Tollwut

Tollwut
Internationale Klassifikation (ICD) A82.-

Grundlagen

Tollwut (Rabies) ist eine Infektionskrankheit, die meist einen tödlichen Verlauf nimmt und hauptsächlich von Säugetieren auf den Menschen übertragen wird. Der Tollwut- Erreger ist das Lyssavirus.

Weltweit liegt die Zahl der Tollwut-Todesfälle bei etwa 55.000 pro Jahr, wobei vermutlich eine weit höhere Dunkelziffer existiert.

Der Großteil der europäischen Länder ist mittlerweile „tollwutfrei“. Der letzte offizielle Tollwut-Fall in Deutschland wurde 2006 bei einem Fuchs entdeckt, während 2007 Tollwut zuletzt bei einem Mann diagnostiziert wurde, der sich während eines Marokko Aufenthalts durch einen Hundebiss angesteckt wurde.

Ursachen

Tollwut wird durch das Lyssavirus hervorgerufen, welches in industrialisierten Ländern hauptsächlich bei Waldtieren zu finden ist. Diese können das Virus weiter auf Haustiere und den Mensch übertragen. In Afrika, Asien und Südamerika hingegen, wird der Tollwut-Erreger hauptsächlich durch Hunde weitergegeben, die somit für die meisten Tollwut- Todesfälle weltweit sorgen.

Rabies wird durch den Biss von Hunden, Katzen, Füchsen, Waschbären, Stinktieren (Skunks), Schakalen und Wölfen, die selbst mit Tollwut infiziert sind, übertragen. Auch Insektenfresser wie Igel und Vampirfledermäuse kommen als Überträger in Frage. Seltener ist hingegen die Übertragung durch Pflanzenfresser, wie etwa Pferde, Niederwild und Rinder, die selbst zwar infiziert werden können, jedoch nicht als Überträger selbst gelten.

Die Inkubationszeit beträgt meist drei bis acht Wochen. In seltenen Fällen kann die Infektion mehrere Jahre unbemerkt bleiben bis sie ausbricht. Vor neun Tagen ist jedoch nicht mit bemerkbaren Symptomen zu rechnen. Befindet sich die Stelle, an der das Virus in den Körper eingedrungen ist nah am Gehirn, ist mit einer sehr kurzen Inkubationszeit zu rechnen, da das Virus entlang der Nerven den Weg zum Gehirn anstrebt. Dort angekommen, kommt es zum endgültigen Ausbruch der Krankheit.

Beim einfachen Kontakt, wie etwa durch Streicheln, mit einem tollwutinfizierten Tier ist die Ansteckungsgefahr recht gering, da das Virus hauptsächlich über den Speichel übertragen wird. Die Viren dringen bevorzugt über Schleimhaut oder Wunden in den Körper. Daher infizieren sich die meisten Menschen durch Biss- oder Kratzverletzungen.

Symptome

Man kann bei der Tollwut- Erkrankung drei Stadien unterscheiden.

Für das erste Stadium (Prodromalstadium) sind unspezifische Symptome, wie etwa Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall und möglicherweise Husten, typisch. Später kann es auch zu einer Steigerung der Reizbarkeit gegenüber Licht, Geräuschen und Luftzug kommen. Das Fieber steigt stetig an.

Im weiteren Verlauf kommt es zum Akutstadium (Exzitationsstadium). Hier treten Symptome wie Hyperaktivität mit Muskelzuckungen und Krämpfen auf. Es kommt zu einem gesteigerten Angstgefühl, Unruhe, Aggressivität, unterbrochen von depressiven Phasen und Wasserscheue (Hydrophobie). Allein die optische oder akustische Wahrnehmung von Wasser kann zu Unruhe und Krämpfen führen, die sich auf die komplette Muskulatur erstrecken können.

