Angststörungen

Angststörungen
Internationale Klassifikation (ICD) F41.-

Grundlagen

Beschreibung

Wenn die Emotion Angst den Alltag beherrscht, spricht man von einer Angststörung.

Es gibt folgende Kriterien, wonach Angst als krankhaft eingestuft wird:  

  • übermäßig starke Angst
  • zunehmende Dauer und Häufigkeit der Angstzustände
  • Unvermögen die Angst selbst zu überwinden
  • Lebensumstände reichen nicht, um die Angst zu rechtfertigen

Personen, die schon länger betroffen sind, ziehen sich üblicherweise immer mehr aus dem Alltag zurück. Angsteinflößende Orte und Situationen werden gemieden, daraus erfolgt häufig eine soziale Isolation.

Ungefähr 5 von 100 Menschen leiden an einer Angststörung, deren Ausmaß eine Behandlung erfordert.

Ursachen

Lerntheoretisches Erklärungsmodell

Ein mehrstufiger Prozess wird als Ursache einer Angststörung vermutet.

Zu Beginn „erlernt“ eine Person, dass eine ursprünglich normale Situation Angst auslöst. Diese wird dann als bedrohlich empfunden, wie etwa Flugturbulenzen.

Würde sich die Person derselben Situation nochmal aussetzen, könnte diese feststellen, dass die Angst unbegründet war. Weil die Furcht aber präsent ist, wird ein Wiederholen der Situation vermieden, die Angst bleibt bestehen. Körperliche Symptome werden verstärkt wahrgenommen (z.B. Herzrasen), es kommt zu einem Angst-Teufelskreis.

Neurobiologisches Erklärungsmodell

Die inneren Organe (z.B. Herz und Atmung) werden vom autonomen Nervensystem kontrolliert.

Bei von Angststörungen Betroffenen ist dieses Nervensystem vermutlich überempfindlich und kann leichter gereizt werden. Dadurch entstehen Angstsymptome schneller. Studien zeigen eine mögliche Vererbung dieser Veranlagung, gelten aber noch nicht als vollständig bewiesen. Außerdem wird die Beteiligung spezifischer Hirnareale und Botenstoffe bei der Entwicklung einer Angststörung vermutet.

Psychoanalytisches Erklärungsmodell

Normalerweise reagiert ein Mensch auf einen Konflikt mit dem Versuch einen Kompromiss einzugehen. Dadurch stellt sich ein psychisches Gleichgewicht wieder ein. Scheitert die Lösung eines solchen Konflikts, entsteht Angst.

Eine weitere Vermutung stützt sich auf die Möglichkeit, dass Betroffene in ihrer Jugend nicht gelernt haben, mit Angst umzugehen. Sie fühlen sich in konfliktreichen Situationen überfordert und kindliche Ängste können aufbrechen. Trennungsängste zeigen sich häufig beim sich ankündigenden Verlust einer Bezugsperson.

Symptome

Bei Angststörungen wird von Experten in zwei Arten und spezifische Symptome unterschieden.

Gerichtete Angst

Bestimmte Situationen oder Objekte lösen Angst aus, es handelt sich um sog. Phobien.

  • Agoraphobie: Angst vor bestimmten Orten
  • Sozialphobie: Angst vor anderen Menschen und dem Umgang mit ihnen
  • Spezifische Phobie: Konfrontation mit Objekten/Situationen z.b. Spinnen, Spritzen, Blut, große Höhe

Ungerichtete Angst

Es gibt keinen spezifischen Auslöser.

  • Panikstörungen: plötzlich auftretende, episodische Angst
  • Generalisierte Angststörung: permanente Angst

Diagnose

Das wichtigste Tool zur Diagnose einer Angststörung ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient.

Betroffene schildern ihre Angst und äußern Vermutungen, wodurch sie ausgelöst werden könnte. Anhand der Ausprägung und Einfluss auf das Sozialleben, unterscheidet ein Arzt von normaler und krankhafter Angst.

