Kopfschmerzen (Cephalgie)

Kopfschmerzen (Cephalgie)
Internationale Klassifikation (ICD) R51
Symptome Kopfschmerzen, Meningismus, Verwirrtheit, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Krämpfe, Bewusstseinsstörungen, Augenschmerzen, Migräneaura, Lichtempfindlichkeit, Geräuschempfindlichkeit, Schwitzen, Tränenfluss, Nasenlaufen
Mögliche Ursachen Spannungskopfschmerzen, Stress, Schlafmangel, Alkohol, Rauchen, Flüssigkeitsmangel, Verspannungen, Infektion, Entzündung, Nikotin, Kälte
Mögliche Risikofaktoren schlecht belüftete Räume, Sitzen vor einem Bildschirm, ergonomisch nicht korrekt eingerichteter Arbeitsplatz, Wetterumschwünge, psychischer Stress, übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum, Entzug von Alkohol und Medikamenten, Alkoholmissbrauch, Drogen- und Medikamentenmissbrauch
Mögliche Therapien Medikamente, Entspannungsübungen, Sauerstofftherapie, Hausmittel
Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS) , Paracetamol , Ibuprofen , Diclofenac

Grundlagen

Kopfschmerzen können gelegentlich, anfallsartig oder auch chronisch auftreten. Meist sind Kopfschmerzen dabei passager und harmlos. Schmerzen im Kopfbereich können aber auch potenziell gefährliche Verläufe haben (z. B. Meningitis, Subarachnoidalblutung) und ein Symptom ernster Erkrankungen darstellen.

Über 90 % der Betroffenen mit chronischen oder akut rezidivierenden Kopfschmerzen leiden an einer primären Kopfschmerzerkrankung. Oftmals bringt weder die körperliche Untersuchung noch die Bildgebung einen Hinweis auf einen organischen Kopfschmerzauslöser. Sekundäre Kopfschmerzen werden beispielsweise durch Infektionen oder durch ein Schädel-Hirn-Trauma ausgelöst. 

Kopfschmerz (iStock / peterschreiber.media)

Häufigkeit

Über 90 % aller Menschen erleben einmal in ihrem Leben Kopfschmerzen. Etwa 60 % der Weltbevölkerung haben dabei hin und wieder Kopfschmerzen, wobei 4 % der Bevölkerung Kopfschmerzen an 15 oder mehr Tagen im Monat hat. Die häufigste Form von Kopfschmerz ist der Spannungskopfschmerz mit etwa 60 bis 80 % (etwa 300 von 1000 Personen) aller Fälle. Dahinter kommt die Migräne mit etwa 12 bis 15 % (zirka 150 von 1000 Personen) aller Kopfschmerzereignisse. 

Laut WHO stellt die Erkrankung Kopfschmerz eine der zehn häufigsten Krankheiten dar, die mit einer funktionellen Behinderung einhergehen. Frauen leiden häufiger an Migräne. Männer sind dagegen häufiger von Cluster-Kopfschmerzen betroffen.

Ursachen

Laut der International Headache Society (IHS) können Kopfschmerzen je nach Ursache in folgende Kopfschmerztypen eingeteilt werden:

  • Primäre Kopfschmerzen: Die Schmerzen sind das Hauptsymptom, ein organisches Korrelat oder ein strukturelles Problem (z. B. Minderversorgung des Gehirns mit Blut) liegt nicht vor.

  • Sekundäre Kopfschmerzen: Sie werden auch als symptomatische Kopfschmerzen bezeichnet. Ihnen liegt eine Erkrankung oder ein auslösender Umstand zugrunde (z. B. Schlaganfall), der vorrangig behandelt werden muss.

  • Zentraler und primärer Gesichtsschmerz beziehungsweise andere Kopfschmerzarten: Hier werden die Kopfschmerzen durch Nervenschmerzen (Neuralgien) ausgelöst und in den von den Nerven versorgten Gebieten wahrgenommen.

