Gegenanzeigen
AGGRASTAT ist nicht angezeigt bei Patienten, die überempfindlich gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Präparates sind oder die bei einer früheren GPIIb/IIIa-Rezeptorantagonist-Anwendung eine Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen) entwickelt haben.
Da eine Hemmung der Thrombozytenaggregation (Teilschritt des Blutgerinnungsvorgangs) das Blutungsrisiko erhöht, darf AGGRASTAT nicht angewendet werden bei Patienten mit
- bekanntem Schlaganfall in der Krankengeschichte innerhalb der letzten 30 Tage oder jeglichem früher aufgetretenen hämorrhagischen Schlaganfall
- aus der Krankengeschichte bekannter intrakranieller Erkrankung (im Gehirn) (z. B. Neoplasma [Tumor], arteriovenöse Malformation, Aneurysma [Gefäßmissbildungen])
- aktiver oder kürzlich (innerhalb der letzten 30 Tage vor der Behandlung) zurückliegender, klinisch relevanter Blutung (z. B. Blutung im Magen-Darm-Bereich)
- schwerem Verlauf der Bluthochdruckerkrankung (maligner Hypertonie)
- relevantem Trauma (Verletzung) oder größerem operativen Eingriff innerhalb der letzten 6 Wochen
- Thrombozytopenie (Blutplättchenzahl unter 100 000/mm3), Störungen der Plättchenfunktion
- Gerinnungsstörungen (z. B. Prothrombinzeit > 1,3fache der Norm oder INR [International Normalized Ratio] > 1,5)
- schwerer Leberfunktionsstörung.
Schwangerschaft
Für Tirofibanhydrochlorid, den Wirkstoff von AGGRASTAT, sind keine klinischen Daten von schwangeren Patientinnen verfügbar.
Tierstudien liefern nur begrenzte Daten hinsichtlich der Einflüsse auf die Schwangerschaft, die Entwicklung des ungeborenen Kindes, den Geburtsvorgang und die Entwicklung des Kindes nach der Geburt. AGGRASTAT sollte während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, es sei denn, der behandelnde Arzt hält dies für eindeutig erforderlich.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Tirofibanhydrochlorid, der Wirkstoff von AGGRASTAT, in die Muttermilch übertritt, jedoch ist bekannt, dass er in die Milch der Ratte übertritt. Wegen potenzieller unerwünschter Wirkungen auf das gestillte Kind sollte der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der Bedeutung des Arzneimittels für die Mutter entscheiden, ob abgestillt oder das Arzneimittel abgesetzt wird.
Kinder
Es existieren keine Therapieerfahrungen mit AGGRASTAT bei Kindern, so dass die Anwendung von AGGRASTAT bei diesen nicht empfohlen wird.
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise
Die Anwendung von AGGRASTAT allein ohne unfraktioniertes Heparin wird nicht empfohlen.
Für die Anwendung von AGGRASTAT mit Enoxaparin liegen begrenzte Erfahrungen vor. Die Kombination von AGGRASTAT mit Enoxaparin wurde im Vergleich zur Kombination von AGGRASTAT mit unfraktioniertem Heparin häufiger mit Haut- und Mundblutungen, nicht aber Blutungen nach TIMI-Kriterien Starke Blutungen sind gemäß der TIMI-Kriterien definiert als Hämoglobinabfall > 50 g/l mit oder ohne identifizierte Blutungsstelle, intrakranielle Hämorrhagie oder Herztamponade. Schwache Blutungen sind definiert als Hämoglobinabfall > 30 g/l bzw. 50 g/l mit identifizierter Blutungsstelle oder spontane starke Hämaturie, Hämatemesis oder Hämoptyse. ?Blutverlust ohne Blutungsstelle? wird gemäß der TIMI-Kriterien definiert als Hämoglobinverlust > 40 g/l und < 50 g/l ohne identifizierte Blutungsstelle. in Verbindung gebracht. Ein erhöhtes Risiko für Blutungen kann für die Kombination von AGGRASTAT mit Enoxaparin nicht ausgeschlossen werden, insbesondere bei Patienten, die zusätzlich unfraktioniertes Heparin im Rahmen einer Angiographie und/oder perkutanen koronaren Intervention erhalten. Die Wirksamkeit von AGGRASTAT in Kombination mit Enoxaparin wurde nicht geprüft. Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von AGGRASTAT in Kombination mit anderen niedermolekularen Heparinen wurde nicht untersucht.
