Adipositas (Fettleibigkeit)

Gewichtszunahme
krankhafte Fettansammlung
Eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit
Hyperhidrosis
Sodbrennen
Schlafapnoe
erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen
genetische Disposition
psychosoziale Faktoren
Körperliche Inaktivität
zu hohe Energiezufuhr
Medikamenteneinnahme
Stoffwechselerkrankungen
Schlafmangel
Körperliche Inaktivität
zu hohe Energiezufuhr
psychische Störungen
psychischer Stress
einschneidende Veränderungen im Leben
Ernährungstherapie
Verhaltensmodifikation
Bewegungstherapie
operativer Eingriff
Medikamente
(iStock / Liudmila Chernetska)

Grundlagen

Unter Adipositas oder Fettleibigkeit versteht man eine chronische, behandelbare Erkrankung mit einer über das Normalmaß hinausgehende Körperfettvermehrung. Das Wort leitet sich dabei aus dem Lateinischen „adeps” (Fett) ab. Die Erkrankung beeinträchtigt zahlreiche Körperfunktionen und erhöht das Krankheits- sowie das Sterberisiko. Für die Gewichtsklassifikation wird häufig der Körpermaßindex (Body-Mass-Index) herangezogen. Der Körpermaßindex (BMI) wird aus dem Quotienten von Gewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2) gebildet. Ab einem BMI von 30 kg/m2 spricht man von Adipositas. Eine sogenannte extreme Adipositas liegt ab einem BMI von 40 kg/m2 vor.

Grundlagen

Der Body-Mass-Index

Da die exakte Messung des Körperfetts oft schwierig ist, wird häufig der BMI zur Adipositaseinteilung herangezogen. Der BMI liefert jedoch keine Aussage über den Körperfettanteil einer Person.

Kategorie

BMI

Risiko für Begleiterkrankungen

 Untergewicht

 < 18,5 

 niedrig

 Normalgewicht

 18,5 - 24,9

 durchschnittlich

 Übergewicht

 ≥ 25

 

 Präadipositas

 25 - 29,9

 etwas erhöht

 Adipositas Grad I

 30 - 34,9

 erhöht

 Adipositas Grad II

 35 - 39,9

 hoch

 Adipositas Grad III

 ≥ 40

 sehr hoch

Häufigkeit

In Österreich sind derzeit etwa ein Drittel (34,5 %) der Personen übergewichtig und 16,6 % der Einwohner von Adipositas betroffen. In Deutschland sind die Zahlen etwas höher. Hier sind zirka die Hälfte der Bevölkerung von Übergewicht betroffen und etwa ein Viertel der Erwachsenen adipös (24 %). Die Häufigkeit von Fettleibigkeit nimmt generell mit steigendem Alter zu, wobei zwei Drittel der Betroffenen eine Adipositas erst im Erwachsenenalter entwickeln. In den letzten Jahren konnte jedoch eine Zunahme von Fettleibigkeit bei jungen Erwachsenen und auch Frauen im gebärfähigen Alter beobachtet werden. Bei Personen mit hohem sozioökonomischem Status tritt Adipositas insgesamt weniger häufig auf.

Ursachen

Bei Fettleibigkeit bekommt der Körper einen Energieüberschuss in Form von Lebensmitteln, wobei gleichzeitig zu wenig Energie in Form von Bewegung verbraucht wird. Dieser Überschuss besteht meist über einen längeren Zeitraum und wird in den Fettzellen des Körpers gespeichert. Bei der Entwicklung der Erkrankung spielen Gene, Hormone, Lebensstil, psychologische Faktoren und auch die Umwelt eine Rolle. Die Zunahme der Häufigkeit von Fettleibigkeit wird derzeit vor allem auf dick-machende Umweltfaktoren zurückgeführt. Diese sind von Überernährung, einem Mangel an Bewegung sowie dem Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln geprägt.

