Natriumthiosulfat 10%

Natriumthiosulfat 10%
Wirkstoff(e)Thiosulfat
ZulassungslandDE
ZulassungsinhaberDr. Franz Köhler Chemie Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Zulassungsdatum05.12.2005
ATC CodeV03AB06
AbgabestatusApothekenpflichtig
Verschreibungsstatusverschreibungspflichtig
Pharmakologische GruppeAlle übrigen therapeutischen Mittel

Gebrauchsinformation

Was ist es und wofür wird es verwendet?

NATRIUMTHIOSULFAT 10% ist eine Antidotlösung.

NATRIUMTHIOSULFAT 10% wird angewendet

  • als Antidot bei Vergiftungen mit Blausäure oder Cyanogenen (durch Inhalation von Blausäure oder blausäurehaltigen Gasen oder durch Freisetzung von Blausäure aus z.B. Cyaniden, Nitrilen, Natriumnitroprussid oder cyanogenen Glykosiden nach Inkorporation).
  • als Therapieversuch bei systemischen Vergiftungen mit Lost.
  • als Antidot bei Überdosierung mit Cisplatin.
  • zur Prophylaxe einer Cyanidvergiftung bei der therapeutischen Anwendung von Natriumnitroprussid.
  • als Zusatz zu Magenspüllösungen bei Vergiftungen mit Lost, Cisplatin sowie iodhaltigen Substanzen.

Was müssen Sie vor dem Gebrauch beachten?

NATRIUMTHIOSULFAT 10% darf nicht angewendet werden,

wenn Sie allergisch gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6. genannten sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Bei Blausäure- und Cyanidvergiftungen immer zuerst 4-DMAP injizieren und evtl. Hydroxocobalamin sowie die Beatmung mit Sauerstoff durchführen.

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Liegt eine Niereninsuffizienz vor, ist die Ausscheidung des nach Verabreichung von Natriumthiosulfat gebildeten Rhodanids verzögert. Unter diesen Umständen können Rhodanid-Plasmakonzentrationen über 1 mg/ml auftreten, wodurch Übelkeit, Erbrechen, Muskelkrämpfe und Psychosen ausgelöst werden können.

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wurden nach Anwendung von Natriumthiosulfat außerhalb der zugelassenen Anwendungsbereiche Fälle von metabolischer Azidose beobachtet (siehe auch Abschnitt 4.).

10 ml NATRIUMTHIOSULFAT 10% enthalten 4,4 mmol (100,1 mg) Natrium. Wenn Sie eine kochsalzarme Diät einhalten müssen, sollten Sie dies berücksichtigen.

Anwendung von NATRIUMTHIOSULFAT 10% zusammen mit anderen Arzneimitteln

Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt.

Schwangerschaft, Stillzeit und Fortpflanzungsfähigkeit

Schwangerschaft

Es gibt keine epidemiologischen Studien, die das Risiko von NATRIUMTHIOSULFAT 10% während der Schwangerschaft untersuchen. Es wird empfohlen, auch wenn keine Studien vorliegen, ein Antidot während der Schwangerschaft bei eindeutiger mütterlicher Indikation anzuwenden, um Morbidität oder Mortalität zu reduzieren.

Schon wegen einer toxischen Belastung der Mutter durch das Agens, das die Gabe von NATRIUMTHIOSULFAT 10% erforderlich machte, ist die weitere Überwachung des Schwangerschaftsverlaufs zu empfehlen.

Stillzeit
Es liegen keine Erfahrungen mit einer Anwendung von NATRIUMTHIOSULFAT 10% in der Stillzeit vor. Es ist nicht bekannt, ob Natriumthiosulfat ∙ 5 H2O, der in NATRIUMTHIOSULFAT

10% enthaltene Wirkstoff, in die Muttermilch übergeht.

Fortpflanzungsfähigkeit

Reproduktionstoxikologische Studien wurden nicht durchgeführt.

Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Es ist kein Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durch NATRIUMTHIOSULFAT 10% bekannt.

Wie wird es angewendet?

Als Antidot bei akuten Vergiftungen mit Blausäure und bei systemischen Vergiftungen mit Lost und Cisplatin. Nach einer Initialtherapie mit einem Methämoglobinbildner (z.B. 4-Dimethylaminophenol) oder Hydroxocobalamin 1-2 ml NATRIUMTHIOSULFAT 10% pro kg Körpergewicht (entsprechend 100 - 200 mg Natriumthiosulfat ∙ 5 H2O) langsam intravenös injizieren. Falls die Symptome der Cyanidvergiftung wieder auftreten, sollte die Injektion in Abständen von 30-60

min. mit der halben Dosis wiederholt werden oder vorzugsweise als Infusion mit einer Dosis von 1 ml/h x kg Körpergewicht (entsprechend 100 mg Natriumthiosulfat ∙ 5 H2O) fortgesetzt

werden.

