Prostatakrebs (Prostatakarzinom, Prostatatumor)

Grundlagen

Unter Prostatakrebs (fachsprachlich Prostatakarzinom, PCA) versteht man einen bösartigen Tumor der männlichen Prostata (Vorsteherdrüse). Die Prostata hat etwa die Größe und Form einer Kastanie. Sie ist direkt unter der Harnblase lokalisiert und umschließt den oberen Anteil der Harnröhre ringförmig. Die Hauptfunktion der Prostata besteht in der Bildung eines Sekretes, welches bei der Ejakulation (Samenerguss) der Samenflüssigkeit beigemischt wird.

Mit Fortschreiten des Prostatakarzinoms kann die Harnröhre eingeengt werden, wodurch Blasenentleerungsstörungen verursacht werden. In den meisten Fällen liegen Problemen beim Wasserlassen jedoch andere Ursachen zugrunde wie zum Beispiel die benigne Prostatahyperplasie (Prostatavergrößerung) durch ein Adenom (gutartiger Tumor). Zudem können eine Prostataentzündung oder eine Infektion der Harnwege ähnliche Beschwerden hervorrufen.

Bei Prostatakrebs handelt es sich um die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Schätzungen zufolge erkranken jedes Jahr etwa 60.000 Männer in Deutschland neu an einem Prostatakarzinom. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zirka beim 70. Lebensjahr. Prostatakrebsfälle vor dem 50. Lebensjahr sind sehr selten.

Da die Krankheitsprognose sehr viel besser ist, je früher das Prostatakarzinom diagnostiziert und behandelt wird, wird Männern über 45 Jahren eine jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Urologen empfohlen. Häufig wird der Krebs jedoch erst spät diagnostiziert, da der Prostatakrebs erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome verursacht und nur wenige Männer die empfohlene Krebsvorsorgeuntersuchung absolvieren. Bei jedem dritten Prostatakrebsfall wird der Krebs erst zu einem so späten Zeit festgestellt, dass die Aussicht auf Heilung kaum oder überhaupt nicht mehr vorhanden ist.

Ursachen

Die exakte Ursache für die Entstehung eines Prostatakarzinoms ist nicht bekannt. Jedoch existieren einige Faktoren, die im Verdacht stehen, die Entstehung von Prostatakrebs zu begünstigen:

  • Lebensalter: Das Alter stellt den größten Risikofaktor für die Entwicklung von Prostatakrebs dar. Über 80 Prozent aller Prostatakrebs-Patienten sind beim Zeitpunkt der Diagnosestellung älter als 60 Jahre.
  • Genetische Disposition (Veranlagung): Ebenso spielen genetische Faktoren eine Rolle bei der Krebsentstehung. Das Risiko, dass Verwandte ersten Grades von Prostatakrebs-Patienten ebenfalls an dem Krebs erkranken, ist mindestens doppelt so hoch wie in der durchschnittlichen Bevölkerung. Falls zwei oder mehr enge Verwandte an Prostatakrebs erkrankt sind, steigt das Risiko um ein Vielfaches an.
  • Hormone: Hormone üben einen großen Einfluss auf die Entstehung eines Prostatakarzinoms aus, ihre genaue Rolle ist jedoch noch nicht ganz geklärt. Gesichert ist, dass das männliche Geschlechtshormon Testosteron die Entwicklung des Krebses beeinflusst, indem es das Wachstum der Krebszellen stimuliert. Testosteron wird hauptsächlich in den Hoden gebildet und ist notwendig für die Prostatafunktion. Ohne den Einfluss des Testosterons kann es nicht zur Entstehung eines Prostatakarzinoms kommen.
  • Ethnische Faktoren: Das Risiko für Prostatakrebs unterscheidet sich sehr zwischen verschiedenen Volksgruppen. So treten Prostatatumore beispielsweise bei der weißen Bevölkerung der USA seltener auf als bei der farbigen. Weltweit gesehen leiden Männer aus Skandinavien am häufigsten an Prostatakrebs, Asiaten am seltensten.
  • Ernährungsgewohnheiten: Es wird vermutet, dass eine fett- und kalorienreiche sowie ballaststoffarme Ernährung die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu erkranken, erhöht. Da Prostatakrebs bei Asiaten und Vegetariern deutlich seltener auftritt, ist anzunehmen, dass der häufige Konsum von Gemüse, Getreide und Sojaprodukten vorbeugend wirkt.
  • Berufliche Risikofaktoren: Sehr wahrscheinlich steigern auch eine Strahlen- und Schwermetallbelastung sowie ein Vitamin D-Mangel das Risiko von Prostatakrebs.

