Lisdexamfetamin

Lisdexamfetamin

Grundlagen

Lisdexamfetamin ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-HyperaktivitĂ€tsstörung (ADHS) bei Erwachsenen und Kindern ĂŒber 6 Jahren eingesetzt wird.

Anwendung und Indikationen

Lisdexamfetamin wird meist zur Behandlung bei ADHS bei Kindern zwischen 6 und 18 Jahren eingesetzt. Bei guter VertrĂ€glichkeit und entsprechender Indikation ist ein Einsatz ĂŒber dieses Alter hinaus jedoch möglich. In einigen LĂ€ndern, ist Lisdexamfetamin nur indiziert, wenn eine Therapie mit dem Wirkstoff Methylphenidat (Ritalin, Medikinet u.a.) zuvor nicht wirksam war. In vielen LĂ€ndern kann es jedoch auch als "First-Line-Therapeutikum" eingesetzt werden. ZusĂ€tzlich kann es zur Therapie der sogenannten "Binge-Eating-Disorder", einer Essstörung eingesetzt werden. Dabei wird die Zahl der Essattacken bei betroffenen Patienten reduziert und der Hunger unterdrĂŒckt.

Der Wirkstoff wird in Form von Hartkapseln verabreicht und ist in den Dosierungen 30 mg, 50 mg, und 70 mg erhÀltlich. Die Dosierung ist dabei vom Patientengewicht abhÀngig. Lisdexamfetamin kann ebenfalls in Form von Kautabletten gegeben werden.

Geschichte

Lisdexamfetamin wurde 2007 fĂŒr die medizinische Verwendung in den Vereinigten Staaten erstmals zugelassen. Es wurde von der Takeda Pharmaceutical entwickelt und patentiert.

Medikamente mit Lisdexamfetamin

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Elvanse 20 mg Hartkapseln Lisdexamfetamin Shire Pharmaceuticals Ireland Limited
Elvanse Lisdexamfetamin Shire Pharmaceuticals Ireland Limited
Elvanse 60 mg Hartkapseln Lisdexamfetamin Shire Pharmaceuticals Ireland Limited
Elvanse 40 mg Hartkapseln Lisdexamfetamin Shire Pharmaceuticals Ireland Limited
Elvanse Adult 30 mg Hartkapseln Lisdexamfetamin Shire Pharmaceuticals Ireland Limited

Wirkung

Pharmakodynamik und Wirkmechanismus

Lisdexamfetamin ist ein Prodrug von d-Amphetamin. Amphetamine sind nicht-katecholaminische sympathomimetische Amine mit ZNS-stimulierenden Eigenschaften. Die Wirkung dieses Stoffes beruht in erster Linie auf der Freisetzung der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin aus ihren Speichervesikeln in prÀsynaptischen Nervenenden. Diese beiden Transmitter tragen zu den Effekten wie Wachsamkeit, erhöhter Konzentration sowie zu Anstrengung und Motivation bei.

Pharmakokinetik

Nach oraler Verabreichung wird Lisdexamfetamin rasch aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Lisdexamfetamin wird im Blut zu D-Amphetamin, sowie zur AminosĂ€ure L-Lysin hydrolysiert. D-Amphetamin wird ĂŒber die Leber, hauptsĂ€chlich durch das Enzym CYP2D6 abgebaut. Mehr als 90 % der gegebenen Dosis werden ĂŒber den Urin ausgeschieden. Die mittlere Plasmaeliminationshalbwertszeit von Dextroamphetamin betrug nach oraler Verabreichung etwa 12 Stunden.

Wechselwirkungen

  • Medikamente, die den Urin ansĂ€uern erhöhen die Ausscheidung von Dextroamphetamin ĂŒber den Urin und verkĂŒrzen so die Halbwertszeit von Dextroamphetamin im Körper, wodurch die Wirkung abgeschwĂ€cht wird.
  • Arzneimittel, die den Urin alkalisieren vermindern die Urinausscheidung von Dextroamphetamin und erhöhen somit die Halbwertszeit von Dextroamphetamin im Körper, wodurch die Wirkung verstĂ€rkt wird.
  • Starke Hemmer des Enzyms CYP2D6 können den Metabolismus von Dextroamphetamin hemmen und dadurch die Exposition gegenĂŒber dem Wirkstoff erhöhen. Die gleichzeitige Anwendung von Lisdexamfetamin mit diesen Stoffen kann das Risiko eines Serotonin-Syndroms erhöhen.
  • Die gleichzeitige Einnahme von MAO-Inhibitoren und Stimulanzien des zentralen Nervensystems wie Lisdexamfetamin kann zu einer hypertensiven Krise fĂŒhren.

