Bauchschmerzen - akut

Bauchschmerzen - akut
Internationale Klassifikation (ICD) R10.-
Symptome Schmerzen im Bauchraum, abschwellender, intermittierender und krampfhafter Schmerz, Schmerzen im Rückenbereich, Schulterbereich und Genitalbereich, muskuläre Abwehrspannung des Bauches, Fieber, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, reduzierter Allgemeinzustand
Mögliche Ursachen fettreiche Speisen, schnelle Essgewohneit, Stoffwechselerkrankungen, Appendizitis, entzündete Gallenblase, Infektion, Bauchfellentzündung, Menstruation
Mögliche Therapien Medikamente, operativer Eingriff, Infusionstherapie, Sauerstofftherapie

Grundlagen

Die meisten Menschen sind im Laufe ihres Lebens irgendwann einmal von Bauchschmerzen betroffen. Die Intensität, der Ort und die Symptomatik können dabei variieren. Zahlreiche Erkrankungen des Verdauungstraktes und Stoffwechselerkrankungen machen sich mit dem Symptom Bauchschmerz bemerkbar. 

(iStock / Fabio Camandona)

Stärkste Bauchschmerzen werden auch als akutes Abdomen bezeichnet. Aufgrund des Charakters der Schmerzen und der Intensität kann oft schon eine richtige Zuordnung zu einem Krankheitsbild erfolgen. Weitere Symptome, die häufig im Zuge von akuten Bauchschmerzen auftreten, sind: Fieber, Durchfall, Stuhlverhalt und Erbrechen. Da sich akute Bauchschmerzen aufgrund der Anamnese beziehungsweise der klinischen Untersuchung nicht immer eindeutig zuordnen lassen, sind zudem Laborparameter und bildgebende Untersuchungen bei der Abklärung von Bauchschmerzen wichtig.

Ursachen

Akute Bauchschmerzen können durch eine Vielzahl von Erkrankungen ausgelöst werden. Oft können sich auch ein Herzinfarkt, ein Leistenbruch oder Nierensteine über Schmerzen im Bauchbereich bemerkbar machen.

Häufige Gründe für Bauchschmerzen sind:

Häufigste Ursachen für ein akutes AbdomenProzentsatz
Akute Blinddarmentzündung (Appendizitis)
20 %
Gallenkoliken im Rahmen von Gallenblasenentzündungen
10 %
Darmverschluss (Ileus)
5 %

Seltene Gründe für akute Bauchschmerzen sind Lungenentzündungen, Lungenembolien, kardiovaskuläre Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt oder Aortenaneurysma), Urogenitalerkrankungen (z. B. Nierensteine), Bleivergiftungen und neurologische Erkrankungen (z. B. Herpes zoster). Bei älteren Betroffenen sind häufig ein Ileus, Erkrankungen der Gallenblase, Engstellen durch Tumore (z. B. Dickdarmkarzinom) oder Gefäßerkrankungen Auslöser für Bauchschmerzen. Junge Patienten leiden hingegen häufiger an Blinddarmentzündungen oder auch an gynäkologischen Problemen (z. B. Ruptur einer Ovarialzyste).

Symptome

Ein akutes Abdomen – auch akuter Bauch genannt – ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende stärkste Schmerzen im Bauchbereich. Zudem zeigt der Bauch oft eine brettharte Abwehrspannung. Ein unklares Abdomen wird zuerst internistisch beziehungsweise mithilfe von Bildgebung abgeklärt. Demgegenüber muss ein akutes Abdomen mit hartem Bauch meist operiert werden (z. B. Appendizitis).

In der Notaufnahme stellen sich etwa 10 % aller Patienten mit Bauchschmerzen vor. 20 % davon entfallen auf ein akutes Abdomen (Notfall) und 30 bis 40 % leiden an unspezifischen Bauchschmerzen (Abdominalbeschwerden). 

Leitsymptome von Bauchschmerzen:

  • Abwehrspannung über dem Bauch (Diffus oder lokal)

  • Durchfall

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Blähungen und Stuhlveränderungen (z. B. Verstopfung)

  • Kreislaufprobleme (bis hin zum Schock)

  • Reduzierter Allgemeinzustand

  • Fieber

  • Schonhaltung und Schonatmung

  • Schmerzübertragung in zugehörige Dermatome

Diagnose

Bei akuten und starken Bauchschmerzen sollte der behandelnde Arzt immer 6 Hauptfragen stellen:

  • Wann: Nach welchem Ereignis sind die Schmerzen aufgetreten?