Folgende Ursachen kommen für eine Adipositas infrage:

  • genetische Ursachen

  • familiäre Disposition

  • hohe Lebensmittelverfügbarkeit

  • Schlafmangel

  • Stress

  • Depression

  • niedriger sozialer Status

  • Essstörungen (z. B. Binge-Eating-Störung)

  • Stoffwechselstörungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion, Cushing-Syndrom)

  • Medikamente (z. B. Antidepressiva, Neuroleptika, Beta-Blocker)

  • andere Ursachen (z. B. Immobilisation, Schwangerschaft, Rauchstopp)

Die westliche Ernährung

Die moderne Ernährung in den Industrienationen weist, im Vergleich zur Ernährung unserer Vorfahren, eine etwa 2- bis 3-fach erhöhte Energiedichte auf. Dies ist das Ergebnis einer höheren Dichte an „Fastfood-Produkten” und hochverarbeiteten Lebensmitteln mit viel Fett und Zucker. Der Anteil an Ballaststoffen ist bei diesen Produkten dagegen meist gering. Da das Sättigungsgefühl auch von der Dehnung des Magens abhängt, wird bei einem Verzehr von solchen energiedichten Lebensmitteln das Sättigungsgefühl erst später ausgelöst. Dieser Umstand begünstigt eine erhöhte Kalorienzufuhr. In den letzten Jahren haben zudem die mittleren Portionsgrößen bei Fastfood-Produkten zugenommen, wodurch Menschen oft eine größere Menge von Nahrung konsumieren. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nehmen heutzutage auch öfter zuckerreiche Soft- oder Energy-Drinks zu sich, die das Risiko von Fettleibigkeit bei regelmäßigem Verzehr stark erhöhen können.

Auch feste beziehungsweise geregelte Essenszeiten beugen einer Fettleibigkeit vor. Viele Menschen heutzutage essen jedoch bei Gelegenheit oder auch spontan (sogenanntes Snacking), wodurch eine Kontrolle der Energiezufuhr erschwert wird. Oftmals wird beim spontanen Essen auch eher zu Fastfood- oder sogenannten „Convenience"-Produkten gegriffen.

Der Einfluss des täglichen Lebens

Viele Faktoren des täglichen Lebens beeinflussen das Auftreten von Adipositas. Beispielsweise können Schreibtischjobs und lange Anfahrtswege zur Arbeit den Zugang zu körperlicher Aktivität erschweren. Zudem gibt es in städtischen Gebieten oft wenige Möglichkeiten zum Laufen, Radfahren oder auch für andere Sportarten. Auch die Erziehung, das Bildungsniveau und die Wohnverhältnisse haben einen Einfluss auf das Risiko für Adipositas. Generell tritt bei Menschen mit akademischer Bildung und hohem Haushaltseinkommen Fettleibigkeit seltener auf als bei Personen mit geringem sozioökonomischem Status.

Symptome

Die Symptome der Adipositas sind vielfältig und hängen unter anderem vom Alter der Betroffenen, den Begleiterkrankungen sowie vom Schweregrad der Fettleibigkeit ab. Typische Leiden sind etwa eine belastungsabhängige Atemnot (Dyspnoe), häufige Rückenschmerzen oder ein Krampfaderleiden (Varikosis).

(iStock / towfiqu ahamed)

Komplikationen der Adipositas

Fettleibigkeit gilt als wichtiger Risikofaktor für eine Vielzahl von Erkrankungen. Adipositas ist laut der WHO weltweit für etwa 44 % aller Diabetesfälle und für rund 23 % aller Fälle von koronarer Herzkrankheit verantwortlich. Zudem wird geschätzt, dass Fettleibigkeit ursächlich für etwa 7 - 41 % aller Krebserkrankungen ist. Adipositas-assoziierte Erkrankungen verursachen in Deutschland alleine jährliche Gesamtkosten von etwa 10 - 20 Milliarden Euro.

Krankheiten für die Adipositas einen wesentlichen Risikofaktor darstellt:

  • Erkrankungen des Bewegungsapparates (z. B. Kniearthrose)

  • Gallensteine (Cholezystolithiasis)

  • Fettleber (Steatosis hepatis)

  • Gicht (Hyperurikämie)

  • Erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie)

  • Bluthochdruck (Hypertonie)

  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

  • Neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Demenz)

Das Risiko für Begleiterkrankungen nach der WHO:

Risiko > 3-fach erhöht

Risiko etwa 2 – 3-fach erhöht

Risiko 1 – 2-fach erhöht

Zuckerkrankheit (Typ 2 Diabetes)