Warum manche Menschen an primären Kopfschmerzen leiden, ist noch nicht restlos geklärt. Möglicherweise spielt hier eine genetische Komponente eine wichtige Rolle. Bekannte Auslöser für Kopfschmerzattacken sind beispielsweise: eine Änderung des Tag-Nacht-Rhythmus, das Auslassen von Mahlzeiten, Stress oder der Aufenthalt in großen Höhen.

Primäre Kopfschmerzerkrankungen können unterteilt werden in:

  • Migräne

  • Kopfschmerz vom Spannungstyp

  • Trigeminoautonome Kopfschmerzen (z. B. Clusterkopfschmerz)

  • Andere primäre Kopfschmerzerkrankungen (z. B. primärer stechender Kopfschmerz)

Sind die diagnostischen Kriterien für einen der primären Kopfschmerzarten nicht erfüllt oder handelt es sich um einen akut oder neu aufgetretenen Kopfschmerz, muss man von einem symptomatischen (sekundären) Kopfschmerz ausgehen. Hier wird eine vertiefende ärztliche Diagnostik notwendig. In der Regel ist der körperliche Untersuchungsbefund oder auch das Anamnesegespräch schon wegweisend. 

Spannungskopfschmerz

Spannungskopfschmerzen treten episodisch oder chronisch auf. Die Häufigkeit reicht dabei von gelegentlich bis hin zu täglich. Der Schmerz betrifft meist den gesamten Kopf oder den Stirnbereich. Der Charakter der Schmerzen wird von Betroffenen als dumpf, drückend, ziehend, pressend oder nicht pulsierend angegeben. Die Intensität des Schmerzes reicht von leicht bis mittel. Im Zuge eines Spannungskopfschmerzes treten keine weiteren Begleitsymptome auf. Auslöser von Spannungskopfschmerzen sind oftmals muskuläre Verspannungen, Klimaveränderungen, Schlafmangel, emotionaler Stress und Alkohol.

Migräne

Die Migräne kann in folgende Arten unterteilt werden:

  • Migräne ohne Aura

  • Migräne mit Aura

  • Chronische Migräne

Meistens gehen die Aurasymptome (z. B. visuelle Symptome) den Kopfschmerzen voran, sie können aber auch während oder nach den Kopfschmerzen auftreten. Die Dauer einer Migräneattacke beträgt oftmals 4 bis 72 Stunden, wobei Attacken gelegentlich oder auch mehrmals im Monat auftreten können. Zu zirka 60 % ist die Migräne einseitig lokalisiert. Der Schmerz ist dabei pulsierend, bohrend oder hämmernd. Die Schmerzintensität wird von Betroffenen meist als mittel bis stark angegeben. Begleitsymptome umfassen eine Geräuschüberempfindlichkeit (Phonophobie), eine Lichtempfindlichkeit (Photophobie) und Übelkeit beziehungsweise Erbrechen. Auslöser von Migräneattacken sind oft Stress, Hormonschwankungen, bestimmte Nahrungsmittel und das Klima. Ein weiteres Kriterium der Migräne ist, dass Attacken durch körperliche Aktivität oft verstärkt werden.

(iStock / eternalcreative)

Clusterkopfschmerz

Clusterkopfschmerzen dauern meistens 30 bis 180 Minuten und in der Regel treten 1 bis 3 Anfälle an einem Tag auf. Der Kopfschmerz tritt streng einseitig auf, wobei der Schmerzcharakter als starker einseitiger Kopfschmerz beschrieben wird. Zudem treten auf derselben Seite des Kopfschmerzes Begleitsymptome wie Tränenfluss, Nasenlaufen beziehungsweise eine Schleimhautschwellung der Nase und ein Schwitzen an Stirn oder Gesicht auf. Ein möglicher Triggerfaktor von Clusterkopfschmerzen ist Alkoholkonsum.

Symptome

Kopfschmerzen können entweder eines von vielen Symptomen einer Erkrankung sein oder auch das einzige und wegweisende Symptom einer Krankheit darstellen.

