Offensichtlicher können hierbei die typischen Überwässerungszeichen sein. Dazu gehören zum Beispiel Wassereinlagerungen in Arme und Beine, in die Lunge oder in das Gehirn. Diese sind in vielen Fällen sehr leicht zu diagnostizieren.

In dieser Phase werden auch die so genannten Urämiesymptome der chronischen Niereninsuffizienz in mehr oder weniger starkem Umfang ausgebildet.

Übersicht über die Urämiesymptome

  • Allgemein: Schwäche, Wassereinlagerungen, Uringeruch
  • Herz/Kreislaufsystem: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen
  • Lunge: Wassereinlagerung, Lungenentzündung, Rippfellentzündung
  • Blut: Blutarmut, Gerinnungsstörung
  • Knochen: Knochenschmerzen, Neigung zu Knochenbrüchen
  • Verdauungstrakt: Magen-Darm-Grippe
  • Gehirn: Konzentrationsschwäche, Bewusstseinsstörung, Schmerzen
  • Hormonsystem: Potenzstörung, Zyklusstörung, Libidoverlust

Symptome in der Spätphase

In der Spätphase kommt es durch das vollkommene Versagen der Filterfunktion der Niere manchmal zu einer übermäßigen Harnausscheidung. Anstatt dass die gefilterte Flüssigkeit wieder in den Körper zurückgeführt wird, scheidet die Niere einfach alles aus. Dies führt natürlich innerhalb kürzester Zeit zu erheblichen Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt, was auch tödlich enden kann.

Diagnose

Zur Diagnose der akuten Niereninsuffizienz muss vor allem die Grunderkrankung richtig diagnostiziert werden. Dass es wirklich zu einer Schädigung der Niere gekommen ist, wird meistens nur herausgefunden, wenn explizit danach gesucht wird.

Genaue Bilanzierung von Ein- und Ausfuhr

Wenn eine mögliche Nierenschädigung vorliegt, muss sowohl die Flüssigkeitsaufnahme, so wie die Flüssigkeitsabnahme und das Körpergewicht genauestens aufgeschrieben und überprüft werden. So kann am effektivsten festgestellt werden, ob die Nieren noch funktionieren.

Blutuntersuchung ergeben weitere Hinweise

Weitere Hinweise kann man von der Blutuntersuchung gewinnen, bei der vor allem Harnstoff und Elektrolyte gemessen werden. Bei einer Störung der Nieren kommt es zu entsprechend erhöhten oder erniedrigten Werten.

Untersuchung des Urins

Naheliegend ist natürlich, dass auch das Produkt der Niere, der Urin, untersucht werden muss. Dabei wird zum Beispiel darauf geachtet, ob Zellen, die normalerweise nicht dort sein sollten, gefunden werden können. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Eiweiße oder auch weiße Blutkörperchen oder der Blutfarbstoff.

Zusätzlich wird auch gemessen, inwieweit der Urin konzentriert werden konnte oder nicht. Stark verdünnter Harn weist nämlich genau so auf eine Nierenschädigung hin, wie zu stark konzentrierter Harn.

Weitere Untersuchungen

Die Niere kann auch direkt untersucht werden. So kann über einen Ultraschall zum Beispiel festgestellt werden, ob die Nieren die richtige Größe und Konsistenz haben. Ein so genannter Farb-Doppler kann zudem noch überprüfen, ob die Niere gut durchblutet wird.

In einem Röntgenbild des Brustkorbs kann festgestellt werden, ob es bereits Wassereinlagerungen in die Lunge gibt.

Wenn man mit den anderen Untersuchungen nicht zweifelsfrei feststellen kann, wie es den Nieren geht, muss eine Nierenbiopsie gemacht werden. Dabei wird über eine Nadel ein kleines Stück der Niere entnommen, und in einem Labor untersucht.

Therapie

Bei der Therapie des akuten Nierenversagens steht die Behandlung der auslösenden Erkrankung im Vordergrund. Zudem sollten alle nierenschädigenden Substanzen sofort abgesetzt werden. Denn bei einem schon bestehenden Nierenschaden sind auch die geringsten Mengen an Nierengiften nicht akzeptabel.

Überwachung der Körperfunktionen

Neben der Bekämpfung der Grunderkrankung müssen vor allem die Körperfunktionen ständig überwacht werden. Dazu gehört nicht nur eine genaue Kontrolle der zugeführten und der abgegebenen Flüssigkeitsmengen, sondern auch die tägliche Urin- und Blutuntersuchung.

Diese geben dann auch genaue Informationen über die Lage der Elektrolyte, die bei Bedarf sofort korrigiert werden muss. Zur Regulierung des Wasserhaushaltes können auch so genannte Diuretika gegeben werden, welche entwässernd wirken.

Dosisanpassung aller Medikamente

Viele Medikamente werden über die Niere ausgeschieden. Wenn die Niere nicht mehr funktioniert oder nur im geringen Maße ihre Arbeit macht, dann muss natürlich auch die Dosis der gegebenen Medikamente verringert werden. Ansonsten hätte man einen zu hohen Wirkstoffspiegel im Blut und die Niere würde unnötig belastet werden.

Dialysetherapie

Diese wird bei der akuten Niereninsuffizienz oft sehr frühzeitig eingesetzt, weil sie meist nur vorrübergehend erforderlich ist. Dabei wird die Funktion der Niere von einer Maschine übernommen, die das Blut sozusagen wäscht. Schädliche Substanzen werden herausgefiltert und so die Flüssigkeits- und Elektrolytbilanz optimiert.

Prognose

Wenn das Nierenversagen im Rahmen eines so genannten Multiorganversagens auftritt, dann ist die Prognose sehr schlecht. Denn wenn dann auch noch die Nieren versagen, ist das ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Organismus nicht mehr lange durchhalten kann. In diesem Fall liegt die Sterblichkeit bei etwa 50%.

Wenn die Grunderkrankung, die zu den Nierenproblemen geführt hat, aber adäquat behandelt und geheilt werden kann, dann sind die Chancen gut, dass die Nieren wieder ihre normale Funktionalität erreichen werden. Dafür müssen diese natürlich auch entsprechend geschont und entlastet werden, um deren Erholung zu unterstützen.

Danilo Glisic

Danilo Glisic

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