Symptome

Da sich das Prostatakarzinom zumeist in der äußeren Schicht der Prostata entwickelt, verursacht es in der frühen Entwicklungsphase keine Symptome. Erst wenn der Krebs so weit fortgeschritten ist, dass die Harnröhre eingeengt wird, können folgende Beschwerden auftreten:

  • Pollakisurie: häufiges Wasserlassen mit kleinen Urinmengen – die Gesamtmenge des Harns ist dabei nicht erhöht
  • Dysurie: erschwerte, gewollte Blasenentleerung
  • Algurie: Schmerzen beim Wasserlassen
  • Erektionsstörungen
  • Starker Harndrang
  • In seltenen Fällen Blutbeimengungen in der Samenflüssigkeit oder im Urin

Nur sehr selten entwickelt sich ein Prostatatumor in der inneren Zone der Vorsteherdrüse, wodurch die Harnröhre bereits in einer sehr frühen Krankheitsphase eingeengt wird.

Falls es zur Bildung von Metastasen (Tochtergeschwulste) kommt, sind zumeist als erstes die Lymphknoten des Beckens betroffen. Anschließend kann sich der Krebs weiter in den Körper ausbreiten – vorzugsweise in die Knochen des Beckens und der Lendenwirbelsäule. Die Zerstörung der Knochen kann sehr starke Schmerzen verursachen. Zudem können aufgrund der verminderten Knochenstabilität auch leichte Verletzungen zu Knochenbrüchen führen. Des weiteren kann es zur Bildung von Metastasen im Leber- oder Lungengewebe kommen.

Ein Lymphknotenbefall im Bereich der Leiste und des Beckens kann zur Entwicklung von Ödemen (Flüssigkeitsansammlungen) im Hodensack und den Beinen führen. Zusätzlich treten in vielen Fällen allgemeine Symptome von Krebserkrankungen wie beispielsweise Nachtschweiß, Fieber, Abgeschlagenheit, ungewollter Gewichtsverlust und eine verminderte Leistungsfähigkeit auf.

Eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie) entwickelt sich in der inneren Schicht der Prostata. Da hierbei die Harnröhre sehr schnell eingeengt wird, verursacht diese Erkrankung, im Gegensatz zum Prostatakarzinom, bereits in frühen Entwicklungsphasen Blasenentleerungsstörungen.

Diagnose

Früherkennung

Da die Prognose einer Prostatakrebs-Erkrankung bedeutend besser ist, je früher der Krebs diagnostiziert und behandelt wird, sollten Männer eine regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchung beim Allgemeinarzt oder am bestem beim Urologen durchführen lassen. Die jährliche Krebsvorsorgeuntersuchung ist für alle Männer ab dem 45. Lebensjahr empfohlen. Männer mit Blutsverwandten, die an Prostatakrebs erkrankt sind, sollten die Vorsorgeuntersuchung bereits früher durchführen lassen.

Tastuntersuchung

Die rektale Tastuntersuchung der Prostata (Palpation genannt) dient als erste Untersuchung, um ein Prostatakarzinom nachzuweisen. Dabei wird die Prostata durch das Rektum (Enddarm) mit dem Finger abgetastet, wodurch der Arzt eine etwaige Prostatavergrößerung sowie knotige Verhärtungen in frühen Krebsstadien feststellen kann. In vielen Fällen hat der Prostatakrebs jedoch bereits die Kapsel der Prostata durchdrungen, sodass er nicht mehr knotig verkapselt ist. Prostatatumore, die seitlich oder in Richtung Bauchdecke liegen, können nicht ertastet werden. Die rektale Untersuchung kann einen Verdacht auf Prostatakrebs nahelegen, eine sichere Diagnosestellung ist jedoch nicht möglich.

