Wie alle Arzneimittel kann Propycil® 50 mg Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftre- ten müssen. Informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker, wenn eine der aufgeführten Nebenwir- kungen Sie erheblich beeinträchtigt oder sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Ge- brauchsinformation angegeben sind.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrundegelegt:
Sehr häufig: |
häufig: |
mehr als 1 von 10 Behandelten
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mehr als 1 von 100 Behandelten
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Gelegentlich:
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Selten:
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mehr als 1 von 1000 Behandelten
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mehr als 1 von 10.000 Behandelten
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Sehr selten:
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1 oder weniger von 10.000 Behandelten einschließlich Einzelfälle
Nebenwirkungen
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
häufig: Verminderung einer bestimmten Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Neutropenie) ohne dass sonstige Krankheitszeichen zu beobachten sind.
gelegentlich: eine schwere, gelegentlich auftretende Nebenwirkung ist das Fehlen bestimmter weißer Blutkörperchen (Agranulozytose), die z.T. mit schweren Komplikationen einhergeht.
Agranulozytosen können sich innerhalb weniger Stunden einstellen und äußern sich als Mund- schleimhautentzündungen, Rachenentzündungen, Fieber und Furunkelbildung. Beim Auftreten dieser Erscheinungen muß, besonders in den ersten Therapiewochen, Propycil® 50 mg sofort abgesetzt und der Arzt aufgesucht werden, um eine Blutbildkontrolle durchführen zu lassen. Die Symptome können auch noch Wochen bis Monate nach Therapiebeginn auftreten. Meist sind sie spontan rückbildungs- fähig.
sehr selten: Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie),Verminderung aller Blutzellen ( Panzytopenie), gestörte Bildung der roten Blutkörperchen, Auflösung der Blutzellen (Hämolyse), positiver Coombstest (s.u.), Vergrößerung der Lymphknoten (Lymphadenopathie)
Erkrankungen des Immunsystems:
häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen
Allergische Hauterscheinungen (juckender Ausschlag, Nesselsucht) treten häufig auf. Sie haben meist einen leichten Verlauf und sind oft unter fortgesetzter Therapie rückbildungsfähig. ( siehe auch Erkran- kungen der Haut und des Unterhautzellgewebes)
selten: Medikamentenfieber, Leberschädigung (siehe auch Leber- und Galleerkrankungen)
sehr selten: Gelenkschmerzen (siehe auch Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankun- gen)
sehr selten: Unter der Therapie mit Propylthiouracil können Antikörper gegen bestimmte Bestandteile der weißen Blutkörperchen (antineutrophile zytoplasmatische Antikörper, ANCA) auftreten, die bei einem Teil der Patienten zu Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitis, siehe auch Störungen der Blutgefäße ) führen können. Diese können neben Gelenk- und Muskelschmerzen und grippeähnlichen Beschwerden unter anderem auch zu Schäden an der Haut (siehe auch Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewe- bes), den Gelenken, den Nieren (siehe auch Erkrankungen der Nieren und Harnwege) und der Lunge (siehe auch Erkrankungen der Atemwege) führen. Im Falle des Auftretens entsprechender Symptome sollte durch einen Arzt eine immunologische Abklärung erfolgen und das Arzneimittel gegebenenfalls ab- gesetzt werden. Im allgemeinen bilden sich die Symptome nach Absetzen der Therapie zurück.
Erkrankungen des Nervensystems
selten: Schwindel, Störungen an Muskeln und Nerven (neuromuskuläre Störungen).
Störungen der Blutgefäße (vaskuläre Störungen)
sehr selten: Entzündung der Blutgefäße (Vaskulitis,siehe auch Erkrankungen des Immunsystems), Lu- pus-ähnliches Syndrom (s.u.), Periarteriitis nodosa (s.u.), Wassersucht besonders in den Beinen ( peri- phere Ödeme)
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes häufig: juckender Ausschlag, Nesselsucht
sehr selten: Haarverlust, Vaskulitis der Haut, die mit entzündlichen Hautausschlägen und Blutungen verbunden sein kann (Exanthem, Purpura, leukozytoklastische Vaskulitis, siehe auch Erkrankungen des Immunsystems)
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraumes und des Mittelfells (Mediastinums)
sehr selten: Asthma,als Folge einer Vaskulitis (siehe oben) können auch eine Entzündung des Lungen- gerüstes (interstitielle Pneumonitis) oder eine Entzündung der Lungenbläschen verbunden mit Bluthusten (hämorrhagische Alveolitis) auftreten.