Die Schmerzintensität kann dabei auch stark variieren: hier reicht die Skala von leichten bis extrem intensiven Schmerzen. Der Schmerz kann als dumpf, drückend, stechend, pulsierend oder bohrend wahrgenommen werden. In manchen Fällen kann der Kopfschmerz in Kombination mit Übelkeit, Brechreiz, Lärm- und Lichtempfindlichkeit oder Sehstörungen auftreten.

Treten Kopfschmerzen erstmals oder in Kombination mit Symptomen auf, die für einen primären Kopfschmerz untypisch sind, muss von einem symptomatischen Kopfschmerz ausgegangen werden.

Warnsymptome für das Vorliegen eines symptomatischen (sekundären) Kopfschmerzes sind:

  • erstmals oder neu aufgetretene heftige Kopfschmerzen

  • Fortschreiten (Progredienz) der Kopfschmerzen

  • sogenannte fokal-neurologische Zeichen (z. B. bei Schlaganfall)

  • Hirndruckzeichen (z. B. starke Übelkeit)

  • Nackensteifheit (sogenannter Meningismus)

  • Fieber

  • Bewusstseinsstörungen

  • zerebrale Krampfanfälle

  • Augenschmerzen (z. B. bei Glaukomanfall)

Diagnose

Meist reicht eine ärztliche Anamnese und eine sorgfältige körperliche Untersuchung zur Abklärung von Kopfschmerzen aus. Bei auffälligen Beschwerden (Red Flags) oder anhalten Beschwerden können aber auch weiterführende Maßnahmen (z. B. bildgebende Verfahren) notwendig werden. In den meisten Fällen ist keine weiterführende Diagnostik bei Kopfschmerzen indiziert.

Wichtige Fragen bei der ärztlichen Abklärung von Kopfschmerzen sind:

  • Wie fühlt sich der Schmerz genau an?

  • Wo und seit wann tut es weh?

  • Kennen Sie diese Beschwerden schon?

  • Haben Sie noch andere Symptome?

  • Nehmen Sie derzeit Medikamente ein?

Die Anamnese sollte folgende Punkte einschließen:

  • Zeit (Dauer, Häufigkeit im Monat, Verlauf)

  • Art des Schmerzes (Lokalisation, Charakter, Intensität)

  • Begleitsymptome (z. B. Fieber, Übelkeit)

  • Auslöser oder Verstärker (z. B. körperliche Bewegung)

  • Allgemeine Anamnese (z. B. Nikotin- oder Alkoholabusus)

Zusätzliche Untersuchungen bei der Suche nach Ursachen für den Kopfschmerz umfassen die Labordiagnostik (z. B. Entzündungsparameter), bildgebende Verfahren (z. B. Magnetresonanztomographie, Computertomographie) und andere diagnostische Maßnahmen (z. B. Elektroenzephalographie oder Liquorpunktion.

Therapie

Die Therapie der Kopfschmerzen ist abhängig von der Art des Kopfschmerzes. Fühlen sich Betroffene von den Kopfschmerzen beeinträchtigt können kurzfristig Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Schmerzmittel sollten nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden (höchstens 10 Tage im Monat, sowie drei Tage hintereinander). Bei stressbedingten Kopfschmerzen können Entspannungsübungen, wie etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen helfen. Zusätzlich sind sportliches Ausdauertraining und Maßnahmen der Stressbewältigung sinnvoll.

Migräne:

Bei der Migränebehandlung kann eine Kombination aus medikamentösen und nichtmedikamentösen Maßnahmen hilfreich sein. Kommt es zu einer Schmerzattacke, kann beispielsweise Ruhe in einem abgedunkelten Raum schmerzlindernd wirken, da Licht und Geräusche während einer Attacke oft die Situation verschlimmern. Zudem können Bewegungen zu Übelkeit und Erbrechen führen. Bei leichten Migräneanfällen kann beispielsweise ein Mittel gegen Übelkeit (Antiemetikum) und ein Schmerzmittel eingenommen werden. Mögliche Schmerzmittel umfassen etwa Paracetamol und entzündungshemmende Schmerzmittel (NSARs) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac. Bei schweren Migräneanfällen werden häufig Triptane (z. B. Sumatriptan) eingesetzt. Sie entfalten ihre Wirkung schon am Beginn der Kopfschmerzen und lindern auch die typischen Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen.

