Besteht ein Zusammenhang zwischen Rauchen während der Schwangerschaft und allergische Rhinitis bei den Nachkommen?

Eine Schwangere sitzt auf einer Parkbank und raucht eine Zigarette.

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Mittlerweile existieren viele Studien, die belegen, dass eine Tabakexposition der Mutter während einer Schwangerschaftsperiode eventuell den Nachwuchs gesundheitlich beeinträchtigen kann. Statistiken zufolge rauchen trotzdem rund 20 bis 30 % der Schwangeren in Österreich. Aufgrund fehlender kausaler Zusammenhänge untersuchten Forscher nun eine mögliche Korrelation zwischen Tabakkonsum während der Schwangerschaft und allergischer Rhinitis bei den Kindern.

Eine Schwangere sitzt auf einer Parkbank und raucht eine Zigarette.

shutterstock.com / UA-pro

Allergische Rhinitis bei den Nachkommen

Eine allergisch bedingte Rhinitis, auch allergischer Schnupfen, ist eine verbreitete chronische Entzündung der Nasenschleimhaut (d.h. Rhinitis) und wird durch das Immunglobulin E (d.h. Antikörper, der für Allergien verantwortlich ist) vermittelt. Schätzungen zufolge sind global 10 bis 25 % der menschlichen Bevölkerung von einer allergischen Rhinitis betroffen. Üblicherweise zeigt sich die Erkrankung im frühen Kindesalter und kann zu jahrzehntelanger Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Klassische Symptome der in engem Zusammenhang mit Asthma auftretenden Krankheit wären: 

  • Juckreiz an Nase und Augen
  • Niesen
  • Rhinorrhoe und verstopfte Nase
  • Tränende Augen

Nicht nur das aktive Rauchen, sondern auch Passivrauchen als Umweltfaktor kann mit einer allergischen Rhinitis in Verbindung gebracht werden. Eine im Jahr 2014 publizierte Meta-Analyse stellte einen Zusammenhang zwischen Passivrauchen in der Allgemeinbevölkerung und dem Risiko für eine allergische Rhinitis bei Nichtschwangeren fest. Demzufolge soll die entstandene Rauchmenge die umgebende Luft verschmutzen, Allergene erhöhen und die Schleimhäute durch schädliche Zigarettenbestandteile wie Formaldehyd oder Acrolein reizen. In weiterer Folge kommt es zu einem Vasospasmus (d.h. krampfartige Verengung von blutführenden Gefäßen) und Kontraktion der Rhinitis – was wiederum (bei langfristiger Exposition) zu einer Störung der Haarzellen in der Nase führen kann. Dies kann eine allergische Rhinitis bewirken. Da derzeitige Studien keine eindeutigen Ergebnisse bezüglich Tabakexposition und dessen Risiken innerhalb des Uterus einer schwangeren Frau zeigen konnten, untersuchte nun ein Forscherteam mithilfe einer Meta-Analyse den Zusammenhang bei den Nachkommen. 

Epigenetischer Zusammenhang

Die im Jahr 2021 im Journal Medicine publizierte Meta-Analyse untersuchte relevante Literatur in Kanälen wie SinoMed, PubMed und Web of Science und führte eine umfassende Qualitätsbewertung, Datenextraktion und Datenanalyse durch. Dabei galten folgende Kriterien zur Aufnahme bzw. Auswahl:

  1. Studientyp: Kohorten-, Fall-Kontroll- oder Querschnittsstudie
  2. Primäres Ergebnis war die allergische Rhinitis bei den Nachkommen, mit ärztlicher Diagnose, den Hautpricktest (d.h. Allergene werden auf die Haut getropft, danach wird diese Stelle angeritzt) oder die Fragebögen der internationalen Studie über Asthma und Allergien im Kindesalter (ISAAC).
  3. Aussetzung mit Tabak war das (aktive und passive) Rauchen der schwangeren Mutter.
  4. Die Studien beinhalteten genug Daten zu Risikoschätzungen mit Chancenverhältnis (d.h. Odds Ratio) und Erwartungsbereich (d.h. Konfidenzintervallen) bzw. zu derer Berechnung.

Resultate

Insgesamt wurden 1.149.879 Stichproben in 16 Artikeln und 22 unabhängigen Datensätzen analysiert. Nach der Untersuchung zeigte sich ein erhöhtes Risiko für allergische Rhinitis bei Nachkommen infolge einer Tabakaussetzung während der Schwangerschaft von mindestens 13 %. Mütterliches Passivrauchen während der Schwangerschaftsperiode verzeichnete mit 39 % das höchste Risiko. Andere epidemiologische Studien konnten zeigten, dass negative Wirkungen durch rauch-induzierte Umweltbelastungen um den Zeitpunkt der Entbindung herum entwickelt werden und im engen Zusammenhang mit einer Entwicklung von Asthma bzw. allergischen Erkrankungen bei den Neugeborenen stehen. Andere klinische Studien zeigten eine weitere Rauch-Assoziation mit einem geringeren Geburtsgewicht der Neugeborenen, was wiederum mit einem erhöhten Risiko für Asthma bzw. eingeschränkte Lungenfunktion in Verbindung gebracht werden kann. 

Fazit

Der publizierten Meta-Analyse zufolge kann eine Tabakaussetzung während der ganzen Schwangerschaftsperiode das Risiko einer allergischen Rhinitis bei den Neugeborenen durch mehrere Faktoren signifikant erhöhen. Die Forscher empfehlen ein Verringern des Rauchens während der Zeit vor der Geburt des Kindes, um die genetischen Risikofaktoren zu minimieren. Des Weiteren existieren Studien, die zeigen, dass allein die elterliche Allergie das Risiko einer allergischen Rhinitis bei den Nachkommen generisch erhöhen könnte. Da dazu Untersuchungen fehlen - ob ein Zusammenhang zwischen Tabakaussetzung während der Schwangerschaft zusammen mit elterlicher Allergie und einer allergischen Rhinitis des Kindes besteht - werden weiterhin Analysen benötigt, um eine eindeutige Assoziation zwischen der allergischen und epigenetischen Wirkung des Rauchens klarzustellen. 

Quellenangaben

Redaktionelle Grundsätze

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

Letztes Update

15.11.2021

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