Für die im Folgenden genannten Erkrankungen bzw. Umstände liegen keine ausreichenden Therapieerfahrungen mit AGGRASTAT vor, jedoch ist ein erhöhtes Blutungsrisiko zu vermuten. Deshalb wird AGGRASTAT nicht empfohlen bei
- traumatischer oder verlängerter kardiopulmonaler Wiederbelebung, Organbiopsie (Organgewebeentnahme) oder Lithotripsie (Steinzertrümmerung) innerhalb der letzten 2 Wochen
- schwerem Trauma (Verletzung) oder größerem operativen Eingriff vor mehr als 6 Wochen, aber weniger als 3 Monaten
- aktivem peptischen Ulkus (Magen-Darm-Geschwür) innerhalb der letzten 3 Monate
- unkontrollierter Hypertonie (Bluthochdruck > 1810 mmHg)
- akuter Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
- aktiver oder in der Krankengeschichte (anamnestisch) bekannter Vaskulitis (Gefäßentzündung)
- Verdacht auf Aortendissektion (Gefäßwandschaden der Aorta)
- hämorrhagischer Retinopathie (Netzhautblutung)
- verborgenem Blut im Stuhl oder Hämaturie (Blut im Urin)
- Thrombolyse-Therapie (Behandlung zur Auflösung eines Blutgerinnsels) –(siehe Wechselwirkungen mit anderen Mitteln)
- gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die relevant das Blutungsrisiko erhöhen (siehe Wechselwirkungen mit anderen Mitteln).
Bei Patienten, für die eine Thrombolyse-Therapie angezeigt ist (z. B. akuter transmuraler Herzinfarkt mit neuen pathologischen Q-Wellen oder ST-Segment-Hebungen oder Linksschenkelblock im EKG), existieren keine Therapieerfahrungen mit AGGRASTAT.
Demzufolge wird die Anwendung von AGGRASTAT unter diesen Umständen nicht empfohlen.
Die Infusion von AGGRASTAT soll sofort gestoppt werden, wenn Umstände eintreten, die eine thrombolytische Therapie notwendig werden lassen (inklusive eines akuten Verschlusses während der PTCA), oder falls der Patient notfallmäßig einer Bypass-Operation zugeführt werden muss oder eine Ballonpumpe in der Aorta benötigt.
Für Patienten, bei denen sofort eine PTCA durchgeführt wird, liegen begrenzte Daten zur Wirksamkeit vor.
Es existieren keine Therapieerfahrungen mit AGGRASTAT bei Kindern, so dass die Anwendung von AGGRASTAT bei diesen nicht empfohlen wird.
Weitere Vorsichtshinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Es existieren unzureichende klinische Erfahrungen hinsichtlich einer wiederholten Anwendung von AGGRASTAT.
Während der Therapie mit AGGRASTAT sind die Patienten sorgfältig hinsichtlich eventueller Blutung zu überwachen. Wird eine Blutungsbehandlung erforderlich, ist ein Absetzen von AGGRASTAT zu erwägen (siehe auch Anwendungsfehler und Überdosierung). Bei schweren oder unkontrollierbaren Blutungen ist AGGRASTAT sofort abzusetzen.
AGGRASTAT sollte unter besonderer Vorsicht bei den im Folgenden genannten Bedingungen und Patientengruppen angewendet werden:
- klinisch relevante Blutung vor kurzer Zeit (unter einem Jahr)
- Punktion eines nicht komprimierbaren Gefäßes innerhalb von 24 Stunden vor Gabe von AGGRASTAT
- kürzlich erfolgte Punktion des Epiduralraums (Wirbelsäulenbereichs, einschließlich Lumbalpunktion oder Spinalanästhesie)
- schwere akute oder chronische Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- kardiogener Schock (bei Herzversagen)
- gering bis mäßig eingeschränkte Leberfunktion
- Blutplättchenzahl unter 150 000/mm3, aus der Krankengeschichte bekannte Koagulopathie (Gerinnungsstörung) bzw. Thrombozytenfunktionsstörung (Funktionsstörung der Blutplättchen) oder Thrombozytopenie (verminderte Anzahl der Blutplättchen)
- Hämoglobin-Konzentration unter 11 g/dl bzw. Hämatokrit < 34 %.
Besondere Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Gabe von Ticlopidin, Clopidogrel, Adenosin, Dipyridamol, Sulfinpyrazon und Prostacyclin.
