BCG-Impfstoff

Grundlagen

Der BCG-Impfstoff oder auch Bacille Calmette-Guérin (BCG) Impfstoff ist ein abgeschwächter (attenuierter) Lebendimpfstoff gegen Tuberkulose. Die Impfung wird in die Haut (intrakutan) verabreicht. Im Impfstoff enthalten ist das Bakterium Bacillus Calmette-Guérin. Wichtig zu erwähnen ist, dass der Impfstoff weder vor einer Ansteckung, noch vor einer Verbreitung der Keime schützt. Der Krankheitsverlauf wird mit der Impfung auch nur minimal beeinflusst. Der einzige Nutzen, den der Impfstoff hat, ist es, schwere Komplikationen bei Kindern zu verhindern. Dazu gehören eine Miliartuberkulose und eine tuberkulöse Meningitis. Hier schützt der Impfstoff sehr zuverlässig. Seit den 2000er Jahren wird die Impfung aber nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt, weil die Erkrankungszahlen weiter zurückgehen und die Komplikationen der Impfung den Nutzen der Impfung überwiegen. 

Heute wird der BCG-Impfstoff zur Behandlung von verschiedenen Arten von Harnblasenkrebs eingesetzt. Er wird auch angewendet, um ein neuerliches Auftreten des Krebses zu verhindern. 

BCG-Impfstoff Impfung gegen Auffrischimpfung gegen BCG Bacillus Calmette Guerin gegen Tuberkulose bei Kindern und Jugendlichen. Arzt mit Fläschchen der Dosen Impfstoff für BCG gegen Tuberkulose-Krankheit(angelp/iStock)

Wirkung

Der BCG-Impfstoff wirkt, indem er gleich mehrere Immunzellen (Makrophagen, natürliche Killerzellen,...) aktiviert und dazu anregt, sich zu vermehren. Ebenso kommt es zur Ausbildung eines immunologischen Gedächtnisses, was so viel bedeutet wie, dass gewisse Immunzellen sich den Erreger “merken” und bei einer zweiten oder weiteren Infektion kann die Immunantwort schneller ausgelöst werden. Der Impfstoff enthält abgeschwächte (attenuierte) Bakterien, die nur ein geringes Infektionspotential besitzen. 

Dosierung

Das BCG-Vakzin ist eine Impfung und wird daher nur von medizinischem Fachpersonal verabreich. Die Impfung wird jedoch nicht wie jede andere verabreicht, sondern als Flüssigkeit auf den Oberarm aufgetragen und mit einer Nadel kleine Stiche/Wunden in die Haut geritzt. Dies kann man sich vorstellen wie bei einem Prick-Test, welcher auch als Allergietest bekannt ist. Es kann dadurch zu kleinen Blutungen, Rötungen und Schmerzen kommen.

Wichtig ist, dass sich die Bakterien eine Zeit lang in der Wunde aufhalten können und somit auch mittels Kontakt übertragen werden können, was im schlimmsten Fall zu einer Ansteckung führen kann. Aus diesem Grund sollte die Wunde mindestens 24 Stunden mit Kleidung oder Wundauflagen bedeckt werden. 

Vor der eigentlichen Impfung wird ein Hauttest durchgeführt, um sicherzugehen, dass die Person nicht bereits Tuberkulose hat. Ebenso wird nach der Impfung nochmal ein Hauttest durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Impfung auch gewirkt hat. Der Hauttest sollte VOR der Impfung negativ sein und NACH der Impfung positiv sein. Ist der Test nach erfolgter Impfung immer noch negativ, muss eventuell nochmal nachgeimpft werden. 

Zur Behandlung von Harnblasenkrebs wird das Vakzin durch medizinisches Fachpersonal mittels Katheter in die Blase eingebracht. Das Medikament sollte jedoch 2 Stunden in der Blase verbleiben, wodurch Sie 2 Stunden vor und nach der Installation keine Flüssigkeit zu sich nehmen sollten und Ihre Blase auch nicht entleeren sollten.

Nebenwirkungen

Nach einer Immunisierung mit dem BCG-Vakzin kann es zu normalen Impfreaktionen mit leichtem Fieber, grippeähnlichen Symptomen und allgemeinen Beschwerden.

