Masern bei Erwachsenen

Masern bei Erwachsenen

Grundlagen

Bei Masern handelt es sich um eine hoch infektiöse, akute Viruserkrankung. Sie äußert sich typischerweise in charakteristischen Hautausschlägen sowie Beschwerden der oberen Luftwege. Masern sind extrem leicht übertragbar und besitzen ein ähnlich hohes Ansteckungspotential wie Windpocken (Varizellen).

Von vielen Menschen werden Masern als harmlose Kinderkrankheit angesehen, jedoch handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die zu schwerwiegenden Komplikationen wie beispielsweise einer Pneumonie (Lungenentzündung) oder einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) führen kann. Erkrankungen im Erwachsenenalter verlaufen meist schwerer und komplikationsreicher als im Kindesalter.

Eine Erkrankung an Masern bewirkt eine lebenslange Immunität gegen das Virus. Auch Neugeborene, deren Mütter eine Maserninfektion überstanden haben, erwerben über die Plazenta eine Immunität, welche allerdings nur für die ersten Lebensmonate anhält. Bevor eine Schutzimpfung gegen Masern eingeführt wurde, kam es in der Regel alle zwei bis drei Jahre zu Masernepidemien. Dadurch erkrankten viele Kinder bereits in jungen Jahren und konnten sich so einen lebenslangen Schutz aufbauen.

Mit der Einführung der Impfung konnte die Anzahl der Erkrankungen stark reduziert werden. Es kommt jedoch regelmäßig zu lokalen Masernepidemien, da heutzutage der Impfschutz der Kindern oftmals von den Eltern vernachlässigt wird.

Masern zählt in Österreich zu den meldepflichtigen Krankheiten. Daher muss bereits der Krankheitsverdacht, aber natürlich auch die Erkrankung sowie der Tod an Masern an die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet werden.

Ursachen

Die Masernerkrankung wird durch eine Infektion mit dem Masernvirus verursacht. Übertragen wird das Virus zumeist durch direkten Kontakt oder als Tröpfcheninfektion (dabei werden Krankheitserreger über die Luft zum Beispiel durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen). Nur selten wird die Krankheit indirekt über gesunde Menschen oder Gegenstände übertragen.

Die Inkubationszeit (Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der Symptome) beträgt zwischen acht und zehn Tagen. Ansteckend ist die Erkrankung bereits fünf Tage vor dem Auftreten des Hautausschlags bis zu vier Tage nach dem Erscheinen. Sobald der Ausschlag abgeklungen ist, besteht kein Infektionsrisiko mehr.

Symptome

Eine Masernerkrankung verläuft typischerweise in drei Stadien:

Prodromalstadium / Initialstadium

Auf die Inkubationszeit folgt für drei bis fünf Tage das Prodomalstadium, welches durch folgende Symptome gekennzeichnet ist:

  • Halsschmerzen, Fieber bis 41°C, Husten, Schnupfen, Bronchitis, Übelkeit, Konjunktivitis (Augenbindehautentzündung)
  • Überempfindlichkeit gegenüber Licht
  • In seltenen Fällen Auftreten sogenannter Koplik-Flecken (weiße, kalkspritzerartige Flecken auf gerötetem Grund) an der Mundschleimhaut im Bereich gegenüber der vorderen Backenzähne.

Exanthemstadium

Im Anschluss folgt für etwa drei Tage das Exanthemstadium, bei dem folgende Symptome auftreten:

  • Zunächst macht sich oftmals eine typische Schleimhautreizung (Enanthem) des weichen Gaumens im Rachenbereich bemerkbar.
  • Anschließend tritt der für Masern charakteristische fleckig-knotige (makulo-papulöse) Hautausschlag (Exanthem) auf. Typischerweise ist zunächst die Haut hinter den Ohren betroffen, von wo sich dann der Ausschlag innerhalb von 24 Stunden über den gesamten Körper ausbreitet.
  • Der Ausschlag geht mit einem erneuten Fieberanstieg auf bis zu 40°C einher.
  • Auftreten von Lymphknotenschwellungen.
  • Auch kann es zu kleinen Hautblutungen kommen.

Erholungsstadium

  • Nach vier bis fünf Tagen bildet sich der Ausschlag in der Regel zurück.
  • Nach Abklingen des Hautausschlags kann für kurze Zeit eine Abschuppung der Haut bestehen bleiben.
  • In der Zeit nach einer Maserninfektion ist aufgrund des geschwächten Immunsystems die Anfälligkeit gegenüber anderen Erkrankungen vorübergehend erhöht.
  • Bei unkompliziertem Krankheitsverlauf folgt eine rasche Erholung, die mit lebenslanger Immunität vor dem Masern-Virus einhergeht.

