Keuchhusten (Pertussis)

Keuchhusten (Pertussis)
Internationale Klassifikation (ICD) A37.-

Grundlagen

Keuchhusten ist eine schwere, langanhaltende Atemwegserkrankung, die durch das Keuchhusten-Bakterium (Bordetella pertussis) ausgelöst wird. Betroffen sind Nase, Rachen, Luftröhre und Lunge. Ein Kennzeichen von Keuchhusten sind schwere, krampfartige Hustenanfälle, die zu Erstickungsanfällen oder bei einem Prozent der Fälle sogar bis zum Tod führen können. Während den Anfällen sind meist keuchende Geräusche bei der Einatmung hörbar.

Keuchhusten ist eine höchstgradig ansteckende Krankheit. Zusätzlich treten häufig Folgeerkrankungen, wie zum Beispiel Lungenentzündungen und Mittelohrentzündungen, auf. Besonders für kleine Kinder unter sechs Monaten ist die Infektion sehr gefährlich, da es zu einem plötzlichen Atemstillstand kommen kann.

Da heutzutage zahlreiche Menschen auf eine Impfung bzw. eine Impfauffrischung gegen Keuchhusten verzichten, ist die Anzahl der Fälle wieder im Steigen. In den Jahren 2002 bis 2006 wurden beispielsweise in den neuen Bundesländern Deutschlands zirka 13.000 Fälle verzeichnet. Anfang der achziger Jahre war noch die Hälfte sämtlicher Keuchhustenerkrankten unter einem Jahr alt, zwischen 2001 und 2004 entfielen schon 60 Prozent der Fälle auf Erwachsene über 20 Jahren. Die steigende Rate an erwachsenen Patienten hat ihren Grund darin, dass die Impfung nur für etwa vier bis zwölf Jahre Schutz bietet und oftmals auf eine Auffrischung verzichtet wird.

Kinder und Erwachsene mit einer Keuchhusteninfektion sollten während der ansteckenden Phase der Krankheit zu Hause bleiben, da durch das hohe Ansteckungspotential zahlreiche andere Menschen gefährdet werden könnten.

Ursachen

Ausgelöst wird Keuchhusten durch das Bakterium Bordetella pertussis. Übertragungsweg ist eine Tröpfcheninfektion, was bedeutet, dass bei betroffenen Patienten beim Husten, Niesen oder Sprechen Keime in die Luft gelangen. In bis zu einem Meter Entfernung können nun andere Menschen diese Keime einatmen und ebenfalls an Pertussis erkranken.

Bordetella pertussis setzt verschiedene Proteine frei, die teilweise als Toxine für die Krankheitssymptome verantwortlich sind. Andere Proteine sorgen dafür, dass sich die Bakterien gut an den oberen Hautschichten der Atemwegsschleimhäute anhaften und sich dort vermehren können.

Keuchhustenähnliche Symptome können auch durch Bakterien der Art Bordetella parapertussis verursacht werden, jedoch verläuft eine Infektion mit diesem Erreger zumeist kürzer und harmloser.

Symptome

Eine Keuchhustenerkrankung verläuft in drei Stufen, die jeweils mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen. Diese Stufen werden Stadium catarrhale, Stadium convulsivum und Stadium decrementi gennant.

  • Stadium catarrhale: Nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen kommt es zu unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen, leichtem Fieber, Halsschmerzen und trockenem Reizhusten. In dieser Phase, die etwa ein bis zwei Wochen andauert, ist der Betroffene bereits ansteckend.
  • Stadium convulsivum: Im zweiten Stadium kommt es zu den typischen, plötzlich einsetzenden, krampfartigen, starken Hustenanfällen mit herausgestreckter Zunge. Beim Einatmen lässt sich ein einem Jauchzen ähnliches Geräusch beobachten – dem charakteristischen Keuchen. Die Anfälle werden oftmals von Hochwürgen von glasigem Schleim und Erbrechen begleitet. Häufig treten die Hustenattacken in der Nacht auf oder werden durch äußerliche Einflüsse wie Sport oder Stress ausgelöst. Bei jeder vierten Erkrankung treten zusätzlich ernste Begleiterkrankungen auf, wie beispielsweise Mittelohrentzündungen, starker Gewichtsverlust, Leistenbrüche oder Lungenentzündungen. Das Stadium convulsivum kann zwei bis vier Wochen lang andauern.
  • Stadium decrementi: Im letzten Stadium lässt die Anzahl und die Schwere der Hustenattacken langsam nach. Bis die Erkrankung gänzlich überstanden ist, vergehen ohne Antibiotikabehandlung nochmals sechs bis zehn Wochen.

