Karotisstenose

Karotisstenose

Grundlagen

Bei einer Karotisstenose handelt es sich um eine Verengung (Stenose) in mindestens einer der zwei inneren Halsschlagadern (Arteria carotis interna), ĂŒber welche das Gehirn mit Blut versorgt wird. Oft liegt einer Stenose eine GefĂ€ĂŸverkalkung (Arteriosklerose) zugrunde, durch welche der Blutfluss und damit die Blutversorgung des Gehirns gemindert wird.

Sinkt die Blutversorgung des Gehirns unter einen kritischen Wert, kann ein Schlaganfall ausgelöst werden. Etwa 20% aller SchlaganfĂ€lle sind die Folge von Stenosen in der Arteria carotis, die außerhalb des SchĂ€dels lokalisiert sind. Das Auftreten von Stenosen ist stark altersabhĂ€ngig – in der Erwachsenenbevölkerung sind etwa 1–3% betroffen, ab dem 65. Lebensjahr fast 10%.

Ursachen

In den meisten FĂ€llen ist eine Karotisstenose die Folge von Arteriosklerose. Dabei kommt es zu Ablagerungen von Thromben (Blutgerinnseln), Blutfetten, Bindegewebe und Kalk an den GefĂ€ĂŸwĂ€nden von Arterien, wodurch der Durchmesser und in weiterer Folge der Blutfluss des betroffenen GefĂ€ĂŸes abnehmen. Verschiedene Faktoren fĂŒr ein erhöhtes Entstehungsrisiko von Arteriosklerose sind beispielsweise Hypertonie (Bluthochdruck), Rauchen, mangelnde Bewegung, erhöhte Blutfettwerte und steigendes Alter.

An der Karotisstenose kann es zur Bildung von Thromben (Blutgerinnseln) kommen, welche entweder das GefĂ€ĂŸ komplett verschließen oder durch den Blutstrom ins Gehirn transportiert werden und dort durch die Verstopfung eines kleineren BlutgefĂ€ĂŸes einen Schlaganfall (Apoplex) auslösen können.

Symptome

In der Regel verursachen Karotisstenosen ĂŒber einen langen Zeitraum keinerlei Symptome (asymptomatische Karotisstenose). SpĂ€ter kann es dann zu kurzzeitigen Durchblutungsstörungen des Gehirns kommen (transitorische ischĂ€mische Attacken), wodurch vorĂŒbergehend ein neurologisches Defizit ausgelöst wird. Diese AnfĂ€lle sind als Vorboten eines irreversiblen Schlaganfalls zu sehen, es kann jedoch bei einer Karotisstenose auch ohne diese Attacken direkt zu einem Schlaganfall kommen.

Diagnose

Da eine Karotisstenose zumeist symptomfrei verlÀuft, wird sie hÀufig erst zu einem relativ spÀten Zeitpunkt diagnostiziert.

Die einfachste Methode zur Feststellung von Karotisstenosen ist die Auskultation der Arterien mit einem Stethoskop. Durch die Einengung der BlutgefĂ€ĂŸe durch Stenosen entstehen an der betroffenen Stelle im Blutstrom starke Wirbel, welche im Stethoskop als StenosegerĂ€usch erkannt werden. Befinden sich die Stenosen direkt an der Karotisgabel, können sie auf diese Weise mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erkannt werden. Bei Stenosen innerhalb der Arteria carotis interna lĂ€sst sich noch bei etwa 50% der FĂ€lle ein deutliches StenosegerĂ€usch erkennen. Im nĂ€chsten Schritt wird mithilfe einer Doppler/Duplex-Sonografie (Ultraschalluntersuchung), der Grad der Stenosierung bestimmt. Der Stenosegrad ist eine wichtige Entscheidungshilfe dafĂŒr, ob die Engstelle möglichst schnell operativ behoben werden muss.

Ein weiteres Verfahren zur Feststellung von Stenosen ist die Angiographie (Darstellung der BlutgefĂ€ĂŸe) mittels Computer- oder Magnetresonanztomographie. Dabei können auch Engstellen der Arterien innerhalb des SchĂ€dels festgestellt werden.

Therapie

Bei der Therapie einer Karotisstenose steht zunĂ€chst die Behandlung der kardiovaskulĂ€ren Risikofaktoren im Vordergrund. Zu diesen zĂ€hlen Rauchen, mangelnde sportliche BetĂ€tigung, FehlernĂ€hrung, hohe Blutfette und erhöhter Blutdruck. Durch die Verbesserung dieser Faktoren kann die Prognose des Krankheitsverlaufs auch ohne Medikamente oder operative Eingriffe massiv verbessert werden – das Wachstum von Stenosen wird verhindert oder kann bei strikter LebensstilĂ€nderung sogar rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden. ZusĂ€tzlich werden meist Thrombozytenaggregationshemmer verabreicht (Medikamente, welche die Anlagerung der BlutplĂ€ttchen und somit die Thrombusbildung hemmen – zum Beispiel AcetylsalicylsĂ€ure).

