Insektengiftallergie

Insektengiftallergie

Grundlagen

Der Sommer ist die Zeit im Jahr, in der man als Insektengift-Allergiker am häufigsten mit den allergieauslösenden Allergenen in Berührung kommt. Die häufigsten Allergien gegen Insekten sind die Honigbienenallergie, die Wespenallergie und die Hummelallergie. Wie der Name bereits erkennen lässt, handelt es sich bei der Honigbienen Allergie um eine Allergie gegen die in unseren Breiten weit verbreitete Honigbiene, bei einer Wespenallergie reagiert man zumeist allergisch gegen bestimmte Falten Wespen. Natürlich sind auch Allergien gegen andere Insekten möglich, diese sind in unseren Breiten aber eher seltener.

Die Blütezeit des Sommers ist auch die allergenreichste Zeit für den Allergiker, denn wenn draußen alles blüht und sprießt, sind auch die allergieauslösenden Insekten unterwegs und daher sind der Spätfrühling, der Sommer und der frühe Herbst die gefährlichsten Zeiten des Jahres für Insektengift-Allergiker.

Der Stich einer Wespe, einer Hummel oder eine Biene ist schon im Allgemeinen nicht besonders angenehm. Noch unangenehmer wird es dann, wenn man zusätzlich unter einer Insekten-Allergie leidet. Der Stich alleine verursacht bei allen Menschen Juckreiz, Schwellungen und Rötungen, da das Insekt beim Stich eine Giftmischung in unsere Haut spritzt, die nicht vertragen wird. Diese völlig normale Immunabwehr des Menschen ohne Allergie steigt beim Allergiker exponentiell – dies kann in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich enden. Im deutschsprachigen Raum leiden bis zu 5% unter einer Insektengiftallergie.

Ursachen

Wie in zahlreichen anderen Fällen auch, ist eine genetisch bedingte Allergie am wahrscheinlichsten. Das heißt, dass man besonders dann auf Insektengift allergisch reagiert, wenn die Bereitschaft dafür schon in unseren Genen verankert ist. Sollten Vater, Mutter oder Geschwister an einer Insektengift-Allergie leiden, dann sollten Sie sich auf jeden Fall bei einem Arzt informieren und austesten lassen.

Ursache der allergischen Reaktion ist der Stich des Insekts selber. Die Allergene (die Allergie auslösenden Substanzen) befinden sich im Giftcocktail, welchen die Insekten bei einem Stich unter die Haut absondern. Das Gift gelangt bei diesem Stich direkt in den Blutkreislauf. Der Körper reagiert auf diese Fremdstoffe sofort mit seiner Immunabwehr. Bei einem Nicht-Allergiker erkennt man diese Immunabwehr daran, dass die Einstichstelle zu jucken beginnt, dass sie sich rötet und dass sich kleine Quaddeln bilden. Der Allergiker schießt bei einem Insektenstich aber sozusagen mit Kanonen auf Spatzen. Hier kann es zu gravierenden Symptomen wie Atemnot und asthmatischen Anfällen kommen. Das Leben des Allergikers kann in Gefahr sein kann.

Welche Allergene lösen die allergische Reaktion aus?

  • Die Allergene, die bei einem Bienenstich in den Blutkreislauf gelangen, sind Phospholipase A, Mellitin und Hyaluronidase.
  • Bei Wespen lösen die Allergene Hyaluronidase, Phospholipase A und das wespenspezifische Phospholipase B die Allergie aus.

Wie man erkennen kann, teilen sich Bienen und Wespen zwei Allergene, daher können Menschen mit einer Insektengift-Allergie auf Bienenstiche und auf Wespenstiche allergisch reagieren.

Das Gift der Hornissen, gegen das man ebenfalls allergisch reagieren kann, ist dem der Wespen sehr ähnlich.

Der erste Insektenstich muss nicht von auffallend starken Symptomen begleitet sein. Eine Insektengift-Allergie kann sich auch erst nach dem zweiten oder dritten Stich zu erkennen geben.

Bei einem zweiten oder dritten Insektenstich erkennen die Antikörper unseres Immunsystems die Allergene aber sofort. Die so genannten IgE-Antikörper (Immunglobuline Antikörper, dies sind spezielle Proteine, mit denen das Immunsystem körperfremde Erreger abwehrt) bewirken, dass der Körper Histamin und andere Signalsubstanzen freisetzt. Das im Körper freigesetzte Histamin ist der Hauptauslöser für die allergischen Entzündungssymptome. Es treten Schwellung und Rötung an der Einstichstelle auf. Es kann innerhalb weniger Sekunden zu Symptomen kommen, aber auch erst nach bis zu 30 Minuten.