Ältere Patienten, weibliche Patienten und Patienten mit niedrigem Körpergewicht
Ältere und/oder weibliche Patienten hatten unter AGGRASTAT häufiger Blutungskomplikationen als jüngere bzw. männliche Patienten. Patienten mit niedrigem Körpergewicht hatten häufiger Blutungen als Patienten mit höherem Körpergewicht. Daher sollte AGGRASTAT bei diesen Patienten mit Vorsicht angewendet und die Wirkung von Heparin sorgfältig überwacht werden.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Es gibt Hinweise aus klinischen Studien, dass das Blutungsrisiko mit abfallender Kreatinin-Clearance, und demzufolge auch verminderter Plasma-Clearance von Tirofiban, ansteigt. Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min) sind deshalb während der Therapie mit AGGRASTAT sorgfältig hinsichtlich Blutungen und bezüglich der Wirkung von Heparin zu überwachen. Bei schweren Nierenfunktionsstörungen (Niereninsuffizienz) ist die Dosis von AGGRASTAT zu vermindern (siehe auch Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung).
Femoralarterienzugang
Unter AGGRASTAT kommt es zu einer signifikanten Erhöhung der Blutungsraten, besonders im Femoralarterienbereich (in der Leistenbeuge), wo die Einführschleuse für den Katheter platziert wird. Es sollte darauf geachtet werden, nur die Vorderwand der Femoralarterie zu punktieren. Arterielle Schleusen können entfernt werden, wenn sich die Blutgerinnung normalisiert hat, z. B. wenn die aktivierte Blutgerinnungszeit (ACT = activated clotting time) unter 180 Sekunden liegt (üblicherweise 2-6 Stunden nach Absetzen von Heparin). Nach Entfernen der Einführschleuse ist für eine sorgfältige Blutstillung unter engmaschiger Nachbeobachtung zu sorgen.
Generelle Behandlungs- und Pflegeanweisungen
Die Zahl von Gefäßpunktionen und intramuskulären Injektionen soll während der Therapie mit AGGRASTAT so gering wie möglich gehalten werden.
Intravenöse Zugänge sollten nur an komprimierbaren Stellen des Körpers angelegt werden. Alle Gefäßpunktionsstellen sind sorgsam zu dokumentieren und zu kontrollieren. Die Anwendung von Blasenkathetern, nasotrachealer Intubation oder nasogastralen Sonden muss kritisch erwogen werden.
Überwachung von Laborwerten
Blutplättchenzahl, Hämoglobin sowie Hämatokrit sind vor Behandlung mit AGGRASTAT zu bestimmen sowie innerhalb von 2-6 Stunden nach Beginn der Therapie mit AGGRASTAT und danach mindestens täglich für die Dauer der Therapie mit AGGRASTAT (oder häufiger, wenn Hinweise auf eine deutliche Abnahme bestehen). Bei Patienten, die bereits zuvor mit GPIIb/IIIa-Rezeptorantagonisten behandelt wurden (Kreuzreaktionen sind möglich), ist die Thrombozytenzahl im Fall einer Reexposition (erneuten Anwendung) sofort, d. h. bereits innerhalb der ersten Stunde der Anwendung zu überwachen (siehe auch Nebenwirkungen).
Bei einer Verringerung der Blutplättchen unter 90 000/mm3 sollten weitere Blutplättchenzählungen durchgeführt werden, um eine Pseudothrombozytopenie auszuschließen.
Bestätigt sich die Thrombozytopenie, sind AGGRASTAT und Heparin abzusetzen.
Die Patienten sind hinsichtlich der Blutungen zu überwachen und gegebenenfalls zu behandeln (siehe auch Anwendungsfehler und Überdosierung).
Zusätzlich ist vor Behandlungsbeginn die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT – Test zur Kontrolle der Blutgerinnung) zu bestimmen. Die gerinnungshemmende Wirkung von Heparin sollte sorgfältig durch wiederholte Bestimmungen der aPTT überwacht und die Dosierung sollte entsprechend angepasst werden (siehe auch Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung). Es kann zu lebensbedrohlichen Blutungen kommen, insbesondere wenn Heparin gemeinsam mit anderen Medikamenten verabreicht wird, die – wie z. B. GPIIb/IIIa-Rezeptorantagonisten - die Hämostase (Blutstillung) beeinflussen.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Es liegen keine Daten vor, ob AGGRASTAT die Fähigkeit zum Fahren oder zur Bedienung von Maschinen beeinflusst.