PSA-Test

Beim prostataspezifischen Antigen (PSA) handelt es sich um ein Protein (Eiweiß), das in der Prostata produziert wird. Es stellt keinen spezifischen Tumormarker dar, da der PSA-Wert generell bei jeder Erkrankung der Prostata erhöht sein kann. Zudem kann der Wert ansteigen, wenn die Prostata massiert wird – beispielsweise bei der rektalen Tastuntersuchung, beim Fahrradfahren oder beim Sex. Der PSA-Wert kann anschließend bis zu 24 Stunden lang erhöht sein.

Im Gegensatz zu Deutschland ist der PSA-Test in Österreich Bestandteil der urologischen Vorsorgeuntersuchung. Dabei wird der Wert des prostataspezifischen Antigens im Blut bestimmt. Der Test garantiert jedoch keine genaue Diagnose, da der PSA-Test trotz Prostatakarzinom negativ sein oder aber aufgrund einer anderen Prostataerkrankung positiv ausfallen kann.

Biopsie (Gewebeentnahme) und Ultraschall-Untersuchung

Erst mittels einer Biopsie kann eine sichere Prostatakrebs-Diagnose gestellt werden. Bei der Biopsie werden mehrere Gewebeproben mithilfe einer dünnen Nadel aus der Prostata entnommen. Die Entnahme wird unter Ultraschallkontrolle über das Rektum (transrektale Ultraschallsonographie) durchgeführt. Anschließend werden die Gewebeproben im Labor unter dem Mikroskop auf das Vorhandensein von Krebszellen hin untersucht. Zudem kann die Aggressivität des Prostatatumors bestimmt werden, wodurch sich die folgende Therapie besser planen lässt.

Bei der Biopsie handelt es sich um ein sicheres Untersuchungsverfahren, bei dem keine Gefahr einer Streuung der Tumorzellen besteht. Die Gewebeentnahme kann unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden.

Überprüfung der Tumorausbreitung

Nach einer erfolgreichen Diagnosestellung werden weitere Untersuchungen vorgenommen, sodass beispielsweise vorhandene Metastasen (Tochtergeschwulste) festgestellt werden können:

  • Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung lässt sich aufzeigen, ob der Tumor den Harnabfluss aus den Nieren behindert.
  • Eine Ausscheidungsurographie (Röntgenuntersuchung der ableitenden Harnwege) macht sichtbar, ob Teile der Harnröhre, Harnblase oder der Harnleiter vom Krebs befallen sind. Dieses Untersuchungsverfahren wird heutzutage jedoch nur noch selten durchgeführt, zum Beispiel bei einem auffälligen Ultraschallbefund.
  • Durch ein Thoraxröntgen (Röntgenbild des Brustkorbes) können Prostatakrebs-Metastasen in der Lunge festgestellt werden.
  • Mittels einer Skelettszintigraphie kann abgeklärt werden, ob der Krebs bereits auf die Knochen übergegriffen hat.
  • Eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) oder eine Computer-Tomographie (CT) werden durchgeführt, um weitere Metastasen festzustellen. Zudem helfen die Ergebnisse dieser bildgebenden Verfahren bei der Entscheidung, ob ein operativer Eingriff sinnvoll ist.

Zusätzliche Tests

Da bei einer Gewebeentnahme mittels der Biopsienadel nicht alle Teile der Prostata erreicht werden, kann in manchen Fällen der Befund negativ ausfallen, obwohl ein Prostatakrebs vorliegt. Falls die Vermutung nahe liegt, dass der Betroffene dennoch an Prostatakrebs leidet, muss die Biopsie gegebenenfalls wiederholt werden.

Um dieses Problem zu umgehen, sind derzeit völlig neue Diagnoseverfahren in Entwicklung. Mithilfe einer Proteinanalyse können beispielsweise veränderte Zusammensetzungen bestimmter Proteine im Harn festgestellt werden, welche möglicherweise auf ein Prostatakarzinom hinweisen. Dabei handelt es sich derzeit jedoch noch nicht um ein etabliertes Routineverfahren.

