Scharlach

Scharlach
Internationale Klassifikation (ICD) A38
Symptome Fieber, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, Enanthem, Pharyngitis, Angina tonsillaris, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Lymphknotenschwellungen, Himbeerzunge, Hautausschlag (Exanthem)
Mögliche Ursachen Infektion
Mögliche Risikofaktoren Immunschwäche, junges Alter
Mögliche Therapien Antibiotika
Wirkstoffe Phenoxymethylpenicillin

Grundlagen

Scharlach ist eine durch Streptokokken ausgelöste Erkrankung und zählt zu den bakteriellen Infektionskrankheiten. Symptome des Scharlachs sind ein typischer, roter Hautausschlag – ausgelöst durch Streptokokken-Exotoxine (Superantigene), eine himbeerfarbene Zunge und eine eitrige Entzündung der Gaumenmandeln. Nicht jede (eitrige) Streptokokken-Angina, die zusammen mit einem Hautausschlag auftritt, ist jedoch Scharlach.

Scharlach tritt immer wieder epidemisch in Kindergärten, Schulen oder anderen Gemeinschaftseinrichtungen auf, da hier eine Ausbreitung besonders leicht möglich ist. Die Erkrankung tritt meist in den Wintermonaten (Oktober bis März) auf. Eine Besiedelung der Rachenschleimhaut mit Scharlach-Erregern ohne Ausbruch der Krankheit ist häufig und unproblematisch.

Ursachen

Scharlach wird vom Bakterium Streptococcus pyogenes aus der Gruppe der β-hämolysierenden A-Streptokokken verursacht. Streptokokken sind grampositive kugelförmige Bakterien, die sich in Ketten oder paarweise anordnen. Neben Scharlach verursacht Streptococcus pyogenes eine Reihe anderer Erkrankungen wie lokale Entzündungen der Haut (Impetigo contagiosaErysipel, nekrotisierende Fasziitis), des Rachens und der Gaumenmandeln (Pharyngitis, Angina tonsillaris) sowie generalisierte Erkrankungen durch die Bakterien (Streptokokken-Sepsis) oder ihre Toxine (Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom, rheumatisches Fieber).

Die Übertragung der Krankheit erfolgt mittels kleinster Tröpfchen über den Luftweg beim Niesen oder Sprechen. Selten ist eine Schmierinfektion, also kontaminierte Objekte, die Ursache. Die Inkubationszeit, der Zeitraum zwischen Infektion und Auftreten der ersten Symptome, beträgt ein bis vier Tage. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit ist von einer möglichen Therapie mit Antibiotika abhängig. Bei einer schnellen medikamentösen Therapie besteht diese für etwa ein bis zwei Tage, ohne Therapie drei Wochen und länger.

Scharlachexanthem (iStock / Marina Demidiu)

Häufigkeit

Infektionen des Rachens mit Streptococcus pyogenes kommen auf der gesamten Welt vor. Der Altersgipfel von Scharlach liegt bei Kindern im Vorschul- und Schulalter (etwa 5 bis 15 Jahren). Es können in seltenen Fällen auch Erwachsene betroffen sein. Neugeborene vor der Geburt und gestillte Säuglinge sind in den ersten Monaten meist durch Antikörper der Mutter vor einer Ansteckung mit dem Erreger geschützt.

Symptome

Scharlach ist durch eine typische Symptomatik gekennzeichnet, die im Großteil der Fälle ähnlich auftritt. 

  • Plötzliches Auftreten von Halsschmerzen und Schluckbeschwerden

  • Fieber und Kopfschmerzen

  • rote Verfärbung des Rachens (Enanthem) mit Entzündung der Rachenwand (Pharyngitis)

  • eitrige Entzündung der Gaumenmandeln (Angina tonsillaris, Tonsillitis acuta)

  • Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

  • Lymphknotenschwellungen im Halsbereich

  • anfangs weiß belegte Zunge, die sich nach einigen Tagen zur dunkelroten Himbeerzunge verfärbt.

  • typischer Hautausschlag ab dem 2.-3. Tag. Beginn in den Achseln, Brust und Leistenregion und Ausbreitung über den Körper. Auch das Gesicht ist üblicherweise vom Ausschlag betroffen, wobei der Bereich um den Mund meist ausgespart ist. 

