Naltrexon

ATC CodeN07BB04
CAS-Nummer16590-41-3
PUB-Nummer5360515
Drugbank IDDB00704
SummenformelC20H23NO4
Molare Masse (g·mol−1)341,40
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt (°C)168–170
PKS Wert8.38

Grundlagen

Naltrexon ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung von Überdosierungen mit Opioiden und von Alkohol- und Opioidabhängigkeit eingesetzt wird.

Anwendung und Indikationen

Naltrexon ist ein Opioidantagonist, welcher die Wirkung von Opioiden (Morphin-ähnliche Arzneistoffe) aufheben kann und so genutzt werden kann, um Überdosierungen entgegenzuwirken. Weitere Indikationen sind die Behandlung der Alkohol- und Opioidabhängigkeit sowie "Off-Label"-Anwendungen zur Behandlung bei verschiedenen Verhaltensstörungen, die mit zwanghaftem Verhalten einhergehen.

Naltrexon wird in Form von Filmtabletten oder als intramuskuläre Injektion verabreicht. Die Standarddosierung bei Tabletten beträgt 50 mg. Es ist nur gegen ärztliche Verschreibung erhältlich.

Geschichte

Naltrexon wurde erstmals 1963 synthetisiert und 1965 als oral wirksamer, lang wirkender und hochpotenter Opioid-Antagonist beschrieben. Es wurde 1967 von Endo Laboratories patentiert. In den USA wurde Naltrexon erstmals 1984 zugelassen. Eine Retardformulierung zur intramuskulären Injektion wurde 2006 von der FDA zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit und 2010 zur Behandlung der Opioidabhängigkeit zugelassen.

Pharmakologie

Anwendung und Indikationen

Naltrexon, ein reiner Opioid-Antagonist an allen 4 Opioid-Rezeptortypen. Naltrexon ist indiziert zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit und zur Blockierung der Wirkung exogen verabreichter Opioide. Es schwächt die subjektiv empfundene Wirkung von intravenös verabreichten Opioiden deutlich ab oder blockiert sie vollständig und reversibel. Bei gleichzeitiger Gabe mit Morphin blockiert Naltrexon die physische Abhängigkeit von Morphin, Heroin und anderen Opioiden. 

Der Wirkmechanismus von Naltrexon bei Alkoholismus ist nicht geklärt, präklinische Daten deuten jedoch auf eine Beteiligung des endogenen Opioidsystems hin. Es wird angenommen, dass Naltrexon als kompetitiver Antagonist an mc-, κ- und δ-Rezeptoren im ZNS wirkt, wobei die höchste Affinität zum μ-Rezeptor besteht. Naltrexon bindet kompetitiv an diese Rezeptoren und kann die Wirkung endogener Opioide (Endorphine) blockieren. Durch die Blockade dieser Endorphine wird das Verlangen nach Substanzen wie Alkohol oder Opioiden unterdrückt. 

Die Wirkung von Naltrexon bei der Behandlung der Alkoholsucht wird als moderat beschrieben und verringert die Menge und Frequenz des Alkoholkonsums. Bei der Behandlung der Opioidsucht ist Naltrexon sehr effektiv und weist eine hohe Compliance bei Patienten auf, dass es lediglich 1 Mal monatlich subkutan verabreicht werden muss. Ein Nachteil ist jedoch, dass eine Anwendung zuvor einen vollständigen Entzug erfordert, während bei den gängigen Alternativen bereits nach kurzer Zeit eine Anwendung möglich ist.

Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass Naltrexon zur Verringerung von Verhaltenssüchten wie Glücksspiel oder Kleptomanie sowie von zwanghaftem Sexualverhalten geeignet ist. In einer Studie berichtete die Mehrheit einer Gruppe untersuchter Sexualstraftäter über einen starken Rückgang der sexuellen Triebe und Fantasien, die nach Absetzen des Medikaments wieder auf den Ausgangswert zurückkehrten. 

Pharmakokinetik

Naltrexon wird oral gut absorbiert, aber hat eine niedrige Bioverfügbarkeit aufgrund eines erheblichen First-Pass-Metabolismus. Diese liegt etwa zwischen 5 und 40 %. Die Plasmaproteinbindung liegt bei etwa 40 %. Naltrexon wird in der Leber metabolisiert und über die Nieren ausgeschieden. Der unverändert ausgeschiedene Anteil liegt lediglich bei 2 %.  Naltrexon und seine Metaboliten werden hauptsächlich über den Urin ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei rund 4 Stunden.

Wechselwirkungen

Naltrexon wird nicht durch das P450-Enzymsystem verstoffwechselt und birgt daher ein niedriges Risiko für Wechselwirkungen. Opioid-Analgetika, die als Notfallmedikament eingesetzt werden, müssen während der Einnahme von Naltrexon höher dosiert werden. Die Einnahme von Opioid-Analgetika gleichzeitig mit Naltrexon erhöht das Risiko einer Atemdepression und sollte daher nur im Notfall erfolgen.

Toxizität

Kontraindikationen

Bei den folgenden Zuständen oder Beschwerden sollte Naltrexon nicht eingenommen werden:

  • Allergie gegen Naltrexon
  • akute Hepatitis (Leberentzündung) oder eine andere schwere Lebererkrankung
  • schwere Erkrankungen der Nieren
  • gleichzeitige Einnahme mit anderen Opioiden
  • Opioidabhängigkeit ohne begonnenen Entzug

Nebenwirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen von Naltrexon gehören:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schläfrigkeit
  • Angstzustände
  • Kopfschmerzen
  • Unruhe
  • Nervosität
  • Unterleibsschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe
  • Schwäche
  • verminderter Appetit
  • Herzklopfen
  • erhöhte Herzfrequenz
  • EKG-Veränderungen
  • Libidostörungen
  • Durst
  • Schwindelgefühl
  • erhöhter Tränenfluss
  • Schmerzen in der Brust
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Ausschlag
  • verzögerte Ejakulation und erektile Dysfunktion
  • erhöhte Energie
  • Reizbarkeit
  • vermehrtes Schwitzen
  • affektive Störungen
  • Erkältungssymptome
  • Schlafprobleme
  • Zahnschmerzen

Schwangerschaft und Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Naltrexon dem ungeborenen Kind schaden kann. Dieses Medikament sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der mögliche Nutzen das mögliche Risiko rechtfertigt.

Es ist nicht bekannt, ob Naltrexon in die Muttermilch übergeht, wenn es als intravenöse Injektion verabreicht wird. Naltrexon aus Tabletten geht in die Muttermilch über. Eine Einnahme während der Stillzeit ist daher nicht empfohlen.

Quellen

  • Ryback RS. Naltrexone in the treatment of adolescent sexual offenders. J Clin Psychiatry. 2004 Jul;65(7):982-6. doi: 10.4088/jcp.v65n0715. PMID: 15291688.
  • Drugbank.com
  • Drugs.com
  • PubChem.gov
Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc

Autor


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