Kann vaginaler Candida Pilz negative Schwangerschaftsfolgen hervorrufen?

Elektronenmikroskopische Ansicht eines Hefepilzes Candida albicans

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Global betrachtet erleiden 3 von 4 Frauen mindestens einmal im Leben an einer Art von Scheidenpilz, wobei rund 90 % der Erkrankungen im Vaginalbereich durch den Hefepilz Candida albicans hervorgerufen wird. Da dessen Vorkommen bei Schwangeren häufig ist und in manchen Studien ein damit verbundener Schwangerschaftsnachteil assoziiert wird, untersuchten Forscher nun ein mögliches Risiko für schwangere Frauen mit asymptomatischem Candida Pilz.

Elektronenmikroskopische Ansicht eines Hefepilzes Candida albicans.

shutterstock.com / Kateryna Kon

Scheidenpilz Candida albicans

Scheidenpilz kann durch das Ungleichgewicht der Scheidenflora entstehen. Dabei breiten sich Hefepilze wie Candida albicans, Candida glabrata oder Candida tropicalis im Genitaltrakt aus. Studien legen nahe, dass diese Infektionen möglicherweise ein Risikofaktor für Frühgeburten und mögliche Fetale Wachstumsrestriktion (FWR) sein könnten. 

Neben den üblichen Symptomen von Candida Pilzen wie Juckreiz oder Scheidenausfluss, kann sich ein solcher Befall auch asymptomatisch ausprägen. Jedoch sind die Daten, die eine solche Hefepilz-Erkrankung als direkte Ursache für ungünstige Schwangerschaftserfolge erkennen, teilweise widersprüchlich. Einerseits existieren Beobachtungsergebnisse, die verdeutlichen, dass Frühgeburten durch eine Erkrankung mit vaginalem Candida Pilz nicht beeinflusst werden. Andererseits zeigte eine Meta-Analyse, dass eine medizinische Behandlung einer asymptomatischen vaginalen Candida-Erkrankung bei 685 schwangeren Frauen das Risiko für eine spontane Frühgeburt senken könnte.

Die aktuelle Meta-Analyse von Forschern aus den USA will mit den untersuchten Beobachtungsdaten eine Übersicht über den Zusammenhang zwischen vaginalem Hefepilz Candida bei schwangeren Frauen und nachteiligen Schwangerschaften schaffen. Hintergrund dafür waren die fehlenden verfügbaren Daten, ob bzw. wie sehr eine asymptomatische vaginale Hefepilz-Erkrankung das Risiko einer Frühgeburt bzw. Nachteile für die Entbindung erhöht bzw. beeinflusst.  

Meta-Analyse

Diese Meta-Analyse wurde anhand der Leitlinien für Analyse von Beobachtungsstudien "Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-analyses" und "Meta-analyses of Observational Studies in Epidemiology" im Jahr 2020 durchgeführt. Dafür wurden in diesem Zeitrahmen publizierte Daten und Studien aus Ovid MEDLINE, Ovid Embase, und dem Cochrane Central Register of Controlled Trials zu vaginalem Candida- bzw. Hefepilz und Schwangerschaftsresultaten untersucht.

Die Kriterien für die jeweiligen analysierten Studien waren: Kohortenstudien, Fall-Kontroll-Studien und randomisierte, kontrollierte Studien, welche schwangere Frauen verzeichneten, die auf eine asymptomatische Ausprägung eines Candida-Vorfalls untersucht wurden und nachteilige Schwangerschaftsresultate dokumentierten.
Zwei unparteiische Gutachter wählten und filterten die Daten aus. Anhang von bestimmten Bewertungsskalen (z.B.: Newcastle-Ottawa Quality Assessment Scale) wurden die einzelnen Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien ausgewertet – die randomisierten, kontrollierten Studien analysierte man mithilfe des Cochrane Risk-of-Bias-Tools.

Besteht ein Zusammenhang?

Forscher der im Jahre 2020 in der Fachzeitschrift American Journal of Obstetrics and Gynecology - Maternal Fetal Medicine publizierten Meta-Analyse inkludierten Daten aus 15 Studien mit 33 321 Frauen. Bei der Untersuchung wurde laut Studie kein signifikanter Unterschied bezüglich der Frühgeburtenrate (ungeachtet ob spontane Frühgeburt oder nicht) zwischen Frauen mit Candida und Frauen ohne Candida erkannt. Das Chancenverhältnis für unbehandelte Frauen mit Candida war in 3 Studien bei insgesamt 5175 Studienteilnehmerinnen erhöht. Trotzdem berichten die Forscher, dass eine Untergruppenanalyse für eine Behandlung von vaginaler Candida keinen signifikanten Zusammenhang bei Frauen mit spontaner Frühgeburt zeigen konnte. Auch eine asymptomatische vaginale Scheidenpilzerkrankung (mit Candida) zeigte keine Assoziation mit einer Frühgeburt, vorgeburtlicher Mortalität oder anderen negativen Schwangerschaftserfolgen.

Fazit

Insgesamt wurde laut Meta-Analyse keine Assoziation zwischen einer asymptomatischen vaginalen Candida-Erkrankung und negativen Schwangerschaftsverläufen festgestellt. Zusätzlich wurde unabhängig von der Art der Behandlung kein Zusammenhang mit spontanen Frühgeburten bei den Analyse-Teilnehmerinnen verzeichnet. Ungleich früherer Untersuchungen, die eine Assoziation zwischen Behandlung von vaginalen Hefepilzen und einer Senkung des Risikos für eine Frühgeburt feststellten, deuten die aktuellen Auswertungen darauf hin, dass diese Wirkung möglicherweise nicht mit der Behandlung von vaginalem Candida Pilz in Korrelation steht. Trotzdem ersetzt diese Studie keine professionelle medizinische Beurteilung durch einen Arzt – im Falle eines asymptomatischen (und besonders symptomatischen) vaginalen Candida-Falls während der Schwangerschaft sollten Sie Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt halten. 

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

Letztes Update

22.11.2021

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