Koronare Herzkrankheit

Krebserkrankungen

 Gallensteinerkrankung

 Bluthochdruck

 Polyzystisches Ovar-Syndrom

 Erhöhte Blutfettwerte

Kniegelenks-Arthrose

 Hüftgelenks-Arthrose

 Insulinresistenz

 Gicht

 Rückenschmerzen

 Fettleber

 Refluxösophagitis

 Unfruchtbarkeit

 Schlaf-Apnoe-Syndrom

 

 Fetopathie

Problematisches Bauchfett

Das viszerale Fett im Bauchraum ist nicht einfach nur vorhanden, sondern kann wie ein eigenständiges Organ betrachtet werden. Es ist stoffwechselaktiv und produziert Hormone sowie andere Substanzen, die Entzündungen im gesamten Körper fördern. Zudem schwächen diese Hormone das Immunsystem. Der Körper kämpft also ständig gegen eine chronische Entzündung an, die unter anderem das Auftreten von Bluthochdruck, Diabetes und Herzkrankheiten fördert. Beispielsweise sind Adipokine Signalmoleküle, die vermehrt im menschlichen Fettgewebe produziert werden und an der Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 oder Arteriosklerose beteiligt sind. 

Ab einem BMI von ≥ 25 kg/m2 sollte bei Betroffenen daher stets der Taillenumfang gemessen werden. Hiermit lässt sich das viszerale Fett beurteilen. Taillenumfänge von ≥ 88 cm bei Frauen und ≥ 102 cm bei Männern sprechen für eine bauchbetonte Adipositas mit einem deutlich erhöhten Risiko für das Auftreten von Adipositas-assoziierten Erkrankungen. 

Stigmatisierung und Diskriminierung

Fettleibigkeit hat eine Vielzahl von psychosozialen Auswirkungen. Insbesondere in den letzten Jahren kommt es zu einer vermehrten Thematisierung der mit der Erkrankung oftmals einhergehenden Stigmatisierung und Diskriminierung. In der westlichen Welt wird Übergewicht meist negativ bewertet, wobei auch für Deutschland eine Abwertung von adipösen Menschen in Untersuchungen gezeigt werden konnte. Viele Menschen gehen von der Annahme aus, dass Personen aufgrund von Faulheit, mangelnder Disziplin und Willensschwäche eine Fettleibigkeit entwickeln. Dieses Vorurteil sollte hinterfragt werden, da aus derzeitiger medizinischer Sicht viele Faktoren und auch körperliche Erkrankungen das Auftreten einer Adipositas begünstigen können.

Diagnose

Bei einer Adipositasabklärung sind folgende Diagnoseschritte notwendig beziehungsweise empfehlenswert:

Anamnese

Beginn und Entwicklung des Übergewichts

Mögliche Einflussfaktoren

Motivation des Betroffenen zur Behandlung

Familienanamnese

Ernährungsanamnese

Erfassung der Bewegungsaktivität

Körperliche Untersuchung

Größe, Gewicht, BMI

Umfang der Taille

Blutdruck mit eventueller Langzeit-Blutdruckmessung

Bestimmung des Ruheenergieverbrauches

Labordiagnostik

Blutbild, Elektrolyte, Kreatinin, Transaminasen

Lipidstatus

Blutzucker, eventuell HbA1c-Wert

Oraler Glukosebelastungstest

TSH basal (bei Erstuntersuchung) 

Bildgebende Verfahren

EKG

Herzultraschall

Oberbauchultraschall

Insbesondere sollte der behandelnde Arzt auch die Ernährung beziehungsweise die Bewegungsaktivität des Patienten abfragen. Dies geschieht meist mit einem freien Protokoll, Fragebögen oder einem Schrittzähler. Differenzialdiagnostisch kommen bei einer Adipositas Bulimie oder auch ein Binge-Eating-Syndrom infrage. 

Behandelnde Ärzte sollten bei der Anamnese stets auch nach weiteren metabolischen Risikofaktoren wie erhöhten Blutfettwerten (Hyperlipidämie), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Bluthochdruck (Hypertonie) fragen. 

Sekundäre Adipositas

Bei etwa 1 - 5 % der Adipositas-Betroffenen tritt das Übergewicht im Zuge einer sekundären Fettleibigkeit auf. Diese sollten vor einer Adipositasbehandlung ausgeschlossen werden.

