Raynaud-Syndrom

Grundlagen

Das Raynaud-Syndrom ist eine funktionelle Durchblutungsstörung, bei der sich Gefäße an Fingern und Zehen krampfartig zusammenziehen. Durch diese Krämpfe, die auch als Vasospasmen bezeichnet werden, kommt es in den betroffen Arealen zu einer verminderten Blutversorgung. Häufig wird das Raynaud-Syndrom durch Stress oder Kälte verursacht.

Das Risiko am Raynaud-Syndrom zu erkranken ist für Frauen fünfmal so hoch wie für Männer. Die Symptomatik tritt meistens nach der Pubertät auf und bessert sich bis zur Menopause. Beim Raynaud-Syndrom sind 2 Formen voneinander zu unterscheiden:

Das primäre Raynaud-Syndrom tritt idiopathisch auf, man weiß also nicht welche Ursachen hinter dieser Form der Erkrankung stecken.

Das sekundären Raynaud-Syndrom entsteht als Folge anderer Krankheiten, wozu vor allem Erkrankungen mit entzündlicher Veränderung der Gefäßwand, wie Sklerodermie und Lupus Erythematodes zählen. Aber auch Verletzungen oder die übermäßige Einnahme von gewissen Medikamenten oder giftigen Substanzen kann die sekundäre Form auslösen.

Ursachen

Das Auftreten des Raynaud-Syndroms wird vor allem mit funktionellen Defekten von Gefäßen an Fingern und Zehen sowie mit Störungen des Nervensystems in Zusammenhang gebracht. Auch hormonelle Veränderungen scheinen zur Entstehung des Raynaud-Syndrom beizutragen. Jedoch ist nicht klar auf welche Weise die genannten Faktoren die Krankheit beeinflussen.

Die Gefäßkrämpfe können aber auch durch andere bereits bestehende Erkrankungen, wie Sklerodermie oder Rheuma ausgelöst werden. Durch anhaltende Arbeiten mit Presslufthammer oder Motorsägen können Vibrationen ebenfalls die Symptomatik auslösen.

Außerdem kann das Raynaud-Syndrom durch Kälte-Agglutinine verursacht werden: dies sind Antikörper, die gegen Erythrozyten gerichtet sind, und bei kalten Temperaturen aktiv werden und dann eine Verklumpung (Agglutination) des Blutes auslösen. Infolgedessen kommt es durch Verstopfung der Blutgefäße zu verminderten Blutversorgung von Zehen und Fingern.

Zu den auslösenden Faktoren des Raynaud-Syndroms zählen unter anderem auch Medikamente, wobei hier vor allem ein Zusammenhang mit ergotaminhaltigen Präparaten, Zytostatika oder Nasentropfen besteht. Die Symptomatik kann allerdings auch durch Drogen verursacht werden.

Symptome

Das Raynaud-Syndrom ist typischerweise durch eine weiße oder blaue Verfärbung der Haut an Fingern, Zehen oder selten auch Nase oder Ohren gekennzeichnet, welche meist von Empfindungsstörrungen und Schmerzen begleitet werden. In den meisten Fällen dauern die Vasospasmen nicht länger als 30 Minuten, jedoch in manchen Fällen können sie auch länger bestehen. Nach den Attacken färbt sich die Haut durch übermäßige Blutzufuhr rot, nach langen Gefäßkrämpfen kann es zu weiteren Defekten an Gefäßwänden und in weiterer Folge zum Zelluntergang kommen.

Wenn das Raynaud-Syndrom im Rahmen anderer Erkrankungen entsteht, kann es zu zusätzlichen Veränderungen, vor allem an der Haut oder an Blutgefäßen, kommen. So tritt bei der Sklerodermie des Weiteren noch eine Schwellung und Straffung der Haut auf.

Diagnose

Das Raynaud-Syndrom kann meistens anhand der Symptomatik diagnostiziert werden. In Zweifelsfällen kann außerdem der Kälteprovokationstest durchgeführt werden, indem der Patient die Hände für wenige Minuten in eiskaltes Wasser hält um Attacken auszulösen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Arzt den Unterarm des Betroffenen umfasst und dadurch den Blutfluss zur Hand reduziert. Nachdem der Patient anschließend wiederholt die Hand zu einer Faust geschlossen hat, löst der Arzt den Griff und untersucht wie gut die Finger wieder durchblutet werden.

Bei der Diagnostik ist vor allem darauf zu achten die primäre Form von der sekundären abzugrenzen. Mögliche Veränderungen der Haut oder der kleinen Blutgefäßen an Fingern und Zehen oder bestimmte Blutparameter können hinweisend auf andere, zugrunde liegende Krankheiten und damit auf die sekundäre Form sein.

Therapie

Obwohl das Raynaud-Syndrom von den Betroffen oft sehr unangenehm empfunden wird, besteht keine direkte Gefahr. Eine kausale Therapie ist nicht möglich, jedoch gibt es viele Möglichkeiten um das Auftreten von Attacken zu vermindern oder gar zu verhindern. So kann man Finger und Zehen durch Handschuhe, warme Schuhe oder Wärmekissen vor Kälteeinwirkung schützen. Weiters sollte man das Rauchen unterlassen, und auf regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivitäten achten. Da auch psychisch belastende Situationen das Raynaud-Syndrom auslösen können, sollte Stress vermieden werden oder durch Entspannungsübungen oder alternative Verfahren der Umgang damit erlernt werden. Wird ein Anfall befürchtet, sollte man die Hände zum Beispiel mit warmem Wasser wärmen und massieren. Das fördert die Weitstellung der Gefäße und erhöht damit die Blutzufuhr. Für den Verlauf des sekundären Raynaud-Syndroms ist das Erkennen und Behandeln der Grunderkrankung ausschlaggebend. Selten, bei sehr starken Ausprägungen der Erkrankung, kann eine Durchtrennung des versorgenden Nervens helfen.

Auch eine Therapie mit gefäßerweiternden Medikamenten kann zu einer Besserung der Symptomatik führen:

• Pentoxiphyllin

• Kalzium-Antagonisten

• ACE-Hemmer (Captopril)

• Prostaglandine (Iloprost)

• Diclofenac

Prognose

Die Prognose des primären Raynaud-Syndroms ist günstig, da es meist nicht zu andauernden Schäden der Gefäße und zum Absterben der betroffenen Gebiete kommt.

Bei der sekundären Form ist jedoch die ursächliche Erkrankung und deren Therapie für den Verlauf des Raynaud-Syndroms ausschlaggebend. Im schlechten Fall kommt es zu bleibenden Vasospasmen und zum Zelluntergang. Im schlimmsten Fall zur Amputationen von Fingern.

Danilo Glisic

Danilo Glisic

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