FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Grundlagen

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis bezeichnet eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute, die durch das FSME-Virus hervorgerufen wird. Durch einen Zeckenbiss kann man sich mit dem Virus infizieren. Im Jahr 2009 erkrankten 313 Menschen in Deutschland an FSME. Die Gefahr, sich mit FSME zu infizieren ist in den Monaten Juni bis August besonders hoch.

Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, gestaltet sich eine Therapie meistens als sehr schwierig. In etwa zehn Prozent der Fälle ist auch das Nervensystem betroffen. Weitere zehn Prozent der Betroffenen leiden an Spätfolgen. Zu diesen zählen Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Psychosen. Lähmungen hingegen treten nur in seltenen Fällen auf. Etwa ein bis zwei Prozent der Krankheitsfälle enden tödlich. Um FSME zu verhindern, kann eine vorbeugende Impfung verabreicht werden.

FSME ist nahezu ausschließlich in Risikogebieten wie Wäldern zu finden.

Ursachen

FSME wird durch Zeckenbisse auf den Menschen übertragen. Zecken gehören zur Klasse der Parasiten, die vom Blut eines Wirtes leben. Ihr Lebensraum sind Gras, Gestrüpp und Laubwälder. Die Krankheit betrifft neben Waldarbeitern, Förstern und Landwirten auch viele Personen, die sich während Freizeitaktivitäten im Freien infizieren.

Selten kann es auch vorkommen, dass man sich durch den Konsum von Rohmilch oder Rohmilchprodukten (wie etwa Ziegen- oder Schafskäse) mit FSME infiziert. Diese Infektionsquelle stellt hauptsächlich in Osteuropa ein großes Risiko dar, in Deutschland hingegen, gilt es als sehr unwahrscheinlich.

Zecken sind nur zu finden, wenn Temperaturen ab sieben bis zehn Grad herrschen, also vor allem in den Monaten März bis November. Warme Winter und feuchte Sommer gestalten sind als äußerst günstig für die Vermehrung der Zecken und erhöhen somit die Infektionsgefahr mit FSME.

Dennoch sind nicht alle Zecken mit FSME infiziert, sondern lediglich 0,2 bis 5 Prozent. Das Virus, das FSME hervorruft, ist ein RNA-Virus und gehört zur Klasse der Flavi-Viren. Ähnlichkeit besteht zu den Erregern, die Dengue- und Gelbfieber sowie das West-Nil Virus auslösen. Das Virus ist in den Speicheldrüsen der Zecken lokalisiert und wird nach vollendetem Saugakt schnell übertragen.

Die Inkubationszeit von FSME liegt bei etwa zehn Tagen.

Symptome

Normalerweise weist die Frühsommer-Meningoenzephalitis einen zweiphasigen Krankheitsverlauf auf. Die ersten Symptome treten durchschnittlich sieben Tage bis zwei Wochen nach erfolgtem Zeckenbiss auf. Der Patient leidet unter grippeähnlichen Beschwerden:

  •  Fieber und allgemeine Abgeschlagenheit
  • Schnupfen
  • Kopf- und Muskelschmerzen
  • Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall

Im Durchschnitt gelangt jeder zehnte FSME-Patient nach einer Woche, in der keine Symptome auftreten, in die zweite Phase der Erkrankung. In dieser treten vor allem neurologische Beschwerden auf. Das Fieber steigt und geht einher mit starken Kopf- und Gliederschmerzen, sowie einem heftigen Krankheitsgefühl.

Folgende Teile des Nervensystems sind von FSME betroffen:

  • Circa 25 Prozent der Betroffenen erleiden nur eine Hirnhauentzündung (Meningitis). Diese ist durch starke Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Übelkeit und Nackensteife gekennzeichnet.
  • Bei etwa der Hälfte der Patienten ist darüber hinaus auch das Gehirn von der Infektion betroffen (Meningoenzephalitis). Zu den Anzeichen der Hirnhautentzündung kommen noch Lähmungen, Sprachstörungen, Wesensveränderungen, sowie Konzentrations- und Bewusstseinsstörungen hinzu.
  • Zehn Prozent der Erkrankten leiden zusätzlich noch unter einer Entzündung des Hirn- und Rückenmarks (Meningoenzephalomyelitis, Meningoradikulitis), die sich ähnlich wie eine schwere Kinderlähmung äußert. Hinzu kommt noch, dass auch die Atmung beeinträchtigt sein kann.

Bei Kindern kommt es seltener zu einer FSME- Erkrankung, die auch das Nervensystem betrifft. Daher hat sie meist auch einen milderen Verlauf als bei Erwachsenen und heilt ohne bleibende Schäden ab.

Menschen, die an FSME erkrankt sind, können andere Menschen nicht anstecken, da eine Übertragung von Mensche zu Mensch nicht möglich ist.

Diagnose

Um FSME zu diagnostizieren, ist entscheidend, ob der Betroffene von einer Zecke gebissen wurde und ob dies in einem Risikogebiet geschehen ist. Aus diesen Informationen kann der Arzt bereits erste Schlüsse ziehen, ob FSME vorliegt.

