Thioctsäure (Alpha-Liponsäure)

Thioctsäure (Alpha-Liponsäure)

Grundlagen

Thioctsäure oder Alpha-Liponsäure ist ein Wirkstoff, der zur unterstützenden Behandlung diabetischer Polyneuropathie, zur Behandlung von Schwermetallvergiftungen und als Nahrungsergänzungsmittel zur Förderung der gesunden Leberfunktion eingesetzt wird. Es handelt sich hierbei um eine schwefelhaltige Fettsäure. Die beiden Schwefelatome können in oxidierter Form Disulfidbrücken ausbilden. Die Thioctsäure ist ein Racemat. Ein Racemat ist ein Wirkstoff, der aus 2 Molekülen besteht, die im Verhältnis 1:1 vorkommen und sich wie Bild und Spiegelbild verhalten. Man spricht vom R-(rechtsdrehend) Enantiomer und S-(linksdrehend) Enantiomer. Enantiomere unterscheiden sich NICHT in ihren physikalischen Eigenschaften wie Schmelz- oder Siedepunkt. In ihrer Wirkung können sie sich aber teilweise gegenteilig verhalten. Zum Beispiel riecht (S)-Carvon nach Kümmel und (R)-Carvon nach Minze. Die Aminosäure (S)-Valin schmeckt bitter, während (R)-Valin süß schmeckt. Aus diesen Gründen werden in heutigen Zulassungsverfahren für neue Wirkstoffe immer beide Enantiomere untersucht. Manchmal kann es im Körper zur Umwandlung von einem Enantiomer in das andere kommen.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Thioctsäure (Alpha-Liponsäure)

Wirkung

Thioctsäure wirkt als Coenzym und ist beteiligt an diversen Abbauprozessen. Einerseits für Decarboxylierungen, das heißt, dass sie eine Carboxy-Gruppe von einem Molekül abspalten kann und dieses als Kohlenstoffdioxid freisetzt, welches übers Blut zur Lunge transportiert wird und dort abgeatmet wird. Des Weiteren kann die Alpha-Liponsäure Elektronen, Wasserstoff und Acylreste übertragen. Sie wirkt auch als Antioxidans, das bedeutet, dass sie Zellen vor Schäden durch freie Radikale, das sind einzelne Elektronen, die sehr reaktiv sind, schützt. Ebenso kann die Thioctsäure die Blut-Hirn-Schranke überwinden, da sie sowohl wasserlöslich als auch fettlöslich ist. Im Gehirn bindet sie dann Quecksilber, das im Gehirn als Giftstoff wirkt, und gibt das ins Blut ab, wo es später über den Urin ausgeschieden wird. Alpha-Liponsäure erhöht die Aufnahme von Glucose in die Zellen, wodurch der Blutzuckerspiegel gesenkt wird und dadurch kann sie als unterstützende Therapie bei Diabetes mellitus eingesetzt werden.

Dosierung

Nehmen Sie Thioctsäure immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Erwachsene:

Die übliche empfohlene Dosis beträgt 600 mg täglich.

Alpha-Liponsäure sollte auf nüchternen Magen eingenommen werden. 

Kinder&Jugendliche:

Die Anwendung bei Kindern&Jugendlichen ist aufgrund fehlender Daten zur Sicherheit, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit NICHT empfohlen

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Häufig:

Sehr selten:

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • Cisplatin
  • Insulin oder orale blutzuckersenkende Medikamente
  • Eisenpräparate
  • Magnesiumpräparate
  • Alkohol
  • Milch oder Milchprodukte

Gegenanzeigen

Thioctsäure darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Thioctsäure

Altersbeschränkung

Thioctsäure wird unter 18 Jahren NICHT empfohlen.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft sollte Thioctsäure nur auf ausdrückliche ärztliche Anordnung eingenommen werden. Untersuchungen deuten nicht auf eine fruchtschädigende Eigenschaft oder Störungen der Embryonalentwicklung hin. 

In der Stillzeit sollte Thioctsäure nur auf ausdrückliche ärztliche Anordnung eingenommen werden. Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. 

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code A16AX01, N07XB01
Summenformel C8H14O2S2
Molare Masse (g·mol−1) 206,326
Dichte (g·cm−3) 1,2
Schmelzpunkt (°C) 59-63
Siedepunkt (°C) 160-165
CAS-Nummer 1200-22-2
PUB-Nummer 6112
Drugbank ID DB00166

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor und Lektor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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