Neben der Entwicklung eines Impfstoffes gegen SARS-CoV-2 und dem Umwidmen von vorhandenen therapeutischen Medikamenten werden auch gänzlich neue Arzneistoffe gesucht und entwickelt. Grundsätzlich gibt es hier zwei verschiedene Ansätze in der Entwicklung:
Besonders beim Einsatz von Antikörpern gibt es mehrere Möglichkeiten diese anzuwenden. Am einfachsten ist die Weitergabe von Blutplasma, welches von bereits Genesenen d.h. vormals Erkrankten gespendet wurde. Dies wird in mehreren Ländern, u.a. auch in Deutschland und Österreich, praktiziert. Eine eindeutige Wirksamkeit dieser Therapie konnte jedoch noch nicht nachgewiesen werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Aufreinigung und Isolierung der Antikörper aus dem Plasma von Genesenen. Dies hat den Vorteil, dass die Wirksamkeit der verschiedenen Präparate nicht schwankt. Einige Unternehmen gehen von diesem Ansatz aus noch einen Schritt weiter: Die wirksamsten Antikörper werden ausgewählt und durch geeignete biotechnologische Methoden vermehrt. Somit kann, zumindest in der Theorie, aus den vermehrten Antikörpern ein noch wirksameres Medikament hergestellt werden.
Eine weitere Stufe dieses Ansatzes stellt die Entwicklung eines mRNA-Arzneistoffes dar. Durch die gewonnenen Informationen über die Beschaffenheit der Antikörper können RNA-Stränge zusammengesetzt werden, die für eben diese codieren. Das heißt: Es handelt sich hierbei eigentlich um eine Impfung, da der Körper selbst zur Immunabwehr angeregt wird.
Es gibt auch Projekte, bei denen versucht wird, Antikörper gegen verwandte Krankheiten wie SARS-1 oder MERS einzusetzen. In Laborversuchen mit infizierten Mäusen konnte bereits eine Hemmung der Vermehrung der Coronaviren erwiesen werden.
Die letzte Möglichkeit stellen gänzlich im Labor entwickelte Antikörper dar. Diese werden entweder mittels Labortieren produziert oder ganz neu synthetisiert.
In allen genannten Szenarios gibt es einige vielversprechende Kandidaten, die sich zum Teil schon in der klinischen Testung befinden.
Viele Unternehmen verfolgen bei der Entwicklung eines wirksamen Medikamentes auch den klassischen Weg der Wirkstoffentwicklung. Dabei werden zuerst große Datenbanken von Molekülen durchsucht und durch Computerprogramme ausgewertet. Vielversprechende Kandidaten werden dann zuerst im Labor und danach in Tierversuchen auf Wirksamkeit und Sicherheit getestet. Zwei Wirkstoffkandidaten aus den USA befinden sich sogar bereits in Phase-I Studien.
Einige Firmen in den USA und Asien versuchen zudem das Virus über "Gene Silencing" einzudämmen. Dabei sollen durch Injektion von RNA bestimmte Gene der Patienten „ruhiggestellt“ werden. Ziel sind hierbei die Gene des Wirtes, die das Virus zur Vermehrung benötigt. Diese Art von Wirkstoff steckt, wie viele Gentherapien, jedoch noch in den Kinderschuhen.
Die Zulassung für neue Medikamente dauert in der Regel mehrere Jahre, denn diese müssen nicht nur auf Wirksamkeit, sondern auch auf Unbedenklichkeit getestet werden. Viele der zuständigen Zulassungsbehörden haben allerdings signalisiert, dass Genehmigungsverfahren für Studien und Zulassungen betreffend Covid-19 im Schnelldurchlauf und mit oberster Priorität bearbeitet werden. Dies baut zumindest bürokratische Hürden bei der Medikamentenentwicklung ab. Wann genau diese neuen Medikamente zugelassen werden ist unklar. Viele zurzeit getestete Wirkstoffe befinden sich noch in den frühen Phasen der klinischen Testungen. Trotz Schnellzulassung dürfte es noch 1-2 Jahre dauern, bis die ersten wirksamen Arzneimittel gegen das Coronavirus verfügbar sind.
Quellen:
Markus Falkenstätter, BSc
Autor
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Zuletzt aktualisiert am 29.10.2020
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