Welche Rolle Dihydrotestosteron beim Haarausfall spielt

Externe Redaktion
Mann hÀlt ausgefallene Haare in der Hand

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Haarausfall zeigt sich in vielen verschiedenen Ausformungen. Das in Fachkreisen als Alopezie bezeichnete PhÀnomen kann MÀnner und Frauen betreffen. Formen sind: diffuser Haarausfall (diffuse Alopezie), kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata/Alopecia circumscripta) sowie der androgenetische Haarausfall (Alopecia androgenetica). Letztere Form wird durch die Wirkung eines körpereigenen Geschlechtshormons ausgelöst: Dihydrotestosteron. Auch hier sind MÀnner und Frauen betroffen. Die Symptomatik ist jedoch verschieden.

Nahaufnahme einer entstehenden Glatze

Shutterbug75 (CCO Public Domain) / Pixabay.com

Androgenetische Alopezie: Die Glatzenbildung wird in mehr als 90 Prozent der FÀlle durch einen zu hohen DHT-Spiegel ausgelöst.

Dihydrotestosteron (DHT)

Betrachtet man die gesamte Bevölkerung, lÀsst sich bei mehr als 90 Prozent der von Haarausfall Betroffenen ein erhöhter DHT-Spiegel messen. Dieses Hormon gehört zu den Androgenen und ist damit ein Geschlechtshormon. Bei MÀnnern spielt es eine entscheidende Rolle bei der AusprÀgung mÀnnlicher Körpermerkmale. Zum Beispiel:

  • Bartwuchs
  • Stimmlage
  • Körperbehaarung an fĂŒr MĂ€nner typischen Körperarealen
  • FunktionsfĂ€higkeit der Prostata
  • AusprĂ€gung des Penis und der Hoden

Bei Frauen kommt das Androgen ebenso vor. Bei diesen nimmt es allerdings eine andere Funktion ein. Es dient als Vorstufe fĂŒr die weiblichen Geschlechtshormone – die Estrogene. Dort entfaltet es dann ebenfalls wichtige Aufgaben, wie die AusprĂ€gung der weiblichen Geschlechtsmerkmale.

Dihydrotestosteron und androgenetische Alopezie

Diese Form des Haarausfalls kommt bei MĂ€nnern und Frauen vor. GeschlechtsunabhĂ€ngig ist die Ursache ein Anstieg des Dihydrotestosteron-Spiegels Bei beiden zeigt sich eine Reduktion der Haardichte. In der Regel fĂŒhrt sie aber bei MĂ€nnern am hĂ€ufigsten zu kahlen Stellen – einer Glatze. In diesem Stadium entscheiden Betroffene sich hĂ€ufig, eine Haartransplantation machen zu lassen. Bei beiden Geschlechtern wird die Anlage fĂŒr den Haarverlust erblich erworben. Die androgenetische Alopezie erzeugt außerdem jeweils drei auffĂ€llige Begleiterscheinungen:

Bei MĂ€nnern

  • stĂ€rkerer Bartwuchs
  • stĂ€rkere AusprĂ€gung der TalgdrĂŒsen (am Kopf)
  • DHT-Werte jenseits von 1,1 ng/Liter

Bei Frauen

  • stĂ€rkere Behaarung an den Waden und FĂŒĂŸen
  • Bildung von Gesichtsbehaarung
  • DHT-Werte jenseits von 0,2 ng/Liter


DHT blocken: Ein Behandlungsansatz

Mit Medikamenten ist es möglich, den DHT-Spiegel im Blut wieder zu senken. Dies wird mit Wirkstoffen wie Alfatradiol erreicht. Es hemmt die Synthese von Testosteron zu DHT und senkt so die Serum-Konzentration. Genaugenommen handelt es sich dabei um ein kĂŒnstlich hergestelltes weibliches Hormon.

Ein anderer Weg, den Spiegel zu senken, ist die Gabe von Finasterid. Auch dieser Stoff hemmt die Synthese und senkt so die Serum-Spiegel. Bekannt ist das Medikament eigentlich fĂŒr die Behandlung der Benignen Prostatahyperplasie.

Aufanahme einer Haartransplantation

fusehairdelhi1 (CCO Public Domain) / pixabay.com

Eine Möglichkeit fĂŒr eine neue Haarpracht ist eine Haartransplantation.

