Acetazolamid

ATC CodeS01EC01
CAS-Nummer59-66-5
PUB-Nummer1986
Drugbank IDDB00819
SummenformelC4H6N4O3S2
Molare Masse (g·mol−1)222,25
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt (°C)260,5
PKS Wert7,2

Grundlagen

Acetazolamid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Carboanhydrasehemmer mit einem breiten Anwendungsfeld. Die Hauptindikation ist die Behandlung des Glaukoms. Es kann langfristig zur Behandlung des Offenwinkelglaukoms und kurzfristig zur Behandlung des akuten Winkelverschlussglaukoms eingesetzt werden, bis eine Operation durchgeführt werden kann.

Zu den weiteren Indikationen gehören:

  • Epilepsie
  • Höhenkrankheit
  • periodischer Lähmung
  • idiopathischer intrakranieller Hypertonie (erhöhter Hirndruck unklarer Ursache)
  • Alkalisierung des Urins
  • Ödeme bei Herzinsuffizienz

Es wird durch den Mund oder als Injektion in eine Vene eingenommen. Acetazolamid wird seit 1952 in der Medizin eingesetzt. Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation.

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Acetazolamid ist ein Arzneistoff, welcher das Enzym Carboanhydrase hemmt. Carboanhydrase wandelt Wasser und COin Kohlensäure um, woraus in weiterer Folge Bicarbonat entsteht. Diese Reaktion ist maßgeblich an der Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Haushaltes im Organimus beteiligt. Carboanhydrase kommt in roten Blutkörperchen und vielen anderen Geweben wie dem Gehirn, Augen und Nieren vor. 

Bei der Behandlung des Glaukoms wird der Augeninnendruck durch Reduktion der Augenflüssigkeit und der Osmolalität gesenkt. Dadurch werden die Symptome erheblich gelindert. Die antikonvulsive Wirkung wird auf eine Reduktion des Hirndruckes zurückgeführt. Die harntreibende Wirkung hängt von der Hemmung der Carboanhydrase in den Nieren ab, die eine Verringerung der Verfügbarkeit von Wasserstoffionen für den aktiven Transport im Nierentubuluslumen bewirkt. Dies führt zu alkalischem Urin und einer erhöhten Ausscheidung von Bikarbonat, Natrium, Kalium und Wasser.

Pharmakokinetik

Die Plasmaproteinbindung beträgt etwa 98 %. Der Stoff wird zu rund 90 % über den Urin eliminiert. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt zwischen 3 und 9 Stunden. 

Wechselwirkungen

Arzenistoffe mit denen möglicherweise Interaktionen auftreten können sind:

  • Amphetaminen (Durch Erhöhung des pH-Wertes im Harn wird die Clearance von Amphetaminen verringert)
  • Carboanhydrase-Hemmer (mögliche additive Wirkung und Erhöhung des Nebenwirkungspotenzials)
  • Ciclosporin (Plasmaspiegel von Ciclosporin kann erhöht werden)
  • Antifolate wie Trimethoprim, Methotrexat, Pemetrexed und Raltitrexed.
  • Orale Antidiabetika (Acetazolamid kann den Blutzuckerspiegel sowohl erhöhen als auch senken)
  • Lithium  (Ausscheidung von Lithium wird erhöht wodurch die therapeutische Wirkung verringert wird)
  • Phenytoin (Ausscheidung von Phenytoin ist verringert und erhöht dadurch das Toxizitätspotenzial)
  • Primidon (verringerter Plasmaspiegel von Primidon, wodurch Antikonvulsive Wirkung verringert wird)
  • Chinidin (Verringerte Urinausscheidung von Chinidin und damit erhöhtes Toxizitätspotenzial)
  • Salicylate (Potenzial für schwere Toxizität)
  • Natriumbicarbonat (Risiko für Bildung von Nierensteinen führen)
  • Antikoagulantien, Herzglykoside, können durch Acetazolamid in ihrer Wirkung verstärkt werden

Toxizität

Nebenwirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören:

  • Taubheit
  • Ohrensausen
  • Appetitlosigkeit
  • Erbrechen
  • Schläfrigkeit 
  • Verminderte Libido
  • Bitterer oder metallischer Geschmack
  • Übelkeit
  • Unterleibskrämpfe
  • Durchfall
  • Schwarzer Stuhl
  • Polyurie
  • Nierensteine
  • Metabolische Azidose
  • Elektrolytveränderungen

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegenüber Acetazolamid
  • Hyperchlorämische Azidose
  • Hypokaliämie (Kaliummangel im Blut)
  • Hyponatriämie (Natriummangel im Blut)
  • Nebenniereninsuffizienz
  • Beeinträchtigte Nierenfunktion
  • Ausgeprägte Lebererkrankung oder Beeinträchtigung der Leberfunktion, einschließlich Leberzirrhose, wegen des Risikos der Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie
Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc

Autor

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Lektor


Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

medikamio Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden und erhalten Sie wertvolle Tipps für Ihre Gesundheit.


Logo

Ihr persönlicher Arzneimittel-Assistent

Medikamente

Durchsuchen Sie hier unsere umfangreiche Datenbank zu Medikamenten von A-Z, mit Wirkung, Nebenwirkungen und Dosierung.

Wirkstoffe

Alle Wirkstoffe mit ihrer Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen sowie Medikamente, in denen sie enthalten sind.

Krankheiten

Symptome, Ursachen und Therapie für häufige Krankheiten und Verletzungen.

medikamio App

Kostenlos herunterladen

PlaystoreAppstore
app_screen

Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden

© medikamio