Kann eine kostengünstige Polypille Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Schwellenländern vorbeugen?

Ashwagandha (Withania somnifera) and Korean Ginseng capsules. Concept for a healthy dietary supplementation. Rustic wooden background. Copy space.

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Auch in asiatischen Schwellenländern steigt die Anzahl der durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten Todesfälle. Deshalb hat eine unlängst publizierte Studie versucht, das Gesundheitswesen mithilfe einer kostengünstigeren Strategie zu unterstützen. Eine Polypille, die Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall möglicherweise vorbeugen könnte, wurde dabei untersucht.

Ashwagandha (Withania somnifera) and Korean Ginseng capsules. Concept for a healthy dietary supplementation. Rustic wooden background. Copy space.

shutterstock.com / Eugeniusz Dudzinski

Herz-Kreislauf-System und -Erkrankung: 

Mit rund 100.000 Kilometern Blutgefäß-Gesamtlänge hat unser Herz-Kreislauf-System eine weite Strecke, um der lebenswichtigen Aufgabe nachzugehen und jede einzelne Körperzelle zu jedem Zeitpunkt mit genug Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Dabei transportiert die Arterie, mit Ausnahme der Lungenarterie, und die Arteriole (d.h. deren Verzweigungen) sauerstoffreiches Blut aus der linken Herzkammer zu den einzelnen Körpergeweben. Der Sauerstoffaustausch erfolgt im Bereich der permeablen (d.h. durchlässigen) Kapillaren, welche den Übergang zwischen Arterien und Venen bilden. Die Venen und die Venolen (d.h. deren Verzweigungen) befördern dementsprechend das sauerstoff- und nährstoffarme Blut wieder zurück in den rechten Vorhof des menschlichen Herzens. 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen können fatal sein – denn sie zählen global zu den häufigsten Erkrankungen und sind auch in Österreich mit Abstand die häufigste Todesursache überhaupt. Die Hauptursache für solche Erkrankungen ist die Arteriosklerose (d.h. Gefäßverengung und -verkalkung). Unter anderem zählen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Angina Pectoris (d.h. Herz-Enge), Bluthochdruck, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz (d.h. Herzschwäche) und Schlaganfall.  Sowohl äußere Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Rauchen, Übergewicht oder Stress, als auch eigene, genetisch bedingte Faktoren, beeinflussen sich gegenseitig und hängen mit der Funktion des Herzens und dessen Blutgefäße zusammen. 

Kostengünstiger helfen? 

Manche Risikofaktoren, wie hoher Blutdruck oder Diabetes, können mithilfe von Medikamenten behandelt werden.  Diese können jedoch in bestimmten Regionen aufgrund von hohen Kosten oder ungünstiger Gesundheitsversorgung ein Hindernis darstellen. Eine Studie hat deswegen untersucht, ob man mithilfe einer sogenannten Polypille, welche mehrere Wirkstoffe möglichst effektiv in einer Kapsel zusammenfasst, die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Da diese kostengünstig und ohne medizinische Voruntersuchungen von der älteren Population eingenommen werden könnte, zeigen vor allem Schwellenländer großes Interesse daran. 

Studienmethode:

Die im Jahr 2020, im New England Journal of Medicine, publizierte, randomisierte, placebokontrollierte Studie hat die Wirkung einer Polypille untersucht. Diese besteht aus einem Teil Cholesterinsenker und drei Teilen Blutdrucksenkern. Durch zusätzliche Verabreichung von Acetylsalicylsäure (Kurz: ASS) sollte der Effekt verstärkt werden, ohne dabei einen Anstieg der Blutungsrisiken zu erzeugen. 

Insgesamt beteiligten sich 6.714 Personen aus neun Ländern weltweit, wobei beinahe 90% aus Indien, Indonesien, Malaysia, Bangladesch oder den Philippinen stammten. Das durchschnittliche Alter betrug 63,9 Jahre und die Mehrheit verzeichnete kardiovaskuläre Risikofaktoren. 83,8% der Teilnehmer hatte einen Bluthochdruck (oder Hypertonie) und 36,7 war mit Typ-2-Diabetes oder hohem Blutzucker diagnostiziert. Mit einem Durchschnittswert von 120,7 mg/dl LDL-Cholesterin war auch dieses erhöht. Rund 4,6 Jahre lang nahmen die Studienteilnehmer täglich eine Tablette ein. Die drei aufgeteilten Gruppen erhielten jeweils:

  • Gruppe 1: Polypille mit 40 mg Simvastatin, 100 mg Atenolol, 25 mg Hydrochlorothiazid und 10 mg Ramipril (- oder Placebo)
  • Gruppe 2: Polypille wie in der ersten Gruppe mit zusätzlich 75 mg ASS (- oder doppeltes Placebo)
  • Gruppe 3: Nur ASS (- oder Placebo) 

Der primäre Endpunkt war das Auftreten einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Herz-Kreislauf-Tod. 

Signifikante Resultate?

Den Resultaten zufolge zeigte sich der primäre Endpunkt in der Gruppe 1 bei 126 Teilnehmern (4,4%), während die vergleichende Kontrollgruppe (d.h. Placebo) diesen bei 157 Teilnehmern (5,5 %) vermerkte. Verglichen mit der Placebogruppe entspricht dies einer Reduktion von 21%. In der Gruppe mit der Kombinationstherapie Polypille und ASS steigt der Effekt: im Vergleich zur Placebogruppe (83 Teilnehmer mit 5,8%) tritt der primäre Endpunkt bei 59 Studienteilnehmern (4,1%) ein. Mit 31% ist die Reduktion in dieser Gruppe höher. Bei der letzten Studiengruppe, welche lediglich ASS eingenommen hat, zeigte sich der primäre Endpunkt bei 116 Teilnehmern (4,1%) und in der vergleichenden Placebogruppe bei 134 Teilnehmern (4,7%). Durch die niedrige Dosis von ASS, hat dieses laut Studie zu keinen schweren Blutungen geführt. 

Konklusion:

Die Untersuchung zeigt eine Reduktion der Herz-Kreislauf-Ereignisse bei den Studiengruppen, die eine Kombination aus drei Blutdrucksenkern und einem Cholesterinsenker eingenommen haben. Zusätzlicher Rückgang dieser primären Endpunkte wurde durch die zusätzliche Gabe von ASS bewirkt. Eine solche kostengünstigere Kombinationstherapie könnte möglicherweise signifikante Vorteile für die Prävention der kardiovaskulären Erkrankungen in Schwellenländern bringen.


Wirkstoffe:

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    Danilo Glisic

    Danilo Glisic
    Autor

    Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

    Letztes Update

    27.01.2021

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