Angststörungen können auch die Folge einer anderen Erkrankung sein, beispielsweise Suchterkrankungen:

  • LSD
  • Amphetamine
  • Marihuana
  • Koffein

Jede Angst, die durch eine andere Erkrankung verursacht wurde, wird sekundäre Angstsymptomatik genannt. Dabei wird zuerst die Grunderkrankung behandelt, das Symptom Angst ist sekundär.

  • Um eine körperliche Ursache ausschließen zu können, sind in einzelnen Fällen folgende Untersuchungen notwendig:  
  • Blutabnahme
  • Ultraschall
  • Computertomographie
  • Kernspintomographie des Schädels

Im Gegensatz dazu handelt es sich bei echten Angststörungen um eine primäre Angsterkrankung, die sich medizinisch nicht erklären lässt.

Fragebögen können vor allem bei der genaueren Einteilung der Störung behilflich sein. Dazu stehen Selbst- und Fremdbeurteilungsbögen zu Verfügung, welche entweder vom Patienten oder vom untersuchenden Arzt ausgefüllt werden. Beispiele dafür sind der „State Trait Anxiety Inventory“ bzw. die „Hamilton Angstskala“.

Therapie

Zur Behandlung bieten sich Medikamente und geeignete Psychotherapie an.

Medikamente

In der Vergangenheit haben sich besonders Antidepressiva bewährt. Im Besonderen neuere und nebenwirkungsarme Präparate (selektive Serotonin Wiederaufnahme Hemmer) werden erfolgreich angewandt.

Beruhigungsmittel wie z.B. Benzodiazepine lindern die Symptomatik einer Angststörung. Die Einnahme erfordert ein Zeitlimit und strenge ärztliche Überwachung, da diese Medikamente suchterregend sind.

Verhaltenstherapie

Eine Angstsituation wird von einem Experten provoziert, indem dem Patient mit seiner Angst kontrolliert konfrontiert wird. Ziel dieser Therapie ist, Betroffene erleben zu lassen, dass die befürchtete Katastrophe nicht eintritt. Es wird erlernt, dass man selbst die Angst beherrscht und nicht umgekehrt.

Soziophobe Personen haben verlernt, sich in sozialen Situationen richtig zu verhalten. Rollenspiele in Gruppentherapien helfen soziale Kompetenzen zu trainieren und verlerntes wieder korrekt anzuwenden.

Auch Entspannungstechniken wie z.B. autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jakobson werden immer öfter in die Therapie mit einbezogen.

Prognose

Entscheidend ist, wie schnell Hilfe aufgesucht wird, die Art der Symptomatik ist sekundär. Mit entsprechender Verhaltenstherapie und Medikamenten, lässt sich eine Angststörung meist gut behandeln.

Ohne adäquate Behandlung kann eine Angststörung jahrzehntelang bestehen und verschlimmern. Der Verlauf ist unterschiedlich und anhängig davon, wie groß die „Angst vor der Angst“ also das Vermeidungsverhalten ist. Ohne Selbstkontrolle können auch keine Erfolgserlebnisse verzeichnet werden.

Die soziale Abkapselung schreitet fort und Vereinsamung droht.

Tipps

Sie sind nicht alleine! 5 von 100 Personen leiden unter Angststörungen.

Es kann Ihnen geholfen werden!

Suchen Sie so schnell als möglich professionelle Hilfe auf.Je mehr Zeit Sie verstreichen lassen, desto schwieriger wird die Behandlung.

Informieren Sie sich bei einem vertrauten Arzt über Therapiemöglichkeiten und Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe. Arrangieren Sie sich nicht mit Ihrer Situation, tun Sie etwas dagegen!

Versuchen Sie nicht, den Auslöser Ihrer Angst zu meiden, da eine Lösung dadurch verhindert wird und sich die Angst festigt.

Behandeln Sie nicht nur die Symptome z.B. durch Beruhigungsmittel, da sich die Therapie dadurch erschwert.

Meiden Sie Alkohol als Angstlöser. Dieser hilft allerhöchstens im Moment und verschlimmert Ihre Situation durch eine Mögliche Abhängigkeit.

Alkohol ist niemals ein Problemlöser!

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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