Eine Impfvirusvermehrung und –ausscheidung nach einer Erstimpfung ist bei gesunden Tieren über einen Zeitraum von etwa 3 Wochen möglich. Bei Tieren, die immunologisch geschwächt sind, kann die Impfvirusvermehrung und –ausscheidung deutlich verlängert sein.
Ferkel von Sauen, die im letzten Drittel der Trächtigkeit geimpft wurden oder Kontakt zu Impfvirus hatten, können mit Impfvirus geboren werden und dieses auch nach der Geburt für einige Wochen ausscheiden. Bei diesen Ferkeln wurden zwar weder unter Feld-, noch unter experimentellen Bedingungen klinische Symptome durch das Impfvirus beobachtet, dennoch sind diese Ferkel sowie gegen PRRS geimpfte Schweine und auch ungeimpfte Schweine aus Betrieben, in denen Ingelvac PRRS MLV eingesetzt wird, aufgrund einer möglichen Impfvirusausscheidung nicht in PRRSV-negative Betriebe zu verbringen. In diesem Fall ist nicht auszuschließen, dass der Eintrag von Impfvirus oder Impfvirusabkömmlingen zu PRRS- Symptomen führen kann.
Je nach Management kann das Impfvirus von Ingelvac PRRS MLV auch nach Einstellung der Impfung unterschiedlich lange in den Beständen persistieren. Insbesondere bei Bestandssanierungen ist die Dauer der Impfvirusausscheidung der letzten geimpften Tiergruppen bei der Ein- bzw. Zustallung der ersten ungeimpften, PRRSV-empfänglichen Tiergruppen zu berücksichtigen. Tiere aus ehemaligen Ingelvac PRRS MLV Impfbetrieben sollten nur dann in negative Betriebe verbracht werden, wenn eine Übertragung von Impfvirus (und auch Feldvirus) über diagnostische Verfahren ausgeschlossen werden kann, z.B. wenn die Tiere weder Antikörper gegen das PRRS-Virus im Blut, noch Genomfragmente (PCR) des Virus im Blut oder Tonsillenkratzproben aufweisen.
Bei ungeimpften, PRRSV-empfänglichen Tieren, die subklinisch oder klinisch mit anderen Erregern infiziert sind, kann eine Verstärkung der klinischen Symptome bei Kontakt zu dem Impfvirus von Ingelvac PRRS MLV nicht ausgeschlossen werden.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung bei Tieren Nur bei gesunden, ausgeruhten Tieren anwenden.
Nicht in Betrieben anwenden, aus denen Tiere in PRRSV negative Betriebe verbracht werden sollen. Die Wirksamkeit eines Impfprogrammes ist von verschiedenen Faktoren, insbesondere von Betriebsmanagement und Erregereigenschaften, abhängig. Bei der Planung eines Impfprogrammes gegen das PRRS-Virus sollten die folgenden PRRS-virusspezifischen Eigenschaften besonders berücksichtigt werden:
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Die intrauterine Infektion und somit Schädigung der Früchte durch das PRRS-Virus ist bei Sauen etwa ab dem 70. Trächtigkeitstag möglich. Bei Beginn eines Impfprogrammes kann auch bei zeitorientierter Impfung (Bestandsimpfung) eine schon vorhandene Infektion bei hochtragenden Sauen durch die Impfung nicht rückgängig gemacht werden, sodass auch nach Impfbeginn noch über einen Zeitraum von etwa 8 Wochen klinische Symptome auftreten können.
Bei der ausschließlichen Impfung leerstehender Sauen (reproduktionsorientierte Impfung) kann dieser Zeitraum sogar bis zu 5 Monate betragen, da erst dann die gesamte Sauenpopulation des Bestandes vollständig immunisiert ist.
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Ferkel sind nach Impfung der Sauen nicht ausreichend lange über maternale Antikörper geschützt. Deshalb wird die Impfung dieser Ferkel empfohlen.
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Wird ein Abbruch der Impfprophylaxe in Erwägung gezogen, sollte die Möglichkeit von persistent infizierten Tieren berücksichtigt werden, da in verschiedenen Untersuchungen gezeigt wurde, dass eine Feldvirusausscheidung bei den meisten Tieren zwei bis 4 Monate nach einer Infektion abgeschlossen, bei einzelnen Tieren jedoch über einen Zeitraum von 9 Monaten möglich ist.
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Das Impfvirus kann nach der Impfung unterschiedlich lange ausgeschieden und auf ungeimpfte, empfängliche Tiere übertragen werden. Generell hat das PRRS-Virus und somit auch das Impfvirus ein hohes Mutationspotential. Um eine Vermehrung von Impfvirus in empfänglichen Tieren zu minimieren, wird empfohlen, alle Tiere des Bestandes unter Impfschutz zu stellen, da sonst nicht sicher auszuschließen ist, dass Impfvirusabkömmlinge unter bestimmten Umständen in empfänglichen Tieren klinische Symptome verursachen.
Da der Impfstoff bei Ebern nicht geprüft wurde, liegen keine Daten über den Einfluss des Impfstoffes auf die Fruchtbarkeitsleistung bei Ebern vor. Aufgrund einer zu erwartenden Ausscheidung von Impfvirus von geimpften Tieren muss davon ausgegangen werden, dass Bestandseber in Impfbetrieben mit dem Impfvirus in Kontakt kommen.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für den Anwender
Ingelvac PRRS MLV ist für den Menschen nicht infektiös. Im Falle einer versehentlichen Selbstinjektion sollte trotzdem unverzüglich ein Arzt aufgesucht und die Packungsbeilage oder das Etikett vorgelegt werden.
Anwendung während der Trächtigkeit oder Laktation
Der Impfstoff ist gut verträglich; auch bei der Impfung von Sauen unmittelbar vor der Geburt bzw. vor der Belegung wurden bislang keine Nebenwirkungen beobachtet. Trotzdem kann eine Impfung, wie auch jede andere Maßnahme bei Zuchtsauen, insbesondere wenn sie weniger als 3 Wochen vor bis 3 Wochen nach der Belegung sowie weniger als 3 Wochen vor der Abferkelung durchgeführt wird, bei empfindlichen Tieren einen negativen Einfluss auf die Reproduktion haben.
Wechselwirkungen mit andren Arzneimitteln und andere Wechselwirkungen
Es liegen keine Informationen zur Unschädlichkeit und Wirksamkeit des Impfstoffes bei gleichzeitiger Anwendung eines anderen veterinärmedizinischen Produktes vor. Ob der Impfstoff vor oder nach Verabreichung eines anderen veterinärmedizinischen Produktes verwendet werden sollte, muss daher fallweise entschieden werden.
Überdosierung (Symptome, Notfallmaßnahmen, Gegenmittel)
Experimentell konnte gezeigt werden, dass 3 Wochen alte Ferkel sowie tragende Jungsauen bzw. Sauen bei einer mehr als 10-fachen Überdosis keinerlei klinische Nebenwirkungen zeigten. Die Gefahr einer Überdosierung unter Feldbedingungen ist deshalb zu vernachlässigen.
Inkompatibilitäten
Nicht mit anderen Impfstoffen, immunologischen Produkten oder Tierarzneimitteln mischen.