Orlistat

Orlistat

Grundlagen

Orlistat ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung von Adipositas eingesetzt wird. Seine Hauptwirkung besteht darin, die Aufnahme von Fetten aus der menschlichen Nahrung zu verhindern,  was zu einer Reduktion der Kalorienaufnahme führt. Es sollte immer mit einer von einem/einer Arzt/Ärztin überwachten kalorienreduzierten Diät kombiniert werden. Orlistat ist indiziert bei Patienten mit einem BMI > 30 und bei Patienten mit einem BMI > 28, die zusätzlich an gewissen gewichtsbedingten Risikofaktoren leiden.

Orlistat ist ein Derivat von Lipstatin, einem starken natürlichen Inhibitor von menschlichen Pankreaslipasen. Der Stoff wird halbsynthetisch aus dem von dem Bakterium Streptomyces toxytricini isolierten Lipstatin hergestellt. Es wurde 1999 von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA erstmals zugelassen.

Medikamente mit Orlistat

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Xenical 120 mg Hartkapseln Orlistat Cheplapharm Arzneimittel GmbH
Orlistat - 1 A Pharma 120 mg Hartkapseln Orlistat 1 A Pharma GmbH
Orlistat-ratiopharm 60 mg Hartkapseln Orlistat Ratiopharm GmbH
Orlistat HEXAL 60 mg Hartkapseln Orlistat Hexal Aktiengesellschaft
alli 60 mg Hartkapseln Orlistat GlaxoSmithKline (Ireland) Limited

Wirkung

Pharmakodynamik

Orlistat wirkt durch Hemmung der Magen- und Bauchspeicheldrüsenlipasen, also der Enzyme, die Triglyceride im Darm abbauen. Wenn die Lipaseaktivität gehemmt ist, werden Triglyceride aus der Nahrung nicht mehr in absorbierbare freie Fettsäuren gespalten, sondern unverändert ausgeschieden. Dadurch reduziert sich die Gesamtmenge des aufgenommenen Fettes um etwa 30 % und eine Gewichstreduktion wird begünstigt. 

Es wurde auch festgestellt, dass Orlistat die Thioesterase-Domäne der Fettsäuresynthase (FAS) hemmt, ein Enzym, das bei der Vermehrung von gewissen Krebszellen beteiligt ist. Die möglichen Nebenwirkungen von Orlistat, wie die Hemmung anderer zellulärer Off-Targets oder die schlechte Bioverfügbarkeit, behindern jedoch bis dato seine Anwendung als wirksames Antitumormittel. Orlistat bleibt in diesem Gebiet jedoch weiterhin Gegenstand der Forschung.

Pharmakokinetik

Orlistat wird nur in kleinen Spuren systemisch absorbiert. Da die Wirkung lokal im Darm auftritt und die Resorption so gering ausfällt gibt es keine verlässlichen Daten zur Pharmakokinetik. Der primäre Ausscheidungsweg erfolgt über den Stuhl.

Wechselwirkungen

  • Orlistat kann die Plasmaspiegel von Ciclosporin, einem Immunsuppressivum zur Vorbeugung von Transplantatabstoßungen, senken. die beiden Arzneimittel sollten daher nicht gleichzeitig verabreicht werden. 
  • Orlistat kann auch die Absorption des Antiarrhythmikums Amiodaron beeinträchtigen.
  • Es wird vermutet, dass Orlistat die Absorption von antiretroviralen HIV-Medikamenten verringern kann.

Toxizität

Nebenwirkungen

Die primären Nebenwirkungen des Medikaments sind auf den Gastrointestinaltrakt beschränkt und umfassen Steatorrhoe (öliger, loser Stuhl), Stuhlinkontinenz und häufiger oder dringender Stuhlgang. Die Absorption von fettlöslichen Vitaminen und anderen fettlöslichen Nährstoffen wird durch die Einnahme von Orlistat gehemmt.

Kontraindikationen

Orlistat ist kontraindiziert bei:

  • Malabsorption
  • Überempfindlichkeit gegen Orlistat
  • Eingeschränkter Funktion der Gallenblase (z. B. nach Cholezystektomie)
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Anorexie und Bulimie   

Vorsicht ist besonders bei verschlossenen Gallengängen, eingeschränkter Leberfunktion und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen geboten. Hier wird eine Anwendung nur nach ausführlicher Abwägung des Kosten-Nutzen-Risikos empfohlen.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code A08AB01
Summenformel C29H53NO5
Molare Masse (g·mol−1) 495,73
Schmelzpunkt (°C) 43
PKS Wert 15
CAS-Nummer 96829-58-2
PUB-Nummer 3034010
Drugbank ID DB01083

Redaktionelle Grundsätze

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Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc
Autor

Markus Falkenstätter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der Universität Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der Universität Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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