Kaliumiodid

ATC CodeR05CA02, S01XA04, V03AB21
CAS-Nummer7681-11-0
PUB-Nummer4875
Drugbank IDDB06715
SummenformelKI
Molare Masse (g·mol−1)166,0028
Aggregatzustandfest
Dichte (g·cm−3)3,13
Schmelzpunkt (°C)681
Siedepunkt (°C)1323
PKS Wert3,09

Grundlagen

Kaliumiodid ist ein Wirkstoff mit schilddrüsenschützenden und schleimlösenden Eigenschaften. Es wird in oraler Tablettenform während eines nuklearen Strahlungsnotfalls verabreicht, um die Aufnahme von radioaktivem Iod zu verhindern. Dadurch wird die Schilddrüse vor krebserregender Strahlung geschützt. In einigen europäischen Ländern werden Kaliumiodidtabletten beispielsweise in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen bevorratet (Österreich), kostenlos in der Apotheke erhalten (Deutschland) oder an Gemeinden im Umkreis kerntechnischer Anlagen verteilt (Schweiz). Zumeist wird die Bevölkerung per Rundfunk zur Einnahme aufgefordert.


Als Zusatz zu anderen Schilddrüsenfunktion-hemmenden Medikamenten kann Kaliumiodid auch bei der Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt werden, z.B. präoperativ zur Auslösung der Schilddrüsenrückbildung.

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Kaliumiodid blockiert die Bildung und Freisetzung von Schilddrüsenhormonen und reduziert dadurch die Sichtbarkeit der Blutgefäße am Körper. Das Schilddrüsengewebe verfestigt sich, die Schilddrüsenzellen verkleinern sich, das proteingebundene inaktivierte Thyroxin (Schilddrüsenhormon) sammelt sich wieder an und der Gehalt an gebundenem Iod nimmt zu.
Zum Schutz während einer Strahlenexposition wird durch Kaliumiodid die Aufnahme radioaktiver Iodisotope durch die Schilddrüse gehemmt und das Risiko von strahleninduzierte Schilddrüsentumoren minimiert.
Eine Verabreichung weniger Stunden nach Eintreffen der radioaktiven Luftmassen senkt die Effizienz des Wirkstoffes bereits um 15% bzw. 50 %. Aufgrund dessen ist es besonders wichtig, in solchen Fällen die Kaliumiodid-Tabletten rasch einzunehmen.

Pharmakokinetik

Oral eingenommenes Kaliumiodid wird im Dünndarm praktisch zur Gänze resorbiert. Vor der Aufnahme werden Iod und Iodat im Darm zu Iodid reduziert. Das zurückgehaltene Iodid wird in der Schilddrüse, in den Speicheldrüsen, Brustdrüsen und im Magen gespeichert. Das im Blut zirkulierende Iodid wird binnen eines Tages nahezu vollständig über die Nieren ausgeschieden, kann aber auch in Tränen, Schweiß und Milch vorgefunden werden. 

Wechselwirkungen

Die gleichzeitige Einnahme von Lithium fördert die Vergrößerung der Schilddrüse (Kropfenstehung) und die Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion. Während der Einnahme von kaliumsparenden diuretischen (harntreibenden) Medikamenten kann es zu erhöhten Kaliumkonzentrationen im Blut kommen. Die Wirkungen von Arzneimitteln zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion (Methimazol, Propylthiouracil) können durch Kaliumiodid abgeschwächt werden.

Kontraindikationen

Da einige Personen ausgesprochen empfindlich auf Jod reagieren, sollte Kaliumjodid bei der anfänglichen Verabreichung mit Vorsicht angewendet werden. Ein Risiko für jodinduzierte Nebenwirkungen haben Patienten mit hypokomplementämischer Vaskulitis (chronische Gefäßentzündung), einer Schilddrüsenschwellung oder einer autoimmunen Schilddrüsenerkrankung.
Während der Schwangerschaft kann die Einnahme von Kaliumiodid Probleme der Schilddrüse bei Mutter und Kind bewirken, wobei die Schutzwirkung vor radioaktiver Strahlung (im Fall einer Exposition) das Risiko einer Schädigung der Schilddrüse überwiegt.
Bei Patienten mit Tuberkulose sollte Kaliumiodid nur mit äußerster Vorsicht angewendet werden, genauso wie bei einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, da Iod stimulierend auf die Autoimmunität der Schilddrüse wirkt.

Toxizität

Nebenwirkungen

Das Risiko der Nebenwirkungen erhöht sich mit dem steigenden Lebensalter.
Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehören:

  • Verdauungsbeschwerden
  • Metallischer Geschmack
  • Bindehautentzündung
  • Schwellung der Speicheldrüsen
  • Kopfschmerzen
  • Husten
  • Bronchitis
  • Lungenödem
  • Herzklopfen
  • Ruhelosigkeit

In seltenen Fällen kommt es zu einer Schilddrüsenüber- oder unterfunktion sowie zu Überempfindlichkeitsreaktionen.

Toxikologische Daten

LD50 (Ratten, intravenös): 285 mg/kg

Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc

Autor

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Lektor


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