Alveofact ist ein natürliches Surfactant aus Rinderlunge. Diese Substanz verringert die Oberflächenspannung in den Lungenbläschen. Bei einem Surfactantmangel können die Lungenbläschen kollabieren.
Alveofact wird bei Frühgeborenen mit hohem Risiko für die Entwicklung eines Atemnotsyndroms (Respiratory Distress Syndrome, RDS) zur vorbeugenden Behandlung angewendet.
Was ist bei der Anwendung von Alveofact zu beachten?
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- Vor der Anwendung von Alveofact ist die korrekte Lage des Applikationskatheters (Verabreichungsschlauchs) im Beatmungsschlauch zu überprüfen.
- Innerhalb der ersten Stunden nach Anwendung von Alveofact können sich die Kohlendioxidpartialdruckwerte (spiegeln die Menge des Kohlendioxids wider als den Anteil von allen im arteriellen Blut gelösten Gasen) rasch ändern. Es ist daher bevorzugt durch fortlaufende Messung des Kohlendioxid- und Sauerstoffpartialdruckes (der Sauerstoffpartialdruck spiegelt die Menge des Sauerstoffs wider als den Anteil von allen im arteriellen Blut gelösten Gasen) durch die Haut oder durch wiederholte Kapillarblutgasanalyse darauf zu achten, dass ausgeprägte Veränderungen des Kohlendioxidpartialdruckes durch die Anpassung der Beatmungsparameter (Spitzendruck bei der Einatmung, Beatmungsfrequenz) vermieden werden.
- Ebenso ist darauf zu achten, dass durch Anpassung der Sauerstoffkonzentration in der Einatmungsluft der arterielle Sauerstoffpartialdruck die angestrebten Grenzwerte nicht übersteigt, um das Risiko für die Entstehung einer Netzhautschädigung beim Frühgeborenen nicht zu erhöhen.
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Bei maschineller Beatmung mit höheren Frequenzen (Beatmungsfrequenz höher als 60 pro Minute, Ausatmungszeit kürzer als 0,6 Sekunden) muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Dauer der Ausatmung nach der Anwendung von Alveofact ausreichend lang ist.
Falls die Beatmung nach der Anwendung von Alveofact nicht in diesem Sinne angepasst wird, droht durch einen „inadvertant oder auto-PEEP“ eine langsam zunehmende Überblähung der Lunge:
Bei unvollständiger passiver Ausatmung bleibt der Druck in der Lunge am Ende der Ausatmung höher, als es der Einstellung am Beatmungsgerät entspricht. Dadurch kann sich das Gasvolumen, das nach normaler Ausatmung noch in der Lunge vorhanden ist, krankhaft erhöhen. Die zur Beatmung nötigen Einatmungsdrucke müssen dann unangemessen erhöht werden, wodurch das Risiko einer Druckschädigung der Lunge zunimmt. - Bis zur völligen Verteilung von Alveofact in der Lunge sind in den ersten Minuten nach Anwendung bei der Einatmung grobblasige Rasselgeräusche über dem Brustkorb hörbar. Diese sind keine Indikation zum trachealen Absaugen, welches ansonsten jederzeit erfolgen darf.
- Überschreitet der Sauerstoffbedarf bei Normoventilation einen Wert von 40 %, können im Abstand von 12 bis 24 Stunden Folgeanwendungen von Alveofact durchgeführt werden, bis zu einer Gesamtdosis von 216 mg Gesamtphospholipiden pro kg Körpergewicht. Bei ungenügendem Ansprechen auf die Erstanwendung wird eine rasche Zweitanwendung (30 bis 60 Minuten nach Erstanwendung) empfohlen; das sind, in Abhängigkeit von der Startdosis 1,2 ml bzw. 2,4 ml Alveofact (54 mg bzw. 108 mg Gesamtphospholipide pro kg Körpergewicht).
- Vor jeder Anwendung ist ein gründliches Absaugen der Luftröhre nötig, um schleimbedingte Ausbreitungsstörungen und Schaumbildung von Alveofact zu verhindern.
- Bei akuter Verschlechterung der Sauerstoffaufnahme (Anstieg des Kohlendioxidpartialdruckes und Abfall des Sauerstoffpartialdruckes) wird empfohlen, die korrekte Lage und Durchgängigkeit des Beatmungsschlauchs zu überprüfen.
- Eine durch Beeinträchtigung des Stoffwechsels bzw. des Gasaustausches bedingte Übersäuerung des Blutes sollte vor Anwendung von Alveofact korrigiert werden, da nach vorklinischen Befunden die Wirksamkeit des Präparates dadurch beeinträchtigt wird.
- Bei Verwendung eines Doppellumenschlauchs (enthält einen Schlauch zur Beatmung und einen Schlauch über den Alveofact verabreicht wird) oder eines sogenannten „side port connectors“ (Aufbau vergleichbar mit Doppellumenschlauch) zur Anwendung von Alveofact ohne Unterbrechung der Beatmung, müssen die Beatmungsparameter besonders sorgfältig angepasst werden.