Choriongonadotropin alfa

Choriongonadotropin alfa

Grundlagen

Choriogonadotropin alfa ist eine synthetische Form des menschlichen Choriongonadotropins (hCG), eines Hormons, das während der Schwangerschaft gebildet wird.

Anwendung und Indikationen

Choriogonadotropin alfa wird hauptsächlich zur Behandlung von Unfruchtbarkeit eingesetzt. Es wird Frauen verschrieben, die aufgrund eines polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS), einer hypothalamischen Amenorrhoe oder anderer Erkrankungen keinen Eisprung haben. Es wird auch zur Stimulierung des Eisprungs bei Frauen eingesetzt, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) oder einer intrauterinen Insemination (IUI) unterziehen.  

Dieser Wirkstoff wird durch Injektion unter die Haut verabreicht und wird in der Regel in Form von Fertigpens vertrieben.

Geschichte

In den 1930er Jahren wurde das Hormon hCG entdeckt und wurde seitdem wurde es zur Behandlung von Unfruchtbarkeit eingesetzt. Durch die Entwicklung von Choriogonadotropin alfa wurde es weitgehen ersetzt. Die erste Zulassung von Choriogonadotropin alfa durch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) erfolgte im Jahr 2000.

Medikamente mit Choriongonadotropin alfa

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Ovitrelle® 250 Mikrogramm, Injektionslösung in einer Fertigspritze Choriongonadotropin alfa Merck (Schweiz) AG

Wirkung

Pharmakologie und Wirkmechanismus

Humanes Choriongonadotropin interagiert mit dem LHCG-Rezeptor des Ovars und fördert die Aufrechterhaltung des Gelbkörpers in der Frühschwangerschaft. Dadurch kann der Gelbkörper während des ersten Trimesters das Hormon Progesteron ausschütten. Progesteron reichert die Gebärmutter mit einer dicken Schicht von Blutgefäßen und Kapillaren an, um den wachsenden Fötus zu versorgen. Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit LH kann hCG den Eisprung in den Eierstöcken und die Testosteronproduktion in den Hoden sowie die Produktion von LH und FSH fördern.

Choriogonadotropin alfa stimuliert aufgrund seiner starken strukturellen Ähnlichkeit die Produktion des luteinisierenden Hormons (LH) und des follikelstimulierenden Hormons (FSH). Diese Hormone spielen eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Eizellen und Spermien. Bei Frauen stimulieren LH und FSH das Wachstum der Eibläschen, die die Eizellen enthalten. Bei Männern stimulieren LH und FSH die Produktion von Testosteron und das Wachstum der Hoden.

Pharmakokinetik

Die Absorption nach Verabreichung erfolgt rasch und die mittlere absolute Bioverfügbarkeit nach einer subkutanen Injektion bei gesunden weiblichen Patienten beträgt etwa 40 %. Ein Zehntel der Dosis wird mit dem Urin ausgeschieden. Die mittlere terminale Halbwertszeit beträgt etwa 29 Stunden.

Wechselwirkungen

Es sind keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen bekannt.

Toxizität

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen

Choriogonadotropin alfa sollte nicht verwendet werden:

  • wenn eine Allergie gegen den Wirkstoff besteht
  • bei schweren Venenentzündungen oder Blutgerinnseln in den Venen
  • wenn Eierstock-, Gebärmutter- oder Brustkrebs diagnostiziert wurde
  • bei einer Vergrößerung der Eierstöcke oder mit Flüssigkeit oder halbfestem Material gefüllten Zysten der Eierstöcke
  • bei unerklärlichen vaginale Blutungen
  • wenn eine normale Schwangerschaft unmöglich ist, wie beispielsweise in der Menopause oder bei Abnormalitäten der Geschlechtsorgane
  • wenn ein Tumor im Hypothalamus oder in der Hypophyse besteht

Besondere Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise:

  • Die Ursachen der Unfruchtbarkeit sollten vor Beginn der Behandlung von einem erfahrenen Arzt abgeklärt werden
  • Das Risiko für ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) kann sich bei der Anwendung dieses Wirkstoffes erhöhen
  • Das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften und damit einhergehende Komplikationen sowie Geburtsschäden ist bei künstlicher Befruchtung erhöht
  • Frauen mit geschädigten Eileitern haben ein erhöhtes Risiko für eine extrauterine Schwangerschaft untersucht werden
  • Bei künstlicher Befruchtung oder Anregung der Eierstöcke zur Produktion von Eiern ist das Risiko für Fehlgeburten höher als bei normalen Schwangerschaften
  • Bei Personen mit Blutgerinnungsproblemen oder einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel ist erhöhte Vorsicht geboten
  • Frauen, die mehrfache Infertilitätsbehandlungen durchgemacht haben, können ein erhöhtes Risiko für gut- oder bösartige Tumoren der Geschlechtsorgane haben
  • Ein Schwangerschaftstest nach der Anwendung von Choriogonadotropin alfa kann ein falsch-positives Ergebnis liefern

Nebenwirkungen

Die Anwendung von Choriogonadotropin alfa kann schwerwiegende Nebenwirkungen hervorrufen. Dazu gehören:

  • Allergische Reaktionen. Zu den Symptomen einer allergischen Reaktion gehören beispielsweise Hautausschläge, unregelmäßiger Herzschlag, Schwellungen der Zunge und des Rachens und Atemprobleme
  • starke Unterleibsschmerzen gemeinsam mit Erbrechen, Übelkeit und aufgeblähtem Bauch. Dies kann auf Eierstockzysten hinweisen.
  • Blutgerinnungsstörungen

Häufige Nebenwirkungen können sein:

  • Durchfall
  • Schmerzen und Reaktionen an der Injektionsstelle
  • Kopfschmerzen

Schwangerschaft und Stillzeit

Choriogonadotropin alfa darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code G03GA08
CAS-Nummer 177073-44-8
Drugbank ID DB00097

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc
Autor

Markus Falkenstätter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der Universität Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

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