Amöbenruhr (Amöbiasis)

Grundlagen

Die Amöbenruhr, auch Amöbiasis genannt, ist eine Tropenerkrankung, die vor allem zu Störungen im Dickdarm führt. Verursacht wird die Infektion durch einen Erreger namens Entamoeba histolytica.

Verbreitung der Amöbiasis

Weltweit gesehen ist die Amöbenruhr eine der häufigsten durch Parasiten ausgelösten Erkrankungen des Menschen. Jedes Jahr erkranken ungefähr 50 Millionen Menschen an Amöbenruhr. Jeder zehnte Mensch ist ein Träger des Parasiten, auch wenn er selbst nicht von der Erkrankung betroffen ist.

Bei uns kennt man sie vor allem als Reiseerkrankung, vor der man sich vor allem bei Reisen in die Tropen oder Subtropen in Acht nehmen muss.

Neben der üblichen intestinalen Form, die den Darmtrakt betrifft, gibt es auch noch eine extraintestinale Form, die häufiger bei Männern vorkommt. Warum dies so ist, konnte immer noch nicht geklärt werden.

Ursachen

Verursacht wird die Infektion durch einen Erreger namens Entamoeba histolytica. Dieser wird fäkal-oral über kontaminierte Nahrung oder verschmutztes Trinkwasser übertragen. Dabei wird nicht der Parasit selbst, sondern seine Zysten über den Kot ausgeschieden und dann wieder aufgenommen. Diese Parasiten setzen sich dann im Dickdarm fest und entwickeln sich innerhalb von einer bis vier Wochen wieder zu infektiösen Parasiten.

Ein besonders großes Risiko sich mit der Amöbiasis zu infizieren, besteht für Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem, da diese sich natürlich überhaupt nicht selbst gegen den Parasiten wehren können.

Symptome

Bei Reisen in entsprechende Gebiete ist es sehr wahrscheinlich, dass man die Entamoeba histolytica in sich aufnimmt und diese sich auch im Dickdarm ansiedelt. Meistens verläuft die Infektion aber ohne irgendwelche Symptome. Trotzdem werden Zysten mit dem Stuhl ausgeschieden, wodurch der Keim oft unbemerkt weitergegeben wird.

Nur in etwa 5 bis 20% der Fälle bildet sich ein Beschwerdebild aus. Dabei unterscheidet man den intestinalen und den extraintestinalen Typ.

Amöbenruhr vom intestinalen Typ

Wenn der Parasit im Darm bleibt und nur diesen schädigt, kommt es akut zu einem himbeergeleeartigen Durchfall. Der Darm versucht nämlich den Erreger so schnell wie möglich loszuwerden, weswegen sehr viel Sekret und Schleim gebildet wird. Durch die Infektion kommt es zu leichten Blutungen der Dickdarmwände, wodurch die typische Färbung und Konsistenz erklärt werden kann.

Neben den Durchfällen treten auch Krämpfe und manchmal auch Fieber auf. Wenn der Keim nicht bekämpft wird und sich die Infektion chronifiziert, kommt es teilweise über viele Jahre hinweg immer wieder zu solchen unangenehmen Darmentzündungen.

Amöbenruhr vom extraintestinalen Typ

Wenn der Keim nicht im Dickdarm gehalten werden kann, wandert dieser über das Blutsystem zur Leber und setzt sich meist dort fest. Bis sich hier Symptome zeigen, können mehrere Monate oder gar Jahre vergehen. Dann kommt es akut zu Abszessen (umkapselte Eiteransammlungen) mit Druckgefühl und Schmerzen im rechten Oberbauch. Manchmal kann die Körpertemperatur etwas ansteigen, Fieber tritt aber nur selten auf.

Bei sehr großen Abszessen der Leber kann auch der Brustkorb eingeengt werden, was vor allem zu Schmerzen und auch Atembeschwerden führen kann. In ganz seltenen Fällen setzt sich der Parasit auch in anderen Organen fest, wie zum Beispiel im Gehirn, in der Milz oder in der Lunge.

Diagnose

Die Diagnose muss je nach Form und Ausprägung anders gestellt werden. Wie bei jeder Infektion findet man schon bald im Blut veränderte Parameter, die jedoch auf nichts Spezifisches hinweisen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die weißen Blutkörperchen, unser Abwehrsystem, erhöht sind.

Stuhlproben und bildgebende Verfahren

Bei der intestinalen Form kann der Erreger bei Verdacht direkt aus einer frischen Stuhlprobe nachgewiesen werden, um die Diagnose zu sichern. Bei der extraintestinalen Form werden durch diverse bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie, Ultraschall und Magnetresonanztherapie Abszesse, Ergüsse und Veränderungen an der Leber nachgewiesen. Mittels Blutproben können gegen den Erreger gebildete Antikörper nachgewiesen werden. Der Erreger selbst ist bei dieser Form weder im Blut noch im Stuhl vorhanden.