Untypische Verlaufsbilder

mitigierte Masern: Darunter versteht man eine abgeschwächte Form der Masern-Erkrankung, die bei Neugeborenen mit Leihimmunität durch mütterliche Antikörper oder bei Erkrankten, die mit Antikörperpräparaten behandelt wurden, auftreten kann.

weiße Masern: Diese können bei Menschen mit Immunschwäche (beispielsweise angeborene Defekte des zellulären Immunsystems, immunsuppressiver Therapie, AIDS, bösartige Tumore) auftreten. Dabei fehlen oftmals die typischen Symptome wie der Hautausschlag und es kann zu einem langen, schweren Krankheitsverlauf mit höherer Komplikations- und Sterberate als gewöhnlich kommen.

atypische Masern: Hierbei handelt es sich um eine schwere Form des Krankheitsverlaufs, die bei mit formalininaktivierten Impfstoffen geimpften Patienten auftrat, wenn diese später mit einem Wildtyp-Masernvirus in Kontakt kamen. Diese Impfstoffe wurden jedoch in den 1960er Jahre verwendet und werden heute nicht mehr eingesetzt.

Diagnose

Da Masern ein relativ charakteristisches Krankheitsbild besitzen, lässt sich die Diagnose zumeist anhand der Symptome stellen. Labordiagnostisch lassen sich Antikörper gegen das Masern-Virus mittels des ELISA-Verfahrens nachweisen. Auch der Nachweis von RNA (Erbgut) des Masernvirus mit einer PCR ist möglich.

Falls durch die Masern eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) ausgelöst wird, wird die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) auf das Vorhandensein von Viren hin untersucht. Der Liquor cerebrospinalis wird durch eine Lumbalpunktion (die Spritze wird hierbei in der Region der Lendenwirbel eingeführt) entnommen.

Therapie

Bei einer Masernerkrankung ist es wichtig, dass in der akuten Krankheitsphase eine strikte Bettruhe eingehalten wird. Eine spezifische Therapie gegen das Masernvirus existiert nicht.

Für die symptomatische Therapie stehen Antipyretika (fiebersenkende Medikamente) und Antitussiva (Hustenmittel) zur Verfügung. Falls es zusätzlich zu einer Infektion mit Bakterien kommt (zum Beispiel eine Mittelohrentzündung oder eine Lungenentzündung), werden diese Erkrankungen mit Antibiotika behandelt. Da der Körper aufgrund des Fiebers einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf hat, sollten die Erkrankten unbedingt viel trinken. Durch eine passive oder aktive Immunisierung nach Kontakt mit den Krankheitserregern kann bei zuvor ungeimpften Personen der Masernausbruch effektiv verhindert werden.

Solange die Patienten noch ansteckend sind, dürfen diese keine Gemeinschaftseinrichtungen (beispielsweise Schulen, Kindergärten, Kinderkrippen) besuchen.

Prognose

Bei Masern handelt es sich nicht, wie von vielen Menschen angenommen, um eine harmlose Kinderkrankheit, sondern um eine schwere Virusinfektion die zu folgenreichen Komplikationen führen kann:

  • Einer Otitis media (Mittelohrentzündung) oder Pneumonie (Lungenentzündung) durch eine zusätzliche Infektion mit Bakterien während des Krankheitsverlaufs.
  • Bei etwa 0,1% der Erkrankungen kommt es zu einer Meningoenzephalitis. Dabei kommt es zu einer Entzündung des Gehirns sowie der Hirnhäute, die in bis zu 20% der Fälle tödlich verläuft und bei 20-40% dauerhafte Schädigungen des Gehirns (zum Beispiel Lähmungen oder Sprachstörungen) verursacht.
  • Die subakute sklerosierende Panenzephalitis ist die gefürchtetste Spätkomplikation einer Masernerkrankung, die mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 1:100.000 auftritt. Dabei handelt es sich um eine anhaltende Entzündung des Gehirns, bei der die Nerven zunehmend geschädigt werden. Die ersten Symptome manifestieren sich in der Regel erst sieben Jahre nach einer Masernerkrankung. Die Krankheit führt über zunehmenden geistigen Verfall (psychische Störungen, Demenz, Muskelkrämpfe, epileptische Anfälle) innerhalb von bis zu drei Jahren immer zum Tod.
  • Generell verläuft etwa eine auf 10.000 bis 20.000 Erkrankungen tödlich.

Vorbeugen

Eine Impfung gegen Masern bietet sicheren Schutz vor einer Erkrankung. Dabei wird durch den Arzt ein abgeschwächter Lebendimpfstoff verabreicht, wodurch im Körper Antikörper gegen das Masernvirus gebildet werden und so eine Immunität ohne vorhergehende Erkrankung geschaffen wird.

In Österreich wird empfohlen, dass alle Kinder zwischen dem 11. und 14. sowie zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat zweimal geimpft werden. Dadurch kann in 99% der Fälle eine lebenslange Immunität garantiert werden. Eine Wiederholung der Impfung (zum Beispiel wenn auf die zweite Impfung vergessen wurde) wird im 7. Lebensjahr beim Schuleintritt sowie im 13. Lebensjahr kostenlos angeboten. Um auf Nummer sicher zu gehen, kann beim Arzt durch eine Blutuntersuchung abgeklärt werden, ob noch ein ausreichender Impfschutz gegen Masern besteht.

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
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Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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