  • Nach 6 bis 9 Tagen legt sich der Ausschlag und die Haut schuppt sich in den folgenden Tagen, speziell an Handflächen und Fußsohlen.

Diagnose

Die Diagnose von Scharlach wird anhand der typischen Symptome und der Krankengeschichte, in Kombination mit einem Rachenabstrich gestellt. 

Um das Risiko für eine Streptokokken-Pharyngitis abzuschätzen, haben sich die zwei Kriterienkataloge Centor-Score und der McIsaac-Score etabliert, in die Faktoren wie das Fehlen von Husten, Schwellung der Gaumenmandel und der Halslymphknoten sowie Fieber einfließen. 

Besonders bei untypischen Krankheitsverläufen und zur Abgrenzung von anderen Erkrankungen kommt dem Abstrich eine große Bedeutung zu. Bei den Abstrichen handelt es sich meist um Antigen-Schnelltests, die besonders in Praxen und Ambulanzen verbreitet sind. Es ist auch eine bakterielle Kultur nach dem Abstrich mit genauer Differenzierung des Erregers möglich. Da eine akute Mandelentzündung häufig von anderen Erregern ausgelöst wird, wird ein Abstrich auf Streptokokken nur für Kinder über 3 Jahren mit Fieber, Halsschmerzen und geschwollenen Halslymphknoten empfohlen. Für jüngere Kinder, Erwachsene und bei Zeichen einer meist viralen Erkältung wie Schnupfen, Husten und Heiserkeit wird ausdrücklich kein Abstrich empfohlen, da hier die Wahrscheinlichkeit für Scharlach gering ist.

Blutprobe (iStock / mustafaoncul)

Bei spezifischen Fragestellungen können im Blut zwei spezielle Parameter, Anti-Streptolysin-O-Antikörper und Anti-DNAse-B-Antikörper, untersucht werden. Hierbei werden Antikörper gegen das bakterielle Streptolysin O oder gegen ein DNA-spaltendes Enzym der Streptokokken nachgewiesen. Vor allem am Beginn der Infektion kann ein starker Anstieg dieser Antikörper im Blut beobachtet werden. Die Antikörperkonzentrationen werden nicht bei jeder Scharlach-Erkrankung bestimmt.

Differentialdiagnosen

Andere Erkrankungen, die dem Scharlach ähnlich sehen können sind: 

  • Röteln

  • Masern

  • Arzneimittelexanthem

  • Tonsillitis durch Viren oder andere Bakterien

  • Kawasaki-Syndrom

Therapie

Antibiotika 

Scharlach wird in den meisten Fällen mit Antibiotika behandelt. Bei leichten Verläufen kann auf diese verzichtet werden. 

Mittel der ersten Wahl für die Therapie ist Penicillin, das meist zum Schlucken als Penicillin V gegeben wird. 

Möglich sind auch andere verwandte Antibiotika (β-Laktame).  Beispiele sind:

Resistenzen von Streptococcus pyogenes gegen β-Laktame sind laut Robert-Koch-Institut nicht bekannt.

Sollte der Erkrankte unter eine Penicillin-Allergie leiden, werden andere Antibiotika angewendet:

  • Erythromycin oder andere Makrolide

Penicillin-Antibiotika werden in der Regel für 10 Tage gegeben. Bei Erythromycin und Cephalosporine ist speziell bei Kindern auch eine kürzere Anwendungsdauer möglich. Eine antibiotische Therapie verkürzt den Zeitraum, in dem eine erkrankte Person ansteckend ist. 

Weitere Empfehlungen

  • Suchen Sie bei Hautausschlag, Fieber und Halsbeschwerden stets einen Arzt auf!

  • Um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, ist Schonung und Bettruhe ratsam!

  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme!

  • Fieber kann medikamentös, zum Beispiel mit Ibuprofen oder Paracetamol gesenkt werden.

  • Bei Schluckbeschwerden können warme Getränke wie Tee und Suppe oder Lutschtabletten schmerzlindernd sein.

Prognose

Scharlach ist eine gut behandelbare Krankheit, die bei rechtzeitiger Therapie einen guten Verlauf aufweist. Die Symptome gehen unter Einnahme von Antibiotika nach einigen Tagen zurück. 

