Ticstörungen werden in der Regel nur medikamentös behandelt, wenn es zu Schmerzen, Schlafproblemen, Leistungsverminderung oder psychischer Belastung kommt. Eine ursächliche Behandlung gibt es leider nicht, es gibt jedoch Medikamente die symptomatische Besserung erzielen. Dabei kommt es zu einer Milderung der Symptome, wodurch die Belastung geringer wird. Eine komplette Unterdrückung der Tics ist jedoch meist nicht möglich. Das Therapieprinzip basiert auf Dopamin-Blockern, welche den Überschuss an Dopamin in den Basalganglien ausgleichen.
Typische Arzneimittel wären etwa
- Tiaprid (Delpral®), Sulpirid
- Pimozid
- Haloperidol (Haldol®)
- Risperidon (Risperdal®)
- Tetrabenazin, Topiramat, THC
Die Stoffklasse der Dopamin-Blocker kann häufig Hormonstörungen verursachen, was sich etwa in Ausfall der Regelblutung, Orgasmusstörungen, Brustschmerzen und Brustschwellungen, Brustwachstum beim Mann (Gynäkomastie), Milchproduktion und Potenzstörungen äußern kann. Diese Nebenwirkungen sind in der Regel nach dem Absetzen reversibel.
Des Weiteren kann es zu Parkinson-ähnlichen Symptomen kommen, wie etwa Händezittern, Muskelsteifheit, Bewegungsarmut und vermehrter Speichelfluss.
Weitere Nebenwirkungen sind unter anderem
- Benommenheit, Teilnahmslosigkeit, Kraftlosigkeit
- Unruhe, Schlaflosigkeit
- Verwirrtheit, Halluzinationen
- Schwindel, Kopfschmerzen
Unabhängig einer medikamentösen Behandlung ist die Psychoedukation der Betroffenen und Angehörigen besonders wichtig. Durch Beratung und Aufklärung kann die Krankheit besser verstanden werden und somit die psychische und soziale Belastung abnehmen. Oft kann allein schon diese Maßnahme zu einer ausreichenden Krankheitsbewältigung führen. In schwereren Fällen können zusätzlich verhaltenstherapeutische Methoden zum Einsatz kommen. Bei dem „Habit Reversal Training“ (HRT), frei übersetzt etwa „Gewohnheitsumkehr-Training“, wird die Früherkennung vor Tics gestärkt, sodass diesen durch z.B. Muskelanspannung entgegengesteuert werden kann. Bei dem „Exposure and Response Prevention Training“ (ERPT), also das Vermeidungstraining von Reaktionen, versucht man die Tic-Reaktion auf das unangenehme Vorgefühl zu durchbrechen.
Andere Ansätze stützen sich auf Entspannungstechniken. Bei der progressiven Muskelentspannung nach Jakobsen werden zum Beispiel verschiedene Muskelgruppen angespannt und anschließend wieder entspannt, wodurch man sich letztendlich auch psychisch entspannt. Für alle psychotherapeutischen Verfahren ist es wichtig, das Alter der Betroffenen in Betracht zu ziehen. Besonders bei Erkrankungsbeginn im Kindesalter kann es vorkommen, dass die Kinder noch zu jung sind, um die therapeutischen Ansätze auch umzusetzen.
In sehr seltenen Fällen kann die neurochirurgische Behandlung durch tiefe Hirnstimulation eingesetzt werden.
Wichtig ist auch die Behandlung von Komorbiditäten, also gleichzeitig vorkommenden Krankheiten. Dazu gehören etwa ADHS oder Zwangsstörungen, welche beide mittels verschiedener psychotherapeutischer Verfahren behandelt werden können. Gegen ADHS-Symptome stehen auch psychisch stimulierende Arzneimittel zur Verfügung, wie etwa Methylphenidat (Ritalin®, Concerta®). Bei Zwangsstörungen kommen Antidepressiva zum Einsatz.