Haartransplantationen: Dann sind sie sinnvoll

Bei einer Haartransplantation werden körpereigene Haare versetzt. In aller Regel vom Hinterkopf an die betroffenen Stellen. Eine Haartransplantation sollte jedoch nicht das erste Mittel sein und andere Behandlungsmethoden sollten zunĂ€chst ausgeschöpft werden. FĂŒr ein natĂŒrliches und nachhaltiges Ergebnis ist es zudem wichtig, dass der Haarausfall gestoppt oder zumindest „konserviert“ wurde, so der Experte fĂŒr Haarausfall-Erkrankungen Reza. P. Azar vom Zentrum fĂŒr moderne Haartransplantation.

Sollte eine Haartransplantation bei fortschreitendem Haarausfall vorgenommen werden, verbleiben die versetzen Haare auf dem Kopf und wachsen weiter, die umliegenden fallen allerdings weiter aus. Die Ursache liegt darin, dass die Haarwurzeln vom Hinterkopf resistenter gegenĂŒber dem Einfluss von DHT sind. So entsteht ein sehr unnatĂŒrliches Ergebnis. Daher muss der Verlauf des Haarausfalls gestoppt oder zumindest prognostizierbar sein. 

Diese Haartransplantationen werden in spezialisierten Praxen durchgefĂŒhrt und sind in der Regel minimalinvasiv. Das bedeutet, dass der Eingriff den Körper und den Betroffenen wenig belastet. Wie schonend und natĂŒrlich das Ergebnis spĂ€ter ausfĂ€llt, hĂ€ngt vor allem von der Entnahme-Technik ab. Sehr verbreitet sind die FUT- und FUE-Technik. Die IFUE-Technik stellt eine Weiterentwicklung dar, dazu mehr im Folgenden. 

FUT-Methode

Die FUT-Methode (Follicular Unit Transplantation) ist weit verbreitet. Das Grundprinzip ist die Entnahme eines haartragenden Hautlappens – zum Beispiel vom Hinterkopf des Betroffenen. Je nachdem, wie viele Haarfollikel fĂŒr das kahle Areal benötigt werden, ist der Hautlappen kleiner oder grĂ¶ĂŸer. 10 – 20 Zentimeter LĂ€nge ist ein durchschnittlicher Richtwert. Die Entnahmestelle wird vernĂ€ht, sodass sie spĂ€ter nicht mehr sichtbar ist. Der Hautlappen wird vor der Verpflanzung in die einzelnen Follikel zerteilt. Diese werden anschließend implantiert. Insgesamt ist dieses Verfahren nicht besonders schonend.

Vorteile

  • Verbreitete Methode
  • Rekonstruktion großer Kahlstellen möglich
  • FĂŒr lĂ€ngere Haare geeignet

Nachteile

  • Narbenbildung
  • Irreversibler Haarausfall im Narbenbereich der Entnahmestelle (Shock Loss Effect)
  • Spannung auf der Kopfhaut und dadurch NarbenvergrĂ¶ĂŸerung (Back Stretch Effect)

FUE-Methode

Bei der FUE-Methode (Follicular Unit Extraction) werden einzelne follikulare Einheiten aus der Kopfhaut entnommen. Anschließend werden diese Einheiten in einer Kochsalzlösung zwischengelagert. Nach etwa vier bis acht Stunden werden diese dann implantiert. 

Vorteile

  • Schonender als die FUT-Methode
  • Augenbrauentransplantation möglich
  • PrĂ€zise Rekonstruktion von Haarlinie und Geheimratsecken
  • Auch Bart- und Brusthaartransplantation möglich

Nachteile

  • Lange Lagerzeit der follikularen Einheiten
  • Bei Verwendung motorisierter Entnahmewerkszeuge Verletzungen möglich
  • Lange Behandlungszeit
  • Trotz Nachteilen entstehen dieselben Kosten wie bei fortschrittlicheren Methoden

I-FUE-Methode

Bei DHT-bedingtem Haarausfall wird vor anderen Verfahren gerne auf die I-FUE-Methode (Intermittend Follicular Unit Extraction) verwiesen. Diese Form der Transplantation ist schonender und hat eine hohe Anwuchsrate. Der Ablauf ist dabei wie folgt: 

