Wenn man an einem Akustikusneurinom leidet, dann wird man dies in den ersten Jahren möglicherweise nicht bemerken, denn der Tumor wächst nur sehr langsam.
Nicht der Tumor sondern die Umgebung macht Symptome
Für die Symptomatik ist nicht der Tumor selbst, sondern die Umgebung des Tumors von Bedeutung. Beschwerden entstehen erst, wenn der Tumor andere Strukturen verdrängt, wodurch diese nicht mehr richtig funktionieren können. Trotz dieser Abhängigkeit von der Lage des Tumors können einige typische Symptome beschrieben werden, die bei einem großen Teil der Patienten auftreten.
Reduktion des Hörvermögens
Der Tumor entwickelt sich wie beschrieben von den Schwann’schen Zellen, die um den Nervus vestibulocochlearis liegen. Wenn dadurch der Nerv gereizt oder abgedrückt wird, führt es zu einer zunehmenden Schwerhörigkeit auf der betroffenen Seite. Üblicherweise bemerkt man zuerst meist nur eine Hörminderung bei hohen Frequenzen (z.B. bei Vogelgezwitscher). Oft bemerken Betroffene solch eine Hörminderung nur durch Zufall - z.B. bei einem Telefongespräch. Diese wird dann mit dem Wachstum des Tumors immer stärker und kann nicht nur das Gehör-, sondern auch das Gleichgewichtsorgan beeinträchtigen.
Richtungsweisend ist vor allem, dass es sich in den meisten Fällen um einen einseitigen Schaden handelt. Dass sich zwei Akustikusneurinome gleichzeitig an der gleichen Stelle bilden und weiterwachsen ist nämlich sehr unwahrscheinlich und kommt nur bei bestimmten Erbkrankheiten gehäuft vor.
Tinnitus
Neben der Verminderung des Hörvermögens kann es auch zu einem Tinnitus kommen. Dies ist ein störender und unangenehmer Ton, der ständig gehört wird, obwohl er eigentlich nicht da ist. Für die meisten Patienten ist der Tinnitus bei Weitem störender und auffälliger als der schwache Hörverlust, der sich anfangs einstellt. Trotzdem ist der Hörverlust das am meisten beschriebene erste Symptom beim Akustikusneurinom.
Einschränkung des Gleichgewichtsorgans
Mit dem Wachstum des Tumors werden die Einschränkungen immer stärker. Es treten häufig Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auf. Dabei kann sowohl Dreh- als auch Schwankschwindel auftreten, welche anfangs zwar sehr diskret sind, aber dann deutlich zunehmend und so auch den Alltag stark beeinträchtigen.
Neben den Schwindel-Symptomen kann auch ein sogenannter Nystagmus auftreten. Dies bedeutet, dass ein Auge immer wieder zu zittern beginnt, wenn man versucht, einen Gegenstand zu verfolgen.
Schmerzen und Tastsinn-Ausfall im Gesicht
Wie schon erwähnt, liegen sehr viel Hirnnerven im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels. So auch die Nerven, die das Gesicht versorgen. Dadurch können sich starke Gesichtsschmerzen, Bewegungsstörungen oder auch Sensibilitätsausfälle einstellen. Jedoch werden diese Symptome heute nur mehr sehr selten beobachtet, da der Tumor relativ groß sein müsste, um die entsprechenden Nerven schädigen zu können. Dank neuer Untersuchungsmethoden wird das Akustikusneurinom heute aber wesentlich früher diagnostiziert und behandelt.
Weitere Nachbarschaftssymptome
Es kann noch zu einer ganzen Reihe weiterer so genannter Nachbarschaftssymptome kommen. Zu den häufigeren Symptomen gehört noch das Sehen von Doppelbildern.
Im späten Stadium des Tumors kann auch das Kleinhirn beeinträchtigt sein. Dadurch kommt es zu Gangstörungen, da das Kleinhirn vor allem für die Koordination von Bewegung zuständig ist.
Hirndruck bei großen Tumoren
Bleibt der Tumor lange unentdeckt, kommt es zu so genannten Hirndruck-Symptomen. Diese entstehen, wenn das gesamte Gehirn durch das Tumorwachstum unter Druck steht, da sich der Schädel ja nicht ausdehnen kann. Dies schon bei wenigen Zentimetern Durchmesser der Fall sein.
Es zeigen sich Kopfschmerzen, die vor allem im Bereich des Hinterkopfes vernommen werden, Sehstörungen bis zur Verlust der Sehkraft, Erbrechen und zunehmende Persönlichkeitsveränderungen.
Langsames Wachstum
Die Beschwerden bleiben im Großteil der Fälle anfänglich unbemerkt oder nur sehr diskret wahrnehmbar. Dies ist auf die geringe Wachstumsgeschwindigkeit zurückzuführen. Das Gehirn ist nämlich sehr anpassungsfähig und versucht, die Symptome durch die zunehmende Beengung über lange Zeit hinweg auszugleichen.
Erst wenn die Verdrängung durch den Tumor so groß ist, dass Nervenbahnen beeinträchtigt und Nervenzellen geschädigt werden, tritt die Symptomatik langsam ein. Dazu braucht der Tumor in vielen Fällen einige Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte.
Schnelle Symptome durch Einblutungen
Trotzdem darf man nie davon ausgehen, dass es sich um keinen Tumor handeln kann, wenn Symptome plötzlich und unerwartet eintreten oder sich drastisch verschlimmern. So kann zum Beispiel eine akute Einblutung in den Tumor innerhalb weniger Sekunden oder Minuten zu massiven Symptomen führen. Diese können mit Schwerhörigkeit, Tinnitus, Schwindel und Gangstörungen einhergehen. Manchmal werden die Symptome mit denen eines Hörsturzes verwechselt, da diese sich sehr ähneln. Bei einem Hörsturz bildet sich ein plötzlicher und nahezu ganzer Hörverlust im vom Tumor befallenen Ohr.