Zu den möglichen Grunderkrankungen, die eine Adipositas auslösen können, zählen:

  • hormonelle Veränderungen

  • Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose)

  • Morbus Cushing

  • gutartige Tumore der Bauchspeicheldrüse mit Insulin-Ausschüttung

  • zentralnervöse Veränderungen

  • Neubildungen oder Schädigung des Hypothalamus

Neben Erkrankungen können auch Medikamente an der Entstehung von Fettleibigkeit beteiligt sein. Darunter fallen vor allem Antidepressiva (z. B. Mirtazapin), Neuroleptika (z. B. Clozapin, Olanzapin), Hypnotika, Antiepileptika (z. B. Gabapentin, Valproinsäure), Steroide, Antihistaminika (z. B. Ranitidin), orale Antidiabetika und Insulin.

Therapie

Heutzutage gibt es ein breites Spektrum an Therapiemöglichkeiten, um Fettleibigkeit zu behandeln, Folgeerkrankungen vorzubeugen und die Lebensqualität insgesamt zu verbessern. 

Die wichtigsten Ziele einer Adipositastherapie sind:

  • Verhinderung von Folgeerkrankungen

  • Erhaltung der metabolischen Gesundheit

  • Behandlung bestehender Grunderkrankungen

  • Entstigmatisierung

  • Förderung des Körperbewusstseins

  • Förderung des Selbstbewusstseins

Behandlungsziele bei einer Adipositastherapie sind immer individuell und sollten stets in Abstimmung mit den Betroffenen getroffen werden. Bei Fettleibigkeit ohne Begleiterkrankungen wird meist eine Gewichtssenkung von 5 - 10 % mit anschließender Gewichtsstabilisierung angestrebt. Die Höhe des angestrebten Gewichtsverlusts ist aber auch von den Begleiterkrankungen der Betroffenen abhängig. Beispielsweise wird bei Patienten mit einer bestehenden Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2) eine Gewichtsreduktion von etwa 5 - 15 % empfohlen. Die subjektive Verbesserung der Lebensqualität hat bei der Behandlung von Adipositas-Patienten immer einen hohen Stellenwert.

Als Standardtherapie der Adipositas wird derzeit eine Kombination aus mäßig hypokalorischer Kost, Bewegung und Verhaltensmodifikation empfohlen. Wird mit diesen Maßnahmen in 3 - 6 Monaten keine 5 bis 10 % Gewichtsreduktion erreicht, sollte eine Therapieintensivierung – z. B. mit einer stark restriktiven Kalorienzufuhr in Form von niedrig-kalorischer Kost – in Erwägung gezogen werden.

BMI und Taillenumfang als Therapieindikation

Der BMI reicht als Kriterium zur Indikation einer Adipositasbehandlung alleine nicht aus und muss oft um den Taillenumfang erweitert werden. Der Taillenumfang eignet sich dabei als Maß für das Fettverteilungsmuster. Taillenumfänge von ≥ 88 cm bei Frauen und ≥ 102 cm bei Männern sind mit einem deutlich erhöhtem Risiko (relatives Risiko 2-4) für metabolische und kardiovaskuläre Krankheiten assoziiert.

Gesunde Kost (iStock /vaaseenaa)

Ernährungstherapie

Ziel der Ernährungstherapie ist eine negative Energiebilanz. Patienten sollten durch die kalorienreduzierte Kost trotzdem ein Sättigungsgefühl erfahren, um die Therapieform auch langfristig ins tägliche Leben etablieren zu können. Fettarme Lebensmittel sowie pflanzliche Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffanteil sind hier zu bevorzugen. Die Zusammensetzung der Makronährstoffe (Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate) ist dabei nicht ausschlaggebend.

Durch eine geschickte Nahrungsauswahl – energieärmere Lebensmittel, Obst und Gemüse – lässt sich meist eine Energieeinsparung von 500 bis 800 kcal pro Tag erreichen. Dabei kann die Nahrungsmenge oft erhalten bleiben, wodurch Betroffene weiterhin ein gutes Sättigungsgefühl haben.

Eine weitere simple Maßnahme ist die Begrenzung der Fettzufuhr. Hier sollten anstatt 80 - 130 g pro Tag, 60 g Fett pro Tag zugeführt werden. Dieses Konzept ist relativ einfach umsetzbar, da sich Betroffene nur auf die Zufuhr eines Makronährstoffes konzentrieren müssen. Oft führt diese Maßnahme einen Gewichtsverlust von 3 bis 5 kg herbei und sie eignet sich insbesondere zur Gewichtsstabilisierung sowie zur Adipositas-Primärprophylaxe.