Kopfschmerzmittel (iStock / Inside Creative House)

Medikamenteninduzierter Kopfschmerz:

Ist der Auslöser der Kopfschmerzen ein Medikamentenübergebrauch (durch Schmerzmittel ausgelöste Kopfschmerzen) hilft allein die Abstinenz von diesen Wirkstoffen. Der Entzug kann ambulant, teilstationär (Tagesklinik), sowie stationär erfolgen. Nicht empfehlenswert ist es, den Entzug allein – ohne ärztliche Hilfe – durchzuführen.

Bei starken Attacken von Cluster-Kopfschmerzen ist oft die Inhalation von reinem Sauerstoff hilfreich.  

Vorbeugen

Betroffene von Spannungskopfschmerzen können mithilfe eines Schmerztagebuches den möglichen Auslösern der Kopfschmerzattacken auf die Schliche kommen. Zudem kann ein zu häufiger Gebrauch von Schmerzmitteln Kopfschmerzen auslösen. Vermerkt werden sollte im Tagebuch etwa, wann der Kopfschmerz eingesetzt und wie lange er gedauert hat. Zudem wichtig ist, was gegessen, getrunken und welche Medikamente eingenommen wurden. Bei Frauen sollte auch die Angabe des jeweiligen Zyklusstadiums nicht vergessen werden. Dieses Tagebuch sollte über ein bis zwei Monate regelmäßig geführt und im Anschluss mit dem Arzt besprochen werden.

Manche Menschen profitieren bei Kopfschmerzen von Entspannungsübungen, Ausdauersport oder Yoga. Bei Migräne kann eine vorbeugende Therapie mit Beta-Blockern hilfreich sein.

Hausmittel:

Kommt es zu akuten Kopfschmerzen, kann eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme hilfreich sein. Am besten geeignet sind dazu Wasser oder Tee, aber auch Kaffee (Koffein) kann ich manchen Fällen Linderung verschaffen. Oftmals können auch kühle Kompressen oder feuchtheiße Umschläge auf dem Nacken und der Stirn eine Linderung bringen. Auch belebendes Pfefferminzöl oder Teebaumöl, welches auf die Schläfen aufgetragen wird, kann unter bestimmten Umständen hilfreich sein.

Tipps

Wie schon oben beschrieben, ist es bei regelmäßig wiederkehrenden Kopfschmerzen empfehlenswert, ein Kopfschmerztagebuch zu führen. Dies hilft auch dem Arzt bei der Diagnosefindung und dem möglichen Erkennen von Ursachen.

Für eine sichere Diagnose der Kopfschmerzart sind auch begleitende Symptome, wie etwa Übelkeit oder Sehstörungen, wichtig. In manchen Fällen können die Ursachen schon genau angegeben werden, etwa der Genuss von bestimmten Lebensmitteln wie Kaffee, Alkohol, ein längerer Aufenthalt in der Kälte oder großer emotionaler Stress.

Werden regelmäßig Schmerzmedikamente eingenommen, sollte auch dies im Tagebuch notiert werden.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Dr. med. univ. Moritz Wieser

Dr. med. univ. Moritz Wieser
Autor

Moritz Wieser hat das Studium der Humanmedizin in Wien absolviert und studiert derzeit Zahnmedizin. Er verfasst vorrangig Artikel zu den häufigsten Krankheiten. Besonders interessiert er sich für die Themenbereiche Augenheilkunde, Innere Medizin und Zahnmedizin.

Thomas Hofko

Thomas Hofko
Lektor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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