Unter Placebo wird ein Medikament verstanden, das keinen Wirkstoff besitzt, wenngleich es einen Heilungseffekt erzielen kann. Der Scheinwirkstoff lateinischen Ursprungs (d.h. placebo=“es wird mir gefallen“) enthält meistens nur Füllstoffe wie Milchzucker und Stärke. Der hervorgerufene Effekt wird dabei als sogenannter Placebo-Effekt bezeichnet. Wie dieser Effekt hervorgerufen wird ist noch nicht geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass die sogenannten Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers und daraus hervorgehend der Glaube an das Medikament Ursprung der Wirkung sind. Daher kann möglicherweise die Erwartungshaltung der Patienten die Wirksamkeit der Behandlung bestimmen. Als positiver Effekt: Der zu Behandelnde glaubt an das Medikament und erhofft sich einen Heilungsprozess – und dieser tritt dementsprechend auch ein. Als negativer Effekt: Aus Überzeugung, das Präparat hilft nicht, kann dieses möglicherweise auch fehlschlagen oder sogar schaden (d.h. Nocebo-Effekt).
Wie schon weiter oben erwähnt, werden Placebos in manchen Studien verwendet, um die Wirkung von (neuen) Medikamenten vergleichen und untersuchen zu können. In solchen Fällen wird der Studiengruppe der Wirkstoff verabreicht, während die Kontrollgruppe das Scheinmedikament bekommt. Dieses gleicht in Aussehen, Farbe und Geschmack (z.B. Placebo-Tablette oder Placebo-Kapsel) dem echten Medikament. Erst nachdem das zu testende Medikament eine signifikant bessere Wirkung als das Placebo zeigen kann, wird es als wirksam eingestuft.
Auch in der praktischen Therapie können Placebos zum Einsatz kommen. Bei psychisch bedingten, leichten oder nicht lebensbedrohlichen Ursachen kann ein behandelnder Arzt es für sinnvoll diagnostizieren, eine Placebo-Therapie zu erwägen. Andererseits ist es möglich, dass ein hilfreiches Medikament aus medizinischen Gründen nicht anwendbar ist, weswegen das Scheinmedikament als Alternative verabreicht wird.
Auch die Art und Weise, wie Placebos verabreicht werden, können die Wirkung des Placebo-Effekts verändern. Eine 2015 publizierte Studie wertete Daten aus 149 randomisierten Studien aus, in denen die Behandlung von Knieschmerzen untersucht wurde. Dabei haben Placebos, die in das Gelenk injiziert wurden, den größten Placebo-Effekt zeigen können. An der Gelenkstelle aufgetragene Placebo-Cremes folgten auf Platz zwei und Scheinmedikamente in Tablettenform verzeichneten signifikant weniger Effekt als die ersten zwei.
Eine weitere, 2015 publizierte, doppelblinde, randomisierte, crossover-Studie, untersuchte den Zusammenhang zwischen Medikamentenpreis und deren Wirkung. In Dieser Placebo-Studie wurden 12 Parkinson-Patienten harmlose Kochsalzlösungen verabreicht. Eine Gruppe erhielt ein scheinbar „günstiges“ Medikament, während die andere Studiengruppe einen „teuren“ Wirkstoff zum 100-fachen Preis bekommen hat. Den Ergebnissen zufolge konnte man bei Patienten, welchen die „teureren“ Medikamente verabreicht wurden, eine durchschnittliche Steigerung der motorischen Fähigkeiten um 28% gegenüber den Patienten mit „günstigeren“ Scheinwirkstoffen feststellen.
Auch der Markenname kann laut einer 2002, in der wissenschaftlichen Zeitschrift Ann. Intern. Med., publizierten Studie Einfluss auf die Wirkung eines Medikamentes haben. Dabei wurden 835 Frauen mit Kopfschmerzen in vier Gruppen aufgeteilt. Diese erhielten jeweils echtes Aspirin (Wirkstoff: Acetylsalicylsäure oder kurz ASS) oder ein Placebo wie folgt:
Während die ersten beiden Gruppen nacheinander die besten Ergebnisse lieferten, haben 64% der Probanden der Gruppe 3 eine Besserung vermerkt. In Gruppe 4 waren es nur noch 45% der Probanden.
Noch immer gilt eine placebokontrollierte Studie als guter Standard einer Untersuchung. Auch in praktischen Therapieformen werden Placebos angewendet, wenn die Umstände dies erlauben. Trotzdem ist die Erkenntnis, dass nicht alle Placebos eine gleiche Wirkung haben und sogar klinisch relevante Effekte erzielen könnten, nicht zu unterschätzen. Zumal, dass beim Methodenentwurf klinischer Studien, welche placebokontrolliert sind, genau geachtet werden sollte, dass der Scheinwirkstoff auch den optischen Parametern gerecht wird und die Vergleichsergebnisse, wenn möglich, nicht verfälscht.
Wirkstoffe:
Danilo Glisic
Autor
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Zuletzt aktualisiert am 12.01.2021
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