Hilft Kaffeekonsum gegen Leberkarzinome?

Eine Frau greift sich schmerzhaft zur Leberregion im Weißen Hintergrund.

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In den nördlichen Breitengraden Europas wir mit Abstand der meiste Kaffee konsumiert. Die Spitze der globalen Liste bilden Luxemburg, Niederlande und Finnland – hier werden jedes Jahr im Mittel 9,43 kg Kaffee pro Kopf konsumiert. Der Bohne werden auch gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben, denn Kaffeekonsum soll das Risiko für ein Hepatozelluläres Leberkarzinom verringern. Nun untersuchten Wissenschaftlicher dies mithilfe von Meta-Analysen epidemiologischer Studien.

Eine Frau greift sich schmerzhaft zur Leberregion im Weißen Hintergrund.

shutterstock.com / mi_viri

Kaffee für die Gesundheit?

Mittlerweile existieren viele Studien, die Hinweise darüber liefern, dass ein Konsum des Genussmittels Kaffee das Risiko für ein Hepatozelluläres Leberkarzinom, kurz HCC, verringern könnte. Ein sogenanntes HCC ist ein bösartiger Tumor, der von den Hepatozyten, dem Funktionsgewebe der Leber, ausgeht und durch Erkrankungen wie Leberzirrhose oder Hepatitis B und C begünstigt wird. 

Gleichzeitig berichten andere Studien eine umgekehrte Assoziation mit dem Kaffeekonsum während auch weitere Studien nahelegen, dass mehrere Tassen Kaffee pro Tag bzw. mehr als 2 am Tag das HCC Risiko senken. Auch die Anzahl der Kaffeedosis wird dabei kontrovers diskutiert. Dabei beinhaltet der gewonnen Kaffee über tausend Inhaltsstoffe, wobei mehrere diese Substanzen schon für protektive Wirkungen untersucht wurden. Die im Kaffee enthaltenen chemischen Verbindungen Cafestol und Kahweol sollen möglicherweise antioxidative Wirkungen besitzen und das bekannte Koffein soll in vitro durch den TGF-beta-Stoffwechselweg einer Leberfibrose entgegenwirken.

Auch das AWMF (d.h. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V.) Leitlinienprogramm Onkologie über das Hepatozelluläre Karzinom und biliäre Karzinom vom Juni 2021 empfiehlt Patienten mit chronischen Lebererkrankungen den Konsum von Kaffee. Um diese vielzähligen Daten systematische zu überprüfen, publizierten Wissenschaftler im Jahre 2013 und 2020 Meta-Analysen zu allen Studien, die in Assoziation mit Kaffeekonsum und dem Risiko für HCC bzw. Leberkarzinom durchgeführt wurden. Dabei wurde der Zusammenhang zwischen Kaffee und HCC-Ausprägung und die Dosis Kaffee, die benötigt wird, um solche Leberkarzinom-Risiken zu verringern, ausgewertet. 

Meta-Analysen untersuchen die mögliche Wirkung

Die im Jahre 2013 in der American Gastroenterological Association (kurz: aga) Publizierte Studienanalyse untersuchte alle relevanten englischsprachigen Untersuchungen zwischen 1966 und 2012, die mit Kaffeekonsum und HCC im Zusammenhang standen. Dabei wurde das relative Risiko für beliebigen, geringen und hohen Kaffeekonsum mit keinem Kaffeegenuss verglichen. Die Toleranzgrenze wurde dabei in 9 Studien auf maximal 3 täglichen Tassen und in 5 Studien auf eine Tasse am Tag festgelegt. 

Die im Jahr 2020, in dem Fachjournal Journal of gastrointestinal and liver diseases publizierte Meta-Analyse untersuchte ebenso Kontroll-, Kohorten und prospektive Studien in englischer Sprache zwischen den Jahren 1996 bis 2019. Dabei wurde eine Korrelation zwischen Kaffeekonsum und Leberkarzinome bzw. HCC erforscht und das relative Risiko beider Erkrankungen berechnet (Zufälliges Effekt Modell nach: DerSimonian und Laird mit inverser Varianzgewichtung). Dabei wurden insgesamt 20 Studien untersucht und auf einer Kaffeetasse am Tag relativiert. 

Resultate

Das relative Risiko für beliebigen Kaffeekonsum verglichen mit keinem Konsum betrug, unabhängig vom Geschlecht, Alkoholkonsum und Vorgeschichte mit Hepatitis bzw. Lebererkrankungen, 0,60 (mit einem 95 % Konfidenzintervall von 0,50 – 0,71). Dies bedeutet, dass das berechnete Risiko, an HCC zu erleiden, bei beliebigen Kaffeetrinkern um 40 % geringer ist als bei denjenigen, die gar keinen Kaffee trinken. Vergleicht man die Gruppe ohne Kaffeekonsum mit den restlichen Gruppen, ergeben sich folgende RR-Werte: 0,72 für geringen Kaffeekonsum, 0,44 für hohen Konsum. Zusammengefasst betrug der RR-Wert 0,80 für eine tägliche Tasse Kaffee (d.h. 20 % geringeres Risiko). 

Die Studie aus dem Jahr 2020 zeigte einen gesamten relativen Risikowert von 0,69, wobei jedoch laut Forschern signifikante Unterschiede in den Studien zu vermerken waren. Daraufhin wurde eine Untergruppenanalyse mit der Abstufung von einer Kaffeetasse als Menge durchgeführt. Dabei zeigte die Meta-Analyse, dass höhere Kaffeemengen mit einer signifikanten Verringerung des Risikos für HCC bzw. Leberkarzinom in Korrelation gebracht werden konnte. 

Fazit

Laut Metaanalyse aus 2013 zeigte sich beim HCC-Risiko bei beliebigem Kaffeekonsum im Vergleich zu keinem Kaffeekonsum eine Reduzierung um 40 %. Die Forscher wiesen auch auf eine mögliche entgegengesetzte Korrelation hin, denn Patienten mit Leber- bzw. Verdauungserkrankungen könnten auch ihren Kaffeekonsum reduziert haben. Die Meta-Analyse vermerkt jedoch auch, dass andere Studien zeigen, dass Kaffee die Enzyme der Leber und Leberzirrhose-Entwicklung beeinflussen könnte und deshalb auch vor einer Entstehung von Leberkarzinomen schützende Wirkung besitzen könnte. Die zusätzlich ermittelte Dosisabhängigkeit pro Tasse Kaffee am Tag bietet jedoch Hinweise auf eine kausale Wirkung für die Risikoreduktion um 20 % (d.h. RR-Wert von 0,80).
Auch die systematische Meta-Analyse des Fachjournals gastrointestinal and liver diseases legt eine Risikoreduktion für die Leberkarzinome und HCC nahe. Dabei haben auch größere Mengen an Kaffee einen größeren Nutzfaktor in Bezug auf die Reduktion.

Um die genau Wirkung von Kaffeekonsum bestimmen bzw. verstehen zu können, sind jedoch noch weitere biologische und epidemiologische Untersuchungen notwendig, die auch bestimmte Untergruppen analysieren (z.B.: HCC in Assoziation mit Hepatitis C). 

Quellenangaben

Redaktionelle Grundsätze

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

Letztes Update

08.11.2021

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