Manisch-depressive Erkrankung (bipolare affektive Störung)

Manisch-depressive Erkrankung (bipolare affektive Störung)
Internationale Klassifikation (ICD) F31.-

Grundlagen

Beschreibung

Wer manisch-depressiv ist, schwankt zwischen „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“. Die Phasen Depression und Manie wechseln sich ab. Das Emotionsspektrum beinhaltet alles nur Menschenmögliche, von tiefster Einsamkeit, bis hin zu Euphorie.

Da die Stimmung im Affekt zwischen zwei Polen schwankt, wird von einer Bipolaren affektiven Störung gesprochen.

Wie viele Episoden erlebt werden, schwankt von Person zu Person. Zwischen zwei Episoden sind die Patienten völlig gesund und symptomfrei.

Etwa 1% der Bevölkerung sind von dieser Krankheit betroffen, Frauen und Männer in etwa zu gleichen Teilen.

Die erste Episode tritt meist zwischen dem 20. Und 30. Lebensjahr auf.

Ursachen

Erbliche Faktoren ließen sich in Familien und Zwillingsstudien nachweisen. Bislang wird ein Zusammenwirken mehrerer Gene und Umwelteinflüsse für die Entstehung einer bipolaren affektiven Störung vermutet.

Viele Indizien werden dahingehend gedeutet, dass Regulation und Verteilung von Neurotransmittern (Botenstoffe) im Gehirn gestört sind. Eine medikamentöse Behandlung versucht deshalb, eine kontrollierte Ausschüttung von z.b. Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin zu erreichen.

Auch Medikamente können manisch-depressive Zustände verursachen. Dazu zählen Kortison-, Methylphenidat-, Parkinson-, sowie Epilepsiepräparate. Auch Drogen wie z.b. Alkohol, Marihuana, Kokain oder LSD können Auslöser sein.

Seltenen Fallberichten zufolge, treten die Symptome auch nach Hirnverletzungen auf.

Symptome

Depressive Phase

  • Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • (Durch-) Schlafstörungen v.a. in der zweiten Nachthälfte
  • Appetit- und dadurch Gewichtsverlust
  • Starre Mimik und Gestik
  • Suizidgedanken

Euphorische Phase

  • gehobene Stimmung
  • gesteigerter Antrieb und Energie
  • Vermindertes Schlafbedürfnis
  • Aggression, Reizbarkeit
  • gesteigerte Sinneswahrnehmung, Halluzinationen
  • Impulsivität
  • Leichtsinnigkeit, Selbstüberschätzung
  • gesteigertes Selbstbewusstsein
  • niedrige Hemmschwelle

Diagnose

Es stehen keinerlei Tests zur Verfügung, um diese Erkrankung zu bestätigen. Die Diagnose wird dennoch, meist ohne Probleme, anhand der charakteristischen Stimmungsänderungen erstellt. Informationen wie z.b. Krankheitsfälle in der Familie, können sehr hilfreich sein.

Vom Arzt wird eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte) erhoben, wobei nach früheren Erkrankungen, auslösenden Ereignissen, sowie Konflikten in Familie oder Beruf gefragt wird.

Insbesondere ab dem 40. LJ müssen weitere Untersuchungen folgen, um Gehirn- oder Stoffwechselerkrankungen ausschließen zu können.

  • neurologische Untersuchung
  • Blutuntersuchung (Schilddrüsen-, Leber-, Nieren-, Mineral-, Vitamin B12 Werte)
  • EKG (Elektrokardiogramm)
  • EEG (Elektroenzephalogramm)
  • MRT (Kernspintomographie)

Unerlässlich ist die Angabe sämtlicher in letzter Zeit eingenommener Medikamente, da auch diese als Auslöser nicht auszuschließen sind.

Therapie

Neben der adäquaten Behandlung ist auch eine Rückfall-Prophylaxe von großer Bedeutung.

Akute depressive Phase

Bei leichten Depressionen reicht eine Gesprächstherapie meist aus. Unterstützt werden kann diese Behandlung durch die Gabe von Antidepressiva, welche sich in folgende Gruppen unterteilen lassen:

  • selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer
  • Noradrenalin Wiederaufnahme-Hemmer
  • trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva
  • MAO-Hemmer (Mono-Amino-Oxidase)
  • moderne Neuroleptika

Die Wahl des richtigen Präparates hängt von Alter, Gewicht, pers. Vorlieben und Begleiterkrankungen ab. In schweren Fällen, v.a. in Verbindung mit Suizidgedanken, kann eine Einweisung in ein Krankenhaus von Vorteil sein.

Manische Phase

Die euphorischen Phasen werden meistens medikamentös mit Neuroleptika, Lithiumsalzen oder Valporinsäure behandelt. Weil ausgeprägten Manikern aber die Einsicht einer notwendigen Behandlung fehlt, wird oft die Behandlung in einer psychiatrischen Einrichtung notwendig.

Langfristige Therapie

Manische oder depressive Episoden lassen sich durch eine anhaltende Lithiumtherapie verhindern. Da bei dieser Behandlungsstrategie regelmäßige Kontrollen von großer Bedeutung sind, sind enges Vertrauensverhältnis und Zusammenarbeit von Arzt und Patient vorausgesetzt.

Weniger gut erprobt bzw. belegt sind vorbeugende Therapien mit Antiepileptika wie z.b Carbamazepin, Topiramat oder Valproinsäure.

Sehr wichtig ist auch ein geregeltes Leben, da auch durch unzureichenden Schlaf manische Episoden ausgelöst werden können.

Eine begleitende Psychotherapie ist sehr zu empfehlen, welche genau ist individuell zu entscheiden.

Prognose

Mit einer konsequenten und langfristigen Behandlung können depressive und manische Phasen gut zum abklingen gebracht werden.

Die inzwischen stark verbesserten Medikamente und psychotherapeutischen Behandlungen sind durch Studien belegt, ebenso wie verminderte Nebenwirkungen. Patienten können sich dadurch besser auf Beruf und ihr soziales Umfeld konzentrieren.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt ist dennoch weiterhin unabdinglich. Daraus ergeben sich Vorteile wie rechtzeitiges Erkennen von Rückfällen und eine präzise Langzeitbehandlung.

Scheitert die Behandlung, sind manisch-depressive Individuen stark in ihrem Alltags- und Berufsleben eingeschränkt. Verglichen mit Gesunden, haben sie eine signifikant höhere Suizidrate.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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