Dosierung
Wie andere Muskelrelaxanzien sollte Norcuron 10 mg nur von erfahrenen Ärzten, die mit der Wirkung und Anwendung dieser Arzneimittel vertraut sind, oder unter deren Aufsicht verabreicht werden.
Wie bei anderen Muskelrelaxanzien sollte die Dosis von Norcuron 10 mg auf jeden Patienten individuell abgestimmt werden. Bei der Bestimmung der Dosis sollten die Art der Narkose, die voraussichtliche Dauer des chirurgischen Eingriffs, die möglichen Interaktionen mit anderen Arzneimitteln, die vor oder während der Narkose verabreicht werden, und der Zustand des Patienten berücksichtigt werden.
Eine apparative Überwachung der neuromuskulären Funktion wird empfohlen.
Inhalationsanästhetika verstärken die neuromuskuläre Blockade durch Norcuron 10 mg. Diese Wirkungsverstärkung wird im Verlauf der Narkose klinisch relevant, wenn die Inhalationsanästhetika im Gewebe die für diese Wechselwirkung notwendige Konzentration erreicht haben. Demzufolge sollten im Verlauf lang dauernder Eingriffe (länger als eine Stunde) unter Inhalationsanästhesie Dosisanpassungen vorgenommen werden, indem kleinere Erhaltungsdosen von Norcuron 10 mg in größeren Abständen verabreicht werden oder die Infusionsgeschwindigkeit von Norcuron 10 mg verringert wird (siehe ?Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen? in Abschnitt 2).
Die folgenden Dosierungsempfehlungen können als allgemeine Leitlinie für eine endotracheale Intubation und für eine Muskelrelaxation bei Erwachsenen während kurz bis lang andauernden chirurgischen Eingriffen dienen.
Dosierung bei endotrachealer Intubation
Die Standarddosierung zur Intubation bei Routineanästhesien liegt zwischen 0,08 bis 0,1 mg Vecuroniumbromid pro kg Körpergewicht. Bei dieser Dosierung werden innerhalb von 90 bis 120 Sekunden bei fast allen Patienten adäquate Intubationsbedingungen erreicht.
Dosierung bei chirurgischen Eingriffen nach Intubation mit Suxamethonium
Bei chirurgischen Eingriffen nach Intubation mit Suxamethonium wird eine Dosierung von 0,03 bis 0,05 mg Vecuroniumbromid pro kg Körpergewicht empfohlen.
Nach Intubation mit Suxamethonium sollte Norcuron 10 mg erst verabreicht werden, nachdem der Patient sich von der durch Suxamethonium hervorgerufenen neuromuskulären Blockade klinisch erholt hat.
Erhaltungsdosis
Die empfohlene Erhaltungsdosis liegt zwischen 0,02 und 0,03 mg Vecuroniumbromid pro kg Körpergewicht. Diese Erhaltungsdosis sollte am besten dann verabreicht werden, wenn die Reizantwort wieder 25 % der Kontrollreizantwort erreicht hat.
Dosierung bei Dauerinfusion von Norcuron 10 mg
Wenn Norcuron 10 mg als Dauerinfusion verabreicht werden soll, wird empfohlen, zuerst eine Bolusdosis zu geben (siehe oben ?Dosierung bei endotrachealer Intubation?) und mit der Infusion von Norcuron 10 mg zu beginnen, sobald die neuromuskuläre Blockade abnimmt.
Die Infusionsgeschwindigkeit sollte dabei so gewählt werden, dass 10 % der Kontrollreizantwort oder ein bis zwei Reizantworten bei Vierfachreizung (Train of four) erhalten bleiben.
Bei Erwachsenen liegt die erforderliche Infusionsgeschwindigkeit zur Erhaltung dieser neuromuskulären Blockade zwischen 0,8 und 1,4 g Vecuroniumbromid pro kg pro Minute. Für Neugeborene und Kleinkinder siehe unten. Eine wiederholte Überwachung der neuromuskulären Blockade ist notwendig, da je nach Patient und verwendetem Narkoseverfahren unterschiedliche Infusionsgeschwindigkeiten erforderlich sind.
Dosierung bei älteren Patienten
Es kann die gleiche Intubations- und Erhaltungsdosis wie bei jungen Erwachsenen (0,08–0,1 mg/kg bzw. 0,02–0,03 mg/kg) verwendet werden. Die Wirkungsdauer ist bei älteren Patienten im Vergleich zu jüngeren Patienten aufgrund veränderter pharmakokinetischer Mechanismen verlängert. Der Zeitraum bis zum Wirkungseintritt bei älteren Patienten ist ähnlich wie bei jungen Erwachsenen.
Dosierung bei pädiatrischen Patienten
Aufgrund möglicher Unterschiede in der Sensitivität der motorischen Endplatte, insbesondere bei Neugeborenen (bis zu einem Alter von 4 Wochen) und wahrscheinlich auch bei Kleinkindern (bis zu einem Alter von 4 Monaten), wird empfohlen, mit einer Testdosis von 0,01–0,02 mg Vecuroniumbromid pro kg Körpergewicht zu beginnen und die Dosis schrittweise zu erhöhen, bis eine 90–95%ige Unterdrückung der Reizantwort erreicht ist. Bei Operationen an Neugeborenen sollte die Dosis 0,1 mg/kg nicht übersteigen.