Es besteht aber auch die Gefahr, eine BCG-Infektion zu bekommen. Den Unterschied erkennen Sie daran, dass bei einer Impfreaktion meist erst nach 24-48 Stunden auftritt. 

Sollten Sie aber den Verdacht haben, an einer BCG-Infektion erkrankt zu sein, suchen Sie UMGEHEND ärztliche Hilfe auf, es besteht akute Lebensgefahr!

Es kann in Einzelfällen leider dazu kommen, dass Sie erst nach Jahren eine sogenannte “verzögerte BCG-Infektion” bekommen. Auch hier besteht akute Lebensgefahr und Sie sollten UMGEHEND ärztliche Hilfe aufsuchen. 

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Sehr häufig:

  • Übelkeit
  • Harnblasenentzündung
  • häufiges Wasserlassen mit Schmerzen
  • Unwohlsein 
  • entzündliche Reaktionen der Prostata

Häufig:

Gelegentlich:

Selten:

  • Gefäßinfektionen
  • Nierenabszess

Sehr selten:

  • BCG-Infektionen von Implantaten
  • Entzündung der Halslymphknoten
  • allergische Reaktionen
  • Entzündung im Inneren des Auges
  • Bindehautentzündung
  • Entzündung der mittleren Augenhaut
  • Gefäßfisteln
  • Erbrechen
  • intestinale Fisteln
  • Bauchfellentzündung
  • Infektion von Knochen und Knochenmark
  • Psoas-Abszess
  • Infektion der Eichel
  • Schwellungen in den Armen und Beinen

Häufigkeit unbekannt:

  • Beschwerden im Genitalbereich
  • schmerzhafter Geschlechtsverkehr
  • Nierenversagen
  • Entzündung von Nierengewebe, -hohlräume, -becken
  • keine Spermien oder niedrige Spermienkonzentration in der Samenflüssigkeit

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

Gegenanzeigen

BCG-Impfstoff darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Bacillus-Calmette-Guérin
  • bei geschwächtem Immunsystem oder wenn Sie an einer Immunschwäche leiden
  • bei aktiver Tuberkulose
  • bei Strahlentherapie der Harnblase
  • bei einer Operation durch die Harnröhre vor 2-3 Wochen
  • bei einer Blasenperforation
  • bei Blut im Urin
  • bei akutem Harnwegsinfekt

Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Bakterien über sexuellen Kontakt nach der BCG-Impfung übertragen werden können, sollte bei Geschlechtsverkehr eine Woche lang ein Kondom getragen werden.

Altersbeschränkung

Das BCG-Vakzin sollte erst ab 18 Jahren angewendet werden.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft & Stillzeit sollte das BCG-Vakzin NICHT verabreicht werden!

Narbe nach BCG-Impfung BCG- oder TB-Impfstoffnarbe am Arm eines asiatischen Mannes. (Zay Nyi Nyi/iStock)

Geschichte zum Wirkstoff

Die beiden Franzosen, der Mikrobiologe Albert Calmette und der Veterinärmediziner Camille Guérin, forschten in den Jahren 1908 bis 1919 an Tuberkulose-Kulturen. Sie fanden heraus, dass ein Nährmedium auf Glycerin, Gallen und Kartoffel Basis eine geringere Virulenz erzeugt. Sie änderten ihre Forschung, um wiederholte Züchtungen durchzuführen, um einen attenuierten Impfstoff herstellen zu können. In Tierversuchen konnte aber die Infektion nicht gestoppt werden. Sie forschten weiter, bis der Impfstoff 1928 zugelassen wurde. Aufgrund der vielen Impfgegner wurde das Vakzin erst nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet und zählte zu den sichersten Impfstoffen weltweit. 

Leider kam es auch zum Lübecker Impfunglück, wo 77 Kinder wegen eines kontaminierten Impfstoffes starben. Das Labor zur Fertigung des Impfstoffs war leider ungeeignet zur Herstellung. Zusätzlich wurde auf eine Kontrolle des Impfstoffs im Tierversuch verzichtet. Der Schuldige wurde zu einer Haftstrafe verurteilt. 

Thomas Hofko

Thomas Hofko

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