Bei Erwachsenen geht Keuchhusten im Gegensatz zu Kindern selten mit Fieber und Kribbeln im Hals einher. Auch ist es möglich, dass sich das Husten kontinuierlich über einen langen Zeitraum erstreckt, anstatt sich auf einzelne Anfälle zu beschränken.

Diagnose

Im Erwachsenenalter manifestiert sich Keuchhusten zumeist als ein lang anhaltender Husten und wird daher oftmals nicht diagnostiziert. Beim Auftreten typischer Symptome, wie heftigen und langandauernden Hustenanfällen, fällt die Diagnose leichter.

Bei Säuglingen lässt sich der Erreger Bordetella pertussis leicht über einen Abstrich der Nasenschleimhaut nachweisen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist diese Methode allerdings nicht zuverlässig und liefert häufig falsche Ergebnisse. Über eine Polymerasekettenreaktion (PCR) kann das Erbmaterial der Bakterien in Laboren sicher nachgewiesen werden, jedoch stellt dies eine teure und aufwändige diagnostische Technik dar.

Im späteren Krankheitsverlauf – frühestens ab dem Stadium convulsivum – lassen sich im Blut Antikörper gegen spezifische Proteine von Bordetella pertussis nachweisen und so eine sichere Diagnose stellen.

Therapie

Bei Erwachsenen und älteren Kindern sind normalerweise keine schweren Komplikationen bei einer Keuchhustenerkrankung zu erwarten.

Für die Behandlung sind Antibiotika die Mittel der Wahl. Diese können zwar den Krankheitsverlauf nur bei rechtzeitiger Gabe wesentlich verkürzen und abmildern, jedoch verhindern sie, dass weitere Personen im Umfeld des Erkrankten angesteckt werden.

Die Antibiotika Azithromycin, Clarithromycin, Roxithromycin und Erythromycin werden vom deutschen Robert Koch-Institut als erste Wahl bei der Behandlung von Keuchhusten empfohlen.

Prognose

Eine Keuchhusteninfektion kann über mehrere Wochen bis über Monate hin bestehen. Unbehandelt besteht ab Beginn der ersten Symptome bis zu drei Wochen in das Stadium convulsivum hinein Ansteckungsgefahr. Durch eine Antibiotikabehandlung ist die Gefahr innerhalb von fünf Tagen gebannt, gegen den Husten ist sie hingegen unwirksam.

Bei Kindern treten Begleiterkrankungen häufiger auf als bei Erwachsenen. In zirka einem Viertel der Fälle kommt es zu Komplikationen wie beispielsweise Mittelohrentzündungen oder Lungenentzündungen.

Vorbeugen

Zur primären Prophylaxe existieren wirksame und gut verträgliche Impfstoffe. Es wird empfohlen, Kinder ab dem dritten Lebensmontag dreimal im Abstand von vier Wochen zu impfen. Durch eine vierte Impfung im vierten Jahr wird die Grundimmunisierung abgeschlossen. Anschließend sollten Auffrischungsimpfungen im Alter von fünf bis sechs und zwischen neun und siebzehn Jahren durchgeführt werden.

Die Schutzwirkung der Impfung gegen Keuchhusten bleibt rund zehn bis maximal zwanzig Jahre aufrecht. Nach einer überstandenen Infektion besteht eine natürliche Immunität für die nächsten drei Jahre.

Bisher gibt es für ältere Kinder und Erwachsene keinen Einzelimpfstoff, der eine Grundimmunisierung ermöglicht. Jedoch existieren Kombinationsimpfstoffe gegen Tetanus, Diphterie, Keuchhusten und Kinderlähmung, die bei Erwachsenen einen adäquat hohen Antikörperspiegel gegen Bordetella pertussis erzeugen können. Oftmals ist bei Erwachsenen lediglich eine Impfdosis nötig, da sie bereits im Kindesalter Kontakt mit dem Bakterium hatten. Um Säuglingen einen besseren indirekten Schutz bieten zu können, sollten die Eltern, nähere Verwandte und sonstige Betreuungspersonen einen ausreichenden Impfschutz besitzen. Bei Gefahr einer Ansteckung mit Keuchhusten ist auch eine präventive Einnahme von Medikamenten bei engen Kontaktpersonen des Erkrankten empfehlenswert.

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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