Symptome

Wir wissen bereits, dass unser Körper auf die an und für sich harmlosen Substanzen des Giftcocktails harmlos reagieren sollte. Bei einer Allergie tut er dies aber nicht. Bei Allergikern kann von einer kompensierten „normalen“ Reaktion des Körpers, wie einem stärkeren Anschwellen der Einstichstelle und stärkerem Juckreiz, bis hin zur Atemnot und zum allergischen Schock (der gravierende Folgen haben kann) alles vorkommen. Einteilen kann man die Schwere der Reaktion in folgendes Schema:

  • Grad 0: Hier kommt es zu einer schwerwiegenden Lokalreaktion an der Einstichstelle. Die Schwellung kann sich ausbreiten und handtellergroß werden. Es kommt zu starkem Juckreiz und starker Rötung.
  • Grad I: Bei einer Grad I Reaktion reagiert der Körper mit starkem Juckreiz, Übelkeit, Nesselsucht und gegebenenfalls auch Angstzuständen.
  • Grad II: Bei einer Grad II Reaktion kommt es zu denselben Reaktionen wie bei einer Grad I Reaktion, nur dass sich Schwellungen an den Lippen und Augenliedern ausbilden. Noch dazu leidet man unter einem Druckgefühl im Brustkorb und es kann zu Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Bauchschmerzen und Durchfall kommen.
  • Grad III: Die Grad III Reaktion kombiniert die oben genannten Symptome mit Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Benommenheit und starkem Schwächegefühl.
  • Grad IV: Die Grad IV Reaktion ist eine Allergieschock Reaktion bei der es zum Kollaps kommen kann. Der Blutdruck fällt ab, die Lippen verfärben sich blau, man hat seine Körperfunktionen nicht mehr unter Kontrolle, was bis hin zur Bewusstlosigkeit führen kann.

Besonders gefährlich kann es werden, wenn man mit einem allergischen Schock rechnen muss, dieser kann lebensbedrohliche Symptome bewirken: Der anaphylaktischer Schock bildet die stärkste Reaktion bei einer Insektengiftallergie, denn das Gift verbreitet sich innerhalb kürzester Zeit im gesamten Organismus.

Bei einem allergischen Schock ist es unerlässlich den Betroffenen so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen.

Kribbeln und Brennen im Rachenraum und auf der Zunge können ein erster Hinweis auf einen allergischen Schock sein, dann gehen die Symptome zu den klassischen Anzeichen über. Man leidet unter Atemnot, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Herz-Kreislaufbeschwerden. Darauf folgen sofort stärkere Allgemeinreaktionen, die sich in Krämpfen, Herzrasen, Blutdruckabfall, Schwächegefühl, verstärkten Angstzustände und verengten Luftwegen mit Atemnot, Übelkeit, Erbrechen zu erkennen geben und schließlich zur Bewusstlosigkeit führen.

Zögern Sie nicht die Rettung anzurufen – der Allergiker muss so schnell wie möglich ärztlich behandelt werden.

Diagnose

Nach einer eingehenden Anamnese des Patienten erfolgt die Diagnose. Bei dieser wird eine so genannte Schweregrad-Einteilung vorgenommen, so dass man feststellen kann, ob tatsächlich eine Insektengiftallergie vorliegt. Der Allergietest gibt zu erkennen, welches Insektengift beim Allergiker die Allergie auslöst.

Als besonders geeignet hat sich der so genannte Prick-Test erwiesen. Bei diesem Test bringt der Arzt Insektengift auf den Unterarm der Betroffenen auf und er beobachtet die Reaktion der Haut. Sollten Symptome auftreten, kann man davon ausgehen, dass man an einer Allergie leidet.

Sollte man sich nach der Anamnese und dem Prick-Test immer noch nicht sicher sein, dann kann ein RAST-Test (Radio Allergo Sorbent Test) zum Einsatz kommen. Das Blut des Allergikers wird bei diesem Test untersucht, um genau festzustellen, welche Substanzen die Allergie auslösen.

Therapie

Sollten Sie eine Insektenallergie haben, dann ist es unerlässlich sich darüber zu informieren was zu tun ist, wenn man aktuell gestochen worden ist und auch welche Langzeitmaßnahmen man treffen kann.

In Form einer Hyposensibilisierung kann man die Symptome einer Allergie abschwächen. Wichtig ist, dass man auch versucht einen Stich von vornherein zu vermeiden. Im Fall einer Allergie ist es angenehm immer ein Notfallset bei der Hand zu haben, um schnell auf einen etwaigen Stich reagieren zu können.