Bei Neugeborenen und Kleinkindern (1–12 Monate) sind dieselben Dosen erforderlich wie bei Erwachsenen. Da jedoch der Zeitraum bis zum Wirkungseintritt von Norcuron 10 mg bei diesen Patienten deutlich kürzer ist als bei Erwachsenen und Kindern, sind hohe Intubationsdosen zur schnelleren Entwicklung guter Intubationsbedingungen im Allgemeinen nicht erforderlich.
Da Wirkungsdauer und Erholungszeit von Norcuron 10 mg bei Neugeborenen und Kleinkindern länger sind als bei Kindern und Erwachsenen, werden die Erhaltungsdosen in größeren Abständen verabreicht (siehe ?Pädiatrische Patienten? in Abschnitt 7.1.1).
Bei Kindern (2–10 Jahre) sind höhere Dosen erforderlich (siehe ?Pädiatrische Patienten? in Abschnitt 7.1.1). Als Intubations- und Erhaltungsdosis ist normalerweise jedoch die der Erwachsenen ausreichend (0,08–0,1 mg/kg bzw. 0,02–0,03 mg/kg). Aufgrund der verkürzten Wirkungsdauer bei Kindern müssen die Erhaltungsdosen in kürzeren Abständen verabreicht werden.
Obwohl es sehr wenig Daten zur Dosierung bei Jugendlichen gibt, wird aufgrund der physiologischen Entwicklung in dieser Altersstufe die gleiche Dosis wie für Erwachsene empfohlen.
Dosierung bei Übergewicht und Adipositas
Bei Anwendung an übergewichtigen oder adipösen Patienten (Körpergewicht mindestens 30 % über dem Idealkörpergewicht) sollte die Dosis reduziert und nach dem Idealkörpergewicht berechnet werden.
Höhere Dosierungen
Bei Operationen unter Halothan- und Neuroleptanästhesie wurden Initialdosen von 0,15 mg bis 0,3 mg Vecuroniumbromid pro kg Körpergewicht verabreicht, ohne dass bei entsprechender Beatmung unerwünschte kardiovaskuläre Folgen auftraten. Bei Verwendung so hoher Dosen von Norcuron 10 mg ist der Zeitraum bis zum Wirkungseintritt verkürzt und die Wirkungsdauer verlängert.
Art der Anwendung
Norcuron 10 mg wird nach Rekonstitution intravenös entweder als Bolusinjektion oder als Dauerinfusion verabreicht.
Rekonstitution
Durch Zugabe von 5 ml Wasser für Injektionszwecke erhält man eine isotonische Lösung mit pH 4, die 2 mg Vecuroniumbromid pro ml (2 mg/ml) enthält.
Um eine Lösung geringerer Konzentration zu erhalten, kann Norcuron 10 mg alternativ mit bis zu 10 ml folgender Infusionslösungen rekonstituiert werden:
- 5%ige Glukose-Lösung
- 0,9%ige Kochsalzlösung
- Ringer-Laktat-Lösung
- 5 % Glukose in Ringer-Laktat-Lösung
- 5 % Glukose in 0,9%iger Kochsalzlösung
Kompatibilität
Wenn Norcuron 10 mg mit Wasser für Injektionszwecke rekonstituiert wird, kann die erhaltene Lösung bis zu einer Verdünnung von 40 mg/l mit den folgenden Infusionslösungen, abgefüllt in PVC oder Glas, gemischt werden:
- 0,9%ige Kochsalzlösung
- 5%ige Glukoselösung
- Ringer-Lösung
- Ringer-Glukose-Lösung
Die oben erwähnte rekonstituierte Lösung kann auch in den Schlauch einer laufenden Infusion von folgenden Lösungen injiziert werden:
- Ringer-Laktat-Lösung
- 5 % Glukose in Ringer-Laktat-Lösung
- 5 % Glukose in 0,9%iger Kochsalzlösung
- Haemaccel
- 5 % Dextran-40 in 0,9%iger Kochsalzlösung
Es wurden keine Kompatibilitätsstudien mit anderen Infusionsflüssigkeiten durchgeführt.
Überdosierung
Im Fall einer Überdosierung und verlängerten neuromuskulären Blockade sollte der Patient weiter künstlich beatmet und sediert werden. In dieser Situation gibt es zwei Möglichkeiten für die Aufhebung der neuromuskulären Blockade: (1) Sugammadex kann zur Aufhebung einer tiefen neuromuskulären Blockade angewendet werden. Die zu verabreichende Dosis von Sugammadex hängt von der Tiefe der neuromuskulären Blockade ab. (2) Ein Acetylcholinesterase-Inhibitor (z. B. Neostigmin, Edrophonium, Pyridostigmin) kann angewendet werden sobald die Spontanerholung einsetzt und sollte in ausreichender Dosis verabreicht werden. Falls trotz der Verabreichung eines Acetylcholinesterase-Inhibitors die neuromuskulären Effekte von Norcuron 10 mg nicht aufgehoben werden, muss die Beatmung fortgesetzt werden bis die Spontanatmung wieder einsetzt. Wiederholte Gaben von Acetylcholinesterase-Inhibitoren können gefährlich sein.
Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.