Erkrankungen des Magen-Darmtraktes
häufig: Magenunverträglichkeit, Übelkeit, Erbrechen
gelegentlich: Geschmacks- und Geruchsstörungen (Dysgeusie, Ageusie) treten gelegentlich auf und sind nach dem Absetzen rückbildungsfähig, wobei die Normalisierung mehrere Wochen dauern kann.
Leber- und Gallenerkrankungen
selten: Leberschädigung, insbesondere bei höherer Dosierung
Entzündliche Leberschädigung mit Leberzellenuntergang (hepatitische Reaktionen mit hepatozellulärer Nekrose) sowie Gallenstau (transiente Cholestasen) wurden beschrieben. Die Erscheinungen bilden sich im Allgemeinen nach Absetzen des Medikamentes zurück.
Häufigkeit unbekannt: Leberversagen, Leberentzündung
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
sehr selten: als Folge einer Vaskulitis (siehe auch Erkrankungen des Immunsystems) können Nieren- funktionsstörungen und Entzündungen des Nierengewebes (Glomerulonephritis), in Einzelfällen akutes Nierenversagen auftreten.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
sehr selten: Gelenkschmerzen ohne nachweisbare Gelenkentzündungszeichen
Störungen des Hormonsystems (Endokrinologische Störungen) sehr selten: Kropfbildung beim Neugeborenen
Erkrankungen des Ohres und des Innenohres
Sehr selten: in Einzelfällen kann es zu einem vorübergehenden Verlust des Hörvermögens kommen,
Untersuchungen (Laborbefunde)
sehr häufig: vorübergehende Erhöhungen der Leberfunktionsenzyme (Serumtransaminasen)
Erklärungen
Lupus erythematodes ist eine Erkrankung des gesamten Körpers (systemische Erkrankung), bei der gegen die eigene Körpersubstanz Antikörper gebildet werden (Autoimmunerkrankung), die ent- zündliche Reaktionen verursachen. Das Krankheitsmuster ist vielgestaltig und zeichnet sich durch unter- schiedliche und wechselnde Befallsmuster der Organe aus.
Periarteriitis nodosa ist ebenfalls eine Erkrankung des gesamten Körpers, bei der es zu einer Entzündung der Blutgefäße (Vasculitis) mit nachfolgendem, entzündlich bedingten Untergang von Arte- rien kommt (nekrotisierende Arteriitis). Neben Fieber und Gewichtsverlust treten vor allem Beeinträchti- gungen der Nieren, der Gelenke und des Herzens auf.
Der Coombs-Test ist ein Nachweis für Antikörper, die vor allem gegen rote Blutkörper- chen (Erythrozyten) gerichtet sind.
Hinweise
- Durch Propycil® 50 mg wird der Energiebedarf, der durch die Schilddrüsenüberfunktion krankhaft gesteigert war, vermindert. Dies bedeutet, dass es unter der Behandlung mit Propycil® 50 mg bei gleichbleibender Ernährung zu einem Anstieg des Körpergewichts kommen kann. Dies ist aus medizinischer Sicht im Allgemeinen erwünscht.
- Weiteres Wachstum der bereits vergrößerten Schilddrüse bei unterdrückten TSH-Spiegeln (TSH ist ein die Schilddrüsenproduktion stimulierendes Hormon) ist als Folge der Grunderkrankung anzusehen und durch zusätzliche Behandlung mit Schilddrüsenhormonen nicht zu verhindern.
Ein Auftreten oder eine Verschlimmerung einer für Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion typischen Augenerkrankung (endokrine Orbitopathie) ist weitgehend unabhängig vom Verlauf der Schilddrüsen- erkrankung; eine solche Komplikation ist, für sich genommen, kein Anlass, das Therapiekonzept zu ändern, und sie ist nicht als Nebenwirkung einer sachgemäß durchgeführten Therapie aufzufassen.
In einem geringen Prozentsatz kommen auch unter alleiniger Therapie mit Propycil® 50 mg spätere Schilddrüsenunterfunktionsstörungen vor. Hierbei handelt es sich nicht um eine Nebenwirkung des Arzneimittels, sondern um entzündliche Prozesse im Schilddrüsengewebe im Rahmen der Grunder- krankung.
Während einer Schilddrüsen-hemmenden (thyreostatischen ) Therapie sind wiederholte Kontrollen der Schilddrüsenfunktion in angemessenen Abständen erforderlich, um eine Überdosierung zu ver- meiden. Ebenso sind regelmäßige Kontrollen von Blutbild, bestimmten Leberwerten (Transaminasen) und Gallestau-anzeigenden Enzymen angeraten.