Nächtliches Wasserlassen (Nykturie)

Nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
Internationale Klassifikation (ICD) R35.-
Symptome nächtliches Wasserlassen (mehr als zweimal)
Mögliche Ursachen übermäßig aktive Blase, gutartige Prostatavergrößerung
Mögliche Risikofaktoren harntreibende Getränke, Herzinsuffizienz

Grundlagen

Nykturie bezeichnet einen Schlafunterbrechung infolge von mehrmaligem Harndrang. Das gilt ab einer Häufigkeit von mehr als zweimal und nur, wenn nicht übermäßig viel getrunken wurde.

Die Häufigkeit von Nykturie schätzt man auf 12 – 14 % global. Dabei steigt diese mit zunehmendem Alter an und ist unabhängig vom Geschlecht. Menschen über 60 Jahren verzeichnen eine Häufigkeit von 25 – 45 %. 

Auch wenn das nächtliche Wasserlassen häufig als Altersbeschwerde hingenommen wird, sollte abgeklärt werden, ob dem nicht eine andere Erkrankung zugrunde liegt.

Man unterscheidet diese Krankheit von der Enuresis – dem nächtlichen, unwillkürlichen Wasserlassen.

Ursachen


Eine übermäßig aktive Blase ist die häufigste Ursache für eine Nykturie. Betroffene müssen sehr oft eine Toilette aufsuchen und können ihren Harndrang nicht unterdrücken. Tag und Nacht sind häufig gleichermaßen betroffen. Die Nykturie kann man in vier unterschiedlichen Formen auftreten:

  • Nächtliche Polyurie: Überschüssiger Urin wird während der Nacht produziert
  • Globale Polyurie: Überproduktion von Urin am Tag bzw. in der Nacht
  • Geringe nächtliche Blasenkapazität: Die Blase nimmt während der Nacht weniger Flüssigkeit auf.
  • Gemischte Nykturie: Eine Kombination der drei Arten.

Je nach Art sind auch die Ursachen unterschiedlich. 

Ursache für eine nächtliche Polyurie oder eine Globale Polyurie sind am häufigsten:

  • Hohe Flüssigkeitsaufnahme: Dazu zählen koffeinhaltige Getränke bzw. Alkohol vor der Bettruhe.
  • Herzinsuffizienz
  • Schlafstörungen (z.B.: Schlafapnoe)
  • Diabetes insipidus
  • Schwangerschaftsdiabetes 
  • Einnahme verschiedener Medikamente: Dabei sind folgende Wirkstoffe signifikant - Herzglykosiden, Demeclocyclin, Lithium, Methoxyfluran, Phenytoin, Propoxyphen, übermäßiges Vitamin D und Diuretika.

Nächtliche Polyurie: Vermehrter nächtlicher Harndrang durch einen Mangel an antidiuretischen Hormonen. 

Ursachen bei geringer nächtlicher Blasenkapazität wären:

  • Blasenhindernis
  • Blasenüberaktivität
  • Harnwegsinfekt
  • Blasenentzündung
  • Blasentumor
  • interstitielle Zystitis 
  • Schwangerschaft

Bei älteren Männern wird nächtliches Wasserlassen überwiegend durch eine gutartige Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie) verursacht. Diese übt Druck auf die Harnröhre aus, sodass die Blase nicht vollständig entleert werden kann und Harndrang bereits bei einer geringeren Füllmenge entsteht.

Herzinsuffiziente Personen lagern tagsüber oftmals Wasser bzw. Ödeme in den Beinen ein. Sie werden nachts wieder abgetragen und können dadurch den Harndrang auslösen.

Weitere Ursachen

  • Harntreibende Medikamente
  • Umgekehrter Tagesrhythmus (der meiste Harn wird nachts gebildet)
  • Erschlaffte Beckenbodenmuskulatur (durch Geburt oder Adipositas)

Symptome

Nächtliches, gehäuftes Wasserlassen beschreibt die Hauptsymptomatik der Nykturie. Bis zu zweimal aufzuwachen und auf die Toilette zu müssen ist normal. Erst was darüber hinausgeht, wird als Störung angesehen. Kennzeichnend ist auch die ausgeschiedene Menge Harn. Betroffene geben in einem 24h Rhythmus nachts mehr als zwei Drittel der aufgenommenen Flüssigkeit ab.

Die Nykturie selbst ist keine Haupterkrankung, sondern meistens Symptom einer anderen Störung im Körper. Weitere Symptome helfen beim Finden der Ursache wie z.B.:

  • Überaktive Blase (häufiges Wasserlassen unter Tags)
  • Prostatavergrößerung (schwacher Harnstrahl)
  • Herzschwäche (angeschwollene Beine am Tag)
  • Diabetes Mellitus (Gewichtsverlust, ausgeprägter Durst)
  • Entzündung von Blase oder Harnröhre (Brennender Schmerz beim Wasserlassen)

Diagnose

Eine Befragung des Betroffenen (Anamnese) ist in den meisten Fällen für eine Diagnose ausreichend. Hilfreich sind Aufzeichnungen von Trink- und Miktionsverhalten. Es sollten zumindest zwei Tage lang Mengen und Zeiten von Flüssigkeitsaufnahme und -abgabe notiert werden.

Um die Ursache zu finden, bedarf es häufig umfangreicherer Untersuchungen.

Routineuntersuchungen bei Nykturie:

  • Urinwerte
  • Ultraschall von Oberbauch, Harnblase, Niere, Prostata (falls vorhanden)
  • Blutwerte
  • Blasenspiegelung
  • Herzuntersuchung (selten)

Therapie

Die Therapie zielt nicht auf das Wasserlassen, sondern auf die Ursache ab.

Blasentraining hilft bei einer überaktiven Blase. Dabei wird die Zeitspanne zwischen Toilettenbesuchen schrittweise verlängert, der Harndrang unterdrückt. Die Blase gewöhnt sich an die gesteigerte Füllmenge und Symptome bessern sich meist deutlich in zwei bis drei Monaten.

Auch Medikamente können helfen:

  • Frauen: Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) als Salben oder Zäpfchen
  • Männer: Sogenannte Alphablocker, welche die Prostata entspannen (Harnstrahl wird vergrößert und Wasserlassen erleichtert)
  • Unterdrücker der Wirkung von Acetylcholin auf Nervenenden (Acetylcholin löst eine Blasenentleerung aus)

Prognose

Je nach Ursache bzw. Erkrankung kann es zu Komplikationen wie z.B. Dehydrierung kommen. Dafür ist der übermäßige Flüssigkeitsverlust ebenso wie eine Einschränkung der Trinkmenge verantwortlich.

Vorbeugen

  • Wer an Nykturie leidet, sollte harntreibende Getränke (d.h. Bier, Kaffee, Tee) vor dem Schlafengehen meiden.
  • Ein Miktionstagebuch unterstützt Ihren Arzt bei der Diagnose.
  • Abends kann weniger getrunken werden. Dieses Defizit können Sie eventuell durch mehr Flüssigkeit während des Tages ausgleichen.
  • Die Trinkmenge sollte nicht drastisch reduziert werden.
  • Suchen Sie bei anhaltenden Beschwerden Ihren Arzt auf, um die Ursache zu behandeln.

Redaktionelle Grundsätze

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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