Nandrolon

ATC CodeA14AB01, S01XA11
CAS-Nummer10161-33-8
PUB-Nummer9904
Drugbank IDDB13169
SummenformelC18H26O2
Molare Masse (g·mol−1)274,40
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt (°C)120

Grundlagen

Nandrolon wird bei Erkrankungen, die mit einem starken Abbau von Muskelmasse (Kachexie) einhergehen, eingesetzt. Es ist ein mit dem männlichen Sexualhormon Testosteron verwandter Arzneistoff. 

Anwendung und Indikationen

Nandrolon ist strukturell dem Sexualhormon Testosteron sehr ähnlich. Dadurch kann es ähnliche Wirkungen auf Muskeln und Auswirkungen auf typisch männliche Merkmale haben. Da die Wirkung auf die Muskeln wesentlich stärker ausgeprägt ist, wird Nandrolon hauptsächlich zum Anregen des Muskelwachstums bei Krankheiten, welche mit einem Muskelverlust einhergehen, verwendet. Dazu gehören beispielsweise AIDS, Nierenerkrankungen und starke Lungenerkrankungen wie COPD. Zusätzlich kann Nandrolon die Knochenmasse aufbauen, weshalb es bei der Behandlung der Osteoporose eingesetzt wird.

Nandrolon wird in der Regel in Form einer Injektionslösung unter die Haut (subkutane Injektion) verabreicht. Dadurch wird ein Depot-Effekt erzielt, welcher das Dosierungsintervall erhöht. Dadurch muss Nandrolon normalerweise nur alle 3 Wochen injiziert werden.

Geschichte

Nandrolon wurde im Jahr 1950 erstmals synthetisiert und ab den 1960er Jahren therapeutisch eingesetzt.

Pharmakologie

Pharmakodynamik und Wirkmechanismus

Nandrolon ist, wie Testosteron, ein Agonist am Androgenrezeptor. Durch Bindung an diesen Rezeptor kann es die selben Wirkungen wie Testosteron entfalten, jedoch in einem unterschiedlichen Ausmaß. Nandrolon wirkt wesentlich stärker anabol und schwächer androgen als Testosteron. Dies liegt daran, dass Nandrolon nicht in das sehr stark androgene Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt wird, sondern in das wesentlich schwächer wirksame Dihydronandrolon (DHN).  Dadurch hat es ein milderes Nebenwirkungsprofil und ist besonders für die Verwendung bei Frauen und Kindern geeignet.

Pharmakokinetik

Die Wirksamkeit von Nandrolon ist nach oraler Einnahme etwa zehnmal geringer als bei der subkutanen Injektion. Daher wird es in Form einer Depotformulierung, meist als Decanoat, unter die Haut appliziert. Nandrolon hat eine sehr geringe Affinität zum "Serumprotein sex hormone-binding globulin" (SHBG), weshalb es großteils ungebunden vorliegt. Der Abbau erfolgt hauptsächlich durch das Enzym 5-α-Reduktase. Die Wirkdauer beträgt bei der Verabreichung als Decanoat etwa 3-4 Wochen.

Toxizität

Kontraindikationen

In einigen Fällen ist der Einsatz von Nandrolon streng kontraindiziert:

  • Prostatakrebs oder Brustkrebs beim Mann
  • Porphyrie (eine seltene Stoffwechselerkrankung)
  • bei bekannter Schwangerschaft

Nebenwirkungen

Die möglichen Nebenwirkungen sind abhängig von der Dosierung und Anwendungshäufigkeit:

  • Flüssigkeitsretention (Ödeme)
  • Muskelschmerzen
  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Übelkeit
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • gesteigerte oder herabgesenkte Libido
  • Unruhe und Nervosität
  • Leberschädigung
  • Hautausschlag
  • veränderungen der Stimme

Nebenwirkungen, die speziell bei Frauen auftreten können:

  • Heiserkeit
  • verstärkte Körperbehaarung
  • Akne
  • Haarausfall
  • Vergrößerung der Klitoris
  • Ausbleiben oder Veränderungen des Intervalls der Monatsblutung

Nebenwirkungen, die speziell bei Männern auftreten können:

  • Begünstigung des Wachstums eines Prostatakarzinoms (welches zuvor schon bestanden hat)
  • Brustvergrößerung
  • Hodenverkleinerung
  • schmerzhafte Erektionen
  • gutartige Prosatavergrößerung
  • verminderte Spermienanzahl und damit einhergehende verminderte Zeugungsfähigkeit

Schwangerschaft und Stillzeit

Eine Anwendung während der Schwangerschaft oder während der Stillzeit ist streng kontraindiziert, da hormonelle Auswirkungen auf das Kind möglich sind.

Missbräuchliche Anwendung

Da Nandrolon eine günstige Wirkung auf Muskelwachstum bei vergleichweise niedriger androgener Wirkung aufweist, wird es oftmals als Doping-Substanz eingesetzt. Vor allem im Kraftsport und Leistungssport wird Nandrolon zur Anregung des Muskelwachstums und zur Senkung der Regenerationszeit eingesetzt.

Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc

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