Masern bei Baby und Kind

Masern bei Baby und Kind
Internationale Klassifikation (ICD) B05.-

Grundlagen

Bei Masern handelt es sich um eine höchst ansteckende und weltweit verbreitete Viruserkrankung. Charakteristische Symptome für Masern sind Hautausschlag, hohes Fieber und Beschwerden der oberen Luftwege. Zusätzlich ist das Auftreten von schweren Komplikationen wie beispielsweise einer Lungenentzündung (Pneumonie) oder Hirnentzündung (Enzephalitis) möglich. Nach überstandener Infektion besteht bei den Betroffenen zumeist eine lebenslange Immunität vor erneuten Masernausbrüchen.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass es sich bei Masern um eine harmlose Kinderkrankheit handle, handelt es sich vielmehr um eine schwere, komplikationsreiche Erkrankung, die besonders in wirtschaftlich benachteiligten Regionen wie Afrika und Asien hohe Opferzahlen fordert. Schätzungen zufolge sterben in den Entwicklungsländern pro Jahr zirka eine Million Kinder an Masern – durch eine Masernschutzimpfung könnten diese Leben leicht gerettet werden.

In den Industrienationen konnte die Anzahl der Masern-Erkrankungen durch die Einführung einer Impfung stark reduziert werden. Es treten jedoch regelmäßig lokale Masernepidemien auf, da der Impfschutz heutzutage oftmals vernachlässigt wird.

Masern zählt in Österreich zu den meldepflichtigen Krankheiten. Das bedeutet, dass bereits jeder Krankheitsverdacht, sowie die Erkrankung und der Tod an Masern an die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet werden muss.

Ursachen

Ausgelöst wird die Masern-Erkrankung durch eine Infektion mit dem Masernvirus. Übertragen wird das Virus zumeist durch direkten Kontakt oder als Tröpfcheninfektion. Dabei werden die Krankheitserreger beim Husten, Niesen oder Sprechen über die Luft von Mensch zu Mensch übertragen.

Bei Masern handelt es sich um eine extrem ansteckende Krankheit. Daher wird nahezu jeder Mensch infiziert, der mit einem Erkrankten in Kontakt kommt. Die Erkrankung führt jedoch fast immer zu einer lebenslangen Immunität vor dem Virus. Dieser Schutz kann auch künstlich durch eine Masernimpfung geschaffen werden. Neugeborene sind zirka bis zum fünften Lebensmonat durch Antikörper der Mutter, welche während der Schwangerschaft über die Plazenta auf das Kind übertragen wurden, vor einer Masern-Erkrankung geschützt (vorausgesetzt, dass bei der Mutter ein Schutz besteht).

Symptome

Die Inkubationszeit (Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der Symptome) beträgt bei Masern gewöhnlich zwischen acht und zehn Tagen. Ansteckend ist die Erkrankung bereits fünf Tage vor dem Auftreten des Hautausschlags bis etwa vier Tage nach dem Erscheinen. Nach dem Abklingen des Hautausschlags besteht kein Infektionsrisiko mehr.

Initialstadium / Katarrhalische Phase

Auf die Inkubationszeit folgt in der Regel für drei bis fünf Tage die katarrhalische Phase (auch Prodromalstadium oder Initialstadium genannt). Die an Masern erkrankten Kinder zeigen in dieser Phase typische Symptome einer schweren Erkältung wie zum Beispiel Schnupfen, Halsschmerzen, trockener Husten, Fieber bis 41°C und Übelkeit. Zusätzlich tritt oftmals eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) auf, die zu geröteten, tränenden Augen und einer Überempfindlichkeit gegenüber Licht führt. Das Gesicht der betroffenen Kinder wirkt „verheult und verschwollen“. In einigen Fällen kann es zum Auftreten von Koplik-Flecken (weiße, kalkspritzerartige Flecken auf gerötetem Grund) an der Mundschleimhaut im Bereich gegenüber der vorderen Backenzähne kommen.

Exanthemstadium

Etwa vier Tage nach Beginn der katarrhalischen Phase entsteht der für eine Masern-Erkrankung charakteristische rote, fleckige Hautausschlag (Exanthem genannt). Typischerweise ist zunächst die Haut hinter den Ohren betroffen, von wo sich dann der Ausschlag innerhalb von 24 Stunden über den ganzen Körper ausbreitet. Zusätzlich kommt es zu einem erneuten Fieberanstieg auf bis zu 40°C. Auch können Lymphknotenschwellungen am Hals sowie Halsschmerzen auftreten.

Erholungsstadium

Nach etwa vier bis fünf Tagen bildet sich der Hautausschlag in der Regel zurück. Für kurze Zeit kann noch eine kleieartige Abschuppung der Haut bestehen bleiben. Bei unkompliziertem Verlauf erholt sich das erkrankte Kind rasch und besitzt von nun an eine lebenslange Immunität vor dem Masernvirus.

Diagnose

Aufgrund des relativ charakteristischen Krankheitsbildes lässt sich der Verdacht auf Masern häufig durch eine Blickdiagnose des behandelnden Arztes/der Ärztin bestätigen. Zur Sicherung der Diagnose kann eine Blutprobe im Labor auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen das Virus hin untersucht werden.

Falls durch die Masern eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) ausgelöst wird, muss eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Dabei wird mit einer Nadel Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit im Bereich der Lendenwirbel entnommen und anschließend untersucht

Therapie

Bei Kindern mit einer Masernerkrankung ist es wichtig, dass sie in einem kühlen, abgedunkelten Zimmer genügend Erholung finden. Eine spezifische Therapie gegen Masern existiert nicht.

