Durch eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe und einer veränderten Lebensweise lassen sich die Häufigkeit und Intensität von Migräneanfällen positiv beeinflussen. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Stressbewältigung sowie Entspannungsübungen (zum Beispiel progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Biofeedback-Verfahren) und kognitive Verhaltenstherapien sind wirksame Methoden zur medikamentenfreien Migräne-Prophylaxe. Viele Patienten berichten auch von der Wirksamkeit einer Akupunkturbehandlung.
Da einem Migräneanfall oftmals bestimmte Auslöser (Trigger) wie beispielsweise Schlafmangel, Stress oder Nikotin vorangehen, sollten diese auslösenden Faktoren nach Möglichkeit vermieden werden. Mithilfe eines Kopfschmerzkalenders können die Lebensgewohnheiten analysiert und die persönlichen Trigger herausgefiltert werden. Im Kopfschmerzkalender werden unter anderem zeitliches Auftreten, Dauer und Intensität der Kopfschmerzen sowie Begleiterscheinungen, Medikamenteneinnahmen, Lebensstil (Ess- und Schlafgewohnheiten) und der Menstruationszyklus vermerkt.
Zusätzlich sollte es nach Möglichkeit vermieden werden, abends große Mengen zu essen und zu trinken. Der Alkoholkonsum sollte stark reduziert werden, bestenfalls wird gänzlich auf Alkohol verzichtet. Auch sollte auf ein geregeltes Schlafverhalten und eine ausreichende Schlafdauer geachtet werden. Wirksam als Migräne-Prophylaxe haben sich zudem Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen erwiesen. Regelmäßige körperliche Betätigung steigert das Wohlbefinden und wirkt einem Migräneanfall entgegen.
Falls sich durch eine Änderung des Lebensstils keine ausreichende Vorbeugung gegen Migräneanfälle erreichen lässt, kann eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe in Betracht gezogen werden. Diese ist zu empfehlen, wenn folgende Faktoren zutreffen:
- Auftreten von drei oder mehr Migräneanfällen pro Monat.
- Anhalten der Migräneattacken über einen längeren Zeitraum als 72 Stunden.
- Erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität, des Berufslebens oder des Schulbesuchs durch Migräneanfälle. F
- alls Medikamente beim akuten Migräneanfall keine Wirkung zeigen oder aufgrund von Unverträglichkeiten nicht eingenommen werden können.
- Falls in der Vergangenheit bereits ein migranöser Infarkt (Anhalten der Aurasymptome länger als 60 Minuten, eventuell in Verbindung mit einer Minderdurchblutung des Gehirns) aufgetreten ist.
Für die medikamentöse Prophylaxe stehen folgende Mittel zur Verfügung:
- Migräne-Prophylaktika 1. Wahl: Hier stehen beispielsweise Herz-Kreislauf-Medikamente wie Betablocker (Propranolol, Metoprolol), Calciumkanalblocker (Flunarizin) oder antiepileptische Wirkstoffe (Topiramat, Valproinsäure) zur Verfügung. Teilweise eignen sich auch Schmerzmittel (Naproxen) oder Antidepressiva (Amitriptylin) zur Vorbeugung von Migräneanfällen.
- Migräne-Prophylaktika 2. Wahl: Hier kommen zum Beispiel Wirkstoffe wie Gabapentin, Venlafaxin, Acetylsalicylsäure, Magnesium und Riboflavin (Vitamin B2) zum Einsatz. Die Migräne-prophylaktische Wirkung dieser Medikamente ist jedoch nicht bei allen Substanzen wissenschaftlich belegt.
Durch eine Prophylaxe kann die Häufigkeit, Intensität und Dauer der Migräneanfälle um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Zusätzlich kann den durch Medikamentenkonsum ausgelösten Dauerkopfschmerzen (medikamenteninduzierte Kopfschmerzen) vorgebeugt werden. Es ist empfehlenswert, eine medikamentöse Prophylaxe mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen wie Biofeedback-Verfahren oder einer progressiven Muskelrelaxation zu kombinieren.