Das dritte und letzte Stadium (Paralysestadium) ist gekennzeichnet von einer fortschreitenden Lähmung. Der Betroffene wird komatös und stirbt schlussendlich durch Atemlähmung. Tollwut nimmt nie einen positiven Verlauf und endet bei Ausbruch immer tödlich.

Diagnose

Tollwut kann durch die typischen klinischen Symptome, sowie nach einer genauen Befragung der Vorgeschichte (Anamnese) der Beschwerden diagnostiziert werden.

Um den Tollwut- Verdacht zu bestätigen, wird das Erbgut (RNA) des Tollwut- Erregers im Speichel, in der Hornhaut des Auges sowie in der Hirnflüssigkeit (Liquor) nachgewiesen. Des Öfteren lässt sich nicht einmal auf diesem Weg eine Tollwut- Erkrankung sicher diagnostizieren. Eine eindeutige Befundung ist erst oft nach dem Tod des Patienten möglich.

Therapie

Um einer Tollwut-Infektion vorzubeugen, sollte am besten eine Prophylaxe gegeben werden. Den höchsten Schutz gegen Tollwut bietet eine Impfung. Sollte es zu einem Tierbiss kommen, ist es wichtig, die Wunde gründlich zu säubern und mit klarem Wasser zu spülen. Auch Seifen- oder Spülmittellösungen können eine gute Wirksamkeit erzielen. Danach kann die Wunde mit Alkohol oder Jodlösung desinfiziert werden. Diese Methoden ersetzen dennoch nicht den Gang zum Arzt, der in dieser Situation unerlässlich ist.

Eine Tollwut- Impfung ist laut WHO sogar ratsam, wenn es nur zu leichten Kratzer gekommen ist, oder ein Tier an der Haut genagt hat. Die Impfung enthält sowohl fertige Antikörper (passive Immunisierung), als auch abgetötete Virusbestandteile (aktive Immunisierung).

Bei Auftritt der ersten Tollwut- Symptome, ist die Impfung oder Gabe des Antiserums bereits wirkungslos. Das Ziel der weiteren Therapie ist lediglich die Linderung der Symptome. Nach erstem Auftreten der Symptome kommt es meist innerhalb der nächsten sieben Tage zum Tod.

Prognose

Ohne medizinische Gegenmaßnahmen, erkrankt ein Großteil der von tollwütigen Tieren gebissenen Menschen, an Tollwut.

Die Sterblichkeit liegt bei 100%, sobald die Symptome einmal aufgetreten sind, da Lähmungen der Atem- und Herzmuskulatur innerhalb weniger Tage zum Tod führen.

Liegt die Vermutung einer Tollwut- Infektion vor, kann nachträglich aktiver und passiver Impfstoff verabreicht werden. Erfolgt diese Gabe innerhalb eines vorgeschriebenen Zeitfensters, ist eine Tollwut-Erkrankung nahezu auszuschließen.

Vorbeugen

Für Personen, die regelmäßig Kontakt zu Tieren haben, wie zum Beispiel Tierärzte oder Förster ist eine Tollwut-Impfung auf jeden Fall ratsam bis unerlässlich. Auch Touristen, die in Gebiete reisen, in denen das Tollwut-Risiko erhöht ist, sollten sich gegen Tollwut impfen lassen.

Um Tollwut vorzubeugen, sollte generell der Kontakt zu scheinbar zutraulichen Tieren, wie Hunden und Katzen, vermieden werden. In den Tropen und Subtropen ist bei jedem Tier, und hier vor allem bei Straßenhunden, Vorsicht geboten, da sie als tollwutverdächtig gelten. Bei Kratz- oder Bisswunden sollte unverzüglich der Arzt konsultiert werden, der die vorbeugende Tollwut-Impfung auf jeden Fall noch vor Rückkehr aus dem Urlaub verabreichen soll. Deshalb sollte vor Reiseantritt in ein tollwutgefährdetes Land die Impfung rechtzeitig eingeplant werden.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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