  • Bei Vergiftungen mit Cyanogenen
    Auf die Initialtherapie mit einem Methämoglobinbildner (z.B. 4-Dimethylaminophenol) oder Hydroxocobalamin kann bei ansprechbaren Patienten verzichtet werden. 1 - 2 ml
    NATRIUMTHIOSULFAT 10% pro kg Körpergewicht (entsprechend 100 - 200 mg Natriumthiosulfat ∙ 5 H2O) langsam intravenös injizieren. Die Injektion kann in Abständen von
    30 - 60 min mit der halben Dosis wiederholt werden oder vorzugsweise als Infusion mit einer Dosis von 1 ml/h x kg Körpergewicht (entspr. 100 mg Natriumthiosulfat ∙ 5 H2O) fortgesetzt werden.
  • Zur Prophylaxe einer Cyanid-Vergiftung bei der therapeutischen Anwendung von Natriumnitroprussid:
    Natriumthiosulfat kann im Gewichtsverhältnis 10:1 (Natriumthiosulfat zu Natriumnitroprussid) gleichzeitig infundiert werden, um eine Akkumulation von Cyanid zu verhindern.
  • Als Zusatz zu Magenspüllösungen bei Vergiftungen mit Lost, Cisplatin sowie iodhaltigen Substanzen:
    Natriumthiosulfat kann der Magenspülung in Konzentration von 1 - 5% zugesetzt werden.

Art der Anwendung

Zur intravenösen Anwendung. Nur klare Lösungen verwenden.

Was sind mögliche Nebenwirkungen?

Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.

Das Nebenwirkungsprofil von NATRIUMTHIOSULFAT 10% wurde nicht im Rahmen von klinischen Studien systematisch untersucht. Daten zu Nebenwirkungen stammen aus Literaturberichten zur Anwendung von Natriumthiosulfat-Infusionslösungen. Die Häufigkeit des Auftretens dieser Nebenwirkungen kann daher nicht abgeschätzt werden. Die unter Anwendung von Natriumthiosulfat- Infusionslösung berichteten Nebenwirkungen waren in der Regel leicht bis mittelschwer.

SystemorganklasseHäufigkeit: Nicht bekannt
Stoffwechsel- und ErnährungsstörungenErniedrigte Bicarbonatspiegel Erhöhte Anionenlücken Metabolische Azidose
Erkrankungen des GastrointestinaltraktsErbrechen
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am VerabreichungsortSchmerzen Irritationen Brennen
HerzerkrankungenBlutdruckabfall

Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen (Häufigkeit nicht bekannt):

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Nach Anwendung von Natriumthiosulfat-Infusionslösungen bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion außerhalb der zugelassenen Anwendungsbereiche wurden erniedrigte Bicarbonatspiegel und erhöhte Anionenlücken und Fälle von metabolischer Azidose beobachtet (siehe auch Abschnitt 2.).

Herzerkrankungen

Bei zu schneller Infusionsgeschwindigkeit kann es zu Blutdruckabfällen kommen.

Meldung von Nebenwirkungen

Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Dies gilt auch für Nebenwirkungen, die nicht in dieser Packungsbeilage angegeben sind. Sie können Nebenwirkungen auch direkt dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzeigen.

Indem Sie Nebenwirkungen melden, können Sie dazu beitragen, dass mehr Informationen über die Sicherheit dieses Arzneimittels zur Verfügung gestellt werden.

Wie soll es aufbewahrt werden?

Bewahren Sie dieses Arzneimittel für Kinder unzugänglich auf.

Bei Raumtemperatur (15 °C bis 25 °C) aufbewahren.

Die nicht applizierte Lösung ist nach Anbruch zu verwerfen (Einzeldosisbehältnis).

Sie dürfen dieses Arzneimittel nach dem auf dem Behältnis nach „Verwendbar bis“ angegebenen

Verfalldatum nicht mehr verwenden.

