Der Mythos der gesunden Bräune: Welche Auswirkungen hat die Sonnenexposition auf die Haut?

Ein positiver Effekt der Sonne auf die Psyche ist allgemein bekannt. Beim Sonnenbaden wird die Vitamin-D-Produktion angekurbelt. Das „Sonnenvitamin“ beeinflusst die Bildung von Serotonin und Dopamin, welche wiederum die Stimmung heben und die Laune verbessern können. Man wird braun, was als attraktiv und gesund empfunden wird. Aber wie gesund ist Sonnen eigentlich und was für Auswirkungen hat es auf den Körper, wenn die Haut bräunt?
Gelber Sonnenschirm mit blauem Himmel Die Sonne sendet UV-Strahlen aus (grafxart8888 / iStock)

Was passiert beim Sonnen?

Die Sonne sendet UV-Strahlen aus, welche beim Sonnenbaden auf den menschlichen Organismus treffen. Während die kurzwelligeren UVC-Strahlen von der Ozonschicht abgeschirmt werden, erreichen von den langwelligeren UVB-Strahlen bis zu 10% ungefiltert und die UVA-Strahlen fast gänzlich die Erdoberfläche. Je nach Wellenlänge dringt die UV-Strahlung auch unterschiedlich tief in die Haut ein.

UVA-Strahlen dringen bis in die Lederhaut ein. Dort bewirken sie in wenigen Minuten eine Pigmentierung der Haut, indem vorhandenes Melanin nachdunkelt. Die Mobilisierung des Farbpigmentes in die äußeren Hautschichten ist ein sofortiger Schutzmechanismus des Körpers gegen die UV-Strahlung. Aufgrund des schnellen Bräunungseffekts ist der UVA-Wert in Solarien höher.

Die energiereicheren UVB-Strahlen dringen weniger tief in die Haut ein und bewirken in den Melanozyten, die sich in der Epidermis (äußere Hautschicht) befinden, die Produktion von Melanin. Das körpereigene Farbpigment verteilt sich in den oberen Hautzellen und zeigt sich nach einigen Tagen an der Bräunung der Haut. So versucht der Organismus, einen natürlichen Eigenschutz aufzubauen. Je mehr Melanin sich in den Hautzellen ablagert, umso dunkler erscheint die Bräunung der Haut.
UVB-Strahlen haben auch eine essentielle Funktion für den Körper: sie unterstützen den Stoffwechsel bei der Bildung von körpereigenem Vitamin D, welches circa 80 % des Bedarfs ausmacht.

Melanin schützt die Haut vor UV-Strahlung, aber nur begrenzt

Die Bildung von Melanin in den Melanozyten wird angeregt, sobald UV-Strahlen auf die Haut treffen. Melanin wandelt die Lichtenergie in Wärmeenergie um und schützt dadurch das Erbgut der Zellen vor einer Schädigung oder Zerstörung durch die UV-Strahlung. Die Schutzwirkung ist jedoch zeitlich begrenzt und variiert je nach Hauttyp. In der Regel bleibt der Schutz nur für wenige Minuten bis einige Stunden erhalten. Die Menge des produzierten Melanins und folglich auch die Dauer des Eigenschutzes ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Neben der Stärke des UV-Lichts, wie beispielsweise im Sommer, ist die Bräunungsintensität in erster Linie genetisch bedingt. Je dunkler die Haut- und Haarfarbe ist, desto mehr Melanin wird vom Körper produziert. Auch das Alter, hormonelle Umstellungen und Medikamente können die Melaninproduktion beeinflussen.

Risiken und Schäden der übermäßigen Sonnenexposition

Die von der Sonne aus gesendeten UV-Strahlen werden als krebserregend eingestuft und schädigen kurz- sowie langfristig Haut und Augen.

Akute Folgen:

Die Haut hält eine kurzfristige Sonnenexposition aus, ohne zunächst sichtbare Schäden zu entwickeln. Die Grenze der UV-Dosis, bis zu der keine akuten Folgen nach natürlicher oder künstlicher UV-Strahlung auftritt, wird als „Erythemschwelle“ bezeichnet.
Bereits 5 bis 10 Minuten nach intensiver Sonneneinstrahlung wird bei Menschen mit einem hellen Hauttyp die Erythemsschwelle überschritten, was zu UV-Schäden in Form eines Sonnenbrandes führt. Die einer Verbrennung ähnelnde Rotfärbung der Haut wird durch die UVB-Strahlen verursacht und ist eine Entzündungsreaktion der Haut.
Je nach Grad der Verbrennung kann die Haut schmerzen, jucken, Bläschen bilden, sich schälen oder auch vernarben. Bei intensiver Sonnenexposition kann es auch zu Kreislaufzusammenbrüchen oder Fieber kommen.