Um die endgültige Diagnose zu stellen, wird Blut und Gehirnflüssigkeit entnommen und im Labor untersucht. Anhand bestimmter Laborwerte kann man sagen, ob eine Entzündung im Körper vorliegt. Spezieller ist der Nachweis bestimmter Antikörper (IgG und IgM), die das Immunsystem infolge einer FSME- Infektion ausbildet. Meistens geht aus den Untersuchungen ein eindeutiger Befund hervor, der andere Krankheiten gänzlich ausschließen lässt. Liegt dennoch ein Grenzfall vor, bei dem ein ähnlicher Erreger Auslöser für die Erkrankung sein kann, kann ein Neutralisationstest (FSME-NT) Klarheit verschaffen.

Liegt ein besonders schwerer Fall von FSME vor, oder besteht eine unklare Diagnose, wird zusätzlich noch eine Magnetresonanztomografie durchgeführt. Mithilfe dieser Methode können ab drei Tage nach dem Beginn der zweiten Krankheitsphase bestimmte Gehirngebiete dargestellt werden, die von den Viren befallen sind. Normalerweise liegen die betroffenen Gebiete in einer umschriebenen Region des Zwischenhirns (Thalamus).

Therapie

Ist die Krankheit einmal zum Ausbruch gekommen, gestaltet sich die Therapie als sehr kompliziert. Eine bestimmte Behandlung gegen die Viren gibt es nicht. Aus diesem Grund sollten Schutzmaßnahmen vor Zeckenbissen getroffen werden. Hier hat sich vor allem die Schutzimpfung als sehr wirksam herausgestellt.

Die Therapie der FSME zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und mögliche Komplikationen zu verhindern. Betroffene sollten absolute Bettruhe einhalten und erhalten zur Linderung der Schmerzen beruhigende und gegebenenfalls antiepileptische Medikamente.

Patienten, die unter einer FSME-Infektion des Nervensystems leiden, stehen unter ständiger Überwachung, damit bei Komplikationen, die etwa in Form von Krampfanfällen auftreten können, sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Schwere Krankheitsverläufe, die von Atemlähmungen und Bewusstseinstrübungen begleitet werden (bis hin zum Koma), werden auf der Intensivstation behandelt.

Prognose

Der Großteil der FSME-Fälle verläuft komplikationslos. Das Risiko, an einer Frühsommer-Meningoenzephalitis zu versterben liegt bei lediglich einem Prozent, bezogen auf die Gesamtanzahl der Krankheitsfälle.

Das Risiko steigt jedoch mit der Zahl der, von dem Virus befallenen Nervenstrukturen. Die FSME-Form mit dem schwersten Verlauf, die kombinierte Entzündung von Gehirnhäuten, Gehirn und Rückenmark (Meningoenzephalomyelitis), verläuft in zehn Prozent der Fälle letal. Diejenigen, die diese Form der Erkrankung überleben, leiden oft noch Monate oder Jahre danach unter Konzentrationsstörungen, Lähmungen, epileptischen Anfällen oder Kopfschmerzen. Ein Teil dieser Beschwerden kann auch dauerhaft bleiben.

Die Hirnhautentzündung ohne Kombination von Gehirnentzündung hat meistens recht gute Heilungschancen und geringe gesundheitliche Folgeschäden.

Nach einer überstandenen FSME-Infektion besteht eine lebenslange Immunität.

Vorbeugen

Um einen sicheren Schutz vor FSME zu gewährleisten, sollte man sich vorbeugend im Winter impfen lassen. Somit ist der Impfschutz im Frühling, wenn die Zeckensaison beginnt, schon aktiv. Eine Impfung ist besonders ratsam, wenn man in einem FSME- Risikogebiet lebt oder eine Reise dorthin plant. Forstarbeiter, Landwirte und Laborpersonal sollten sich ebenfalls impfen lassen.

Bei der gewöhnlichen FSME- Impfung handelt es sich um eine aktive Impfung, die aus drei Dosen besteht (Grundimmunisierung). Die ersten beiden Injektionen werden im Abstand von ein bis drei Monaten verabreicht. Die Dritte Dosis erfolgt neun bis zwölf Monate nach der zweiten. Steht ein Urlaub in ein Risikogebiet bevor, können bereits schon zwei Injektionen reichen.

Nach erfolgter Grundimmunisierung sollte die erste Auffrischung nach drei Jahren erfolgen. Für Menschen unter 50 Jahren besteht ein fünfjähriger Schutz, bei älteren Menschen ist bereits nach drei Jahren eine Auffrischung nötig.

Um FSME zu verhindern ist es auch ratsam, sich vor Zeckenbissen zu schützen. Dafür sollte bei Aufenthalten im Wald oder in hohen Wiesen dicht schließende, helle Kleidung getragen werden. Weiteres ist es ratsam das Unterholz zu meiden. Zeckenschutzmittel (Repellentien) haben nur eine begrenzte Wirkungsdauer von wenigen Stunden.

Nach einem Aufenthalt in der Natur sollte die Kleidung und der Körper nach Zecken abgesucht werden. Bevorzugte Stellen bei Kindern sind der behaarte Kopf, sowie der Hals. Zecken halten sich bevorzugt an warmen Körperstellen auf, weshalb auch die Achselhöhlen, Leisten und Kniekehlen gründlich abgesucht werden sollten. Auch wenn die Zecke sofort nach Entdecken entfernt wird, schützt dies nicht vor FSME, da das Virus in den Speicheldrüsen sitzt und sofort nach erfolgtem Biss übertragen wird.

Danilo Glisic

Danilo Glisic

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