Therapie

Die Art der Behandlung eines Prostatakarzinoms hängt stark davon ab, wie weit die Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist. Zudem spielen die Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors sowie der Allgemeinzustand, das Lebensalter und das Operationsrisiko des Betroffenen eine große Rolle. Es stehen zahlreiche unterschiedliche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die unter Umständen auch miteinander kombiniert eingesetzt werden. Es ist daher empfehlenswert, sich vor Therapiebeginn von einem anderen Arzt eine zweite Meinung einzuholen.

Grundsätzlich stehen folgende Behandlungsansätze zur Verfügung:

  • Operativer Eingriff
  • Chemotherapie
  • Hormontherapie
  • Strahlentherapie

Stadien des Prostatakarzinoms

Die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungsaussichten variieren stark, je nachdem in welchem Stadium sich der Prostatakrebs befindet:

Begrenztes Prostatakarzinom

In dieser Phase des Prostatakrebses befindet sich der Tumor noch ausschließlich im Prostatagewebe. Die Therapie mit den besten Heilungschancen stellt eine komplette operative Entfernung der Prostata dar. Falls der Tumor noch klein ist, kann als Alternative eine Strahlentherapie anstatt einer Operation durchgeführt werden.

Bei Patienten über dem 75. Lebensjahr oder bei Menschen mit kleinen, kaum aggressiven Tumoren sollte die Möglichkeit in Erwägung gezogen werden, zunächst keine Behandlung durchzuführen und zu beobachten, wie schnell der Krebs fortschreitet. Andernfalls könnten durch die Krebstherapie weit größere Beschwerden als durch den Krebs selbst verursacht werden.

Fortgeschrittenes Prostatakarzinom

In diesem Stadium hat der Prostatatumor bereits die Kapsel der Prostata durchbrochen und infiltriert das umgebende Gewebe. Da sich das Krebsgewebe in vielen Fällen nun nicht mehr komplett mittels eines operativen Eingriffs entfernen lässt, ist eine Heilung des Prostatakrebses nur noch eingeschränkt möglich.

Als zusätzliche Behandlung kann nach einer Operation versucht werden, die eventuell verbliebenen Tumorzellen mithilfe einer Strahlentherapie abzutöten. Zudem besteht die Möglichkeit, das Wachstum der verbliebenen Krebszellen zu hemmen, indem den Zellen das wachstumsfördernde Hormon Testosteron entzogen wird.

Metastasen

Wenn das Prostatakarzinom Metastasen (Tochtergeschwulste) in anderen Organen wie beispielsweise der Lunge oder den Knochen gebildet hat, kann im Regelfall keine Heilung des Patienten mehr erreicht werden. Es wird eine sogenannte palliative Therapie durchgeführt, bei der das Behandlungsziel darin besteht, die Lebensqualität des Krebspatienten zu verbessern. Das weitere Wachstum des Prostatatumors wird dabei durch einen radikalen Hormonentzug gehemmt. Zudem wird versucht, die Zellen der Metastasen mittels Zytostatika zu zerstören.

Therapiemöglichkeiten im Überblick

Aktives Beobachten

Falls es sich um einen kleinen, sehr langsam wachsenden Prostatatumor handelt, kann die Therapie gegebenenfalls aufgeschoben werden. Diese Möglichkeit sollte vor allem bei älteren Patienten über 75 Jahren oder bei Betroffene mit einem schlechten Gesundheitszustand in Erwägung gezogen werden. Andernfalls könnten durch die Krebstherapie weit größere Beschwerden als durch den Krebs selbst verursacht werden. Die weitere Entwicklung des Prostatakarzinoms wird dabei regelmäßig untersucht und genauestens beobachtet.

Operation

Die radikale Prostatektomie (komplette Entfernung der Prostata) ist das empfohlene Verfahren, wenn sich die Ausbreitung des Tumors nur auf die Vorsteherdrüse beschränkt und das umliegende Gewebe nicht infiltriert ist. In diesem Krebsstadium bietet eine Operation die höchsten Heilungschancen. Zusätzlich zur Prostata werden die Bläschendrüsen unterhalb der Vorsteherdrüse sowie fallweise naheliegende Lymphknoten operativ entfernt.