Dauer der Haltbarkeit

2 Jahre (100 ml bzw. 500 ml Flaschen)

3 Jahre (Ampullen)

Weitere Informationen

Was NATRIUMTHIOSULFAT 10% enthält

Der Wirkstoff ist:

Natriumthiosulfat ∙ 5 H2O

10 ml Injektions-/Infusionslösung enthalten:

1,0 g Natriumthiosulfat ∙ 5 H2O

Die sonstigen Bestandteile sind:

Natriummonohydrogenphosphat-Dodecahydrat (Ph. Eur.), Glycin, Natriumhydroxid, Natriumchlorid, Natriumedetat (Ph. Eur.), Wasser für Injektionszwecke

Inkompatibilitäten

Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

Wie NATRIUMTHIOSULFAT 10% aussieht und Inhalt der Packung

NATRIUMTHIOSULFAT 10% ist eine klare, farblose Injektions-/Infusionslösung in Packungen mit 5, 10 und 25 Ampullen zu je 10 ml.

Packungen mit 1 und 10 Glasflaschen zu je 100 ml. Packungen mit 1 und 10 Glasflaschen zu je 500 ml.

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

Inhaber der Zulassung und Hersteller

DR. FRANZ KÖHLER CHEMIE GMBH

Werner-von-Siemens-Str. 14-28

D-64625 Bensheim

Telefon 06251 / 1083-0

Telefax 06251 / 1083-146

E-Mail: info@koehler-chemie.de

Mitvertreiber

Köhler Pharma GmbH

Neue Bergstraße 3-7, 64665 Alsbach-Hähnlein

Telefon: 06257 506529-0 - Telefax: 06257 506529-20

E-Mail: info@koehler-pharma.de

Zulassungsnummer

6073565.00.00

Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung

01.12.2005

Diese Packungsbeilage wurde zuletzt überarbeitet im Februar 2019.

Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig.

Die folgenden Informationen sind für den Arzt bzw. medizinisches Fachpersonal bestimmt:

Überdosierung: Symptome, Notfallmaßnahmen, Gegenmittel

Siehe Abschnitte 2. und 4.; Überdosierung: nicht bekannt.

Pharmakodynamische, pharmakokinetische und toxikologische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe:

Antidotlösung

ATC-Code: V03AB06

Natriumthiosulfat dient als Substrat der Sulfurtransferase (Rhodanase), die Cyanid in untoxisches Thiocyanid (SCN) überführt. Dies stellt den wesentlichen Wirkmechanismus der Entgiftung von Cyanid durch Natriumthiosulfat dar. Die Eliminationshalbwertszeit von Natriumthiosulfat liegt beim Menschen im Bereich von 16-80 min. Diese kurze Halbwertszeit hat zur Folge, dass bei vitaler Indikation Natriumthiosulfat 10% kontinuierlich als Dauerinfusion bzw. wiederholt in kurzen Intervallen zu applizieren ist, vor allem auch, weil das Cyanid im Körper im Vergleich dazu eine sehr viel längere Verweildauer hat.

Andere Gifte werden durch Natriumthiosulfat in weniger schädliche oder ungiftige Schwefelverbindungen umgewandelt und so eliminiert. Bei Verwendung als Cisplatin-Antidot bildet Natriumthiosulfat den Platin-Thiosulfat-Komplex, wodurch sowohl eine Bindung von Platin an Serumproteine wie auch eine Aufnahme von Platin in die Zellen gesenkt wird. Natriumthiosulfat reagiert mit den Losten im Blut unter Bildung von sog. Bunteschen Salzen und hebt die alkylierende Lost-Wirkung auf. Durch antagonistische Wirkung von Natriumthiosulfat bei Vergiftungen mit S-Lost und N-Lost wird die DNS- und RNS-schädigende Wirkung des Lostes im Körper gemindert.

Aus den präklinischen Daten ergeben sich keine speziellen Gefahren des Natriumthiosulfates am Menschen.

In vivo ist NATRIUMTHIOSULFAT 10% beim Menschen bemerkenswert inert, mit Ausnahme seiner Wirkung als osmotisches Laxans.

Zuletzt aktualisiert am 11.08.2022

Weitere Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff

Folgende Medikamente enthalten auch den Wirksstoff Thiosulfat. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, über ein mögliches Subsitut zu Natriumthiosulfat 10%

Medikament
Zulassungsinhaber
medikamio Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden und erhalten Sie wertvolle Tipps für Ihre Gesundheit.


Logo

Ihr persönlicher Arzneimittel-Assistent

Medikamente

Durchsuchen Sie hier unsere umfangreiche Datenbank zu Medikamenten von A-Z, mit Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierung.

Wirkstoffe

Alle Wirkstoffe mit ihrer Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen sowie Medikamente, in denen sie enthalten sind.

Krankheiten

Symptome, Ursachen und Therapie für häufige Krankheiten und Verletzungen.

medikamio App

Kostenlos herunterladen

PlaystoreAppstore
app_screen

Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden

© medikamio