Weichteiltumore der Haut, gutartig (Lipom, Fibrom, Atherom)

Weichteiltumore der Haut, gutartig (Lipom, Fibrom, Atherom)
Internationale Klassifikation (ICD) D21.-
Symptome Schwellung, ohne Schmerzen, Knoten unter der Haut, gerötete, geschwollene Hautstellen
Mögliche Ursachen genetische Veranlagung, verstopfter Ausführungsgang einer Talgdrüse, Nervenverletzungen, hohe Blutfettwerte
Mögliche Therapien operativer Eingriff

Grundlagen

Als Weichteiltumor bezeichnet man Tumore unterschiedlicher Gewebe (Fettgewebe, Bindegewebe, Nervengewebe, Muskulatur). Der Großteil dieser Tumore ist gutartig (benigne). Weichteiltumore sind in der Bevölkerung relativ häufig. Dabei sagt der Begriff „Tumor“ nichts darüber aus, ob dieser gutartig oder bösartig ist, sondern bezeichnet lediglich eine Schwellung beziehungsweise Gewebsneubildung.

Man kann verschiedene Arten von Weichteiltumoren unterscheiden:

  • Lipom: Gutartige Neubildung des Fettgewebes

  • Fibrom: Gutartige Neubildung des Bindegewebes

  • Atherom (Grützbeutel): Ansammlung von abgestorbenen Hautzellen und Talg in der Nähe einer Talgdrüse

Darüber hinaus gibt es noch einige seltenere Weichteiltumore:

  • Neurofibrom: Neubildung des Stützgewebes des peripheren Nervensystems (Schwann-Zellen), die gutartig ist.

  • Akanthom: Gutartige Neubildung der Stachelzellen der Haut

  • Neurom: Meist nach Nervenverletzung auftretendes, gutartiges Nervengeschwulst, welches Nervenzellen, Nervenfasern und Bindegewebe enthält.

Ein Lipom am Handgelenk (iStock / taniche)

Lipom

Das Lipom ist ein häufiger, benigner Fettgewebstumor. Lipome werden mit einem langsamen Wachstum in den meisten Fällen nur wenige Zentimeter groß. Sie können jedoch in seltenen Fällen auch zu einem Riesenlipom heranwachsen (mit einem Durchmesser von mehr als 5 cm). Wenn ein Lipom von Blutgefäßen durchzogen wird, nennt man es auch Angiolipom. Bei mehr als 50 % der Fälle treten mehrere Angiolipome gleichzeitig auf – diese Sonderform ist vor allem bei jungen Männern verbreitet. Allgemein treten Lipome bei Menschen über 30 Jahren auf und liegen häufig unter der Haut. Körperregionen, in denen ein Lipom häufig auftritt, sind der Stamm, der Hals und die Schulter-Arm-Region. Lipome können jedoch auch in Muskeln, in den Organen des Bauchraums und im Knochen auftreten. Falls ein Lipom im Kopfbereich auftritt, kann dieses unter der Bindegewebsschicht, also Subfaszial, liegen und wird dann als subfaziales Lipom bezeichnet. Neben dem Kopfbereich können subfasziale Lipome auch im Nacken- beziehungsweise im Schulterblattbereich auftreten. Das sogenannte Spindelzell-Lipom ist eine Sonderform, die meist am Rücken, Nacken oder im Bereich der Schultern bei Männern zwischen 45 und 60 Jahren auftritt.

Fibrom:

Bei der Neubildung des Bindegewebes (Fibrom) sind bestimmte Gruppen von Bindegewebszellen, sogenannten Fibrozyten, beteiligt. Dabei sind Fibrome kleine, gutartige Tumore. Bösartige Bindegewebstumore werden auch als Fibrosarkome bezeichnet. Fibrome werden in unterschiedliche Formen unterteilt:

A) Weiches Fibrom:

Das weiche Fibrom ist auch als Fibroma Molle bzw. Fibroma pendulans bekannt. Die dabei entstehenden hautfarbenen, kleinen (wenige Millimeter großen) Hautausstülpungen sind sowohl bei Frauen als auch bei Männern gleichermaßen verbreitet. Weiche Fibrome kommen oft erstmals im Pubertätsalter vor. Diese können entweder mit breiter Basis auf der Haut aufliegen oder gestielt (schmale Basis und breiterer „Kopf“) sein. Aufgrund der gestielten Ausprägung werden weiche Fibrome auch als Stielwarzen bezeichnet. Häufige Körperbereiche sind der Hals, die Achseln und der Leistenbereich. Weiche Fibrome können einzeln oder auch in Gruppen auftreten.

B) Hartes Fibrom:

Das harte Fibrom, auch Histiozytom oder Dermatofibrom genannt, tritt bei den meisten Erwachsenen auf, wobei die häufigste Lokalisation an den Beinen ist (gefolgt von Armen und Rumpf). Harte Fibrome sind im Gegensatz zu weichen Fibromen festere, wenige Millimeter große Knötchen. In seltenen Fällen kann ein hartes Fibrom auch bis zu einem Zentimeter heranwachsen und als dunkler beziehungsweise hellbrauner Fleck in der Haut sichtbar werden.