Abgesehen von diesen Verbrennungsschäden reicht bereits eine geringe Menge an UVB-Strahlen aus, um die DNA, also das Erbgut der Hautzellen, zu verändern. Dies kann zwar durch das körpereigene Reparatursystem der Zellen ausgeglichen werden, häufige und intensive UV-Belastungen und wiederkehrende Sonnenbrände können jedoch irreparable Schäden verursachen. Es kommt zu bleibenden Veränderungen (Mutationen), die im Laufe des Lebens die Entstehung von Hautkrebs begünstigen können.

Auch gebräunte Haut bietet keinen Schutz vor Erbgutschäden. Obwohl es bei gebräunter Haut im Vergleich zu nicht gebräunter Haut länger dauert, bis ein Sonnenbrand auftritt, bedeutet Bräunung keineswegs, dass die Haut vor Erbgutschäden durch UV-Strahlung geschützt ist. Das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, bleibt somit auch bei gebräunter Haut bestehen.

Übermäßige Sonnenexposition kann auch die Augen schädigen und schmerzhafte Beschwerden wie Binde- oder Hornhautentzündungen auslösen.

Spätfolgen:

Bei länger andauernder UV-Belastung erhöht sich die Zellteilung der Haut, wodurch sich die oberste Schutzschicht der Haut verdickt und eine sogenannte Lichtschwiele bildet. Dieser UV-Eigenschutz verzögert zwar das Auftreten eines spürbaren Sonnenbrands, verhindert jedoch ebenfalls keine langfristigen Zellschäden. Die allgemeine Anpassungfähigkeit der Haut an intensive Sonnenbelastung hängt vom Hauttyp ab. Die Haut von Menschen mit sehr heller Haut, hellen Augen, rotblonden Haaren und häufig Sommersprossen ist beispielsweise kaum in der Lage zu bräunen oder eine Lichtschwiele bilden zu können.

Nahaufnahme eines Auges mit Falten UV-Strahlen beschleunigen die Hautalterung (dolgachov / iStock)

Ein gut belegter Langzeiteffekt von UV-Strahlung ist die vorzeitige Hautalterung. UVA-Strahlen produzieren freie Radikale, welche im Bindegewebe Kollagene schädigen und deren Neubildung verhindern können. Dadurch verliert die Haut an Spannkraft und bildet Falten. Solariennutzung beschleunigt diesen Alterungsprozess der Haut, da in Solarien der UVA-Wert des Lichts aufgrund der schnelleren Bräunung in der Regel höher ist. Häufige Sonnenexposition begünstigt zudem auch die Bildung von Muttermalen und Sommersprossen und kann sogenannte „Altersflecken“ verursachen.

Intensive und langanhaltende UV-Strahlung kann zur Linsentrübung des Auges, besser bekannt als Grauer Star oder Katarakt, führen. Die UVA-Strahlung dringt bis zur Augennetzhaut vor und bewirkt Veränderungen der Netzhaut wie eine Makuladegeneration, welche eine Sehbeeinträchtigungen verursachen kann.

Eine übermäßige UV-Bestrahlung schwächt das Immunsystem und so die körpereigene Abwehrgegen Infektionen oder Krebszellen.

Hautkrebs

UV-Strahlung gilt als Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs. Die Strahlenbelastung summiert sich im Laufe des Lebens. Die Mehrzahl der Hautkrebsfälle wird erst im Alter von 75 bis 79 Jahren festgestellt. In der Kindheit und Jugend durchgemachte Sonnenbrände erhöhen dabei das Risiko, im späteren Leben an Hautkrebs zu erkranken, um das Zwei- bis Dreifache. In Deutschland werden jährlich circa 224.000 Neuerkrankungen an Hautkrebs verzeichnet (Stand 2015). Die Inzidenz verdoppelt sich zudem alle zehn bis fünfzehn Jahre.