ZusĂ€tzlich zu diesen BehandlungsansĂ€tzen stehen vor allem fĂŒr symptomatische Patienten (nach einem Schlaganfall oder einer transitorischen ischĂ€mischen Attacke) noch operative Eingriffe in Form einer Endarteriektomie (Entfernung der Verengung) oder Karotisangioplastie (Erweiterung der Engstelle mittels eines Katheters) als Behandlungsmöglichkeiten zur VerfĂŒgung. Den grĂ¶ĂŸten Nutzen bringen operative Eingriffe, wenn das GefĂ€ĂŸ bereits zu ĂŒber 70% seines ursprĂŒnglichen Durchmessers eingeengt ist. MĂ€nnliche Patienten profitieren mehr von einem operativen Eingriff – worin die Ursache liegt, ist jedoch nicht bekannt.

Endarteriektomie

Im Rahmen der Endarteriektomie wird entweder in Vollnarkose oder in örtlicher BetĂ€ubung die stenosierte Halsschlagader ĂŒber einen zirka zehn Zentimeter langen Schnitt freigelegt. Das GefĂ€ĂŸ wird komplett durchtrennt, die verengte Stelle entfernt und im Anschluss werden die losen Enden wieder vernĂ€ht – bei Bedarf mit einem Kunststoffpatch oder einem StĂŒck Vene.

Der Eingriff dauert insgesamt etwa eine Stunde, die betroffene Arterie wird hingegen lediglich fĂŒr 15 bis 30 Minuten abgeklemmt. WĂ€hrend des Eingriffs wird das Gehirn daher hauptsĂ€chlich ĂŒber die Schlagader auf der anderen Seite des Halses versorgt. Das Risiko, dass es wĂ€hrend der Operation durch losgelöste StĂŒcke der Stenose zu einem Schlaganfall kommt, betrĂ€gt bis zu 5%.

Karotisangioplastie

Anstatt die Engstelle durch einen chirurgischen Eingriff zu entfernen, kann diese auch mittels einer Karotisangioplastie aufgedehnt werden. Hierbei wird ein Ballonkatheter in die Leistenarterie (Arteria femoralis) eingefĂŒhrt und bis zur Halsschlagader vorgeschoben, wo die Engstelle mithilfe des Ballons aufgedehnt wird. Damit die gedehnte Stelle auch ĂŒber lĂ€ngere Zeit offen bleibt, wird zusĂ€tzlich noch ein Stent (rohrförmige GefĂ€ĂŸstĂŒtze) eingesetzt.

Die Karotisangioplastie ist im Gegensatz zur Endarteriektomie noch kein erprobtes Routineverfahren. Sie wird bei Patienten angewendet, bei denen sich trotz einer Endarteriektomie das GefĂ€ĂŸ erneut verengt hat oder falls die Stenose aus anatomischen GrĂŒnden nicht operierbar ist.

Prognose

Bei einem erfolgreichen Eingriff ist das Risiko, einen Schlaganfall oder eine transitorische ischÀmische Attacke in Folge einer Karotisstenose zu entwickeln, gebannt. Jedoch besteht wÀhrend der Operation ein Risiko von etwa 5%, dass durch den Eingriff ein Schlaganfall verursacht wird.

Vorbeugen

Es wird hierbei zwischen primÀrer und sekundÀrer PrÀvention unterschieden:

PrimÀrprÀvention

Bei der PrimĂ€rprĂ€vention einer Karotisstenose wird versucht, einen Schlaganfall von vornherein zu verhindern. Dies geschieht zum einen durch Behandlung der Risikofaktoren (Bluthochdruck, Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, mangelnde Bewegung), aber auch durch die operative Entfernung beschwerdefreier Karotisstenosen ab einem Stenosegrad von ĂŒber 60%. Die frĂŒhzeitige Operation ist vor allem bei MĂ€nnern, Patienten unter 65 Jahren und Patienten mit stark erhöhtem Cholesterinspiegel sinnvoll.

SekundÀrprÀvention

Bei der SekundÀrprÀvention besteht das Ziel darin, nach einem Schlaganfall das Risiko weiterer AnfÀlle zu vermindern. Ist die Arteria carotis durch eine Stenose zu mehr als 70% eingeengt, sollte diese Engstelle im Rahmen einer Endarteriektomie entfernt werden. Falls sie jedoch weniger stark verengt ist, muss je nach Rahmenbedingungen das Risiko eines Schlaganfalls gegen das Operationsrisiko abgewÀgt werden.

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner AffinitÀt zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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