Komplikationen von Scharlach sind insgesamt selten. Es kann zu zusätzlichen Krankheitsbildern wie einer eitrigen Einschmelzung der Mandeln (Peritonsillarabszess), Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen kommen.

Eine Scharlach-Erkrankung kann einen schweren (toxischen) Verlauf aufweisen, bei dem es zu Erbrechen, Diarrhö, Krämpfen und neurologischen Auffälligkeiten wie Benommenheit kommen kann. 

Gefürchtet ist eine Ausbreitung der Bakterien über die Blutbahn (Streptokokken-Sepsis). Diese ist selten, kann jedoch zu sehr schweren Verläufen führen. 

Poststreptokokkenerkrankungen

Durch eine Aktivierung des Immunsystems durch Bakterien-Toxine und eine folgende Antikörper- und Immunkomplexbildung kann es nach einer Infektion mit Streptokokken zu sogenannten Poststreptokokken- oder Streptokokkenfolgeerkrankungen kommen. 

Rheumatisches Fieber
Diese Erkrankung tritt in der Regel ca. 14 Tage nach einer Streptokokkeninfektion auf und führt zu Fieber, Gelenkentzündungen (Polyarthritis), Herzentzündungen (Per-, Myo- und Endokarditis) sowie Hautausschlägen. Eine seltene Manifestation des rheumatischen Fiebers ist die Chorea minor (Chorea Sydenham). Hier kommt es durch Schädigungen des Gehirns zu unkontrollierten, überschießenden Bewegungen der Arme und Hände. 

Akute postinfektiöse Glomerulonephritis
Hierbei kommt es zu Schäden an den Nieren und Folgen wie Blut- (Hämaturie) und Proteinverlust (Proteinurie) über den Harn und im Verlauf zu Wassereinlagerungen (Ödeme) und Blutdruckproblemen.

Es wird diskutiert, ob eine frühzeitige antibiotische Therapie die Wahrscheinlichkeit für zusätzliche Krankheitsbilder und Streptokokkenfolgeerkrankungen reduziert. Hierfür gibt es jedoch keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz.

Eine durchgemachte Scharlach-Erkrankung schützt nicht vor einer erneuten Ansteckung mit Streptokokken. Es kann jedoch zu einer Immunität gegen die für das Exanthem verantwortlichen Toxine kommen. So ist es möglich, dass bei einer erneuten  Streptokokken-Angina das Exanthem ausbleibt.

Vorbeugen

Da Scharlach ansteckend ist, empfiehlt es sich, Kontakt mit Erkrankten zu vermeiden und allgemeine Hygieneempfehlungen einzuhalten. Händewaschen und Desinfektion ist sehr effizient gegen S. pyogenes.

Tonsillitis (iStock / Aisylu Akhmadieva)

Wenn ein Kontakt zu einer an Streptokokken erkrankten Person bestand, kann eine prophylaktische Einnahme von Penicillin erwogen werden. Diese Postexpositionsprophylaxe ist speziell in Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen empfohlen. 

Beim Ausbruch der Infektion sollte rechtzeitig eine antibiotische Therapie begonnen werden, um das infektiöse Intervall kurzzuhalten. 24 bis 48 Stunden nach Beginn einer antibiotischen Therapie ist keine Übertragung mehr zu erwarten.  

An Scharlach erkrankte Personen dürfen weder als betreuende noch als betreute Person eine Gemeinschaftseinrichtung betreten. Eine Wiederzulassung ist ab dem zweiten Tag einer antibiotischen Therapie bei Symptomfreiheit  wiedermöglich. In Österreich ist Scharlach eine meldepflichtige Erkrankung (Epidemiegesetz, BGBl. Nr. 186/1950 idgF). In Deutschland besteht eine Benachrichtigungspflicht für Gemeinschaftseinrichtungen (§ 34 Abs. 6 IfSG ).

Quellenangaben

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Dr. med. univ. Moritz Wieser

Dr. med. univ. Moritz Wieser
Autor

Moritz Wieser hat das Studium der Humanmedizin in Wien absolviert und studiert derzeit Zahnmedizin. Er verfasst vorrangig Artikel zu den häufigsten Krankheiten. Besonders interessiert er sich für die Themenbereiche Augenheilkunde, Innere Medizin und Zahnmedizin.

Thomas Hofko

Thomas Hofko
Lektor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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