ToxizitÀt

Kontraindikationen

Dieser Wirkstoff ist kontraindiziert, wenn:

  • eine Allergie gegen den Wirkstoff besteht
  • wenn in den letzten 14 Tagen vor der Einnahme MAO-Inhibitoren eingenommen wurden
  • wenn SchilddrĂŒsenprobleme bestehen
  • wenn es in der Vergangenheit zu Herzproblemen gekommen ist, wie etwa Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen oder angeborene Herzfehler
  • wenn ein besonders hoher Blutdruck (starke Hypertonie) besteht
  • wenn ein erhöhter Augeninnendruck (Glaukom) besteht

Nebenwirkungen

Schwerwiegende Nebenwirkungen, bei deren Auftreten umgehend ein Arzt aufgesucht werden sollte:

  • Abnormaler Herzrhythmus
  • Atemnot und Anschwellen der Beine (Ödeme)
  • GelbfĂ€rbung des Augenweißes (Ikterus)
  • Hautschwellungen (Angioödem) oder schwerwiegender Hautausschlag, BlĂ€senbildung auf der Haut
  • KrĂ€mpfe und KrampfanfĂ€lle
  • Sehen oder FĂŒhlen oder Hören von Dingen, die nicht wirklich da sind (psychotische Symptome)
  • Sehen, FĂŒhlen oder Hören von Dingen, die nicht wirklich da sind (Halluzinationen)
  • Überempfindlichkeitsreaktionen
  • ÜbermĂ€ĂŸiger Enthemmtheit und ErregtheitszustĂ€nde (Manie)
  • UnregelmĂ€ĂŸiger Herzschlag
  • Schmerzen in der Brust

Sonstige mögliche Nebenwirkungen:

  • Appetitverlust
  • Atemprobleme
  • Bauchschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden
  • Fieber oder starkes Schwitzen
  • Angst, AggressivitĂ€t, Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen,
  • Gewichtsverlust
  • HautausschlĂ€ge
  • erhöhter Blutdruck
  • Juckreiz
  • Kopfschmerzen
  • kurze Bewusstlosigkeit
  • metallischer Geschmack im Mund
  • Mundtrockenheit
  • traurige oder bedrĂŒckte Stimmung
  • Schlafstörungen
  • Taubheit und WeißfĂ€rbung der Zehen und Finger (Raynaud-Syndrom)
  • Schwindel
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • ÜbermĂ€ĂŸig gehobene oder erregte Stimmung (Euphorie)
  • ÜbermĂ€ĂŸige Weitstellung der Pupillen
  • UnfĂ€higkeit, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten oder VerĂ€nderungen des Geschlechtstriebs
  • MĂŒdigkeit oder Unruhe
  • Zittern oder ungewöhnlich starke AktivitĂ€t
  • Verschwommenes Sehen
  • ZĂ€hneknirschen

Schwangerschaft und Stillzeit

Dieser Arnzeistoff darf wĂ€hrend der Schwangerschaft nur nach ausdrĂŒcklicher Anweisung durch einen Arzt/Ärztin angewendet werden. WĂ€hrend der Einnahme von Lisdexamfetamin darf nicht gestillt werden.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code N06BA12
Summenformel C15H25N3O
Molare Masse (g·mol−1) 263,38
Aggregatzustand fest
CAS-Nummer 608137-32-2
PUB-Nummer 21954928
Drugbank ID DB01255

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus FalkenstÀtter, BSc

Markus FalkenstÀtter, BSc
Autor

Markus FalkenstÀtter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der UniversitÀt Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der UniversitÀt Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

Anzeige

Ihr persönlicher Arzneimittel-Assistent

afgis-QualitĂ€tslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen ĂŒber medikamio GmbH & Co KG und sein/ihr Internet-Angebot: medikamio.com/ This website is certified by Health On the Net Foundation. Click to verify.
Medikamente

Durchsuche hier unsere umfangreiche Datenbank zu Medikamenten von A-Z, mit Wirkung und Inhaltsstoffen.

Wirkstoffe

Alle Wirkstoffe mit ihrer Anwendung, chemischen Zusammensetzung und Arzneien, in denen sie enthalten sind.

Krankheiten

Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten fĂŒr hĂ€ufige Krankheiten und Verletzungen.

Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können fĂŒr die Korrektheit der Daten keine Haftung ĂŒbernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. FĂŒr Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden