Dieses Arzneimittel ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ia.
Gilurytmal wird angewendet
- bei anhaltenden Herzrhythmusstörungen mit gesteigerter Herzfrequenz in den Herzkammern bei Patienten mit einer stabilen Strömungsmechanik des Blutes (anhaltende ventrikuläre Tachykardien bei Patienten mit stabiler Hämodynamik)
- bei symptomatischen und behandlungsbedürftigen Herzrhythmusstörungen mit gesteigerter Herzfrequenz im Vorhof des Herzens (supraventrikuläre Tachykardien, wie z. B.:AV- junktionalen Tachykardien)
- zur Beurteilung von bestimmten Erregungsleitungsstörungen (Ajmalintest zur Beurteilung von AV-Leitungsstörungen im Infra-His-Bereich (kontraindiziert bei Patienten mit Dekompensation oder HV-Intervall über 70 msec))
2. Was sollten Sie vor der Anwendung von Gilurytmal 5 mg/ml Injektionslösung und Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung beachten?
Gilurytmal darf nicht angewendet werden,
wenn Sie allergisch gegen Ajmalin oder einen der in Abschnitt 6. genannten sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind
Gebrauchsinformation |
Gilurytmal 5 mg/ml Injektionslösung und |
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung |
- bei Erkrankung des körpereigenen Schrittmachers (Sinusknoten) für die Herzaktion (Sick- Sinus Syndrom), sofern kein Schrittmacher vorhanden ist
- bei höhergradigen Erregungsleitungsstörungen zwischen Herzvorhöfen und –kammern (AV- Block II. und III. Grades)
- bei vorbestehenden Erregungsleitungsstörungen innerhalb der Herzkammern (intraventrikulär)
- bei Adam-Stokes-Anfällen (kurze Bewusstlosigkeit ausgelöst durch anfallsartigen Herzstillstand infolge von Sinusknotenstillstand, Blockierung der Erregungsüberleitung vom Sinusknoten auf die Vorhöfe oder von den Vorhöfen auf die Kammern)
- bei manifester Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)
- bei erheblicher Zunahme der Erregungsausbreitung in den Herzkammern (Verbreiterung des QRS-Komplexes) bzw. Verlängerung der gesamten elektrischen Herzkammeraktion (QT-Zeit)
- bei Vergiftungen mit herzwirksamen Glykosiden (Substanzen wie Digitalis, die die Kontraktionskraft des Herzens steigern und die Herzfrequenz senken)
- bei Myasthenia gravis (Autoimmunerkrankung mit einer gestörten Reizübertragung vom Nerv auf den Muskel)
- bei krankhafter Vergrößerung des Herzmuskels (hypertrophe Kardiomyopathie)
- innerhalb der ersten drei Monate nach einem Herzinfarkt, oder bei Patienten mit einer Pumpschwäche der linken Kammer (LVEF < 35 %) (Ausnahme: Patienten mit lebensbedrohlichen ventrikulären Herzrhythmusstörungen)
- bei zu langsamer Schlagfolge des Herzens (Bradykardie < 50 Schläge / Minute)
- bei zu schneller Schlagfolge des Herzens (Tachykardie), die durch eine entgleiste Herzmuskelschwäche (Herzdekompensation) bedingt ist
- bei einer durch Bakterien verursachte Entzündung der Herzinnenhaut (bakterielle Endokarditis)
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Bei Patienten mit
- leichteren Erregungsleitungsstörungen zwischen Herzvorhöfen und Herzkammern (AV-Block I. Grades)
- nicht vollständiger Blockade der Erregungsleitung innerhalb der Herzkammern (inkompletter Schenkelblock)
- niedrigem Blutdruck (nicht rhythmogene Hypotonie < 90 mm Hg systolisch)
- eingeschränkter Leberfunktion oder verminderter Leberdurchblutungsrate (z.B. durch sehr niedrigen Blutdruck)
muss die Dosierung entsprechend angepasst werden.
Bei gleichzeitig auftretender Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) und Herzrhythmusstörungen sollte zunächst eine Therapie der Herzinsuffizienz erfolgen, da die Herzrhythmusstörungen Folge der Herzinsuffizienz sein können.
Die intravenöse Anwendung erfordert eine strenge kardiologische Überwachung und sollte daher nur durchgeführt werden, wenn entsprechende Reanimationsausrüstung und geeignete Überwachungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Bei der Verabreichung als Infusion ist zu berücksichtigen, dass es für Ajmalin, den Wirkstoff von Gilurytmal, sogenannte „Poor Metabolizer“ gibt, bei denen Ajmalin langsamer verstoffwechselt wird. Die Häufigkeit des Vorkommens dieser genetischen Veränderung beträgt ca. 7-8 %. Bei länger dauernder Anwendung kann es bei diesen Patienten zu erheblich höheren Plasmakonzentrationen kommen. Sollte es unter einer Infusion mit Ajmalin zu einer Verschlechterung hämodynamischer Parameter oder EKG Parameter kommen, ist die Infusion sofort zu unterbrechen.
Ajmalin erhöht die Schrittmacherreizschwelle deutlich.
Die Anwendung von Gilurytmal kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen.
Gebrauchsinformation |
Gilurytmal 5 mg/ml Injektionslösung und |
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung |
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Gilurytmal bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Es liegen nur unzureichende Daten vor. Deshalb wird die Anwendung von Gilurytmal bei Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen.
Bei Anwendung von Gilurytmal zusammen mit anderen Arzneimitteln
Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen oder anwenden bzw. vor kurzem eingenommen oder angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.
Bei Kombination von Ajmalin mit anderen Antiarrhythmika, mit Beta-Rezeptorenblockern (Mittel zur Behandlung von Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit) oder Calciumantagonisten (Mittel zur Behandlung von Angina pectoris und des Bluthochdrucks) muss mit einer Verstärkung der hemmenden Wirkung auf die Erregungsüberleitung vom Herzvorhof auf die Herzkammern (AV- Überleitung), die Erregungsleitung innerhalb der Herzkammern und die Kontraktionskraft gerechnet werden.
Eine Kombination von Ajmalin mit anderen Antiarrhythmika der Klasse I sollte wegen der Gefahr des Auftretens schwerwiegender Nebenwirkungen unterbleiben.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Ajmalin und Chinidin kommt es zur Erhöhung der Plasmakonzentration von Ajmalin und erhöhter Wirkung auf Teile des Erregungsleitungssystems (His- Purkinje-System).
Eine gleichzeitige Verabreichung von Medikamenten, die zu einer Verlängerung der QTc-Zeit (im EKG) führen (z.B.: Makrolid-Antibiotika, Azol-Antimykotika, Lithium, Citalopram, andere Antiarrhyhmika,…), sollte wegen eines möglichen Auftretens lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen (Torsade de pointes-Tachykardien) vermieden werden.
Ajmalin kann bei Patienten, die Digitalispräparate erhalten, schon in geringer Konzentration zu einer kritischen Einwirkung auf Reizbildung und Reizleitung führen.
Die gleichzeitige Gabe von Substanzen, die die Enzymaktivität steigern (Cytochrom F-Induktoren wie z.B. Rifampicin [Mittel gegen Tuberkulose], Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin [Mittel gegen Epilepsie]) führt zur Beschleunigung des Abbaus von Ajmalin in der Leber und damit zur erheblichen Verminderung der Plasmakonzentration von Ajmalin.
Ajmalin wird unter anderem durch das Cytochrom F Isoenzym CYP 2D6 metabolisiert und inhibiert dieses. Es können klinisch bedeutsame Wechselwirkungen zwischen Ajmalin und anderen Substanzen, die durch CYP 2D6 metabolisiert werden wie z. B. Betablocker, Antidepressiva sowie Neuroleptika, auftreten. Dies ist insbesondere bei der Applikation von Gilurytmal als Infusion zu berücksichtigen.
Die Häufigkeit von durch Gilurytmal verursachten, lang anhaltenden Gallestauungen (Cholestasen) nimmt bei gleichzeitiger Behandlung mit Hormonen, Sulfonamiden (einschließlich jener Tabletten gegen Diabetes, die von Sulfonamiden abstammen wie z.B.: Glibenclamid oder Glimepirid), Salicylaten (entzündungshemmende Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure, Mesalazin,..) und Diazepam (Beruhigungsmittel) zu.
Bei gleichzeitiger Behandlung von Gilurytmal mit Curare-artigen Muskelentspannungsmitteln (z.B.: Pancuronium, Mivacurium,…) wird deren relaxierende Wirkung verstärkt.
Schwangerschaft und Stillzeit
Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten schwanger zu sein oder beabsichtigen , schwanger zu werden, informieren Sie vor der Anwendung dieses Arzneimittels Ihren Arzt.
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Gilurytmal 5 mg/ml Injektionslösung und |
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung |
Schwangerschaft
Bisher liegen keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Ajmalin bei Schwangeren vor. Es liegen auch keine ausreichenden Daten aus Tierstudien vor.
Die Anwendung von Gilurytmal während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird deshalb nicht empfohlen.
Stillzeit
Daten zum Übertritt von Ajmalin in die Muttermilch liegen nicht vor. Aus Sicherheitsgründen sollte Ajmalin deshalb während der Stillzeit nicht angewendet werden.
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Ajmalin kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Allerdings wird Gilurytmal unter kontrollierten Bedingungen im Krankenhaus angewendet und verbleibt nicht sehr lange im Blut. Deshalb wird eine mögliche Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit und der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen als vernachlässigbar eingeschätzt.