Das Gespräch nicht vergessen

Wichtig ist natürlich, dass mit dem Arzt offen und ehrlich gesprochen wird. Denn vor allem das Gespräch mit dem Arzt kann einen guten Hinweis ergeben, welche Erkrankung wirklich vorliegt. Bei der Amöbenruhr sollte deswegen auch unbedingt darüber gesprochen werden, welche Reisen in den letzten Monaten durchgeführt worden sind.

Therapie

Bei der Therapie der Amöbenruhr muss einerseits darauf geachtet werden, dass die Krankheitssymptome verschwinden, andererseits sollte auch die Weitergabe des Erregers schnell unterbunden werden. Dazu wird ein so genanntes Kontaktamäbizoid verschrieben, welches auch verwendet werden sollte, wenn keine Beschwerden, sondern nur der Erregernachweis vorliegt.

Die Symptome bekämpfen

Im Vordergrund steht, dass die Symptome bekämpft werden. Deswegen wird anfangs alles gemacht, um Durchfälle, Bauchkrämpfe und alle anderen möglichen Beschwerden zu beseitigen. Es darf aber natürlich nicht bei dieser Behandlung bleiben, zumindest nicht, wenn es Anzeichen gibt, dass das körpereigene Immunsystem nicht mit dem Parasit fertig wird. Dann muss eine antibiotische Therapie begonnen werden.

Therapie der intestinalen Form

Jede Form der Amöbiasis wird mit einem Imidazolderivat behandelt, welches über zehn Tage per Infusion gegeben wird. Dabei handelt es sich um ein Antibiotikum, welches den Parasit direkt angreift. Um die Weitergabe der infektiösen Zysten zu verhindert, wird nach der antibiotischen Therapie noch einmal so lang oral mit Paromomycin nachbehandelt. Schlussendlich wird in einer Stuhluntersuchung bestätigt, dass keine Parasiten mehr ausgeschieden werden. Dies muss vor allem auch deswegen erfolgen, weil die Erkrankung der Meldepflicht unterliegt.

Therapie der extraintestinalen Form

Diese verläuft genau gleich, wie die der intestinalen Form, nur werden zusätzlich noch Abszesse punktiert und ausgeräumt, wenn die Gefahr besteht, dass diese sich auf Organe oder andere Körperhöhlen ausbreiten.

Hygienische Maßnahmen

Zusätzlich müssen natürlich auch strikte hygienische Richtlinien eingehalten werden, um die Weitergabe des Parasiten zu unterbinden. Ansonsten würde schnell eine Epidemie an Erkrankungen entstehen, die dann nur mehr schwer zu kontrollieren wäre.

Prognose

Wenn eine Behandlung durchgeführt wird, ist die Prognose sehr gut. Meist wird man den Erreger dann innerhalb weniger Wochen vollkommen los und es bleibt nur mehr die Erinnerung an die Infektion zurück.

Sollte keine Therapie gestartet werden, oder diese nicht konsequent durchgeführt werden, kann sich auch die chronische Form der Amöbiasis entwickeln, welche mehr als nur unangenehm ist. In manchen Fällen kann diese sogar zum Tod führen.

Vorbeugen

Die Prophylaxe besteht vor allem darin, dass man die Gebiete meidet, in denen die Entamoeba histolytica anzutreffen ist. Dazu gehören vor allem Zentral- und Südamerika, Südasien und Afrika.

Wenn man das nicht möchte, dann gilt es auf eine strikte Hygiene zu achten, wenn man sich auf Reisen begibt. Dazu kann man folgende Hinweise beachten:

  • Ungekochtes Obst und Gemüse vor dem Verzehr schälen
  • Gemüse am besten abkochen
  • Kein rohes Fleisch oder rohe Meeresfrüchte zu sich nehmen
  • Kein Wasser aus der Leitung oder aus unversiegelten Wasserflaschen trinken
  • Wasser zum Zähneputzen davor abkochen
  • Keine Eiswürfel, selbstgemachtes Wassereis oder Sorbet essen.

Wenn man diese Tipps beachtet, ist man vor der Amöbenruhr relativ gut geschützt. Wenn man sie trotzdem bekommt, ist es wichtig, zum Arzt zu gehen, die Diagnose stellen zu lassen und schnellstmöglich mit der Therapie zu beginnen.

Danilo Glisic

Danilo Glisic

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