Verhaltensmodifikation

Methoden der Lern- und Verhaltenspsychologie eignen sich zur Einübung eines gesunden Essverhaltens und Lebensstils. Beispielsweise können so Trigger für die Nahrungsaufnahme analysiert und erkannt werden. Ungünstige Verhaltensmuster in Bezug auf die Nahrungsaufnahme können mit professioneller psychologischer Hilfe auch oft verändert werden. Es empfiehlt sich, die Nahrungsaufnahme von externen Faktoren abzukoppeln und Regeln für Mahlzeiten sowie für den Lebensmitteleinkauf festzulegen. Auch Gruppeninterventionen eignen sich zur Änderung des Essverhaltens und sind oft erfolgreicher als Einzelsitzungen.

Bewegungstherapie

Bewegung hat neben einem höheren Energieverbrauch auch andere positive Auswirkungen auf den Organismus. Jeder Adipositas-Betroffene sollte daher zu einer Steigerung der regelmäßigen Bewegungsaktivität ermutigt werden. Sport beziehungsweise körperliche Aktivität hat auch den Vorteil, dass die Muskelmasse während einer Diät erhalten bleibt, wodurch sich auch die Langzeitergebnisse einer Gewichtsabnahme verbessern.

Durch Bewegung kann der Kalorienverbrauch des Körpers gesteigert werden. Zudem sinkt der Appetit durch Sport und auch die Stressregulation funktioniert besser. Für viele Menschen sind diverse Sportarten ein stabilisierendes soziales Ereignis, wobei Sport insbesondere einen positiven Effekt auf das Herz-Kreis-Lauf-System hat, welches durch Fettleibigkeit oftmals in Mitleidenschaft gezogen wird. Im Idealfall sollte man mindestens drei- bis fünfmal pro Woche 30 Minuten Sport betreiben. Dabei sollte man auch auf erreichbare Ziele achten, denn es ist besser, regelmäßig weniger zu trainieren, als unregelmäßige Intensivtraining abzuhalten.

Die Art des Sports ist zweitrangig, wobei Ausdauersportarten meist günstiger sind als Kraftssportarten. Da Adipositas-Patienten oftmals untrainiert sind, sollte regelmäßiger Sport erst nach einer ärztlichen Untersuchung durchgeführt werden. Die Belastungsintensität kann danach schrittweise gesteigert werden, wobei eine Überbelastung aufgrund des gesteigerten Verletzungsrisikos bei Adipositas unbedingt vermieden werden sollte.

Medikamentöse Maßnahmen

Medikamente sind immer als Unterstützung zu einer Lebensstilveränderung zu sehen und sollten immer mit dieser kombiniert werden.

Mögliche Wirkstoffe zur Behandlung einer Fettleibigkeit sind:

Wirkstoff

Wirkmechanismus

Häufige Nebenwirkungen

 Orlistat

Lipasehemmer (hemmt die Fettresorption im Darm)

 Blähungen, Flatulenzen, Fettstühle

 Liraglutid, Semaglutid

 GLP-1-Rezeptor-Agonisten (hemmen den Appetit und verlangsamen die Magenentleerung)

 Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung

 Naltrexon/Bupropion

 Opioidantagonist/Norpinephrin-Dopamin-Reuptake-Hemmer ( Ausschüttung anorexigener Hormone, Hemmung des Belohnungszentrums)

 Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen, Obstipation, Schlaflosigkeit, Hitzewallungen, Bluthochdruck, Mundtrockenheit, Müdigkeit

Adipositaschirurgie

Bei Adipositaschirurgischen-Eingriffen müssen Betroffene immer sorgfältig über die Risiken und Folgen eine Eingriffes aufgeklärt werden, da das Operationsrisiko bei bestehender Fettleibigkeit stark erhöht ist.

Die Indikation zur Operation ist meist erst ab einem BMI von über 40 gegeben. Bei einem BMI von über 35 kann eine Operation in Betracht gezogen werden, wenn Begleiterkrankungen eine rasche Gewichtsreduktion notwendig machen oder alle anderen Therapieversuche gescheitert sind.

Grundsätzlich wird bei diesen chirurgischen Eingriffen versucht, das Magenvolumen zur reduzieren. Hierdurch kommt es zu einer limitierten Nahrungszufuhr, die wiederum eine Gewichtsreduktion mit sich bringt.