Biopsie eines Basalzellkarzinoms Histologisches Bild eines Basalzellkarzinoms (Md Babul Hosen / iStock)

Unterschiedliche UV-Strahlen begünstigen unterschiedliche Hautkrebsarten. UVB-Strahlen verursachen vor allem Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome. UVA-Strahlen spielen hingegen eine wesentliche Rolle bei der Pathogenese von Melanomen (schwarzer Hautkrebs). Melanome sind die bösartigsten Formen des Hautkrebses, an denen pro Jahr etwa 1.500 Menschen in Österreich erkranken (Stand 2019). Zudem sind fast 90 % aller Todesfälle aufgrund von Hautkrebs auf maligne Melanome zurückzuführen.

Neben der Anzahl an Sonnenbränden beeinflussen auch der Hauttyp, die Anzahl der Muttermale und die individuelle UV-Belastung das Risiko für Hautkrebs. Auch bei gebräunter Haut und bei dunklen Hauttypen besteht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.

Sonnenschutz und UV-Index

Der Schutz vor UV-Strahlung ist die wichtigste Maßnahme, um das Hautkrebsrisiko zu reduzieren. Eine wichtige Orientierungshilfe bietet der UV-Index . Dieser misst die Stärke der sonnenbrandwirksamen, bodennahen UV-Strahlung. Je höher der UV-Index, desto intensiver ist die UV-Strahlung und umso schneller treten gesundheitliche Schäden bei ungeschützter Haut auf. Ab einem UV-Index von 3 sollte die Haut vor der Sonnenstrahlung geschützt werden und ab einem UV-Index von 8 wird von einer sehr hohen Strahlenbelastung gesprochen, bei der ein wirksamer Schutz dringend erforderlich ist und die Sonne unbedingt gemieden werden sollte.

UV-Skala Der UV-Index wird auf einer Skala von 1 bis 11+ angegeben (gentle studio / iStock)

Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, sich ab einem UV-Index von 3 vor dem Sonnenlicht zu schützen. Die direkte Sonneneinstrahlung auf die Haut, insbesondere während der Mittagszeit, sollte vermieden und stattdessen der Schatten aufgesucht werden. Der Sonne ausgesetzte Körperstellen sollten mit Kleidung und Kopfbedeckungen bedeckt werden. Durch das Tragen einer Sonnenbrille mit UV-Schutzgläsern können die Augen geschützt werden. Auf nackte Körperstellen empfiehlt sich das Auftragen einer Sonnencreme mit ausreichend hohen UVA- und UVB-Filtern. Diese wirkt übrigens nur, wenn sie korrekt und in der richtigen Menge aufgetragen wird: Um den vollen Schutz zu erhalten, müssen 2 Milligramm pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden, was in etwa 4 gehäuften Esslöffeln Sonnencreme für den ganzen Körper bei Erwachsenen entspricht. Damit die Wirksamkeit des Sonnenschutzmittels erhalten bleibt, muss die Haut in regelmäßigen Abständen nachgecremt werden. Der Lichtschutzfaktor (LSF) eines Sonnenschutzmittels verlängert den Eigenschutz der Haut um den angegebenen Faktor, d.h. ein LSF von 30 verlängert einen Eigenschutz von 10 Minuten auf 300 Minuten. Die Eigenschutz-Zeit unterscheidet sich je nach Hauttyp und beträgt 5-10 Minuten bei sehr hellhäutigen Menschen und bis zu 60 Minuten bei einem sehr dunklen Hauttyp.

Kleines Mädchen sitzt am Strand unter Sonnenschirm Kinder und Babys müssen besonders gut vor der Sonne geschützt werden (goce / iStock)

Die Haut von Kindern ist empfindlicher als die von Erwachsenen, wodurch sie auch besonders anfällig für Sonnenbrände ist. Sonnenschäden in der Kindheit beeinflussen das Krankheitsrisiko im Erwachsenenalter. Vor allem kleine Kinder sollten besonders vor Sonnenstrahlen geschützt werden und sonnendichter Kleidung und Kopfbedeckungen tragen. Ergänzend sollen Kinder mit einem geeigneten Sonnenschutzmittel mit einem LSF von mindestens 30 eingecremt werden. Je höher der LSF, desto besser.