Da der Körper im Krankheitsfall und besonders bei Fieber einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf hat, sollte darauf geachtet werden, dass das erkrankte Kind ausreichend trinkt. Die Verabreichung von fiebersenkenden Medikamenten (Antipyretika) und hustenlösender Mittel (Antitussiva) kann empfehlenswert sein, sollte jedoch zuvor mit dem Arzt abgesprochen werden. Falls beim Kind Komplikationen (zum Beispiel ein ungewöhnlich schwerer Verlauf oder eine Hirnhautentzündung) auftreten, sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden.

Folgende Ratschläge lindern die Symptome und helfen bei der Heilung:

  • Ab 38,5°C Körpertemperatur können kalte Wadenwickel bzw. Fieberzäpfchen helfen, das Fieber zu senken. Auf Wadenwickel sollte jedoch nur zurückgegriffen werden, falls das Kind warme Beine, Füße, Arme und Hände hat.
  • Das Kind sollte viel trinken und nur leicht verdauliche Speisen zu sich nehmen.
  • Da durch die Augenentzündungen eine schmerzhafte Überempfindlichkeit gegenüber Licht besteht, sollte das Zimmer des Patienten abgedunkelt sein.
  • Bei einem verschleimten Hals können Hustensäfte und Hustentees hilfreich sein, um den Schleim zu lösen und ihn so leichter abhusten zu können. Hustenreizhemmende Medikamente sollten allerdings nicht eingenommen werden, da das erkrankte Kind sonst den Schleim nicht mehr abhusten kann. Dies würde das Risiko erhöhen, im Laufe der Erkrankung zusätzlich an einer durch Bakterien verursachten Lungenentzündung zu erkranken. Des Weiteren sollten auch keine codeinhaltigen Mittel verabreicht werden.
  • Auch wenn Fieber und Ausschlag wieder abgeklungen sind, sollte sich das Kind noch einige Tage schonen, da die Abwehrkräfte nach einer Masernerkrankung noch ziemlich geschwächt sind. Erst ein bis zwei Wochen nach der Krankheit sollte es wieder den Kindergarten bzw. die Schule besuchen.

Prognose

Bei einem unkomplizierten Verlauf bildet sich der Hautausschlag nach vier bis fünf Tagen wieder zurück und die Masernerkrankung heilt ab. Gefürchtet sind jedoch die schweren, folgenreichen Komplikationen. Vor allem bei Babys, Erwachsenen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kommt es relativ häufig zu Mittelohr- und Lungenentzündungen während einer Masernerkrankung. Falls sich bei einem Kind der plötzlich Krankheitszustand verändert oder das hohe Fieber anhält, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Folgende Komplikationen können auftreten:

  • Im Laufe der Erkrankung kann es zusätzlich zu bakteriellen Infektionen wie beispielsweise einer Lungen- oder Mittelohrentzündung kommen. Anzeichen für eine mögliche Mittelohrentzündung sind Ohrenschmerzen. Kurzatmigkeit oder Atemnot können ein Hinweis auf eine Lungenentzündung sein.
  •  In einigen Fällen tritt in der Hornhaut der Augen eine schwere Entzündung auf, die sich mit Gesichtsfeldeinschränkungen und Sehverlust bemerkbar machen kann.
  • Bei etwa einer von tausend Erkrankungen kommt es zum Auftreten einer Meningoenzephalitis. Darunter versteht man eine Entzündung der Hirnhäute sowie des Gehirns, die in bis zu 20% der Fälle tödlich verläuft und bei 20 – 40% dauerhafte Schädigungen des Gehirns verursacht. Diese können beispielsweise zu Lähmungen, Sprachstörungen, Hörverlust oder geistiger Behinderung führen. Anzeichen einer Hirnhautentzündung können starke Kopfschmerzen, ein steifer Nacken, Erbrechen oder eine hohe Berührungsempfindlichkeit sein.
  • Die gefürchtetste Spätkomplikation einer Masernerkrankung ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis, die mit einer Wahrscheinlichkeit von zirka 1:100.000 auftritt. Dabei handelt es sich um eine langsam verlaufende Entzündung des Gehirns, bei der die Nerven zunehmend geschädigt werden. Die ersten Symptome treten in der Regel erst etwa sieben Jahre nach einer Masernerkrankung auf. Die Krankheit ist unheilbar und verläuft über zunehmenden geistigen Verfall (psychische Störungen, Demenz, Muskelkrämpfe, epileptische Anfälle) innerhalb von bis zu drei Jahren immer tödlich.
  • Selten kann es auch zu toxischen Masern kommen, die mit blutendem Ausschlag, Schleimhautblutungen, langanhaltendes hohes Fieber und Krämpfen einhergehen und oft tödlich verlaufen. In erster Linie sind immungeschwächte Personen davon betroffen.
  • Sehr selten treten auch Schwarze Masern auf, die Blutungen aus Nase, Mund und Darm verursachen.

Durch eine Infektion mit dem Masernvirus, aber auch mithilfe einer Masernimpfung, wird eine lebenslange Immunität aufgebaut, wodurch erneute Erkrankungen verhindert werden.

Vorbeugen

Eine Masernimpfung bietet lebenslangen, sicheren Schutz vor einer Erkrankung. Dabei wird durch den Arzt ein abgeschwächter Lebendimpfstoff verabreicht. Im Körper werden daraufhin Antikörper gegen das Masernvirus gebildet, wodurch eine Immunität ohne vorhergehende Erkrankung erzeugt wird.

Es wird empfohlen, alle Kinder zwischen dem 11. bis zum 14. sowie dem 15. bis 23. Lebensmonat zweimal zu impfen, was in 99% der Fälle zu einer lebenslangen Immunität führt. Ob noch ein ausreichender Impfschutz vor einer Masernerkrankung besteht, kann beim Arzt durch eine Blutuntersuchung abgeklärt werden.

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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