Bauchschmerzen - akut

Bauchschmerzen - akut
Internationale Klassifikation (ICD) R10.-
Symptome Schmerzen im Bauchraum, abschwellender, intermittierender und krampfhafter Schmerz, Schmerzen im Rückenbereich, Schulterbereich und Genitalbereich
Mögliche Ursachen fettreiche Speisen, schnelle Essgewohneit, Stoffwechselerkrankungen, Appendizitis, entzündete Gallenblase, Infektion, Bauchfellentzündung, Menstruation

Grundlagen

Im Laufe des Lebens sind viele Mensch irgendwann einmal von Bauchschmerzen betroffen. Intensität, Ort und genaue Symptome (Zwicken, Ziehen, Stechen) können variieren.

Falls Bauchschmerzen ungewöhnlich stark sind und keine Besserung eintritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Es kann sich dabei um das Symptom einer akuten Krankheit handeln, die eine Behandlung erfordert.

Plötzliche, heftige und unklare Schmerzen im Bauchraum werden von Medizinern als akutes Abdomen bezeichnet. Daneben unterscheidet man auch zwischen superakutem Abdomen (lebensbedrohlich) und unklarem Abdomen (Kontrollen erforderlich)  

Ursachen

Bauchschmerzen können aus den unterschiedlichsten Gründen auftreten. Verzehrte Speisen können sich „auf den Magen schlagen“ wie z.b. zu fettiges oder zu schnell Gegessenes. In Folge kann der Darm ebenfalls belastet sein. Bei Frauen können Bauchschmerzen auch durch die Menstruation verursacht werden.

Normalerweise vergehen Beschwerden dieser Art wieder von selbst. Hausmittel (Wärmflasche, Kräutertee) können Linderung verschaffen.

Schmerzen im Abdomen können akut durch diverse Krankheiten verursacht werden. Die Ursache muss aber nicht immer im Bauch zu finden sein. Auch Stoffwechselerkrankungen oder Krankheiten außerhalb des Bauchraums können ursächlich sein.

Häufig ist eine Appendizitis (d.h. Wurmfortsatzentzündung am Ende des Blinddarms, jeder 4.) oder eine entzündete Gallenblase (jeder 10.) die Ursache. Bei jedem dritten Patienten kann der exakte Grund nicht gefunden werden.

Weitere Ursachen für akute Bauchschmerzen sind:

Erkrankungen im Bauchraum

Bauchfellentzündung (Peritonitis)

  • Bakterielle Infektion z.B. Appendizitis mit Durchbruch oder bakterielle Infektion im Bereich des Beckens
  • Chemische Irritation z.B. durchgebrochenes Magen- oder Darmgeschwür (perforierter Ulcus ventriculi bzw. duodeni), Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis)

Verstopfte Hohlorgane

  • Dünn- bzw. Dickdarmverschluss (Ileus)
  • Gallengangssteine (Choledocholithiasis)
  • Harnleitersteine (Urolithiasis)

Vaskuläre Ursachen (Blutgefäße)  

  • Thrombose (Blutgerinnsel, vor Ort gebildet) oder Embolie (Blutgerinnsel, verschleppt)
  • Aussackung der Hauptschlagaderwand bzw. längsseitiger Einriss (Dissezierendes Aortenaneurysma)
  • Sichelzellanämie (Erbkrankheit, sichelartige Verformung der roten Blutkörperchen)  
  • Bluterguss in Muskeln der vorderen Bauchwand (Rektusscheidenhämatom)
  • Stumpfe Verletzung (Trauma)
  • Blutung im Bauchraum, häufig nach Unfällen (intraabdominelle Blutung)

Infektionen

  • Darminfektionen durch Bakterien (z.b. Salmonellen), Viren (z.b. Noro Virus) und Einzeller (z.b. Amöben) begleitet von Durchfall, Übelkeit oder Fieber

 