Zu den verschiedenen Verfahren gehören unter anderem:

  • Gastric Banding (Magenband): Ein Silikonband wird um den Magen gelegt und daraufhin je nach Bedarf mit Flüssigkeit gefüllt. Dadurch wird der Eingang zum Magen verkleinert und es können nur kleine Nahrungsmengen aufgenommen werden.
  • Vertikale Gastroplastik: Durch Klammernähte wird ein Teil des Magens abgetrennt und durch ein Silikonband gesichert.
  • Magenballon: In den Magen wird ein Ballon eingesetzt, der je nach Bedarf mit mehr oder weniger Flüssigkeit gefüllt wird. Diese Methode wird heute nur selten angewandt.

Für eine dauerhafte Senkung des Körpergewichtes sollten jedoch auch die Essgewohnheiten verändert und optimiert werden. Zudem benötigen Betroffene nach einer Operation meist weiterhin eine intensive internistische, ernährungsmedizinische und psychologische Betreuung. Mikronährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente müssen nach einem Adipositaschirurgischen-Eingriff oft ergänzt werden.

Prognose

Für viele Betroffene mit starkem Übergewicht ist das Abnehmen ohne professionelle Hilfe fast unmöglich. Der Körper registriert eine deutliche Gewichtsabnahme und tendiert daraufhin zum Ausgangsgewicht zurück (sogenannter Jojo-Effekt). Dies beruht auf evolutionsbiologischen Mechanismen. In der frühen Menschheitsgeschichte war eine starke Gewichtsabnahme lebensbedrohlich und wesentlich gefährlicher als eine Gewichtszunahme beziehungsweise auch als Übergewicht.

Adipöse Menschen haben eine geringere Lebenserwartung als normalgewichtige Personen. Je jünger die Betroffenen sind, desto größer ist der Zusammenhang zwischen BMI und dem Sterblichkeitsrisiko. Ein BMI von 30 bis 35 kg/m² verkürzt das Leben im Durchschnitt um etwa zwei bis vier Jahre. Ein BMI von 40 bis 45 kg/m² mindert die Lebenserwartung von Menschen sogar um acht bis zehn Jahre. Diese verkürzte Lebenserwartung wird dabei durch Adipositas-assoziierte Folgeerkrankungen verursacht. Im höheren Alter nimmt die Korrelation zwischen BMI und Sterblichkeitsrisiko dagegen deutlich ab.

Meist kann eine dauerhafte Gewichtsreduktion nur durch langfristige Behandlungskonzepte mit ärztlicher Unterstützung erreicht werden. Dabei ist es empfehlenswert, sich nicht auf ein gewisses Wunschgewicht zu fixieren, sondern durch eine dauerhafte Änderung des Lebensstils insgesamt ein gesünderes Leben zu führen. Dies hilft dabei, das Übergewicht langsam, aber dauerhaft und auch gesund abzubauen. Hierbei ist auch eine hohe Eigenmotivation von Patienten nützlich und erhöht die Erfolgsrate einer Adipositastherapie stark.

Eine Diät sollte also nicht primär zielorientiert sein, sondern als eine lebenslange und ausgewogene Ernährungsumstellung gesehen werden. Es ist empfehlenswert, sie dahingehend zu optimieren, dass sie gesund ist und einem zugleich auch schmeckt. Denn nur dann ist sie dauerhaft durchführbar. Diese gesündere Ernährung sollte im Optimalfall mit regelmäßiger körperlicher Betätigung kombiniert werden.

Vorbeugen

Schon kleine Phasen erhöhter körperlicher Aktivität während des Tages können zur Vorbeugung von Übergewicht beitragen.

Um Gewicht abzunehmen beziehungsweise das eigene Gewicht zu halten, sollte auf eine fettarme und ballaststoffreiche Ernährung geachtet werden. Vor allem Lebensmittel mit geringer Energiedichte sind dazu geeignet. Diese haben weniger Kalorien, da sie reich an Wasser und Ballaststoffen sind. Zwischenmahlzeiten, Fastfood und zuckerhaltige beziehungsweise alkoholische Getränke sollten soweit möglich vermieden werden.

Dr. med. univ. Moritz Wieser

Dr. med. univ. Moritz Wieser

Autor

Thomas Hofko

Thomas Hofko

Lektor


Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

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