  • Wie lange: Zeitlicher Verlauf des Schmerzes und Dringlichkeit der Situation

  • Warum: In welchem Zusammenhang sind die Schmerzen aufgetreten

  • Wie: Plötzlicher Schmerz oder langsam ansteigende Tendenz

  • Wo: Lokalisation im Bauchraum

  • Charakter des Schmerzes: z. B. brennend, krampfartig, drückend etc.

Bei einem akuten Abdomen sollten folgende Parameter standardmäßig bestimmt werden:

  • Blutbild (Hämoglobin, Leukozyten, Hämatokrit)

  • Serumparameter (CRP, Elektrolyte, Glukose, Lipase, Troponin, Kreatinkinase, Leberparameter, Procalcitonin)

  • Blutgasanalyse

  • Urinstatus

Weiterführende hilfreiche Bildgebungen zur Abklärung von Bauchschmerzen sind der Bauchultraschall (Sonographie), Röntgenuntersuchungen oder die Computertomographie (CT). Oftmals wird im schmerzfreien Intervall auch eine Magenspiegelung (Gastroskopie) oder eine Darmspiegelung (Koloskopie) zur Abklärung der Ursache durchgeführt.

Bauchultraschall (iStock / AndreyPopov)

Der Bauchultraschall (Abdomensonographie)

Mithilfe des Bauchultraschalls lassen sich zahlreiche Erkrankungen wie etwa die Gallenblasenentzündung, das Gallenblasenkarzinom, die Blinddarmentzündung (Appendizitis), die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Nierensteine oder auch ein Darmverschluss (Ileus) vermuten oder sogar beweisen. Trotz der Empfindlichkeit der Bildgebung ist zur raschen Klärung der Ursache von Bauchschmerzen laut Studien oft die Erfahrung des Arztes wichtiger als Labor- oder bildgebende Verfahren.

Tastuntersuchung

Eine erhöhte Abwehrspannung in der Tastuntersuchung deutet auf eine Reizung des Bauchfells (Peritonitis) hin. Dabei unterscheidet man zwischen diffuser und lokaler Verhärtung. Diffus bedeutet, dass der gesamte Bauch relativ hart ist. Es handelt sich dabei oft um eine akute Blinddarmentzündung (Appendizitis) oder eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Lokal abgrenzbare Spannung ist ein Hinweis für Erkrankungen genau in diesem Bereich, wie z.B. ein durchgebrochenes Magengeschwür. Druckempfindlichkeit an bestimmten Stellen tritt bei einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) unter dem rechten, bei einem Magengeschwür (Ulkus) unter dem linken Rippenbogen auf. Charakteristisch für eine Blinddarmentzündung ist (Loslass-)Schmerz nach sowie beim Eindrücken oder Streichen über den Bauch gegen den Uhrzeigersinn.

Therapie

Die Behandlung von Bauchschmerzen unterscheidet sich je nach der Ursache, manchmal benötigen Betroffene sogar eine intensivmedizinische Betreuung.

Das Basismonitoring in der Klinik bei Bauchschmerzen umfasst:

  • Herzfrequenz

  • Blutdruck

  • Temperatur

  • Blutzucker

  • Flüssigkeitshaushalt (Augenmerk auf Bilanzierung)

Je nach Zustand und Ursache der Bauchschmerzen beinhaltet die medikamentöse Therapie:

  • Schmerzmittelgabe (z. B. Metamizol)

  • Sauerstofftherapie

  • Antiemetika (z. B. Ondansetron)

  • Infusionstherapie (gegebenenfalls Ernährung über die Vene)

Prognose

Die Prognose bei Bauchschmerzen unterscheidet sich je nach Auslöser.

Wärmflasche (iStock / Denis Stankovic)

Tipps

Bei Bauchschmerzen empfehlen sich als Hausmittel Entspannung (z. B. durch Massagen oder Spaziergänge), eine reichliche Flüssigkeitszufuhr (z. B. Anis- oder Fencheltee), Wärmeanwendung (z. B. durch Wärmflaschen), sowie eine schonende Kost (z. B. verschiedene Suppen bzw. fettarme Nahrung). Bei unspezifischen Bauchschmerzen z. B. nach einem deftigen Abendessen kann Kamillentee und eine leichte Kost zur Therapie der Schmerzen ausreichen.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Dr. med. univ. Moritz Wieser

Dr. med. univ. Moritz Wieser
Autor

Moritz Wieser hat das Studium der Humanmedizin in Wien absolviert und studiert derzeit Zahnmedizin. Er verfasst vorrangig Artikel zu den häufigsten Krankheiten. Besonders interessiert er sich für die Themenbereiche Augenheilkunde, Innere Medizin und Zahnmedizin.

Thomas Hofko

Thomas Hofko
Lektor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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