C) Reizfibrom:

Ein Reizfibrom beziehungsweise Irritationsfibrom bildet glatte, kleine Knötchen an der Mundschleimhaut. Diese Ausprägung kann bei andauernder Reizung bestimmter Stellen im Mund entstehen.

D) Andere Fibrome:

Andere, seltene Bindegewebszellen-Tumore sind:

  • Ossifizierendes Fibrom: gutartiger Tumor am Gesichtsschädel beziehungsweise des Unterkieferknochens.

  • Nicht-ossifizierendes Fibrom: Bei Kindern vorkommende bindegewebige Veränderung des Knochens.

  • Chondromyxoidfibrom: Primär bei Jugendlichen vorkommender Tumor in Röhrenknochen

  • Desmoplastisches Fibrom: Primär bei jungen Menschen vorkommender stark wachsender Knochentumor

  • Angiofibrom: Primär bei männlichen Jugendlichen vorkommender Tumor im Nasen-Rachen-Raum mit Gefäßen.

Atherom:

Ein Atherom, umgangssprachlich auch Grützbeutel genannt, ist ein mit Hautzellen und Fett gefüllter Hohlraum im Unterhautgewebe. Atherome können sich aufgrund verstopfter Talgdrüsen bilden und stellen gutartige Hornzysten der Haut dar. Oft entstehen Atherome an der Haarwurzel, weshalb Körperstellen mit viel Behaarung vermehrt von Atheromen betroffen sind (zu 90% an der Kopfhaut). Nicht entzündete Atherome können eine Größe von ein bis zwei Zentimetern erreichen. Im Falle einer Entzündung können diese bis zu einer Größe eines Hühnereis (selten größer) heranwachsen.

Epidermoidzysten und Trichilemmalzysten

Atherome können in Epidermoidzysten und Trichilemmalzysten eingeteilt werden. Epidermalzysten sind nicht schmerzhafte, prall-elastische Knoten der Haut. Sie haben einen Ausführungsgang, der mit der Hautoberfläche verbunden ist und wachsen langsam. Meist kommen sie im Gesicht oder im Rückenbereich vor. Sollte sich eine Epidermalzysten entzünden beziehungsweise infizieren, ist oft eine chirurgische Entfernung notwendig. Trichilemmalzyste haben im Unterschied zu Epidermalzysten keinen zentralen Ausführungsgang. Ihr Inhalt ist fest, hart, geruchlos und fast immer treten sie in Gruppen auf. Falls die Trichilemmalzyste Betroffene optisch stört oder sie Beschwerden verursacht, ist eine chirurgische Entfernung empfehlenswert.

Selten vorkommende, bösartige Weichteiltumore werden als Weichteilsarkome oder Weichgewebssarkome beziehungsweise maligne Weichteiltumore bezeichnet.

Ursachen

Der genaue Mechanismus der Entstehung von Weichteiltumoren ist noch weitgehend unbekannt. Höchstwahrscheinlich spielt jedoch eine erbliche Veranlagung eine Rolle bei der Entstehung.

Schematischer Aufbau eines Lipoms (iStock / ttsz)

Lipom:

Zumindest 1 % der Bevölkerung entwickeln einmal in ihrem Leben ein Lipom. Bei Erwachsenen machen Lipome etwa ein Drittel aller auftretenden gutartigen Weichteiltumore aus. Eine genetische Veranlagung als Ursache konnte bei einzeln auftretenden Lipomen noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Auch viele, gleichzeitig auftretende Lipome (Lipomatose) zeigen bisher noch keine klaren Auslöser. Lipomatose tritt häufig bei Patienten mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus oder Hyperurikämie auf. Möglicherweise können zu hohe Blutfettwerte an der Entstehung von Lipomen mitbeteiligt sein.

Fibrom:

Die Ursache für eine Entstehung von Fibromen ist noch unbekannt.

Atherom:

Der Grund für die Entstehung eines Grützbeutels (Atherom) ist ein verstopfter Ausführungsgang einer Talgdrüse. Ausgehend von dieser Verstopfung kommt es zum Rückstau von Sekret. Atherome bestehen daher aus Fetttropfen, Fettkristallen und Hautzellen.

Neurom:

Die Ursache für die Entstehung eines Neuroms sind Nervenverletzungen. Ähnlich dem Mechanismus bei einer überschießenden Wundheilung mit Narbenbildung versucht der verletzte Nerv seine Schädigung mit einer Aussprossung zu überbrücken. Schlägt dieser Versuch fehl, kommt es zur Bildung eines Neuroms.

Symptome

Als charakteristisches Symptom eines gutartigen Weichteiltumors gilt eine meist schmerzlose Schwellung. Schmerzen können jedoch in ungünstigen Lokalisationen – etwa in der Nähe von Nerven – auftreten. Gutartige Weichteiltumore sind generell durch eine gute Verschiebbarkeit gegen das umgebende Gewebe charakterisiert. Sie sind sozusagen gut abgegrenzt.