Falls der Krebs bereits das umliegende Gewebe befallen hat, bewirkt die Operation zumindest eine Linderung der Beschwerden. Zusätzlich zur Prostata und den Bläschendrüsen müssen hierbei auf jeden Fall alle naheliegenden Lymphknoten entfernt werden.

Beim herkömmlichen Operationsverfahren wird die Prostata über einen zirka 12 Zentimeter langen Bauchschnitt oberhalb des Schamhaaransatzes entfernt. Der minimalinvasive laparoskopische Eingriff stellt ein alternatives Verfahren dar, bei dem das chirurgische Gerät über fünf zirka 1,5 Zentimeter lange Hautschnitte in den Bauchraum eingeführt wird. Eine komplette Eröffnung der Bauchdecke ist hierbei nicht notwendig – die Operation findet mithilfe einer in den Bauchraum eingeführten Videokamera statt. Studien zufolge ist das laparoskopische Verfahren jedoch nicht zwangsweise schonender für den Patienten. Wundschmerzen, Genesungsdauer und Spätfolgen wie beispielsweise Störungen der Kontinenz (Fähigkeit, den Harn zurückzuhalten) und Erektionsfähigkeit sind nicht immer geringer als bei herkömmlichen Operationsverfahren. Der Grund liegt darin, dass die postoperativen Beschwerden weniger vom Zugangsweg als von den individuellen Operationsumständen sowie den Fähigkeiten des Operateurs abhängen.

Eine häufige Spätfolge einer operativen Entfernung der Prostata ist ein Verlust der Potenz. Da bestimmte Nerven, die wichtig für die Erektion sind, direkt entlang der Prostatakapsel verlaufen, besteht ein großes Risiko, dass diese Nerven bei der Operation geschädigt werden. Trotz nervschonender Operationsverfahren leiden etwa 80 Prozent der Männer nach dem Eingriff an Erektionsproblemen. In etwa 3 bis 5 Prozent der Fälle tritt eine Stressinkontinenz auf. Dabei kann es beim Husten, Niesen oder Lachen zu einem ungewollten Harnabgang kommen.

Strahlentherapie

Die Strahlentherapie kann bei einem Prostatatumor sowohl von außen (perkutane Strahlentherapie) als auch direkt von innen her (Radionuklidimplantation, Brachytherapie) erfolgen:

  • Strahlentherapie von außen: Im Regelfall werden pro Woche fünf Bestrahlungen über einen Zeitraum von etwa acht Wochen durchgeführt. Eine einzelne Bestrahlungseinheit dauert zirka 15 Minuten.
  • Strahlentherapie von innen: Bei einem einmaligen Eingriff werden radioaktive Körner, die etwa die Größe von Reiskörnern aufweisen, in der Prostata platziert. Diese radioaktiven Teilchen geben über einen Zeitraum von etwa einem Jahr kontinuierlich Strahlung wenige Millimeter tief in das umgebende Prostatagewebe ab. Eine anschließende Entfernung der Körner ist nicht notwendig.

Ebenso wie die Operation können auch eine innere oder äußere Strahlentherapie Störungen der Erektionsfähigkeit hervorrufen. Der Grund liegt darin, dass durch die radioaktive Strahlung auch Gewebe geschädigt werden kann, das für die Erektion notwendig ist. Etwa 50 Prozent der Betroffenen leiden nach einer Strahlentherapie an Erektionsproblemen. Die Häufigkeit von Behandlungsspätfolgen wie beispielsweise einer gestörten Potenz oder Erektion ist bei der nervschonenden Operation und der Strahlentherapie ähnlich – Unterschiede sind hauptsächlich die Folge von individuellen Umständen und den Fähigkeiten des behandelnden Arztes.

Durch die radioaktive Strahlung können zudem der Darm und die Harnröhre geschädigt werden, weshalb einige Patienten Probleme beim Wasserlassen oder mit der Verdauung (zum Beispiel Durchfall) haben.

Kryotherapie

Bei der Kryotherapie wird das Prostatagewebe über den Darm eingefroren, wodurch es anschließend abstirbt. Aktuellen Erkenntnissen zufolge ist die Kryotherapie jedoch weniger wirksam als andere etablierte Behandlungsmethoden, weshalb sie keine gleichwertige Alternative in der Prostatakrebs-Therapie darstellt.

