Antibiotika werden als wirksame Arzneimittel beschrieben, die zur Behandlung von Infektionen durch Bakterien zum Einsatz kommen – wirken jedoch nicht gegen Viren. Falls Antibiotika nicht zielgerichtet angewendet werden, kann das Risiko einer Antibiotikaresistenz entstehen. Durch Ausbreitung dieser Resistenz können bestimmte Antibiotika nicht mehr wirksam bleiben.
Substanzen mit antibiotischer Wirkung werden mithilfe von Mikroorganismen im menschlichen bzw. tierischen Körper produziert, um schädliche Bakterien zu verdrängen. Um einen eigenen Schutzmechanismus zu gewährleisten, entwickeln die Organismen eine Resistenz (d.h. Widerstandsfähigkeit). Da Bakterien jedoch sehr anpassungsfähig sein können, ist es möglich, dass diese ihr eigenes Erbgut verändern und dadurch selbst gegen ein bestimmtes Antibiotikum resistent werden. Dadurch kann das Antibiotikum die resistenten Bakterien nicht mehr abtöten bzw. im Wachstum hemmen. Folglich werden diese Abwehrmechanismen im Allel (d.h. Genvariation) des Bakteriums an die nachfolgende Generation weitervererbt, wodurch das bestimmte Antibiotikum seine Wirkung verliert.
Dieser natürliche Abwehrmechanismus der Bakterien ist vor allem bei häufiger Einnahme von Antibiotika zu verzeichnen. Die nun resistenten Keime können besonders für Kleinkinder und Menschen mit einem schwächeren Immunsystem schwerwiegende Folgen haben. Auch eine falsche Einnahme von Antibiotika, wie durch zu niedrige Dosis oder zu kurze Therapie, können zur Entstehung von Antibiotikaresistenzen beitragen. Resistente Bakterien sind vor allem bei nosokomialen Infektionen, also in Krankenhäusern erworbenen Infektionen, ein signifikantes Problem, da deren Bekämpfung meistens nur durch hoch potente Antibiotika oder Antibiotikakombinationen möglich ist.
Obwohl neue Antibiotika entwickelt werden, besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, dass keines von ihnen gegen die gefährlichsten Formen antibiotikaresistenten Bakterien eine Wirkung zeigen kann. Angesichts der Tatsache, dass Menschen im derzeitigen Jahrhundert häufig und mit Leichtigkeit reisen können, ist Antibiotikaresistenz ein globales Problem.
Die im November 2018, in der Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases publizierte Studie, veröffentlichte Zahlen zur Krankheitslast durch Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern in der Europäischen Union. Die auf Daten des Europäischen Antibiotikaresistenz-Surveillance-Netzwerks (Kurz: EARS-Net) basierenden Berechnungen zeigen Zahlen zu Krankheitsfolgen und daraus folgende Todesfälle. Die Ergebnisse zeigen dabei, dass sich die Krankheitslast durch Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern zwischen 2007 und 2015 erhöht hat. Beispiel Klebsiella pneumoniae – Die Anzahl von Todesfällen durch das antibiotikaresistente Stäbchenbakterium hat sich in diesem Zeitraum in der EU versechsfacht. Auch die deutsche Bundesbehörde für die Krankheitsüberwachung und –prävention, das Robert Koch-Institut, beteiligte sich an den Studienforschungen. Demnach erkranken in der EU jährlich ungefähr 670.000 Menschen an antibiotikaresistenzbedingte Infektionen, wobei pro Jahr etwa 33.000 Menschen daran versterben. In Deutschland erkranken laut Bericht jährlich bis zu 54.500 Menschen an solchen Infektionen (mit ca. 2.400 Todesfällen). Der Großteil dieser Infizierungen in Europa wird mit medizinischen Behandlungen assoziiert.
Aufgrund des Anstieges der Antibiotikaresistenz weltweit entstehen neue Resistenzprozesse, welche die menschliche Fähigkeit, häufige Infektionskrankheiten zu bekämpfen, gefährden. Dazu gehören unter anderem: Lungenentzündungen, Tuberkulose, Blutvergiftung und Gonorrhoe. Überall dort, wo Antibiotika ohne Rezept für den menschlichen oder tierischen Gebrauch erworben werden können, kann sich die Ausbreitung von Resistenzen verschlimmern. Auch in Ländern ohne standardisierten Behandlungsrichtlinien für Antibiotika können diese durch medizinisches Gesundheitspersonal häufiger hochdosiert verschrieben und von Patienten eingenommen werden.
Falls Infektionen nicht mehr mit einfacheren Antibiotika behandelt werden können, müssten kostspieligere Medikamente zum Einsatz kommen, wodurch eine längere Krankheits- und Behandlungsdauer in Krankenhäusern auftreten könnte. Dadurch würden die Gesundheitskosten und die wirtschaftliche Belastung für Familien und Bevölkerung erhöht werden.
Auch die Methoden moderner Medizinverfahren wie Organtransplantation, Chemotherapie und Operationen wie Kaiserschnitte würden ohne wirksame Antibiotika zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen ein höheres Risiko aufweisen.
Obwohl die Entwicklung neuerer Antibiotika in den letzten Jahren wieder etwas stärker vorangeschritten ist, fehlt gegen die gefährlichsten resistenten Keime jedoch oft die Wirksamkeit dieser. Das Problem der Antibiotikaresistenz bedroht sogar die Errungenschaften der modernen Medizin, weswegen vor allem in Zeiten der Globalisierung eine internationale und umfangreiche Antwort auf dieses immer größer werdende Problem benötigt wird.
Danilo Glisic
Autor
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Zuletzt aktualisiert am 29.10.2020
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