Der Arzneistoff Tacrolimus ist ein in Bodenbakterien entdecktes Immunsuppressivum (d.h. er unterdrückt das Immunsystem). Daher wird dieser zur Vorbeugung von Abstoßungsreaktionen des eigenen Immunsystems nach Organtransplantationen verwendet. Zugelassen ist der Wirkstoff nach einer Leber-, Nieren- oder Herztransplantation. Weiteren Einsatz findet Tacrolimus als Salbe zur Behandlung von Patienten mit Neurodermitis (d.h. chronisch-entzündliche Hauterkrankung) in schweren Fällen.
Der Wirkstoff bekam im Jahre 1994 seine Zulassung erstmals durch die FDA (d.h. Food and Drug Administration) als Immunsuppressivum beim Menschen. Heute ist es Patentfrei – weswegen es auch möglich ist, dieses zu vermarkten. Das Arzneimittel ist jedoch schlecht wasserlöslich und ist in dieser Form auch nicht optimal für eine okulare Anwendung. Mittels neuer Formulierung kann die Löslichkeit vom Wirkstoff um mehr als das 200-fache erhöht werden, wodurch die Anwendung als Augentropfen möglich wird.
Zurzeit sind Augentropfen mit Tacrolimus-Anteil nur in Japan zur Behandlung von Frühjahrskonjunktivitis (d.h. allergischen Bindehautentzündung) bewilligt und wird als Suspension mit 1 mg/ ml formuliert. In Europa wird gerade daran gearbeitet, denn die Phase-2-Studie des biopharmazeutischen Unternehmens Marinomed mit Sitz in Korneuburg, Österreich, zeigte erste dosisabhängige Wirksamkeit von Tacrosolv Augentropfen. Tacrosolv ist eine neue wässrige Formulierung des Wirkstoffes Tacrolimus in niedriger Konzentration. Dabei hat das Unternehmen mithilfe pflanzlicher Saponine (d.h. organische pflanzliche Verbindungen) schwerlöslicher Wirkstoffe in Mizellenform (d.h. zusammengelagerte Molekülkomplexe) produziert. Die dadurch entstandenen Vorteile wären dem Unternehmen zufolge:
Die klinische, randomisierte, Placebo-kontrollierte, Cross-Over, Phase-2-Studie wurde an der Vienna Challenge Chamber in Wien durchgeführt. Dabei wurde Sicherheit und Wirksamkeit von zwei verschiedenen Tacrosolv-Dosierungen untersucht. Diese hatten 2,5% bzw. 5% der Dosis der in Japan verwendeten Augentropfenprodukte mit Tacrolimus. StudienteilnehmerInnen erhielten entweder die höhere Dosierung mit 2 Tropfen pro Tag oder die niedrigere mit einem Tropfen pro Tag oder ein Placebo (3% Propylenglykol in Salzlösung) in zwei Behandlungszyklen. Im ersten Zyklus wurde 8 Tage lang entweder Tacrosolv oder das Placebo verabreicht. Nach einer Auswaschphase von 13 Tagen wurde die Untersuchung mit Placebo bzw. Tacrosolv-Augentropfen weitergeführt.
Primäres Endziel der doppelblinden Untersuchung war die Auswertung von Sicherheit und Wirksamkeit der Dosierungen an Tag 8 der Behandlung. Dafür wurden Studienteilnehmer einem Provokationstest mit Gräserpollen unterzogen. Im 15-Minuten-Intervall untersuchen Studienforscher Symptome an den Augen. Die Analyse wurde mittels durchschnittlichen TOS-Scores (d.h. Total Ocular Symptom Score) bestimmt. Diese beinhalten Symptome wie Augenrötung, Augenjucken, wässriges Auge und Fremdkörpergefühl, wobei jedes auf einer vier-Punkte-Skala (keine Symptome, leicht, mäßig und schwer) eingeteilt wird. Sekundäres Endziel war der Eintritt der Wirkung am ersten Tag der Behandlung und die Abweichungen der Wirksamkeit beider Dosierungen am letzten Tag der Verabreichung. Dabei wurden Augenrötung, sogenannter Total Nasal Symptom Score (d.h. nasale Symptome, Nasenlaufen, juckende Nase und Niesen), Nasenluftstrom und Total Respiratory Symptom Score (d.h. Husten, Keuchen und Dyspnoe bzw. Kurzatmigkeit) bewertet.
Tag 8 konnte verglichen mit dem ersten Tag eine signifikante Reduktion der Symptome im Augenbereich nach der Verwendung von Tacrosolv zeigen. Die Placebogruppe verzeichnete dabei keine Verringerung der Symptome. Gute Wirkung konnte besonders die höhere Dosierung aufweisen, denn schon 3,5 Stunden nach dem Provokationstest nahmen sie Symptome signifikant ab. Auch nasale Symptome schwächten am letzten Tag innerhalb von 4 Stunden nach dem Provokations-Test signifikant ab.
Der Untersuchung zufolge war die höhere Dosierung als Behandlung von durch allergische Reaktionen ausgelösten Augenentzündungen bei TeilnehmerInnen in der zweiten Phase der Studie wirksam. Ein erfolgreicher Abschluss der Studienphasen und Zulassung in Europa könnte bedeuten, dass möglicherweise auch in unseren Breitengraden in naher Zukunft Augentropfen gegen allergische Symptome im Augen- und Nasenbereich vermarktet werden.
Wirkstoffe und Krankheiten:
Danilo Glisic
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Zuletzt aktualisiert am 06.09.2021
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