Lipome sind oft asymptomatisch, weich und gut verschiebbar. Man kann sie als weiche und prall-elastische Knoten direkt unter der Haut tasten. In manchen Fällen kann das Drücken des Lipoms einen Schmerz verursachen. 

Fibrome zeichnen sich durch weiche oder etwa derbere Neubildungen unter oder in der Haut aus. Häufig sind sie gestielt und treten in mechanisch beanspruchten Körperregionen (z. B. Hals, Achseln, Leiste) auf. Oftmals entstehen Fibrome zum  ersten Mal in der Pubertät, wobei Übergewicht (Adipositas) die Entwicklung von Fibromen fördert.

Atherome sind immer in der Nähe von Talgdrüsen lokalisiert (etwa im Nacken oder in den Achseln) und sind in ihrer Konsistenz teigartig. Atherome sind prall gefüllte, elastische, sichtbare Erhebungen der Haut. Ein nicht-entzündetes Atherom ist meist schmerzlos. Es kann jedoch je nach Körperstelle und Größe zu einem kosmetischen Problem werden. Bei einer Entzündung rötet sich die betroffene Haut um das Atherom, schwillt an und schmerzt schon bei leichtem Druck. 

Neurome können Schmerzen auslösen, die einem umschriebenen Druckschmerz ähneln.

Diagnose

Ein Weichteiltumor lässt sich oft auf den ersten Blick erkennen. Eine sichere Diagnose kann jedoch erst nach einer operativen Entfernung des Tumors und einer anschließenden feingeweblichen (histologischen) Untersuchung gestellt werden. Oftmals ist es nicht notwendig, dass eine spezielle Diagnostik (etwa durch eine Biopsie) vor einer Operation erfolgt.

Zu Beginn tastet der behandelnde Arzt die betroffene Stelle unter der Haut ab und achtet darauf, ob sich diese verschieben lässt. Um ein Lipom von einem Fibrom oder einem anderen Weichteiltumor zu unterscheiden, wird oft eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) eingesetzt. Weiters lassen sich Weichteiltumore auch gut mittels einer Magnetresonanztomographie (MRT) darstellen. Falls nach einer bildgebenden Untersuchung noch immer Zweifel über den Ursprung des Tumors bestehen, kann eine Gewebeprobe entnommen und untersucht werden.

Ein typisches Fibrom wird mit Hilfe eines Dermatoskops, einem Lupeninstrument, genauer auf Größe, Form, Farbe, Struktur und Veränderungen untersucht. Bei Verdacht auf eine bösartige Neubildung wird oftmals Gewebe mithilfe einer Biopsie analysiert.

Es ist ratsam, sämtliche Weichteiltumore, die Beschwerden verursachen oder die eine Größenprogredienz aufweisen untersuchen beziehungsweise entfernen zu lassen.

Hautnaht nach Entfernung eines Weichteiltumors (iStock / Akintevs)

Therapie

Die Therapie erfolgt meist mittels einer chirurgischen Entfernung des Tumors in örtlicher Betäubung. Manchmal, vor allem bei ungünstiger Lage, ist auch eine Vollnarkose zur Entfernung notwendig. Da die Ausdehnung des Tumors in den meisten Fällen gering und abschätzbar ist, genügt oftmals ein kleiner Schnitt zur Entfernung. Eine Entnahme von umliegendem Gewebe ist bei gutartigen Weichteiltumoren nicht erforderlich. Größenstabile, inaktive Tumore können auch beobachtet werden. Bei Schmerzen oder einer unklaren Genese des Tumors ist eine Resektion empfehlenswert.

Eine spezielle Weiterbehandlung ist in den meisten Fällen nicht notwendig, da die Haut mittels einer Naht verschlossen werden kann.

Nach der Entfernung sollte ein Weichteiltumor histologisch untersucht werden, um sicherzustellen, dass es sich nicht um eine bösartige Neubildung handelt.

Prognose

Weichteiltumore können in den meisten Fällen komplikationslos entfernt werden. Nur sehr selten kommt es bei der Entfernung zu Blutungen, Infektionen, Gefäß- oder Nervenverletzungen sowie Wundheilungsstörungen. Komplikationen können beispielsweise auftreten, wenn Tumore besonders groß oder an komplizierten Stellen (beispielsweise in der Nähe wichtiger Nerven oder Gefäße) lokalisiert sind.

Die Prognose bei Weichteiltumor ist sehr gut. Lipome oder Neurome können sich manchmal nach Entfernung wieder bilden.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Dr. med. univ. Moritz Wieser

Dr. med. univ. Moritz Wieser
Autor

Moritz Wieser hat das Studium der Humanmedizin in Wien absolviert und studiert derzeit Zahnmedizin. Er verfasst vorrangig Artikel zu den häufigsten Krankheiten. Besonders interessiert er sich für die Themenbereiche Augenheilkunde, Innere Medizin und Zahnmedizin.

Thomas Hofko

Thomas Hofko
Lektor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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