Erkrankungen außerhalb des Bauchraumes

Brustraum

Genitalien

  • Verdrehung des Hodens (Hodentorsion) mit mögl. Absterben

Stoffwechselstörungen

  • Bleivergiftung
  • Harnvergiftung (Urämie z.b. durch Niereninsuffizienz)
  • Nicht bzw. schlecht eingestellter Diabetes (Diabetische Ketoazidose)
  • Gestörte Blutfarbstoffproduktion (akute intermittierende hepatische Porphyrie)
  • Kortisonmangel (Addisonkrise)
  • Zerfall roter Blutkörperchen (Hämolytische Krise)
  • Mangel an best. Eiweiß (C1-Esterase Inhibitor Mangel) mit Ödembildung
  • Mittelmeerfieber (Erbkrankheit) mit plötzlichem Fieber, Gelenk- und Brustfellentzündung)

Symptome

Um die genaue Erkrankung als Ursache akuter Bauschmerzen besser klassifizieren zu können, werden die Symptome nach Art, Dauer, Verlauf und Lokalisation eingeteilt. 

Art

Schmerzen können sich unterschiedlich anfühlen. Das Empfinden ist ein wichtiges Kriterium beim Finden der Ursache. Es gibt viszeralen und somatischen Schmerz.

Viszerale Schmerzen sind generell dumpf und betreffen diffus den ganzen Bauchraum. Sie treten durch gleichzeitige Dehnung von Hohlorganen, Verkrampfen der Muskulatur, starke Darmbewegung oder Spannen von Bindegewebe um innere Organe auf.

Häufige Ursachen sind Gallen- oder Harnleiterkoliken, Entzündungen der Gallenblase, Magengeschwüre und eine Lebervergrößerung im Rahmen einer Hepatitis. Dem viszeralen Schmerz ist der sogenannte Kolikschmerz untergeordnet. Dabei ist der empfundene Schmerz an- und abschwellend, intermittierend und krampfhaft. Außerdem kann es zu einem Krümmen der Patienten kommen. 

Head Zonen bezeichnen Haut- und Muskelareale, auf welche viszerale Schmerzen ausstrahlen können. Sie stimmen in ihrer Lage oftmals nicht mit der, der erkrankten Organe überein. Leber und Gallenwege strahlen häufig auf die rechte Schulter aus, Milzbeschwerden auf die linke. Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) äußert sich meist als Rückenschmerz. Symptome in Leisten- oder Genitalbereich deuten auf Harnwegserkrankungen hin.

Somatische Schmerzen sind markant, brennend oder scharf. Ihre Lokalisation stimmt in der Regel mit der Erkrankung überein. Meist greifen Entzündungen z.B. Appendizitis auf das Peritoneum (Bauchfell) über. Neben Entzündungen können auch Embolien (d.h. verschlossenes Blutgefäß) oder Verletzungen im Bauchraum Ursachen sein.

Verlauf

Koliken, zwischen stark und schwach schwankende Schmerzen, sprechen für den Verschluss eines Hohlorgans. Das kann sowohl Harnleiter als auch Gallenwege durch einen Stein betreffen, oder den Darm, welcher seinen Inhalt wegen Tumoren oder Verwachsungen nicht mehr weiterbewegen kann (mechan. Ileus).

Werden Schmerzen immer stärker, ist oft eine Entzündung die Ursache. Appendizitis, Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), oder Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) sind nicht selten.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Schmerzen zuerst sehr stark, dann leichter und schließlich langsam wieder stärker werden. Es handelt sich häufig um einen Tumordurchbruch (Magen, Zwölffingerdarm) oder eine entzündete Gallenblase mit Übergreifen auf das Bauchfell, was zu einer Peritonitis führt (Bauchfellentzündung).

Ein weiterer Auslöser für den zweiten Schmerz kann ein Gefäßverschluss im Bauchraum (Mesenterialinfarkt) sein, wodurch ein Dünndarmabschnitt abstirbt und ein operativer Eingriff nötig wird.

Zeitpunkt

Plötzlich auftretende Schmerzen z.b. nach Öffnen einer Tür, können von einem Harnleiterstein und –verschluss herrühren. Schleichende Schmerzen hingegen eher von einer Appendizitis und anderen Entzündungen.