Im Set beinhaltet ist unter anderem ein schnell wirksames Antihistaminikum, das den Histaminausstoß bei einer allergischen Reaktion regulieren soll. Die Wirkstoffe Kortison und Adrenalin, in Form von Sprays und Fertigspritzen, sind ebenfalls in solch einem Set vorhanden. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt oder Apotheker über die korrekte Anwendung des Notfallsets, damit Sie es im Fall eines Insektenstichs richtig und vor allem schnell einsetzen können.

Was kann man tun, wenn man von einem allergieerregenden Insekt gestochen worden ist?

Bewahren Sie in erster Linie Ihre Ruhe! Auch wenn man keine Allergie hat, ist ein Insektenstich (Bienen-; Wespen-, oder Hummelstich) eine Ernst zu nehmende Angelegenheit. Sollten Kinder gestochen worden sein, dann versuchen Sie die Kleinen mit erklärenden Worten und sofortigen Maßnahmen zu beruhigen.

  • Entfernen Sie den Stachel so schnell wie möglich mit einer sauberen Pinzette. Achten Sie darauf, die möglicherweise noch anhängende Giftdrüse nicht zu zerstören, da sonst noch mehr Gift in die Blutbahn gelangt.
  • Kaltes Wasser oder Eis sollte die Schwellung eindämmen.

Langfristige Möglichkeiten eine Allergie einzudämmen!

Eine Hyposensibilisierung ist die beste langzeitige Möglichkeit eine Insektenallergie in den Griff zu bekommen. Bei dieser Allergiebehandlung, die man auch unter dem Namen spezifische Immuntherapie kennt, ist das Ziel, die Wirkung bestimmter Allergene in Ihrem Körper einzudämmen und zu minimieren.

Das Insektengift bekommen Sie bei der Hyposensibilisierung unter die Haut des Oberarms gespritzt, um eine Immunität gegen das Insektengift zu erwirken. Die Dauer einer Behandlung variiert mit der Intensität der Allergie. Bei einer stärkeren Allergie dauert die Therapie der Insektengiftallergie länger als bei einer eher schwachen Allergie: Die Wirksamkeit der Standardbehandlung liegt bei bis zu 95 Prozent. Vor allem bei Kindern wird die Hyposensibilisierung häufig durchgeführt, da sie zu einem lang anhaltenden Schutz vor allergischen Reaktionen führt. Man muss aber definitiv mit einer Behandlungsdauer von mindestens 3 Jahren rechnen.

Vorbeugen

Treffen Sie vorbeugende Maßnahmen, wenn Sie an einer Insektengift Allergie leiden. Es gibt einige Dinge, die Sie beachten können, um einer allergischen Reaktion vorzubeugen. Besonders Kindern sollte man diese Maßnahmen immer wieder erklären.

Was kann man tun, um einem Insektenstich vorzubeugen – hier finden Sie ein paar hilfreiche Tipps:

  • Beim Spielen, Werken und Arbeiten im Garten sollten Sie vor allem darauf achten, dass Sie in der unmittelbaren Nähe von Blumen und Sträuchern besondere Vorsicht walten lassen. Tragen Sie langärmlige Kleidung und eine Kopfbedeckung. Intensiv duftendes Parfum oder eine Frucht in der Hand zu halten, sollten Sie meiden.
  • Barfuss zu gehen ist zwar der neue Trend, auf diesen sollten Sie aber auf jeden Fall verzichten. Schuhwerk ist ein idealer Schutz für Sie!
  • Vergessen Sie nicht darauf, sich und Ihre Kinder bei Tätigkeiten im Freien mit Insektenschutzmittel einzucremen.
  • Sollten Sie nach dem Sport oder einem Sonnenbad schwitzen, duschen Sie sich gleich gründlich, da der süße Schweiß Insekten anzieht.
  • Lassen Sie keine unverpackten Nahrungsmittel im Freien liegen – dies ist ein gefundenes Fressen für Insekten, das Sie auch mit Ihrem Leben verteidigen, wenn es sein muss. Dasselbe gilt für die Mülltonne, diese sollte immer dicht verschlossen bleiben.
  • Haarspray, Parfum und Cremes sollten Sie an lauen Sommertagen nur sparsam auftragen.
  • Verzichten Sie auf allzu bunte Kleidung, da diese auch Insekten anziehen kann.
  • Ein absolut wichtiger Punkt ist der, dass Sie bei Kontakt mit einer Wespe, einer Biene oder einer Hummel Ruhe bewahren sollten. Einfach so stechen die Insekten an und für sich nicht zu. Sie stechen erst dann, wenn Sie sich angegriffen fühlen. Also kein Winken, Hüpfen, Kreischen und Davonlaufen, wenn sich eine Biene in Ihre Nähe begibt.

Redaktionelle Grundsätze

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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