Hormonentzug

Bei vielen Prostatatumoren fördert das männliche Geschlechtshormon Testosteron das Wachstum sowie die Ausbreitung des Krebses. In etwa 80 Prozent der Fälle lassen sich durch die Hemmung der Testosteronproduktion das Tumorwachstum einbremsen und die durch den Tumor verursachten Schmerzen lindern. Wie stark Prostatakarzinome auf einen Hormonentzug ansprechen ist jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich. Zudem verliert die Therapie mit der Zeit an Wirksamkeit und der Krebs kann dann unabhängig von Testosteron wachsen, was die Behandlung anschließend erschwert.

Die komplette medikamentöse Hemmung des Testosterons hat dieselben Auswirkungen auf den Körper wie eine Kastration. Der Patient leidet unter Impotenz, einer Abnahme der Libido (Geschlechtstrieb), Hitzewallungen, Gewichtszunahme, einer Brustvergrößerung und einem erhöhten Abbau der Knochen- und Muskelmasse, was zu einer Erhöhung des Osteoporoserisikos führt. Im Rahmen einer Hormonentzug-Therapie sollte daher regelmäßig eine Knochendichtemessung durchgeführt und eventuell eine Osteoporose-Therapie eingeleitet werden.

Hormontherapie

Mithilfe von LHRH-Analoga und GnRH-Analoga kann der Testosteronspiegel gesenkt werden. Die Wirkung beruht darauf, dass die Wirkstoffe körpereigenen Hormonen entsprechen, die eine Drosselung der Testosteronproduktion bewirken.

Antiandrogene hingegen schirmen das Prostatakarzinom von dem Hormon Testosteron ab, ohne dass die Produktion des Hormons beeinflusst wird. Die Präparate verursachen deutlich weniger Nebenwirkungen, da der Testosteronspiegel im Blut nicht gesenkt wird. Antiandrogene sind jedoch weniger wirkungsvoll als Testosteron-Blocker.

Mittels Östrogenen (weibliche Geschlechtshormone) kann der Testosteron-Spiegel im Blut innerhalb von sieben Tagen gesenkt werden. Sie verursachen beim Mann jedoch weitaus stärkere Nebenwirkungen als Testosteron-Blocker. Zudem dürfen sie bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht angewendet werden.

Entfernung der Hoden

Da der größte Teil der Testosteronproduktion in den Hoden stattfindet, kann durch ihre Entfernung bei Prostatakrebs in späten Stadien durch eine schnelle Senkung des Testosteronspiegels eine schnelle Linderung der Schmerzen erreicht werden. Weil die Entfernung der Hoden nicht rückgängig gemacht werden kann und es daher ein psychisch sehr belastender Eingriff für den Patienten ist, wird dieses Verfahren bei Prostatatumoren nur noch selten durchgeführt.

Chemotherapie

Falls der Prostatakrebs nicht bzw. nicht mehr auf den Testosteron-Entzug anspricht, wird eine Chemotherapie durchgeführt, um die Krebszellen abzutöten. Mithilfe von Zytostatika (Krebsmedikamente) können jedoch in erster Linie schnell wachsende Tumorzellen geschädigt werden. Da ein Prostatatumor zeitweise nur sehr langsam wächst, gestaltet sich die Chemotherapie beim Prostatakarzinom schwierig. Eine lebensverlängernde Wirkung der Zytostatika-Therapie ist nur bei schnell wachsenden Formen des Prostatakrebses nachgewiesen. Da durch Zytostatika nicht nur Krebszellen, sondern alle sich schnell teilenden Zellen im Körper (beispielsweise Darmzellen oder Haarwurzelzellen) abgetötet werden, verursacht eine Chemotherapie starke Nebenwirkungen.

Palliativtherapie

Bei einem fortgeschrittenen, metastasierenden Prostatatumor leiden die Betroffenen in vielen Fällen unter starken Schmerzen. Da eine Heilung zumeist nicht mehr erreicht werden kann, ist eine wirksame Bekämpfung der Schmerzen ein wichtiges Therapieziel.