Vitamin D wird trotz Sonnenschutz ausreichend gebildet

Die Hauptquelle für die körpereigene Produktion von Vitamin D sind UVB-Strahlen. Kommt die Haut mit Sonnenlicht in Kontakt, wird das körpereigene Provitamin D in die aktive Form des Vitamin D3 umgewandelt. Das fettlösliche Vitamin spielt eine zentrale Rolle im Knochenstoffwechsel und beeinflusst die Muskelkraft. Es ist an der Bildung von Hormonen und Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin beteiligt und hat mögliche, aber nicht ausreichend belegte, positive Wirkungen auf die Psyche und das Immunsystem. Die körpereigene Synthese ist unter anderem abhängig von der Jahreszeit, dem Wetter und der geographischen Lage. Nach aktuellem Kenntnisstand reicht es aus, 2–3-mal pro Woche Hände, Gesicht und teilweise Arme oder Beine unbedeckt für wenige Minuten der Sonne auszusetzen, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Das dazu benötigte UV-Licht entspricht dabei der minimalen sonnenbrandwirksamen Dosis: in den Sommermonaten entspricht das 5-10 Minuten (für hellere Hauttypen) oder 10-15 Minuten (für dunklere Hauttypen) Sonnenexposition in den Mittagsstunden. Für sonnenärmere Monate wird das Vitamin D teilweise im Fett- und Muskelgewebe gespeichert. Säuglingen, die der direkten Sonneneinstrahlung generell nicht ausgesetzt werden sollen, wird in der Regel in den ersten anderthalb Lebensjahren Vitamin D verabreicht, um der Rachitis (Knochenerkrankung bei Kindern und Jugendlichen) vorzubeugen.

Solarium – eine bessere Alternative?

Jegliche Form der UV-Strahlung ist für den menschlichen Organismus schädlich – auch die in den Solarien eingesetzten UVA-Strahlen. Das Risiko, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken, ist deutlich höher bei Personen, die regelmäßig Sonnenstudios aufsuchen. Entgegen der Annahmen, dass ein Besuch im Solarium auch die Vitamin D-Produktion ankurbelt, trägt die UVA-Strahlung nicht zur Vitaminsynthese bei, sondern fördert möglicherweise sogar den Abbau. Trotz der erhaltenen Bräune reduzieren Besuche im Solarium nicht die Sonnenbrandempfindlichkeit, da für diese auch UVB-Strahlen benötigt werden. Das sogenannte "Vorbräunen" im Solarium führt lediglich dazu, dass man sich unnötigerweise einer zusätzlichen, künstlich erzeugten UV-Strahlung aussetzt, was das Risiko von Hautkrebs erhöht.

Fazit

Sonnenlicht enthält UV-Strahlen, die zum Teil tief in die Haut eindringen und das Erbgut der Hautzellen schädigen. Die Strahlen lassen die Haut schneller altern und begünstigen die Entstehung von Hautkrebs. Sonnenbrände sind äußerlich akute Folgen einer übermäßigen UV-Exposition und erhöhen das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Die durch das Farbpigment Melanin induzierte Bräunung ist, hingegen vieler gegensätzlicher Annahmen, ein Zeichen von Hautschäden, da sie ein Versuch des Körpers ist, sich vor weiteren Schäden durch die UV-Strahlung zu schützen. Auch die im Solarium entstehende Bräune ist keineswegs gesundheitsförderlich, sondern erhöht weiterhin das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Ein ausreichend hoher Sonnenschutz und die Vermeidung von direkter UV-Strahlung ist daher bei mittel- bis starker UV-Strahlung unerlässlich. Da es praktisch unmöglich ist, den Körper vollständig vor Sonneneinstrahlung zu schützen und der Körper nur wenige Minuten Sonneneinstrahlung benötigt um genügend Vitamin D zu bilden, muss in der Regel auch keinen Vitamin D-Mangel während der Sommermonate befürchtet werden.

Olivia Malvani, BSc

Olivia Malvani, BSc

Autor

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc

Lektor


Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

Zuletzt aktualisiert am 05.07.2023

medikamio Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden und erhalten Sie wertvolle Tipps für Ihre Gesundheit.


Logo

Ihr persönlicher Arzneimittel-Assistent

Medikamente

Durchsuchen Sie hier unsere umfangreiche Datenbank zu Medikamenten von A-Z, mit Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierung.

Wirkstoffe

Alle Wirkstoffe mit ihrer Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen sowie Medikamente, in denen sie enthalten sind.

Krankheiten

Symptome, Ursachen und Therapie für häufige Krankheiten und Verletzungen.

medikamio App

Kostenlos herunterladen

PlaystoreAppstore
app_screen

Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden

© medikamio