Leber, Darm und Milz können durch einen unscheinbaren Unfall verletzt werden, auch wenn nach außen hin keine Wunden erkennbar sind z.b. durch das St0ßen des Fahrradlenkers in den Bauch.

Lokalisation

Oberbauchschmerzen deuten auf eine Magenerkrankung hin, wie z.b. beim Magengeschwür (Ulkus) oder der Gallenblasen- (Cholezystitis) und Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).

Im Gegensatz dazu werden Unterbauchschmerzen oft von Darmproblemen verursacht. Es kann sich um eine Blinddarmentzündung (Appendizitis), einen Darmverschluss (Ileus), einen eingeklemmten Leistenbruch (inkarzerierte Leistenhernie) oder auch um entzündete Darmwandausstülpungen (Divertikulitis) handeln.

Liegeposition

Koliken bedingen meistens unruhiges Liegen und häufiges Wälzen. Embryonalstellung (gekrümmt) deutet auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hin.

Stilles, bewegungsarmes Liegen ist ein Indiz für eine Bauchfellentzündung.

Darmgeräusche

Überdurchschnittliche Darmgeräusche deuten auf einen Darmverschluss (mechanische Ileus) hin. Dieser kann durch Verwachsungen nach einer Operation bedingt sein. Auch Entzündungen im Darm (Enterokolitis) verstärken Darmgeräusche.

Pressstrahlgeräusche entstehen, wenn ein Tumor die Darmöffnung verschließt und Flüssigkeit durch die Verengung gedrückt wird.

Ebenso wie zu laute bzw. viele, sind auch keine Geräusche ein Warnzeichen. Eine Darmlähmung, z.B. durch Koliken, Entzündungen oder Stoffwechselstörungen bewirkt, dass der Inhalt nicht mehr weiterbewegt werden kann.

Diagnose

Der behandelnde Arzt wird sich zunächst nach der Art des Schmerzes erkunden. Im Anschluss folgen Untersuchungen zum Auffinden der genauen Ursache.

Tastuntersuchung

Eine erhöhte Abwehrspannung deutet auf eine Reizung des Bauchfells hin. Dabei unterscheidet man zwischen diffus und lokal. Diffus bedeutet hier, dass der gesamte Bauch relativ weich ist. Es handelt sich oft um eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Lokal abgrenzbare Spannung ist ein Hinweis für eine Erkrankung genau in diesem Bereich, wie z.B. ein durchgebrochenes Magengeschwür.

Druckempfindlichkeit an bestimmten Stellen tritt bei einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) unter dem rechten, bei einem Magengeschwür (Ulkus) unter dem linken Rippenbogen auf.

Charakteristisch für eine Blinddarmentzündung ist (Loslass-)Schmerz nach sowie beim Eindrücken oder Streichen über den Bauch gegen den Uhrzeigersinn.

Blutuntersuchung

Eine Blutuntersuchung kann Klarheit über die Schmerzursache verschaffen.

  • CRP (C-reaktives Protein)
  • Blutbild
  • Amylase, Lipase (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Kreatinin (Nierenerkrankung)
  • Elektrolyte
  • Blutzucker
  • Laktat

Außerdem kann ein Schwangerschaftstest gemacht und Leberwerte, Kreatininkinase, Troponin und LDH untersucht werden.

Weitere Untersuchungen

Um einen Leistenbruch auszuschließen muss die Leiste untersucht, ebenso wie Herz und Lunge abgehört werden. Anhand einer rektalen Untersuchung können Hinweise auf bösartige Tumore oder ein Magengeschwür, in Form von Blut gefunden werden.

Je nach Notwendigkeit können auch Röntgen, Ultraschall (Sonografie), Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und Magen bzw. Darmspiegelung (Koloskopie) folgen.

Therapie

Die Behandlung von Bauchschmerzen hängt vollkommen von der Ursache ab. Bei ungefährlichen Ursachen wie z.B. bei fettigem Abendessen kann Kamillentee und leichte Kost ausreichen.

Bei anderen Ursachen wie z.B. einer Blinddarmentzündung, können Operationen notwendig werden.

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Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

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