  1. Entnahme der Haare inklusive der follikularen Bestandteile
  2. KĂŒrzere (bis 40 Minuten) Lagerung als bei einer FUE
  3. Implantation

Vorteile

  • Schonendstes Verfahren
  • Keine Narben oder Verletzungen
  • Schmerzarm
  • Hohe Anwuchsrate bei Kopfhaar-, Bart- und Augenbrauentransplantation
  • Keine Schwellungen nach dem Eingriff
  • Kosten so hoch wie bei einer FUE bei besserem Ergebnis
  • Der Betroffene ist sofort reise- oder arbeitsfĂ€hig

Nachteile

  • Keine

Sonstige Methoden

Artas-Roboter

Bei diesem Verfahren erfolgt die Entnahme der Implantate mit UnterstĂŒtzung eines Entnahmeroboters. Hierbei besteht jedoch fĂŒr die Entnahmestelle ein höheres Verletzungsrisiko, weshalb manuelle Verfahren wesentlich vorteilhafter sind.

DHI - Transplantation mit Entnahmestiften

Die Direct Hair Implantation wird mit einem Entnahmestift vorgenommen. Hierbei kann die Gesamtmenge der Implantate nicht so dicht gesetzt werden wie bei anderen Methoden. Zudem kommt es hÀufiger vor, dass durch den Entnahmestift einzelne Follikel beschÀdigt werden. Das schmÀlert die Erfolgsquote.

Bioregenerative Verfahren zur Behandlung androgenetischer Alopezie

Diese Behandlungen zielen auf eine Stimulation des Körpergewebes ab. Sie fördern und verstÀrken das Wachstumspotential. Diese Methoden können angewandt werden, wenn der Haarverlust noch nicht weit fortgeschritten ist.

LLL-Therapie

Die LLL-Therapie (Low Level Laser) setzt bei der Stimulation der Kopfhaut an. Mit einem medizinischen Laser wird die Durchblutung der Kopfhaut verbessert. Das regt die Haare an, in die Wachstumsphase ĂŒberzugehen und in dieser anschließend lĂ€nger zu verbleiben.

Laseroperation

newarta (CCO Public Domain) / pixabay.com

Eine Low Level Lasertherapie kann das Wachstum der Haare anregen.

Stammzellentherapie

Bei dieser Therapie werden Stammzellen mittels Extraktion aus dem Unterhautgewebe entnommen. Diese werden anschließend aufbereitet und in die Kopfhaut injiziert. Dort bilden sie die sogenannten Wachstumsfaktoren und regen so das Haarwachstum an.

Mesotherapie

Die Mesotherapie ist ein alternativmedizinischer Ansatz, der darauf abzielt, die SelbstheilungskrĂ€fte des Körpers zu stĂ€rken und zu mobilisieren. DafĂŒr wird sowohl Hyaluron in Verbindung mit Vitaminen als auch eine Reihe homöopathischer Mittel genutzt.

PRP-Therapie

Die Platelet Rich Plasma-Therapie ist eine Eigenblutbehandlung. DafĂŒr wird dem Betroffenen Blut entnommen. In der Aufbereitung wird das Plasma extrahiert. Dieses enthĂ€lt viele Thrombozyten. Sie werden anschließend in die Kopfhaut injiziert. Das verbessert die Blutzirkulation und versorgt die Kopfhaut vermehrt mit Sauerstoff. Das Haarwachstum wird angeregt.

Fazit

Dihydrotestosteron ist ein mĂ€nnliches Geschlechtshormon, das bei Frauen und MĂ€nnern zum Verlust der Haardichte fĂŒhrt – der Alopecia androgenetica. Die Symptomatik ist verschieden. Lediglich bei MĂ€nnern bildet sich hĂ€ufig eine Glatze. BehandlungsansĂ€tze erstrecken sich von schonenden bioregenerativen AnsĂ€tzen bis hin zur medikamentösen Therapie. Ein ebenso weit verbreiteter Behandlungsansatz ist die Haartransplantation.

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Gastartikel können auch Links zu Webseiten von Dritten enthalten, die keine Quellen darstellen.

Kurt Weber
Gastautor

Kurt Weber arbeitet als freiberuflicher Medizin-Redakteur und schreibt Fachartikel zu Themen aus dem Gesundheitsbereich.

Letztes Update

24.11.2022

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