Häufig kommt es bei Prostatakrebs im Spätstadium zur Bildung von Metastasen im Knochengewebe, wodurch starke Schmerzen und Knochenbrüche verursacht werden können. Das Risiko von Knochenbrüchen lässt sich durch eine Strahlentherapie reduzieren. Zusätzlich können bestimmte Medikamente wie beispielsweise Bisphosphonate verabreicht werden, welche den Abbau der Knochensubstanz hemmen.

Eigene Maßnahmen

Da nur bei einer frühzeitigen Diagnose eines Prostatakarzinoms eine Möglichkeit auf Heilung besteht, kommt der jährlichen Krebsvorsorgeuntersuchung für Männer ab dem 45. Lebensjahr eine große Bedeutung zu. Falls es in der Familie Prostatakrebs-Fälle gegeben hat, sollten bereits früher Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden.

Prognose

Die Wachstumsgeschwindigkeit des Prostatatumors kann individuell sehr unterschiedlich sein. In manchen Fällen wächst der Krebs über Jahre hinweg sehr langsam, sodass gegebenenfalls von einer Behandlung abgesehen werden kann. Jedoch gibt es auch Formen des Prostatakarzinoms, bei denen der Krebs schnell und aggressiv wächst und in relativ kurzer Zeit zum Tod führen kann. Die genauen Ursachen, warum manche Prostatatumore schnell oder langsam wachsen, sind nicht bekannt.

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung lässt sich der Krankheitsverlauf in vielen Fällen nicht genau abschätzen, wodurch die Entscheidung, welche Therapie durchgeführt werden sollte, schwer zu treffen ist. Daher sollte eine Prostatakrebserkrankung von einem erfahrenen Urologen regelmäßig überwacht und behandelt werden.

Die Prognose von Prostatakrebs hängt stark davon ab, in welchem Stadium der Tumor diagnostiziert wird. Im Allgemeinen ist die Prognose jedoch recht günstig. Falls der Prostatakrebs auf das umliegende Gewebe übergreift und vor allem, falls der Tumor Metastasen bildet, sinken die Heilungschancen rapide. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt beim Prostatakarzinom bei etwa 87 Prozent.

Vorbeugen

Durch einen gesunden Lebensstil kann das Risiko einer Prostatakrebs-Erkrankung reduziert werden. Wichtig sind ein normales Körpergewicht, eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung sowie regelmäßige körperliche Betätigung. Alkohol sollte nur in Maßen konsumiert werden. Folgende Punkte sollten beachtet werden:

  • Normales Körpergewicht: Mithilfe einer gesunden, maßvollen Ernährung und ausreichend körperlicher Betätigung kann ein gesundes Körpergewicht erhalten bzw. erreicht werden. Ein effektiver und gesunder Weg, die Zufuhr von Kalorien zu reduzieren, liegt in einem geringen Konsum von Süßem, Zucker, Fett und Alkohol. All diese Nahrungsmittel sind sehr kalorienreich und bieten dem Körper kaum essentielle Nahrungsstoffe wie Vitamine, Ballaststoffe oder Mineralien.
  • Regelmäßige Bewegung: Durch körperliche Aktivität kann das Krankheitsrisiko reduziert werden. Ein halb- bis einstündiges leichtes Training an mindestens fünf Wochentagen sorgt für eine ausreichende Fitness.
  • Gesunde Ernährung: Obst und Gemüse sollten nach Möglichkeit täglich verzehrt, Fleischprodukte (besonders rotes Fleisch) hingegen nur in Maßen konsumiert werden.
  • Maßvoller Alkoholgenuss: Männer sollten empfehlenswerterweise pro Tag höchstens zwei alkoholische Getränke konsumieren. Ein Getränk entspricht beispielsweise einem kleinen Bier, einem Schnapsglas Schnaps oder einem Achtel Wein.
  • Früherkennung: Je früher das Prostatakarzinom diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Männer sollten daher ab dem 45. Lebensjahr eine jährliche Krebsvorsorgeuntersuchung durchführen lassen. Falls es in der Familie bereits Prostatakrebs-Fälle gegeben hat, sollte früher mit den Vorsorgeuntersuchungen begonnen werden.
Danilo Glisic

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